Diskussionsthema zum Artikel: Schöner Traum nach kleinem Trauma
Schöner Traum nach kleinem Trauma
FCK muss in der Nachspielzeit nicht mehr zittern – 4:1 in Braunschweig bringt Erleichterung
Ein Tor in der Nachspielzeit hat der 1. FC Kaiserslautern diesmal nicht kassiert. Vielmehr legte der Fußball-Drittligist am Dienstag im Kellerduell der Zweitliga-Absteiger bei Eintracht Braunschweig kurz vor Schluss selbst noch einmal nach. Joker Christoph Hemlein setzte mit seinem Treffer den fulminanten Schlusspunkt zum 4:1 (1:1).
Nein, das sollte nicht schon wieder passieren. Dreimal in Folge führte der FCK nach 90 Minuten, und immer glichen die Gegner in der Nachspielzeit zuletzt noch aus: Zwickau, Fortuna Köln und Carl Zeiss Jena erzwangen so jeweils Unentschieden. In Braunschweig war alles anders, die Roten Teufel führten nach dem 1:1-Pausenstand erst mit einem Tor, dann mit zwei Toren Vorsprung. Und trotzdem brachte FCK-Trainer Michael Frontzeck in André Hainault in der 84. Minute noch einen dritten Innenverteidiger. Sicher ist sicher. Als Hemleins Hammer dann zum 4:1 (88.) führte, war auch den größten Pessimisten unter den FCK-Fans klar, dass es diesmal zum zweiten Saisonsieg reichen würde, zum ersten Dreier auf fremdem Platz. Zu verunsichert war Gegner Braunschweig, dessen Anhänger schon vor dem 4:1 das Stadion an der Hamburger Straße scharenweise wütend und enttäuscht verlassen hatten.
„Mir ist nicht wichtig, dass ich das Tor geschossen habe“, sagte der eingewechselte Hemlein später, „wichtig ist allein der Sieg, auch bei einem dreckigen 1:0 wäre ich der Glücklichste überhaupt gewesen.“
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Nach vier Unentschieden in Serie und zuvor zwei Niederlagen durften die Lauterer mal wieder so richtig feiern. Das Kurz-Trainingslager in Wolfsburg gleich nach dem 3:3 in Jena am Samstag hat sich ausgezahlt. „Wir haben sehr, sehr schwere Wochen hinter uns“, sagte der zwischenzeitlich selbst in die Schusslinie geratene Frontzeck: „Aber die Art und Weise, wie die Mannschaft damit umgegangen ist, wie sie sich in Braunschweig präsentiert hat, damit war ich sehr zufrieden.“
Der 54-Jährige hat bei vielen Personalien alles richtig gemacht: So konnte der 22 Jahre alte Christian Kühlwetter seinen Traum weiter leben. Der Stürmer, von Frontzeck im mittlerweile praktizierten 4-1-4-1-System wie in der Vorbereitung auf der linken offensiven Außenbahn eingesetzt, erzielte in seinem zweiten Profispiel seine Tore zwei und drei. Er traf in Braunschweig zum 1:0 (11.) und 3:1 (61.), dazwischen glich die Eintracht durch Leandro Putaro aus (43.). Timmy Thiele war der Top-Vorbereiter mit seiner wuchtigen Flanke vor Malte Amundsens Eigentor zum 2:1 (55.) und Kühlwetters 3:1. „Es ist ein Traum, vielleicht kneift mich ja bald mal einer“, sagte Kühlwetter, das Offensivtalent mit dem schon im FCK-Oberliga-Team nachgewiesenen Torriecher, erschöpft, aber überglücklich. Regeneration steht jetzt vor dem Heimspiel am Samstag (14 Uhr) gegen die Sportfreunde Lotte im Vordergrund; dann gilt es nachzulegen.
Frontzeck schreckte auch in psychologisch kniffliger Lage nicht davor zurück, seine Startelf zu verjüngen, brachte Gino Fechner (21) für Mads Albaek (28). Und Kapitän Florian Dick (33), für den Torwart Wolfgang Hesl (32) die Spielführerbinde trug, übernahm wegen muskulärer Probleme eine andere Rolle – die des spontanen Einpeitschers an der Seitenlinie. Für Dick feierte Dominik Schad (21), im U20-Nationalteam einst ein Kollege Fechners, als Rechtsverteidiger mit Offensivdrang ein prima Startelf-Debüt. „Wichtiger war“, meinte Schad nach dem ersten Sieg seit dem 1:0 gegen 1860 München zum Start am 28. Juli, „dass wir als Mannschaft endlich mal wieder drei Punkte geholt haben.“ Und dass die Nachspielzeit nicht erneut zum Alptraum wurde.
Quelle: Die Rheinpfalz