ZitatAlles anzeigenFCK-Flügelspieler angeschlagen vor dem Gastspiel bei den „Löwen“ – Markus Karl für den gesperrten Alexander Ring dabei
Trainer Kosta Runjaic hat die „Woche der Wahrheit“ für Zweitligist 1. FC Kaiserslautern ausgerufen. Die Roten Teufel müssen morgen (13.30 Uhr) beim Start in die englische Woche beim TSV 1860 München möglicherweise auf den verletzten Karim Matmour verzichten. Beim 3:0-Hinspielsieg war er der beste Lauterer.
„Es sieht nicht gut aus“, sagte der FCK-Coach gestern Nachmittag, nachdem Matmour wegen muskulärer Oberschenkelprobleme das Training abgebrochen hatte. Simon Zoller pausierte bei der Übungseinheit – eine reine Vorsichtsmaßnahme. Beim Abschlusstraining soll der Torjäger heute wieder dabei sein und morgen gegen die „Löwen“ in der Allianz-Arena stürmen. Markus Karl kehrt nach seiner Gelb-Sperre für Alexander Ring in die Mannschaft zurück. Der kampf- und laufstarke Finne sitzt nach fünf Gelben Karten auf der Strafbank.
„Wir wissen um die Schwere der Aufgabe“, betont Runjaic, der in den „Sechzigern“ eine Mannschaft sieht, „die den Anspruch hat, um den Aufstieg mitzuspielen“. „Sie brauchen unbedingt einen Dreier – wir auch“, sagt der Coach mit Blick auf die Münchner, die 25.000 Zuschauer erwarten. Darunter werden gut 3000 FCK-Fans sein.
FCK-Stürmer Mohamadou Idrissou sorgte am Donnerstag mit der Ankündigung, den Verein zum Saisonende „definitiv“ zu verlassen, für einen Paukenschlag. Der Stürmer, zuletzt mehr wegen privater Turbulenzen in den Schlagzeilen des Boulevards als Thema auf den Sportseiten, überraschte Vorstand und Trainer mit seinen Aussagen.
„Wir haben den Spielern, deren Verträge auslaufen, angekündigt, Ende März Gespräche führen zu wollen“, erläutert Vereinschef Stefan Kuntz. „Nun hat sich Mo erklärt. Damit ist alles gesagt“, erklärt der Vorstandsvorsitzende.
„Ich war überrascht. Mo ist Mo ...“, sagt Kosta Runjaic. „Mo wird bis zum Ende der Runde versuchen, seine Leistung zu bringen und versuchen, der Mannschaft zu helfen. Ich werde weiter nach Trainingsleistung aufstellen“, beteuert der FCK-Coach. Er mutmaßt, dass die lange Ladehemmung, die interne Kritik an den Leistungen, auch der zwischenzeitliche Platz auf der Bank und die einmalige Verbannung aus dem Kader Idrissou wohl zu seinem Entschluss gebracht hätten. Der Stürmer habe sich aber zuletzt deutlich verbessert gezeigt.
„In der Kabine gibt es darüber keine Diskussion“, versichert FCK-Kapitän Marc Torrejón, dass die Meldungen um Mo Idrissou mannschaftsintern kein Thema seien. Der Spanier schöpft Zuversicht aus dem Spiel gegen den 1. FC Köln: „Nicht nur für die Abwehr, für die ganze Mannschaft war wichtig, dass wir endlich wieder zu null gespielt haben.“ Torrejón sieht der Aufgabe bei den „Löwen“ mit Respekt entgegen: „Eine gute Mannschaft. Wir müssen aber gewinnen, um unser Ziel erreichen zu können.“
„Nach drei Niederlagen hintereinander war ein Punkt gegen Köln vielleicht zu wenig. Für die Mannschaft aber war er gut. Er gibt uns ein gutes Gefühl“, betont der Kapitän. „Es war nicht nur ein zu null. Wir waren gegen Köln die bessere Mannschaft und waren enttäuscht, dass wir nicht gewonnen haben“, sagt der junge Willi Orban, auch morgen in München Torrejóns Nebenmann.
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Ich bin der Meinung, ...
... dass der Mietvertrag für den Betzenberg so in Ordnung ist.
Der Anspruch des Bundes der Steuerzahler ist ein ehrbarer. Eigentlich. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit aber klaffen auch schon mal Welten. Beim Frontalangriff auf den 1. FC Kaiserslautern, über Teile der Medien gesteuert, wurde weit übers Ziel hinaus geschossen. Eine überregionale Zeitung bekam die Informationen zugeschanzt.
Ohne die zugesicherte Exklusivität hätte das renommierte Blatt die Story nicht gebracht, erklärte der Geschäftsführer des Steuerzahlerbundes seine seltsame Öffentlichkeitsarbeit. So wurde das Ganze aufgeblasen zum 100-Millionen-Euro Steuergeschenk für die Roten Teufel. Wirkliche Kenner der Materie widerlegen das Zahlengerüst ohne Skalpell.
Anlass zum Rundumschlag, Äpfel mit Birnen verglichen, war der – vernünftigerweise – vom Kaiserslauterer Stadtrat modifizierte Mietvertrag für das Fritz-Walter-Stadion, der unterschiedliche Konditionen für Erste und Zweite Liga vorsieht. Was heute Sinn macht, und parallel vom Kölner Stadtparlament für Zweitliga-Spitzenreiter 1. FC Köln so beschlossen wurde, hätte schon vor zehn Jahren so oder so ähnlich Vertragsinhalt sein müssen, als die Rettung des damals faktisch toten 1. FC Kaiserslautern von Land und Stadt samt des Sanierers Jäggi mit heißer Nadel gestrickt wurde.
Gerettet wurde der Klub damals, weil Stadt und Land um die wirtschaftliche Bedeutung des Fußballvereins als Steuerzahler und als Arbeitgeber für die Region wussten. Ohne den FCK wäre das WM-Stadion zur Bauruine geworden und würde vor sich hin dümpeln wie das Südweststadion in Ludwigshafen.
Das Ja zum WM-Standort Kaiserslautern mit dem Mitveranstalter FCK war unverantwortlich. Der damals schon angeschlagene FCK war nie und nimmer in der Lage, diese Lasten zu schultern. Es war blauäugig von Land und Stadt, den FCK als Bauherr mit ins Boot zu nehmen. Die damalige FCK-Führung hatte sich im Größenwahn vergaloppiert.
Die jetzige Vereinsführung mit Stefan Kuntz an der Spitze, seit 8. April 2008 im Amt, hat mit den Erblasten zu kämpfen. Der geplante Rückkauf des Fröhnerhofs, der geplante Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums – alles Schritte, um den Verein dauerhaft lebensfähig zu machen. Nur so bleibt der Mieter FCK der Stadiongesellschaft erhalten. Nun darf der Zweitligist hoffen, dass die EU den Entscheid über den neuen Mietvertrag billigt.
Denn der FCK muss davon ausgehen, auch in der kommenden Saison zweitklassig zu spielen. Die Hypothek von neun Niederlagen in 25 Spielen, dazu ein happiges Restprogramm, stimmt nicht optimistisch, wenigstens Platz drei doch noch zu erreichen und über die Relegation in die Bundesliga aufzusteigen. Die Mannschaft, die nach dem Trainerwechsel so erfrischend und erfolgreich Fußball spielte, im DFB-Pokal den Einzug ins Halbfinale mit tollen Leistungen gegen Hertha BSC, bei Union Berlin und bei Bayer Leverkusen schaffte, stolperte in zwei Ergebniskrisen.
Individuelle Fehler, viele stupid nach vorne gedroschene Bälle, Unmengen verschenkter Chancen führten zu zwei Niederlagenserien. Beim 0:0 gegen den 1. FC Köln im Top-Spiel am Montag war der FCK die bessere Mannschaft. Am Ende aber herrschte Stille: kein Jubel, keine Pfiffe. Das Schweigen symbolisierte das Befinden: 0:0 verloren!
Der Mannschaft bleiben neun Spiele, das Ziel doch noch zu erreichen. Neun Spiele, auch um die Fans zu versöhnen. Alle müssen bereit sein, alles zu geben – auch Mohamadou Idrissou, der völlig unmotiviert drei Tage vor dem so eminent wichtigen Spiel bei 1860 München seinen Abschied vom FCK verkündete.
Wie auch immer die Saison endet: Der FCK muss endlich wieder Kontinuität auf der Position des Trainers erlangen. Nur so hört die Flickschusterei am Kader auf. Wichtig ist, dass Asse wie Simon Zoller und Chris Löwe nicht verhökert werden.
Horst Konzok
Die Rheinpfalz - Ludwigshafener Rundschau