Diskussionsthema zum Artikel: 1. FC Chaoslautern: "Ihr zerstört unseren Verein!"
1. FC Chaoslautern: "Ihr zerstört unseren Verein!"
Die Krise beim FCK hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Machtkämpfe und persönliche Eitelkeiten sind den beteiligten Personen offenbar wichtiger, als das Überleben des Vereins. Ein Kommentar.
„Es fand innerhalb des Gremiums ein intensiver und lösungsorientierter Austausch von Sachargumenten statt. Allen Gremiumsmitgliedern ist bewusst, dass die anstehenden Aufgaben nur gemeinschaftlich in dieser Zusammensetzung von Aufsichtsrat und Geschäftsführung bewältigt werden können.“
Dieser etwas verklausulierte Satz, er stammt nicht etwa aus der Ferne eines x-beliebigen Fußballvereins. Er wurde am 21. Januar diesen Jahres vom derzeitigen Aufsichtsrat und Beirat des 1. FC Kaiserslautern formuliert und herausgegeben. Etwas mehr als drei Monate später ist davon nichts mehr übrig. Die beteiligten Personen zerfleischen sich gegenseitig, jeder ist sich selbst der nächste.
Den Auftakt dazu machte am späten Sonntagabend die Meldung: „Martin Bader vor dem Aus! Buck soll Nachfolger werden“. Diese Meldung schlug ein wie eine Bombe. Zweifelsohne: Martin Bader hat sich selbst ins Abseits manövriert. Mit seiner verfehlten Kaderplanung und seiner desaströsen Kommunikation nach außen, die gekrönt wurde von der Aussage, der FCK könne wohl möglich nächstes Jahr nicht den Aufstieg als Ziel herausgeben. Aber ihn herauszuwerfen, jetzt? Inmitten des existentiellen Kampfs um die Lizenz? Das war nur schwer nachzuvollziehen.
Personalkarusell statt Existenzkampf - Der FCK verkommt zur Lachnummer
Als dann nach und nach die Details des geplanten „Königsmordes“ ans Licht kamen, konnte dem FCK-Fan eigentlich nur noch schlecht werden. Wieder einmal gebe es im Aufsichtsrat eine Mehrheit von 3:2 Stimmen. Ohne dabei gewesen zu sein, weiß jeder rund um den Betzenberg mittlerweile: Die beiden Lager bestehen aus Beiratschef Patrick Banf und Jochen Grotepaß auf der einen und Michael Littig, Jürgen Kind und Paul Wüst auf der anderen Seite. Die Krux dabei: Gegen den Willen von Patrick Banf ist nichts umzusetzen, eine Abwahl Banfs ist in den Statuten nicht vorgesehen. Da Banf aber hinter Geschäftsführer Bader steht, dessen Vertrag er offenbar sogar verlängern möchte, passiert vorerst gar nichts. Die Fraktion um Littig, Kind und Wüst dagegen wollten offenbar Bader ablösen und durch Andy Buck und Hans Peter Briegel ersetzen. Bader bleibt nun im Amt, ohne zu wissen wie lange noch und als medial höchst beschädigt. Das hat auch Martin Bader nicht verdient! Schlimmer aber noch: Der FCK ist der größte Verlierer dieser Posse: Er ist wieder einmal die Lachnummer in Fußballdeutschland, so weit man sich da überhaupt noch für ihn interessiert.
Der 1. FC Kaiserslautern, er äußert sich dazu öffentlich nicht. Andy Buck, zweifelsohne ein sehr authentischer, sympathischer und kompetenter Mann, gibt gegenüber Treffpunkt Betze zu verstehen, es gebe keinen Beiratsbeschluss, es ändere sich also vorerst nichts und er habe auch selbst kein Amt aus eigenem Antrieb heraus angestrebt. Nahezu zeitgleich bestätigen jedoch mehrere Aufsichtsratsmitglieder dem SWR gegenüber ihren Plan, Martin Bader abzulösen. Zeitpunkt und Umsetzung, sowie die öffentliche Kommunikation, sie sind wieder einmal völlig dilettantisch.
Machtkämpfe, Abneigung und Intrigen: Hauptsache öffentlich ausgetragen
Ja seid ihr denn verrückt geworden? Die Werte des FCK, des Clubs Fritz-Walters, ihr preist sie immer wieder gerne an, verwendet sie, wenn sie euch gerade gut zu Gesicht stehen. Dabei tretet ihr sie seit Monaten immer wieder mit Füßen. Es geht einzig und allein um verletzte Eitelkeiten, persönliche Grabenkämpfe und Macht. Wie ist es anders zu erklären, dass solche Pläne just zwei Tage vor dem vielleicht entscheidenden Gespräch mit dem luxemburgischen Investor Becca öffentlich werden? Wie sind die ständigen Durchstechereien überhaupt zu erklären? Erst letzte Woche hatte die BILD Zeitung einen Artikel über Michael Littig gedruckt, der offenbar jeder Grundlage entbehrte, aber nur aus internen Quellen gespeist werden konnte? Schon im Januar, als Patrick Banf das erste Mal als Aufsichtsratschef abgelöst werden sollte, wurden zuvor die „3 zu 2 Verhältnisse“ vom Betzenberg öffentlich. Im letzten Moment schreckten Littig, Kind und Wüst vorm Umsturz jedoch zurück, es kam zur oben zitierten Absichtserklärung.
