Feuerwerk oder Fehlzündung? Opoku vor einem entscheidenden Jahr

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    Feuerwerk oder Fehlzündung? Opoku vor einem entscheidenden Jahr

    Der Last-Minute-Transfer der Saison 22/23 geht in sein drittes Vertragsjahr. Bisher konnte sich Opoku trotz teilweise herausragender Statistiken nicht durchsetzen.


    Als Aaron Opoku zum damaligen Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern wechselte, kam der damals 23-Jährige aus einer schwierigen Phase bei seinem Heimatverein, dem Hamburger Sportverein. Dreimal in Folge wurde Opoku ausgeliehen und empfahl sich für eine Chance im Kader des Zweitliga-Dinos. Spätestens als sich der gebürtige Hamburger am 5. Spieltag mit einer Tätlichkeit selbst disqualifizierte, war es damit wohl vorbei. Hier sah der FCK die Chance auf ein Schnäppchen. Denn abseits des Pulverfasses HSV und mit der Gewissheit, bei einem Verein „fest“ zu sein, herrschten Bedingungen, die einem jungen Spieler Entwicklungsmöglichkeiten boten. Gut zwei Jahre später hat der Flügelspieler immer noch nicht den Weg in die Stammelf der Roten Teufel gefunden. Warum der vermeintliche „Flop“ doch noch durchstarten und die Kritiker Lügen strafen könnte, zeigt unsere Analyse.


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    Statistik versus Wirklichkeit


    An einem dürfte kaum jemand zweifeln: an Opokus fußballerischem Können. Seine Qualitäten stellte der Ex-Osnabrücker bereits beim VfL und auch bei Hansa Rostock unter Beweis. Zwei Drittliga-Saisons mit zweistelligen Scorerpunkten, zuletzt in Osnabrück sogar unglaubliche 15 Torvorlagen. All diese Statistiken zeigen: Der 25-Jährige hat es „drauf“. Diese Qualitäten auf das nächste Level, die zweite Liga, zu heben, gelang allerdings nur auf dem Papier. Wirft man einen Blick auf die Statistiken, so scheinen sie die eines Spielers zu sein, der eigentlich die Liga dominieren müsste. Um Vergleichbarkeit zu schaffen, werden im Folgenden die verschiedenen Attribute pro 90 Minuten dargestellt. Und diese Werte haben es in sich. Aaron Opoku lieferte in der vergangenen Saison sensationelle 0,42 erwartete Pässe pro 90 Minuten, was ihn unter die besten 1% der Liga katapultierte.


    Herausragend sind auch seine Werte bei raumgewinnenden Pässen (11,02) und Ballkontakten im gegnerischen Strafraum (6,47), bei denen Opoku zu den besten 5% auf seiner Position zählt. Zum Vergleich: Einer der absoluten Superstars der Liga, Berlins Fabian Reese, kommt „nur“ auf 0,36 erwartete Vorlagen und liegt auch bei den raumgewinnenden Pässen dahinter. Im Ligavergleich der Flügelspieler (p90) hat Opoku die meisten angekommenen Pässe in die Tiefe und liegt auch bei den Pässen in die Box auf Platz eins. Auch bei Flanken (3. im Ligavergleich), Ballbeschleunigungen (2.), Kontakten im gegnerischen Strafraum (2.) und Passgenauigkeit bei langen Bällen (3.) gehört die Nummer 17 der Roten Teufel zur absoluten Ligaelite. Die Zahlen zeigen aber auch die bittere Wahrheit: Mit 0,10 Torvorlagen, 57% Passquote und 3 Toren sowie 2 Torvorlagen bleibt der gebürtige Hamburger weit unter seinen Möglichkeiten.

