Kommentar: Sieger stehen da auf, wo Verlierer liegen bleiben

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    Kommentar: Sieger stehen da auf, wo Verlierer liegen bleiben

    Der FCK wehrt sich vehement gegen den Abstieg. Trotz des doppelten Punkteverlustes ist noch nichts verloren. Sorgen bereitet nur die fehlende Cleverness.


    Der Spielverlauf den gestrigen Nachholspiels zwischen dem 1. FC Kaiserlautern und dem FSV Zwickau war wohl sinnbildlich für die ganze Saison. Hinzu kommt, dass der FCK eine Art "Zwickau-Trauma" in sich trägt. Bereits zum dritten Mal kassieren die Pfälzer in den Schlusssekunden ein Gegentor gegen die sehr bieder spielenden Zwickauer. Gestern wussten die Roten Teufel mit einer engagierten Leistung lange zu überzeugen, scheiterten aber am Ende mal wieder an sich selbst. Aber nochmal alles in chronologischer Reihenfolge: In einer umkämpften ersten Hälfte war es ein wilder Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten. Eine Viertelstunde nach Wiederanpfiff dann der Gegentreffer, natürlich ausgerechnet vom ehemaligen Lauterer Manfred Starke. Die Antwerpen-Elf ließ sich aber wie schon gegen Halle nicht beeindrucken und schlug binnen sieben Minuten gleich doppelt zu. Es schien so, als könnte die Lauterer plötzlich nichts mehr vom Sieg abbringen. Selbst der Platzverweis von Anil Gözütok nicht. Doch kurz vor Schluss dann noch der schmerzvolle Ausgleichstreffer.

    Ein großer Lichtblick: Nicolas Sessa

    Nachdem die Pfälzer nach der Halbzeit den Faden verloren hatten, musste Marco Antwerpen reagieren. Mit Nicolas Sessa und Anil Gözütok brachte er zwei belebende Elemente ins Offensivspiel hinein. Insbesondere der Dauerpechvogel Sessa brachte im Hinblick auf seine lange Leidenszeit eine besonders starke Leistung. Letzten Sommer kam der 25-Jährige aus der zweiten Bundesliga von Erzgebirge Aue nach Kaiserslautern, ehe er sich in der ersten Trainingseinheit gleich eine Bänderdehnung zuzog. Darauf folgten zwei Muskelfaserrisse, welche den Deutsch-Argentinier zu einer längeren Pause zwangen. Nun ist er endlich da und deutete gestern an, wozu er fähig ist. Sessa präsentierte sich sehr ballsicher und äußerst dribbelstark - auch deswegen hatte er einen maßgeblichen Anteil am 1:1 Ausgleichstreffer. Nach einem Pass von Götze dreht Sessa auf, lässt einen Zwickauer aussteigen und schließt ab. Sein Schuss wird zwar von FSV-Torhüter Brinkies pariert, aber die Kugel springt zur Seite ab. Hercher schnappt sich den Abpraller und nutzt diese Gelegenheit. Auch in der Folge machte der Mittelfeldmann in mehreren Situationen auf sich aufmerksam. Im kommenden Spiel darf man sich also definitiv auf ihn freuen, denn mit so einer Leistung hat er zumindest schonmal eine hervorragende Startelf-Bewerbung abgegeben.

    Die Moral stimmt, die Cleverness nicht

    Diese Saison musste das Team schon so einige Nackenschläge hinnehmen. Zum zweiten Mal in Folge konnte man der Mannschaft in Sachen Moral und Comeback-Qualitäten allerdings keinen Vorwurf machen. Trotz Rückstand und Unterzahl war der FCK auch gestern weiterhin die bessere Mannschaft. Torschütze Philipp Hercher machte seiner Mannschaft nach Spielende "ein Kompliment". "Wir hauen uns in jeden Zweikampf rein. Zwickau, die bolzen die Bälle nur lang nach vorne und gehen auf den zweiten Ball und dann ist es natürlich einfach ärgerlich, dass wir mit der letzten Aktion das Tor kriegen. Es ist zum kotzen", resümierte der zuletzt stark spielene Flügelflitzer. Noch bleiben dem FCK acht finale Spiele, der Rückstand zum rettenden Ufer beträgt drei Punkte. Die Aufgabe ist beileibe nicht einfach, aber auch nicht unmöglich. Aufgeben will sich in Kaiserslautern noch niemand. "Bei uns in der Mannschaft da stimmt es. Wir geben uns lange nicht auf. Wir glauben daran und das sieht man denke ich Spiel für Spiel. Am Samstag geht es weiter, da müssen wir jetzt einfach die drei Punkte in Lübeck holen", so Hercher.


    Bis zur 92. Minute gelang es den Roten Teufeln, die Zwickauer vom eigenen Tor weitestgehend fernzuhalten, der Sieg war greifbar nah. Am Ende bleibt dann aber doch die Enttäuschung aufgrund der wiederholt fehlenden Cleverness. Es ist wie so häufig in der aktuellen Spielzeit. Die Mannschaft belohnt sich für ein eigentlich richtig gutes Spiel nicht - und steht sich stattdessen selbst im Weg. Ein unnötiger Platzverweis und mindestens ein vermeidbarer Gegentreffer hindern die Lauterer am Heimsieg.

    Hohes Frustpotenzial: Verständlich, aber nicht hilfreich

    Dieser hochemotionale Spielverlauf hinterließ sichtlich Spuren. Für Marco Antwerpen war der Schuldige schnell gefunden: „Umso bitterer ist es dann halt, dass wir immer wieder unter Schiedsrichter-Fehlentscheidungen leiden müssen und der Gegner davon profitiert. Das nervt ganz extrem“. Gemeint ist damit der Platzverweis gegen Gözütok aus der 76. Minute. Schiedsrichter Hanslbauer verwies den jungen Mittelfeldmann aufgrund eines vermeintlichen Kopftreffers vom Platz. Zwar traf Gözütok seinen Gegenspieler mit dem Fuß nicht direkt am Kopf, jedoch hat das Bein auf Kopfhöhe im Normalfall auch nichts zu suchen. Daher lässt sich die Entscheidung durchaus nachvollziehen.


    Marco Antwerpen fand gänzlich andere Worte. "Wenn ich das doch sehe, dann ist das keine Rote Karte. Wir haben doch jetzt schon beim letzten Spiel eine Gelb-Rote Karte bekommen, die keine war. Der Schiedsrichter regelt doch das Spiel nicht. Der greift doch in unseren Spiel massiv ins Spiel ein". Auch Torschütze Philipp Hercher war kurz nach dem Spiel anderer Meinung: „Wahnsinn, das ist keine Rote Karte“.


    Auch wenn die Roten Teufel schon so einige Fehlentscheidungen schlucken mussten, lag es diesmal nicht am Schiedsrichter. Die Emotionen kochten hoch. Nach dem Spiel kam es gar zur Rudelbildung auf dem Platz. Allen voran war der sichtlich angefressene Jean Zimmer. Der Lautrer Kapitän bekam sich mit einigen Zwickauern in die Haare. Alle standen sichtlich unter Strom. Daher lassen sich Gefühlsexplosionen und Frust in gewisser Weise nachvollziehen.

    Noch ist alles drin

    Dass sich nach der Niederlage in Magdeburg seriös festhalten lässt, dass der Klassenerhalt wieder realitisch und greifbar geworden ist, kommt bereits einem kleinen Wunder gleich. Durch die Länderspielpause und die damit verbundene erhöhte Trainingsintensität zeigt der FCK ein ganz anderes Gesicht. Die Überstunden scheinen sich gelohnt zu haben. Trotz des doppelten Punkteverlustes ist noch nichts verloren. Mit derselben Leistung und Einstellung wie in den letzten beiden Spielen ist noch alles drin. Zumal der FCK noch weitere ausstehende Spiele gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf hat. Jetzt kann man es nach diesem Rückschlag allen beweisen: Denn Sieger stehen da auf, wo Verlierer liegen bleiben.


    Quelle: Treffpunkt Betze