Die derzeitigen Vorgänge, sie erinnern stark an die Geschehnisse im Jahr 2017. Damals plante der Aufsichtsratsvorsitzende Nicolai Riesenkampff, Sportdirektor Uwe Stöver zu entmachten und ihm mit Matthias Abel einen Sportvorstand vor die Nase zu setzen. Bevor diese Pläne jedoch in die Tat umgesetzt werden konnten, wurden sie öffentlich. Der Anfang vom Ende der Ära Riesenkampff und Abel. Aber auch Uwe Stöver war kurze Zeit später Geschichte beim FCK. Habt ihr aus dieser Vergangenheit denn gar nichts gelernt? Wie war das nochmal: Gemeinschaftlich zum Wohle des Vereins? Wer‘s glaubt.
„Wir haben einen klaren Plan. Dazu benötigt man Zeit, die man sich am besten bei der Familie borgt. Schenkt dem FCK euer Vertrauen.“ Diese Worte richtet Michael Klatt in einem Video auf der Investment-Plattform Kapilendo an die Fans und Unterstützer des FCK. Diese Aussage, sie ist zur Witznummer verkommen. Vertrauen in einen klaren Plan? Wenn inmitten des Kampfs um die Lizenz, die handelnden Personen, die bei Investoren und Fans regelrecht um Geld betteln gestürzt werden sollen, aber die Gegenspieler noch nicht mal zu diesem Umsturz fähig sind? Der 1. FC Kaiserslautern hat in den letzten Jahren viel Dilettantismus erlebt, doch die derzeitigen Vorgänge sind nahezu einmalig in der bisherigen Vereinsgeschichte. Ich habe vor wenigen Tagen noch die Uneinigkeit in der FCK-Führung beschrieben. Aus dieser Uneinigkeit ist Unfähigkeit geworden.
Es wäre deshalb ebenso wenig verwunderlich, wenn potenzielle Investoren wie Flavio Becca kurzfristig ihr Engagement absagen. Wer investiert Millionen in so einen Chaosverein, der immer wieder aufs Neue für solch negative Schlagzeilen sorgt? Man könnte es ihm nicht verdenken.
Leidtragender ist der einst so stolze FCK und seine immer treuen Anhänger. Sie fahren hunderte Kilometer zu jedem Auswärtsspiel, kaufen Dauerkarten und haben nun schon fast 1 Million Euro über Kapilendo in den Verein investiert. Sie geben sprichwörtlich ihr letztes Hemd für den FCK. Weil es ihr FCK ist. Weil er Teil ihrer Identität, ihres Lebensgefühls, Teil ihrer Familie ist. Und die FCK-Führung? Sie bettelt bei Fans und Unterstützern um Geld, beschwört immer wieder wie wichtig die Anhänger, Dauerkarteninhaber und Mitglieder des Vereins sind. Dabei tritt sie dieses Vertrauen, welches sie von ihnen bekommt aber mit Füßen. „Ihr da oben, die ihr unseren Verein zerstört“, es ist wieder allgegenwärtig im Sprachjargon der Fans.
Reißt euch endlich zusammen! Der Verein muss wieder an erster Stelle stehen
Wie kann aus diesem Scherbenhaufen überhaupt noch etwas Positives gestaltet werden? Die sportliche Situation, sie ist längst zur Nebensache geworden. Gestern lieferte die FCK-Mannschaft auf dem Platz den schon viel zu oft in Kolumnen und Berichten bemühten Offenbarungseid ab. Kein Kampf, kein Wille, zumindest in der 1. Halbzeit nicht. Gefühlt war das gestern ein absoluter Tiefpunkt im langen und immer fortwährenden Niedergang des FCK. Selten war die Hoffnung auf eine Trendwende, sowohl auf als auch neben dem Platz geringer als gestern.
Die FCK-Führung muss sich jetzt zusammenreißen und zumindest für den Zeitraum der Lizenzierung an einem Strang ziehen. Hier könnte der Identifikationsfigur Andy Buck, der Ehrlichkeit lebt und verkörpert, eine wichtige Rolle zukommen. Ein Personalkarussell in der jetzigen Lage, es wäre wohl endgültig tödlich für den FCK.
Im Sommer jedoch, sollte die Lizenz erteilt werden, müssen personelle und strukturelle Veränderungen erfolgen. Der Verein muss sich vom geißelnden „3:2 Verhältnis“ im Aufsichtsrat lösen, möglicherweise durch eine außerordentliche Mitgliederversammlung. Und natürlich muss sich auch die sportliche Führung um Martin Bader und Boris Notzon dann der Kritik stellen. Der Kritik, dass sie mit einem relativ hohen Etat eine Mannschaft zusammengestellt hat, die nie in der Lage war, ihr Saisonziel zu erreichen, die lust- und kampflos wirkt. Eine Mannschaft, die so vieles besser machen sollte, als die Trümmertruppe des Abstiegs 2018. Auch der Kritik, dass man bei einem Verein wie dem FCK, der in der prekärsten finanziellen Lage seiner Vereinsgeschichte steckt, keine weiteren Jahre 3. Liga als Ziel formulieren kann. All das muss diskutiert und vor allem gelöst werden. Aber nicht jetzt. Jetzt darf es einzig und allein um das Überleben des FCK gehen. Nicht um die endgültige Zerstörung.
Quelle: Treffpunkt Betze