ZitatAlles anzeigenINTERVIEW: FCK-Trainer Franco Foda ist zufrieden mit dem Start in der Zweiten Liga. Er will noch mehr Siegermentalität und kann sich sehr gut vorstellen, langfristig beim FCK zu bleiben. Von Horst Konzok
Herr Foda, eine fast komplett neue Mannschaft, zuletzt fünf U21-Spieler in der Startelf - eigentlich kann man zufrieden sein, ungeschlagen auf Platz drei zu stehen. Aber wenn das Ziel der Wiederaufstieg ist, schmerzt doch das ein oder andere Unentschieden. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz nach neun Spieltagen aus?
Es gibt Licht und Schatten. Vor der Saison wäre man mit 17 Punkten, Platz drei und der Tatsache, ungeschlagen zu sein, nicht unzufrieden gewesen. Aber wenn man sieht, wie die Spiele gelaufen sind, haben wir zu Hause drei bis vier Punkte verschenkt. Oft ist es uns nicht gelungen, nach einer 1:0-Führung das zweite Tor zu erzielen. Dafür gab es zwei Gründe: einerseits die Chancenverwertung und andererseits waren wir teilweise auch zu passiv und haben nicht mehr so zielstrebig nach vorne gespielt.
Leider haben wir Gegentore durch Unkonzentriertheiten oder taktisches Fehlverhalten bekommen, obwohl wir den jeweiligen Gegnern wenige Torchancen gewähren. Deshalb ist es ärgerlich, dass wir zu Hause schon so oft unentschieden gespielt haben. Wir befinden uns aber auf einem guten Weg, wenngleich es bei dem einen oder anderen Spieler noch Luft nach oben gibt. Positiv ist, dass wir schon einige junge Spieler eingebaut haben, mit denen keiner gerechnet hat. Auch hier zählt: Junge Spieler müssen das Ziel haben, sich im tagtäglichen Training zu verbessern, und sie müssen bereit sein, zu lernen.
Dann haben diese Spieler auch die Möglichkeit, bei mir zu spielen. Alles in allem müssen wir noch mehr eine Siegermentalität entwickeln und wir müssen lernen, über 90 Minuten konzentriert zu bleiben und auch nach einer Führung aus guter Organisation weiter nach vorne zu spielen. Egal, was in einem Spiel passiert, wir wollen an unserem Spiel festhalten! Es gibt also noch viel zu tun. Wir müssen uns in allen Mannschaftsteilen verbessern.
Mit Jan Simunek, Pierre De Wit, Alexander Baumjohann und Enis Alushi fehlten zuletzt vier Hochkaräter. Wie schwer wiegen diese Ausfälle?
Natürlich sind das alles gute Spieler. Aber ich bin keiner, der jammert. Erstens werden sie dadurch nicht gesund und zweitens geht es darum, denen, die jetzt spielen, Vertrauen zu geben. Wir haben diese Ausfälle trotz allem gut kompensiert. Jeder Spieler, der nicht spielt, ist unzufrieden. Wenn er dann die Chance bekommt, muss er dem Trainer beweisen, dass er bereit ist und der Mannschaft helfen kann. Das ist die Aufgabe der Spieler. Deswegen sage ich, dass man alle Spieler braucht und dass alle Spieler wichtig sind. Jeder muss sich vorbereiten und keiner darf nur eine Sekunde nachlassen. Diese Mentalität muss jeder verinnerlichen, sonst hat er keine Chance bei mir.
Sie haben mit Kostas Fortounis ein 19-jähriges Ausnahmetalent im Kader, das nach misslungenen Situationen oft abschaltet, resigniert. Was tun Sie, um Kostas auch eine andere Körpersprache anzueignen?
Ich werde niemals in der Öffentlichkeit über einzelne Spieler diskutieren. Kostas ist ein junger Spieler. Es gibt in jedem Spiel Höhen und Tiefen. Es gibt keinen Fußballer, der über 90 Minuten hinweg keinen Fehler macht oder keinen Fehlpass spielt. Das Entscheidende ist, dass man eine Mentalität hat, dass man an seinem Spiel und dem, was man tun will, festhält. Das ist ein Lernprozess. Qualität ist heutzutage nicht nur etwas mit dem Ball anfangen zu können, sondern auch mental unter Druck zu bestehen.