    Entscheidend ist aufm Platz


    Nun könnte man natürlich argumentieren, dass sich Qualität langfristig durchsetzt und Opoku sich irgendwann stabilisiert und vielleicht sogar die Liga dominiert. Andererseits hört man diesen Satz seit Jahren und hofft, dass es so kommt - passiert ist bisher wenig. Ein großes Manko: die Entscheidungsfindung. Der Flügelspieler hat dieses Problem bereits erkannt und arbeitet hart daran. Auch Wille und Ehrgeiz kann man dem U20-Nationalspieler nicht absprechen, Opoku tut alles, um den Durchbruch zu schaffen. Doch was nützen Unmengen an Torvorlagen und andere Statistiken, wenn am Ende wieder weniger als 1000 Einsatzminuten und fünf Scorerpunkte zu Buche stehen? Muss sich der FCK mit einem Aaron Opoku als Edeljoker abfinden, der so gut wie nie den Weg in die Stammelf findet? Mitnichten.


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    Denn vieles spricht für eine Leistungsentwicklung, vielleicht sogar für eine Leistungsexplosion. Ein entscheidender Faktor sind natürlich die Statistiken, die sich erfahrungsgemäß langfristig angleichen sollten. Aber auch der Trainerwechsel dürfte dem Deutsch-Ghanaer gut tun. Hatte der FCK seit dem Aufstieg eher destruktive Trainer in der Verantwortung, hält nun mit Markus Anfang ein progressiver, ballbesitzorientierter Coach die Zügel in der Hand. Gut für Aaron Opoku, denn die spielerischen Qualitäten des Flügelspielers wurden in seiner bisherigen Rolle eher vernachlässigt. Seine Hauptaufgabe bestand vor allem darin, die gegnerische Abwehr mit Schnelligkeit zu überlaufen, meist als Joker. Der Druck, der nach dem verhinderten Abstieg von ihm abgefallen ist, gibt dem Ex-Rostocker eine neue Chance, sich zu beweisen. Und da das Hauptproblem des Flügelspielers eher ein Kopfproblem ist, könnte ihm das zugute kommen. Gerade in den ersten Spielen gibt es viel Raum für Experimente. Gelingt das Experiment Opoku, könnte Anfang einen absoluten Topspieler „wachkitzeln“.

    Vertrackte Vertragssituation?


    Eine spannende Dynamik dürfte auch das Arbeitspapier des 25-Jährigen bieten. Zwar gibt der FCK zwar keine Vertragslaufzeiten bekannt, es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass Opokus Kontrakt auf dem Betze in sein letztes Jahr geht. Trifft diese Annahme zu, ergeben sich drei Szenarien:


    - Szenario 1: Aaron Opoku wiederholt die vergangene Saison und wird seinem Potenzial erneut nur ansatzweise gerecht. Dann steht die sportliche Leitung vor einer schwierigen Entscheidung, denn wer vom HSV kommt, verdient wahrscheinlich auch HSV-Gehälter und wird bei einer Verlängerung entsprechend zu Buche schlagen. Ob der Edeljoker das wert ist, müssen die Verantwortlichen klären.


    - Szenario 2: Aaron Opoku entwickelt sich zum Stammspieler und zeigt entsprechende Leistungen. Dann dürfte eine Vertragsverlängerung im realistischen Bereich liegen, von außen betrachtet fühlt sich der Flügelspieler im Team wohl.


    - Szenario 3: Aaron Opoku schafft den absoluten Durchbruch und übertrifft alle Erwartungen. Rechnet man die Statistiken der Nummer 17 auf 30 Spiele hoch, kommt der 25-Jährige auf 16 Assists und 6 Tore in einer Mannschaft, die zuletzt zwei Drittel der Saison um den Klassenerhalt kämpfte. Ein Spieler mit diesen Zahlen könnte für den FCK schnell eine Nummer zu groß werden (Aufstieg mal ausgenommen) und in diesem Fall ablösefrei wechseln.


    Letztlich ist die Personalie Opoku eine äußerst spannende, weil richtungsweisende Personalie für die kommende Saison. Werden Thomas Hengen und Enis Hajri vorzeitig verlängern? Schafft Opoku in dieser Saison endlich den Durchbruch? Und wenn ja, bleibt er? Man darf gespannt sein.