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Hintergrund: Polizei und Staatsanwaltschaft verschärfen Strafverfolgung rund um Fußballspiele auf dem „Betze“
KAISERSLAUTERN. Randale und vermummtes Auftreten rund um Heimspiele des 1. FC Kaiserslautern werden künftig konsequenter verfolgt und bestraft. Das kündigten gestern Polizei und Staatsanwaltschaft Kaiserslautern an.
Vor allem Geldstrafen bis in den vierstelligen Euro-Bereich hinein werden und wurden in der Mehrzahl der 75 Fälle verhängt, in denen die Staatsanwaltschaft bisher wegen Körperverletzung, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung und anderer Delikte rund um das FCK-Spiel am 4. Oktober 2014 gegen den Karlsruher SC Ermittlungsverfahren eingeleitet hat. Die Untersuchungen dauern an, der Leitende Oberstaatsanwalt Udo Gehring rechnet bis zum Abschluss der Ermittlungen mit rund 250 Strafverfahren.
Knapp 200 meist vermummte Randalierer, die zum Teil FCK-Wappen auf ihren dunklen Pullis tragen, warten an diesem sonnigen Nachmittag des 4. Oktober am Elf-Freunde-Kreisel vor dem Spiel unterhalb der Nord-West-Ecke des Stadions grölend auf die von der Polizei vom Bahnhof zum „Betze“ eskortierten KSC-Anhänger. Plötzlich fliegen aus der wartenden Meute Fäkalien- und Blutbeutel sowie Feuerwerkskörper auf Polizisten und Karlsruher Fans. Es gibt Verletzte.
Ein Stadionbesucher in einem FCK-Trikot schlägt und tritt auf einen von der Gästetribüne in den Lauterer Zuschauerbereich hineingestürmten KSC-Anhänger ein, der von anderen festgehalten wird.
Schlimme Bilder. Erschreckende Bilder. Es sind zwei Szenen aus dem Videobeweismaterial, das die Polizei gestern bei einem Pressegespräch vorgeführt hat. „Was wir rund um dieses Spiel erfahren haben an Gewaltexzessen, war auch für uns neu“, betonte der Präsident des Polizeipräsidiums Westpfalz, Wolfgang Erfurt, „wir waren erschüttert, mit welcher Brutalität dort vorgegangen wurde.“
Mehrere Hundert Stunden Filmmaterial über die Randale vor und nach dem Südwestderby liegen den Behörden vor. „Jeder einzelnen Person muss nachgewiesen werden, welche Straftat sie begangen hat“, sagte Staatsanwalt Christian Schröder, „das ist eine Sisyphus-Arbeit, der wir uns stellen.“ Die Vermummung vieler Beteiligter erschwert den Job – sie ist bei öffentlichen Veranstaltungen wie Fußballspielen oder auf dem Weg dorthin verboten, bei Verstoß droht zumindest eine Geldstrafe. Hier will die Polizei ansetzen und Vermummte möglichst schon vor dem Spiel gezielt demaskieren und entsprechende Mützen, Schals, Kapuzen und Halstücher beschlagnahmen. „Wer beim Besuch eines Spiels sein Gesicht verdeckt, der ist nicht gekommen, um Fußball zu sehen“, sagte Erfurt.
„Aus meiner Sicht handelt es sich um potenzielle Besucher eines Fußballspiels, nicht um Fans“, sagte Staatsanwalt Schröder mit Blick auf Gewalttäter. „Es muss uns allen ein Anliegen sein, dass diese den Blick nicht mehr auf den Eventcharakter legen und den Fußball als Plattform nutzen, sondern dass sie einen sorgenvollen Blick darauf haben, dass sie strafrechtlich verfolgt werden.“
Deutlich wurde gestern aber auch: Rund um die meisten FCK-Spiele ist es friedlich. „Einige Personen bei einem einzigen Spiel machen alles kaputt“, betonte der Fußball-Einsatzleiter, Polizeidirektor Franz-Josef Brandt, mit Blick auf die übrigen Zweitliga-Heimspiele in der Hinrunde, „bei den sonstigen acht Spielen zusammen hatten wir gerade 24 Straftaten.“
Trotz aller Hoffnung auf eine friedliche Zukunft hat sich auch der FCK weiter gewappnet. Auf der Osttribüne wird zwischen Gästeblock und den übrigen Bereichen künftig je nach Sicherheitslage ein bis zu 2,20 Meter hoher mobiler Zaun installiert sein. Zudem wird die Videoüberwachung der Tribünen weiter verstärkt.
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FCK: Lakic-Wechsel noch nicht vom Tisch
Der sofortige Wechsel von Kapitän Srdjan Lakic (31) vom Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern zu Bundesliga-Aufsteiger SC Paderborn ist weiter ein Thema. Der FCK fordert Ablöse und bräuchte starken Ersatz für den Stürmer. Die Zeit drängt. Noch bis Montag ist das Transferfenster offen. So verlässt wohl auch Jungprofi Jan-Lucas Dorow (21) den FCK auf Leihbasis, um Praxis zu sammeln. Ein Interessent an dem zuletzt formschwachen Angreifer ist Drittligist FSV Mainz 05 II.
Am 8. Februar spielen die Lauterer in Braunschweig. Wie fit FCK-Innenverteidiger Dominique Heintz bis dahin ist, ist offen. Der 21-Jährige laboriert weiter an einer Muskelverletzung im hinteren Oberschenkel, konnte in den vergangenen Tagen nicht trainieren. Seine zuletzt leicht angeschlagenen Innenverteidiger-Kollegen Tim Heubach und Michael Schindele sind indes wieder gesund. Heintz ist wie Willi Orban Stammkraft innen in der Abwehrkette. Erste Alternative: das Duo Orban/Heubach.
Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung