Häämspiel: Let the church in the village, please

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    Häämspiel: Let the church in the village, please

    In Ausgabe #20 unserer Kolumne herrscht winterlicher Seelen-Frieden. Endlich spukt das Abstiegsgespenst woanders. Endlich bleiben die panischen Last-Minute-Transfers aus.


    Das war ja mal ein Jahresauftakt nach Maß. Den Glauben daran, dass auch der FCK gut aus den Startlöchern kommen kann, hatte die Menschheit ja schon fast verloren. Aber in dieser Saison scheint nichts mehr so zu sein wie in den Jahren zuvor. Wenn man sieht, wie eine Spitzenmannschaft wie der SV Meppen einfach so auf die A6 Richtung Heimat zurückgeballert wird, macht das schon Spaß. In Anbetracht des funktionierenden FCK-Kollektivs lassen sich auch die aktuelle Transferperiode und die teilweise panisch eingefädelten Last-Minute-Transfers der Drittliga-Konkurrenz nahezu entspannt beobachten. Und wenn Thomas Hengen dann trotzdem noch ein absoluter Transferhammer gelingt, lässt dies das Herz des FCK-Fans endgültig höherschlagen. Das fehlende Mosaiksteinchen einer Spitzenmannschaft scheint mit Terrence Boyd nun endlich gefunden. Und dennoch täten wir alle gut daran, den Moment zwar zu genießen, die Erwartungen in die Zukunft aber nicht zu hoch werden zu lassen.

    Ruhe bewahren, machen lassen

    Dass der US-amerikanische Nationalspieler eine absolute Offensivwaffe sein kann, ist unbestritten. Allein in seiner Zeit beim Halleschen FC kann Boyd auf 56 Torbeteiligungen in 85 Spielen zurückblicken. Eine außergewöhnlich gute Quote, die sich auch bei all seinen anderen Stationen in den unterschiedlichsten Ligen durchzieht. Ob der Neuzugang aber auch sofort bei den Roten Teufeln einschlägt, bleibt abzuwarten. Zum einen ist das System der Lautrer nicht auf diesen fast ausschließlich im vordersten Bereich agierenden Zielspieler zugeschnitten - und zum anderen wird Boyd, wie jeder andere neue Spieler auch, seine Eingewöhnungszeit brauchen. Und die sollte ihm zugestanden werden. Auf Anhieb sind selbst von ihm keine Wunderdinge zu erwarten.


    Nichtsdestotrotz sehe ich ihn als die Verstärkung, die der FCK dringend gebraucht hat. Marvin Pourié hat mit seinem Abgang eine Lücke hinterlassen, die bisher nicht geschlossen werden konnte. Schenkt man den Gerüchten die sich um ihn ranken, Glauben, dürfte zwar nicht gerade eine Stimmungskanone verloren gegangen sein, aber der Verlust wog spielerisch eben schwer, was gerade zu Saisonbeginn offenkundig wurde. Die ablösefreie Verpflichtung des damals 21-jährigen Muhammed Kiprit war zu wenig, um einen gestandenen Drittligaprofi zu ersetzen. Und auch auf den Durchbruch von Elias Huth wartete man beim FCK einmal mehr vergeblich.

    „Ihr Fünf spielt jetzt vier gegen drei!“

    Also machte das Team von Marco Antwerpen aus der Not eine Tugend. Bei den Roten Teufeln gibt es in dieser Saison bisher keinen klassischen Torjäger. Die mittlerweile 34 Treffer verteilen sich auf 14 Torschützen, was es den Gegnern nicht leichter macht. Die Sharpshooter sind momentan Daniel Hanslik und Philipp Hercher mit jeweils fünf Toren, gefolgt von Tomiak und Wunderlich mit je vier. Auch das zeigt, dass in allen Mannschaftsteilen scharf aus der Hüfte geschossen wird. Die gegnerischen Trainer können das Defensivverhalten ihrer Teams gar nicht gezielt auf einen Lautrer Spieler ausrichten. Ein Erfolgsrezept, das bisher voll aufging.


    Warum sich Elias Huth beim FCK so schwer tat, bleibt ein Rätsel. Spätestens nach seinem Gastspiel in Zwickau, wohin er in der Saison 2019/20 verliehen wurde, war die Hoffnung groß, dass er doch noch in der Pfalz einschlägt. Bei den Westsachsen bekam er die benötigte Einsatzzeit, blühte auf und war der perfekte Sturmpartner des routinierten Ronny König. Huth steuerte in jener Saison 14 Treffer zum Zwickauer Klassenerhalt bei und man war sich sicher, dass er in dieser Form das Sturmproblem beim FCK dauerhaft würde beheben können. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. In den folgenden anderthalb Jahren kam der Ex-Hannoveraner beim FCK zwar in 38 Spielen zum Einsatz, traf aber lediglich zwei Mal. Viel zu wenig, um als Stürmer ein unverzichtbarer Bestandteil der Stammelf zu sein.


    Nun wurde Huth Teil des „Boyd-Deals“ und von den Hallensern direkt als Ersatz für den Neu-Lautrer verpflichtet. Als Außenstehender finde ich diesen Wechsel zwar verständlich, aber dennoch sehr schade. Spätestens mit dem Spiel gegen Viktoria Köln hatte sich Elias Huth in mein FCK-Herz „gedivert“. Obwohl er gar nicht eingewechselt wurde, feierte er mit der Mannschaft den Sieg gegen die Domstädter als hätte er alle Tore selbst geschossen. Ein absoluter Teamplayer scheint er also immer gewesen zu sein. Nun bleibt ihm zu wünschen, dass er auch sportlich wieder Fuß fassen kann. Allerdings sollte er damit dann erst nächsten Samstag anfangen.

    „Die Breite an der Spitze ist dichter geworden“

    Denn morgen kehrt er schon wieder auf den Betzenberg zurück. Der Hallesche FC benötigt dringend Punkte, um den Anschluss an das untere Mittelfeld der Tabelle wiederherzustellen. Gastgeschenke sind folglich nicht zu erwarten. Die Erfolgsbilanz der Hallenser auf dem Betzenberg liest sich aber wie die Titelsammlung von Mainz 05. So unangenehm für den FCK bisher alle Reisen an die Saale nämlich auch waren, so gern empfangen die Roten Teufel die Sachsen-Anhaltiner auf dem Betzenberg. In den drei Heimspielen seit Drittligazugehörigkeit blieben sieben Punkte in Kaiserslautern. Im optimalen Fall folgen nun die Zähler acht, neun und zehn. Unter der Woche hat sich auch der VfL Osnabrück in der Spitzengruppe zurückgemeldet, Dementsprechend kann jeder Ausrutscher mittlerweile einige Plätze im Ranking kosten. Abgerechnet wird bekanntermaßen zwar erst am Schluss, aber auch im Kampf um die Aufstiegsplätze haben die Lautrer nichts zu verschenken.


    Quelle: Treffpunkt Betze