OFFEN UND EHRLICH - FCK-Trainer Franco Foda mag klare Ansagen und deutliche Worte. Bei den Spielen geht der Coach voll mit. (foto: kunz-moray)
Sind Sie überrascht, dass das Publikum auf dem Betze die neue Mannschaft nach dem trostlosen Abstieg so positiv aufgenommen hat?
Wenn man so absteigt, tut das weh. Aber man muss das irgendwann ad acta legen, sich neu fokussieren. Ich sage den Spielern immer wieder: Ihr müsst euch auf jedes Heimspiel freuen. Hier macht es Freude und Spaß zu spielen, bei diesem Publikum, in dieser Atmosphäre. Entscheidend war, dass die Spieler durch ihr Auftreten in der Vorbereitung auch dazu beigetragen haben, dass die Fans erkannt haben, das Gefühl bekamen, dass diese Mannschaft alles für den Erfolg zu tun gewillt ist. So hat sich eine gute Harmonie zwischen Mannschaft und Fans entwickelt.
Sie haben mit Mo Idrissou und Albert Bunjaku zwei klasse Stürmer ...
Beide müssen weiter hart an Laufwegen und Automatismen arbeiten, müssen noch besser werden, ihre Chancen noch besser nutzen. Sie müssen noch mehr miteinander spielen und kombinationssicherer werden, noch mehr in die Tiefe gehen und im Strafraum präsenter sein. Beide haben aber auch schon vieles richtig gut gemacht, aber es gibt immer wieder Details, die es zu verbessern gilt. Deshalb versuche ich meinen Spielern zu vermitteln: Ein Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag. Man muss das beherzigen, um unsere hohen Ziele zu erreichen. Summa summarum haben beide schon schöne Tore erzielt und sind eine Bereicherung für unsere Mannschaft.
Was machen Sie an einem Tag ohne Fußball?
Den gibt es während einer Saison selten bei mir. Tage ohne Fußball gibt es nur im Urlaub, einmal im Jahr, in der Winterpause fliegen wir in die Sonne - meistens auf die Malediven. Da gehe ich gerne mit Freunden tauchen.
Wie gestaltet sich Ihre Zusammenarbeit mit Stefan Kuntz, dem Vereinschef des FCK?
Sehr gut! Wir sitzen alle in einem Boot, wir alle müssen gut zusammenarbeiten, um erfolgreich zu sein. Ich hatte ja auch andere Angebote, ich habe mich aber für Kaiserslautern entschieden, weil ich bei allen Gesprächen ein gutes Gefühl hatte, hier wirklich etwas entwickeln zu können. Es kommt ja nicht darauf an, sich nur in den Armen zu liegen, stattdessen muss man auch einmal kontrovers über den richtigen Weg diskutieren. Ich sage den Leuten immer offen ins Gesicht, was ich denke. Das kann unangenehm sein, ist aber ehrlich. Das erwarte ich auch von meinen Mitmenschen.
Sie waren sechs Jahre Cheftrainer in Graz. Können Sie sich vorstellen auch so lange beim FCK zu bleiben?
Ich war deshalb so lange in Graz, weil wir über all die Jahre auch sehr erfolgreich waren. Für mich war wichtig, dort arbeiten zu können, wo ich etwas entwickeln kann. Die Rückendeckung muss da sein, wenn es mal nicht so läuft. Ich muss nicht da arbeiten, wo es das meiste Geld gibt. Hätte ich so entschieden, wäre ich nicht beim FCK. Ich kann hier mit Freude arbeiten. Wir haben ein gut funktionierendes Trainerteam, das Umfeld ist sehr professionell und die Mannschaft entwicklungsfähig. Alles ist bestens, deshalb kann ich mir sehr gut vorstellen, langfristig zu bleiben und etwas aufzubauen.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau