ZitatAlles anzeigenGerechtes Derby-0:0 zwischen KSC und FCK – Zimmer scheitert an der Latte – Lauterer Torwart am Ende mit toller Tat
Tobias Sippel hat sich seine Partystimmung mit einer Glanztat in der Nachspielzeit gerettet: Nach Max-Ecke parierte der FCK-Torhüter, der gestern 27 Jahre alt geworden ist, gegen Manuel Gulde, hielt dem 1. FC Kaiserslautern das leistungsgerechte 0:0 im Zweitliga-Spitzenspiel beim Karlsruher SC fest. Der FCK ist damit auf Tabellenplatz zwei geklettert.
„Wir hatten einige gute Chancen, dann den Lattenschuss von Jean Zimmer und am Ende Glück, dass Tobi Sippel so gut hält. Unterm Strich ist das Ergebnis gerecht“, sagte Willi Orban, der Lauterer Kapitän, der nach einer Fußverletzung auf die Zähne biss und neben dem überzeugenden Tim Heubach eine herausragende Abwehrleistung bot. KSC-Torjäger Rouwen Hennings hatte gestern keine Chance.
Eine Halbzeit lang ließ der FCK gar nichts zu. Nur nach einer Rückgabe Heubachs verstieg sich der Lauterer Schlussmann in ein Dribbling gegen den heranstürmenden Hennings, nach seinem Ausrutscher schob Sippel den Ball ins Toraus. „Ich bin mit dem Fuß im Rasen hängengeblieben“, sagte Sippel – der Lapsus des Geburtstagskinds blieb folgenlos.
Der KSC indes war mit seinen beiden Eckbällen bis zur Pause genauso harmlos wie mit seinen Freistößen. Der FCK hatte in den ersten 45 Minuten drei gute Möglichkeiten, war zunächst die bessere Mannschaft; Chris Löwe und Karim Matmour sorgten für Schwung über die Flügel. Die erste Chance machte KSC-Außenverteidiger Philipp Max zunichte, der gegen Kerem Demirbay auf der Hut war (12.). Drei Minuten später stoppte Matmour Max fair und spektakulär, startete den Konter, aber Demirbay scheiterte aus der Distanz an Dirk Orlishausen. Der Karlsruher Torwart, sehr sicher, parierte nach Meffert-Foul am umtriebigen Demirbay auch Löwes Freistoß (37.).
Wichtig für die Balance im Lauterer Spiel die Zweikampfstärke von Alexander Ring und Markus Karl, den Ordnungshütern vor der Abwehrkette. Karl sah nach Foul an Manuel Torres seine zehnte Gelbe Karte (43.). Vorausgegangen war ein leichtfertiger Ballverlust des kampfstarken Philipp Hofmann.
„Wenn mein Schuss reingeht, gewinnen wir wahrscheinlich“, mutmaßte Jean Zimmer, der den Ball aus rund 20 Metern an die Torlatte gezimmert hatte. Kevin Stöger flog heran, setzte den Ball per Kopf aber über das Tor des guten Orlishausen (60.).
Der KSC war nach der Pause besser im Spiel. Aber der für den verletzten Gaétan Krebs gekommene Dimitrij Nazarov ließ zwei große Möglichkeiten überhastet ungenutzt (53., 85.). Auch Ilian Micanski konnte zum Derbyhelden werden, verzog aber nach Yamada-Pass (72.).
„Wir hatten in der ersten Halbzeit einige gute Chancen. Aber wir sollten öfter schießen, anstatt am Sechzehner 18-mal herumzuspielen“, haderte Kerem Demirbay, der nach guter erster Halbzeit die Spielkontrolle etwas verloren hatte. Erkennbar, dass der Lauterer Offensive nach dem Seitenwechsel die Präzision beim Flanken verloren ging. Löwe und Matmour ließen nach, Stöger und Ring waren im Spiel nach vorne wenig effektiv.
Unterm Strich steht ein wichtiger Punkt im Aufstiegskampf für die Lauterer und ein gerechtes Remis. „Ich bin nicht unzufrieden“, konstatierte FCK-Trainer Kosta Runjaic. „Wir sind Zweiter – eine schöne Momentaufnahme“, sagte Kapitän Orban. Torwart Sippel meinte: „Ein wichtiger Punkt – von daher gehen wir gut gelaunt in die Länderspielpause.“ Am Ostersamstag kommt Heidenheim auf den „Betze“.
So spielten sie
Karlsruher SC: Orlishausen - Valentini, Gordon, Gulde, Max - Krebs (41. Nazarov), Meffert - Torres (70. Micanski), Yabo, Yamada - Hennings
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Zimmer, Orban, Heubach, Löwe - Ring, Karl - Matmour (89. Jacob), Demirbay (73. Younes), Stöger - Hofmann (60. Zoller)
Gelbe Karten: Yamada (2), Meffert - Karl (5/5), Demirbay (3), Hofmann (2)
Beste Spieler: Orlishausen, Max, Meffert - Orban, Heubach, Karl
Zuschauer: 27.566 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg).
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KOMMENTAR
Nur eine Momentaufnahme
Sieben, acht Mannschaften dürfen noch vom Aufstieg in die Fußball-Bundesliga träumen. Auch der
FCK gehört dazu.
Gewinnt der 1. FC Nürnberg heute Abend gegen den VfL Bochum, ist der „Club“ mit dann 37 Punkten auch noch einmal in der Aufstiegslotterie dabei. Das gilt für die ersten sieben Mannschaften der Zweiten Fußball-Bundesliga, angefangen von Spitzenreiter FC Ingolstadt, der trotz seiner jüngsten Ergebniskrise drei Punkte Vorsprung auf den 1. FC Kaiserslautern wahrte. Der FCK tut gut daran, den Sprung auf den direkten Aufstiegsplatz als Momentaufnahme anzusehen. Schön, aber noch ohne Aussagekraft.
Das 0:0 zwischen dem Karlsruher SC und dem FCK – bei 6:6 Chancen am Ende gerecht. Dem FCK fehlte in seiner besten Phase im letzten Drittel der Zug zum Tor – was aber auch mit der Qualität der Karlsruher Abwehr inklusive Torhüter Dirk Orlishausen zu tun hatte.
Herausragend beim FCK einmal mehr der Kapitän: Willi Orban spielte nach Syndesmosezerrung und Bänderdehnung am Sprunggelenk, biss auf die Zähne und demonstrierte eindrucksvoll seine Klasse. „Willi hat wieder ein makelloses Spiel gemacht“, lobte FCK-Trainer Kosta Runjaic seinen Vorarbeiter, der mit Tim Heubach sehr gut harmonierte.
Das nährt Optimismus vor ganz schweren Dienstreisen nach Düsseldorf, Bochum, Darmstadt und Aue. Es gibt keinen Selbstläufer. Auch nicht auf dem „Betze“ gegen Heidenheim, Leipzig, St. Pauli und Ingolstadt am letzten Spieltag im Bundesliga-Unterhaus. Aber der kühne Lauterer Traum kann durchaus Wirklichkeit werden.
Es ist ein offenes Rennen. Es folgen noch acht Krimi-Spieltage. Der KSC ist dabei. In der Hinrunde holte er gegen RB Leipzig, den FC Ingolstadt und Lautern keinen Punkt. Jetzt wurden es fünf Zähler. Das macht Mut.
Die Rheinpfalz - Pfälzische Volkszeitung