ZitatAlles anzeigenSport-Plauderei: Die Leiden der „Berliner Bagaasch“
In unserer Serie Sport-Plauderei stellen wir Menschen vor, die hinter den Kulissen des Sports tätig sind. So wie Christian Hirsch (33), Vorstandsmitglied des FCK-Fanklubs „Berliner Bagaasch“.
Herr Hirsch, Sie müssen leidensfähig sein ...
Ja, zurzeit schon. Sportlich könnte es besser laufen. Es hat zu viele Unentschieden gegeben. Schade, dass die Saison so einen schwierigen Verlauf genommen hat. Ich hoffe dennoch, dass wir die Relegation erreichen.
1:1 gegen neun Auer – die RHEINPFALZ urteilt: „blamiert bis auf die Knochen“.
Die Mannschaft ruft in solchen Spielen ihr Potenzial nicht ab. Vielleicht werden diese Gegner unterschätzt. Es wäre toll, wenn die Mannschaft den Fußball, den sie gegen Köln gezeigt hat, wiederholen könnte.
Warum sind die Spieler so drauf?
Gute Frage. Vielleicht sehen sich manche schon in der Bundesliga und vernachlässigen die Arbeit in der Zweiten Liga.
Sind Spiel, Mannschaft und Trainer erstligareif?
Mmh … gute Frage … das Potenzial ist da, aber momentan zeigt die Mannschaft keine erstligareife Leistung.
Ich halte dagegen: Sie sind es nicht!
Dagegen kann ich nichts sagen. Betrachtet man die vielen Unentschieden, ist das möglicherweise so.
Warum muss es eigentlich einen FCK-Fanklub in Berlin geben?
Es sollte auf der ganzen Welt FCK-Fanklubs geben. Die „Berliner Bagaasch“ besteht seit 15 Jahren. Im Januar haben wir zum Jubiläum eine Feier gehabt mit befreundeten Fanklubs aus Kaiserslautern und Berlin sowie dem FCK-Fanbeauftragten.
Was treibt ein FCK-Fanklub in Berlin?
Wir verstehen uns als aktiver Fanklub. Das heißt: Wir fahren so oft wie möglich zu Spielen. Wir organisieren Treffen, Partys und Aktionen. Beim Unionsspiel haben wir eine Choreo durchgeführt. Gesprächsrunden und Lesungen hat es gegeben mit dem früheren Spieler Ronnie Hellström, FCK-Teammanager Roger Lutz und Aufsichtsrat Jürgen Kind. Wir wollen Spaß haben und Fußballleidenschaft ausleben, mit dem FCK im Herzen.
Neben der Leidensfähigkeit – was ist die Jobbeschreibung eines Fanklubvorstands so fern des Betzenbergs?
Es müssen Fahrten organisiert werden, die Kasse, die Karten für die Spiele oder die Choreos. Dazu brauchen wir einen Vorstand, der die Sache strukturiert.
Wären Sie an der Stelle von FCK-Chef Stefan Kuntz – was würden Sie anders machen?
(lacht) Ich würde versuchen, die Kluft zwischen Fans und Verein nicht größer werden zu lassen.
Wird sie größer? Warum?
Weil das DFL-Sicherheitskonzepts vom Verein kritiklos durchgewinkt wurde. Dann sind 49 von 52 Stadionverboten auf Anraten der Polizei, die ein Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruch eingeleitet hat, ausgesprochen worden, ohne dass die Betroffenen unter anderem beim Verein ein Anhörungsrecht bekamen und sich zu der Beschuldigung äußern konnten. Es wäre schön, wenn wir wieder die Gemeinsamkeit und den Zusammenhalt betonen würden.
Wenn der FCK in der nächsten Saison nach Berlin kommt, wird der Gegner Hertha oder Union sein?
Wenn’s nach mir ginge: natürlich Hertha …
... aber?
Momentan zweifele ich, ob es reicht für den Aufstieg. Selbst wenn der FCK den dritten Platz erreicht und dann in der Relegation gegen Augsburg, Hoffenheim, Düsseldorf oder Bremen spielt – es wird schwierig. Ich bin hin und her gerissen. Eigentlich hätten wir es nicht verdient.
Interview: Hartmut Rodenwoldt
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau