Häämspiel: Der König ist tot – lang lebe der König!

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    Häämspiel: Der König ist tot – lang lebe der König!

    Die wirklich letzte Häämspiel-Ausgabe dieser Saison blickt beinahe zweifelhaft und verschämt auf die letzten Wochen beim FCK. Ohne leichte Beben kommt dieser Verein wohl nicht aus.


    Thomas Hengen hat nach dem Spiel bei Viktoria Köln und der dritten Niederlage in Folge den Glauben an eine sportliche Trendwende verloren. Der Kölner Express mutmaßte schon am Abend dieses erneuten Tiefschlags, dass die Begegnung in der Domstadt die letzte für das Trainergespann Antwerpen/Döpper gewesen sein dürfte. Das Boulevardblatt sah sogar Miro Klose schon auf dem Weg Richtung Kaiserslautern. Auch wenn der Express damit falsch lag, die grundsätzliche Tendenz war korrekt. Zur Irritation aller entschied sich Hengen, zunächst kein Statement abzugeben - dadurch öffnete er den Spekulationen Tür und Tor. Spätestens als Marco Antwerpen zu seiner möglichen Entlassung in der Öffentlichkeit Stellung beziehen musste, wäre es meiner Meinung nach an der Zeit gewesen, zu reagieren. Der Lautrer Geschäftsführer hüllte sich jedoch weiter in Schweigen und muss sich nun, ob es ihm gefällt oder nicht, mangelhafte Kommunikation vorwerfen lassen.

    Thank you for the music


    Dass es hinter den Kulissen schon vor dem Saisonabschluss in Köln gewaltig rumort haben muss, schien als Beobachter der Pressekonferenz vor diesem letzten Saisonspiel offensichtlich. Marco Antwerpen ergriff völlig untypisch die Initiative und stellte sich und seinem Assistenten in mehrminütiger Ausführung quasi selbst ein Arbeitszeugnis aus. Zudem verwies er auf externe Umstände, die das Arbeiten nicht einfacher machten und gab unumwunden zu, dass auch er und Frank Döpper natürlich nicht alles richtig gemacht haben und sich öfter selbst hinterfragen würden. Der sonst so souveräne Chefcoach hatte offenbar das Bedürfnis einige Dinge selbst zu erläutern und wollte sein Tun nicht nur durch die Medien bewertet wissen. Mittlerweile wurden die Gründe dieser Ausführungen deutlich – der Trainer wusste, was ihm im Falle einer Niederlage drohen würde und hielt seine Abschiedsrede!


    Marco Antwerpen war nicht nur der erfolgreichste Coach seit Franco Foda, er war zudem länger im Amt als seine acht unmittelbaren Vorgänger. 23 Siege, 16 Unentschieden und 15 Niederlagen lautet die Bilanz von Ante und Döppi auf dem Betzenberg. Wenn man bedenkt, dass der FCK bei Amtsübernahme der beiden schon mit einem Bein in der Regionalliga stand, ist das ein Arbeitszeugnis, das sich sehen lassen kann. Oder anders gesagt: Als FCK hat man Marco Antwerpen und Frank Döpper durchaus etwas zu verdanken! Und weil dem so ist, hätten beide eine andere Herangehensweise rund um ihre Freistellung verdient gehabt. Mit dem hochemotional und explosiven Trainergespann auf der einen Seite und dem stets umsichtig und etwas introvertiert wirkenden Geschäftsführer auf der anderen, mag sich natürlich eine Konstellation ergeben haben, die für Harmoniebedürftige nicht unbedingt die Erfüllung ihrer Träume sein dürfte. Aber bis zum Derby gegen Saarbrücken stimmten die Ergebnisse und das Erreichen der Relegationsspiele ist Riesenerfolg zu werten.

    Es gibt nur ein Gas: Vollgas!


    Bei aller Sympathie für die beurlaubten Antwerpen und Döpper gilt es nun aber nach vorne zu schauen und die volle Konzentration auf die Relegationsspiele zu richten. Dirk Schuster und Sascha Franz heißen die beiden „Neuen“ an der Seitenlinie und haben unsere volle Unterstützung verdient. Dass Schuster in seiner aktiven Zeit beim Karlsruher SC und – noch schlimmer – bei Waldhof Mannheim unter Vertrag stand, kann mittlerweile als verjährt betrachtet werden. Schließlich macht jeder mal Fehler und hat eine zweite Chance verdient. 2014 wiederum stand der Ex-Nationalspieler als verantwortlicher Trainer mit Darmstadt 98 schon einmal in der Relegation zur zweiten Liga. In einem der spektakulärsten Spiele aller Zeiten setzten sich die Lilien damals auf der Bielefelder Alm mit 4:2 nach Verlängerung durch und schafften so den Aufstieg. Schuster weiß also bestens, wie es geht und worauf es in dieser Situation ankommt.


    Auf jeden Fall wird in beiden Partien eine geschlossene Mannschaftsleistung und ein aufopferungsvoller Kampf gefragt sein. Denn mit dem „Schnulli-Bulli-Gekicke“ der letzten drei Punktspiele heißen die Gegner im kommenden Jahr erneut Verl, Meppen oder Halle. Jeder, der aus dem Mannschaftskreis in den letzten Monaten zu einem Interview gebeten wurde, hob die unglaubliche Kameradschaft innerhalb des Teams hervor. Nun ist es an der Zeit zu zeigen, ob dieser Zusammenhalt auch ernsthafte Krisen überstehen kann oder nur das Ergebnis gegenseitiger Augenwischerei in erfolgreichen Zeiten war. Die Fans sind felsenfest davon überzeugt, dass ersteres der Fall ist. Nur so ist zu erklären, dass der Betzenberg am Freitagabend erneut bis auf den letzten Platz ausverkauft ist und dass das Gästekontingent für das Rückspiel nach nur einer halben Stunde schon restlos vergriffen war. Die Mannschaft hat in der Vergangenheit schon öfter gezeigt, dass sie aus schlechteren Phasen gestärkt hervorgehen kann. Der richtige Zeitpunkt, einen erneuten Beweis anzutreten, wäre dann wohl gekommen.

    Freunde? Wir haben Wurst mit Gesicht im Kühlschrank!


    Mit Dynamo Dresden besucht ein Gegner den Betzenberg, der nicht gerade auf einer Erfolgswelle daher geschwommen kommt. Kein einziges Spiel konnten die Sachsen in der Rückrunde gewinnen, holten aber dennoch zehn Punkte. Der Fluch der Unentschieden ist beim FCK bestens bekannt, hätte er die Roten Teufel in der letzten Spielzeit doch fast in die Hölle geschickt. Er besagt aber auch, dass Dynamo keineswegs Kanonenfutter für die anderen Zweitligisten war. In den entscheidenden Spielen fehlte lediglich der erfolgreiche Torabschluss.


    Dynamo Dresden hat mittlerweile so viele Ex-Lautrer unter Vertrag, dass man fast schon Sympathien für die Gelb-Schwarzen entwickeln könnte. Mit Paul Will und Oliver Batista-Meier stehen beispielsweise zwei hochveranlagte Spieler in Reihen der Dresdner, die aus dem Nachwuchsleistungszentrum der Roten Teufel stammen. Beide zog es über den Umweg FC Bayern München II an die Elbe, heute zählen sie zu den Stammkräften. Mit Chris Löwe, Brandon Borrello und Co-Trainer Ferydoon Zandi haben sie weitere Ansprechpartner, wenn sie über das Hannenfass und die Altstadt fachsimpeln wollen. In der Relegation gibt es allerdings keine Freunde. Dort geht es 180 oder vielleicht auch 210 Minuten inklusive möglichem Elfmeterschießen nur um ein Ziel: Aufstieg! Möge die Macht mit dem FCK sein!


    Quelle: Treffpunkt Betze