ZitatAlles anzeigenDer FCK hat die Ausschreitungen beim Karlsruhe-Spiel am Samstag analysiert. Demnach waren viele Ordner und Security-Leute der Osttribüne am Zaun zum Spielfeld, als im Gästeblock die Unruhen begannen. So konnten die rund 100 Karlsruher Randalierer über die Ost- auf die Südtribüne gelangen.
Rund um das Spiel war es zu schweren Ausschreitungen gekommen, die darin gipfelten, dass rund 100 Karlsruher Fans aus dem Gästeblock der Osttribüne Absperrungen überwanden und auf die Südtribüne stürmten, wo sie mit FCK-Fans aneinander gerieten (wir berichteten). Nach einigen Minuten war die Polizei vor Ort und beendete die Schlägerei. Vor und nach dem Spiel gab es weitere Randale, vor allem am Löwenburgkreisel, der Hauptbahnhof musste nach dem Spiel komplett gesperrt werden, bis die Karlsruher Fans in zwei Sonderzügen abgefahren waren.
Wie FCK-Pressesprecher Stefan Roßkopf gestern erklärte, waren Ordner und Security-Leute von der Osttribüne im Stadion, während die Polizei den Abmarsch des Gästeblocks hinter der Osttribüne organisierte. Dann seien Randalierer aus dem Gästeblock Richtung Spielfeld marschiert. Die Sicherheitskräfte des FCK hätten sich daraufhin am Zaun postiert, um die KSC-Fans in Schach zu halten. „Wir hatten die Befürchtung, dass die Karlsruher das Spielfeld stürmen wollten, deshalb haben wir den Innenraum gesichert“, erklärte Roßkopf.
Als die etwa 100 Karlsruher Randalierer erkannten, dass sie nicht auf den Rasen kommen, seien sie zunächst einen Block weiter auf der Osttribüne vorgedrungen, vermutlich mit dem Ziel, von dort in die Halle hinter der Osttribüne zu gelangen. Da der Ausgang jedoch gesichert gewesen sei, seien sie weiter Richtung Südtribüne. Roßkopf vermutet, dass sie sich nicht vor den laufenden Kameras prügeln wollten, die die Osttribüne im Blick haben.
Der Pressesprecher betonte, es sei im Fritz-Walter-Stadion noch nie vorgekommen, dass Randalierer von einer auf die andere Tribüne vordringen. Der FCK werde nun darüber nachdenken, wie die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt werden können. Es werde auch über bauliche Maßnahmen nachgedacht, aber zunächst erfolge in aller Ruhe eine umfassende Analyse.
Wie die Polizei gestern mitteilte, gab es rund um das Spiel 23 Verletzte. Zu den sechs Beamten, die vor dem Spiel leicht verletzt wurden, seien noch drei weitere hinzugekommen, die nach dem Schlusspfiff leichte Verletzungen erlitten hätten. Die Polizei hat nach den Worten von Pressesprecher Wolfgang Denzer mehr als 20 Strafanzeigen erstattet, insbesondere wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz. Sechs mutmaßliche Randalierer seien festgenommen, von fünf weiteren Personalien festgestellt worden.
Die Polizei werde sich nun darauf konzentrieren, die Bilder auszuwerten, die von Kameras im Stadion aufgenommen wurden, sagte Denzer. Außerdem gebe es viele Fotos, die von professionellen Fotografen und Stadionbesuchern ins Internet gestellt wurden. Auch auf Youtube seien Videos zu finden, die Stadionbesucher mit dem Handy gedreht haben, die Polizei habe zu ihnen Kontakt aufgenommen und gebeten, ihr die Videos zukommen zu lassen. Denzer hofft, auf diesem Weg Täter identifizieren zu können, so dass Ermittlungen in Anklagen münden. Die Polizei habe einiges in der Hand – im Gegensatz zu dem Dresden-Spiel mit schweren Ausschreitungen, als es weder Festnahmen noch Fotomaterial gegeben habe.
Denzer wies darauf hin, dass der Verein grundsätzlich das Hausrecht im Stadion hat und für die Sicherheit auf den Rängen und im Innenraum zuständig sei. Die Polizei sei ebenfalls auf den Rängen vertreten und eile bei Ausschreitungen zu Hilfe. Im Innenraum gebe es hingegen keine Polizeipräsenz; das sei früher so gewesen, aber seit längerer Zeit sei dort keine Polizei mehr.
Der Pressesprecher betonte, bezüglich der Ausschreitungen machten viele schlimme Gerüchte die Runde, an denen nichts dran sei. Weder liege ein Junge im Koma, noch seien Erwachsene und Kinder im Familienblock von Karlsruher Fans überrannt worden. Als die Karlsruher Randalierer auf die Südtribüne stürmten, sei der Familienblock schon leer gewesen.
Der FCK muss unterdessen mit Konsequenzen wegen der Ausschreitungen rechnen. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes hat ein Ermittlungsverfahren gegen beide Zweitligisten eingeleitet. Roßkopf sagte dazu, der DFB werde sich genau ansehen, welche Fans was gemacht haben, der FCK sei jedoch als Hausherr in Sachen Sicherheit in der Pflicht.
ZUR SACHE
Polizeigewerkschaft fordert Konsequenzen
Die Ausschreitungen beim KSC-Spiel haben die Polizeigewerkschaft auf den Plan gerufen. Deren stellvertretender Landesvorsitzender Benno Langenberger ist entsetzt über die Gewaltexzesse. Zahlreiche Verletzte, der Einsatz von Pyrotechnik und massive Angriffe von vermummten Kriminellen auf Polizisten und Sicherheitskräfte bewiesen erneut, dass die Bundesliga endlich aus ihrem Dornröschenschlaf aufwachen müsse.
Es sei höchste Zeit, dass die Vereine erfolgversprechende Maßnahmen treffen. Nicht ein einziger Verletzter dürfe toleriert werden. Gewalttäter müssten mit allen Mitteln isoliert und von Spielen ferngehalten werden, das seien Verbände und Vereine den Fans, Polzisten und Sicherheitskräften schuldig.
Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung