"Wir können das Maximum noch erreichen"

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    "Wir können das Maximum noch erreichen"

    Trainer Torsten Lieberknecht und Sportdirektor Marcel Klos im Gespräch mit Treffpunkt Betze über einen möglichen Aufstieg, die Entlassung von Markus Anfang und die neue Spielphilosophie.


    Nach dem überraschenden Blitz-Aus von Markus Anfang als Cheftrainer des 1. FC Kaiserslautern übernahm Nachfolger Torsten Lieberknecht am Mittwochnachmittag vor rund 1.000 Betze-Fans die erste Trainingseinheit in Vorbereitung auf das Heimspiel gegen den FC Schalke 04. Der gebürtige Pfälzer, der in der Jugend des Vereins groß geworden ist, ist nicht der erste Trainer mit Lautrer Vergangenheit und 'Stallgeruch'. Wie so oft ist das Chance und Bürde zugleich. Lieberknecht wurde geholt, um der Mannschaft neue Impulse zu geben und die Chance auf die Relegation und den Aufstieg in die Bundesliga zu wahren.


    Nach der ersten Trainingseinheit standen der neue Cheftrainer und Sportdirektor Marcel Klos den anwesenden Pressevertretern Rede und Antwort. Wir haben die wichtigsten Aussagen zusammengefasst.

    Torsten Lieberknecht über ...


    ... seine Entscheidung, den FCK als Trainer zu übernehmen: Ich erhielt am Montag einen Anruf, in dem mitgeteilt wurde, dass hier eine Entscheidung naht oder ansteht und ob eine Bereitschaft meinerseits besteht, ob ich das annehmen würde oder ob ich mir das vorstellen könnte. Da habe ich tatsächlich nicht lange gezögert und jetzt stehe ich hier und bin wirklich sehr froh, dass ich beim FCK meinen Job antreten darf. Es ist ein Privileg sagen zu dürfen, dass man bei seinem Pfälzer Verein, bei dem man groß geworden ist, jetzt eben auch zu den vielen Trainern, die hier großartig geleistet haben, dazugehört. Es war schon etwas Besonderes für mich in Kaiserslautern rein- und hier auf den Betze hochzufahren. Aber das ist alles sehr viel Historie und ich bin hier, um einen guten Job zu machen. Ansonsten ist es immer schön, auch mal seinen Dialekt öfters zu hören.


    ... einen möglichen Aufstieg: Jeder, der die Tabellen lesen kann, sieht, wie die Situation aussieht. Die Tatsache ist, dass du in der Position bist, wo du das Maximum noch erreichen kannst. Wir haben die große Chance, eine sehr stabile Saison zu veredeln, damit man das, was noch in aussichtsreicher Nähe ist, auch erreicht - und dafür spielen wir jetzt erstmal gegen Schalke und wollen diesen Sieg einfahren.


    ... seinen Eindruck von der Mannschaft: Ich habe eine sehr ambitionierte und wissbegierige Mannschaft vorgefunden. Eine Mannschaft, die eine richtig gute Qualität und einen Stürmer hat, der mit 16 Toren in der Torschützenliste ganz weit oben steht. Es gibt ein paar Details, die mir aufgefallen sind, die man der Mannschaft jetzt in kleinen Stücken versucht zu vermitteln. Da geht es um das Verhalten der Kettenspieler, da geht es um das Verhalten, wo sich ein Mittelfeldspieler orientieren sollte. Da geht es grundsätzlich aber auch um eine Haltung, Spiele zu bestreiten, um die wirklich mit voller Inbrunst gewinnen zu wollen. Und das ist entscheidend, um Spiele gewinnen zu können. Wir haben heute das eine oder andere versucht mal anzusprechen, wobei es heute eher wichtiger war, hier wirklich anzukommen und bei der Mannschaft einen einigermaßen guten Eindruck zu hinterlassen.


    ... seine Spielphilosophie: Es gibt Basiselemente, die ein Fußballspieler mitbringen sollte. Und das ist einfach erstmal die Tatsache, dass ich mich auf dem Platz voll verausgaben möchte. Es dürfen Fehler passieren - die müssen auch passieren, weil wenn du keine Fehler machst, dann bist du auch nicht risikobereit. Ich möchte schon, dass wir ein risikobereites Spiel zeigen, bei mir hält auch eine tatsächliche Flexibilität immer Einzug. Es ist oftmals auch ein Prozess, weil du die Jungs erstmal kennenlernen musst. Ich habe da schon meine Art, eine Mannschaft zu Höchstleistungen zu bringen. Oftmals entwickelst du auch eine Spielphilosophie, angepasst an die Jungs, die man zur Verfügung hat. Aber grundsätzlich musst du alles abdecken können als Trainer. Es gibt Situationen, wo du tief verteidigen musst und Elemente des Konterspiels brauchst. Heutzutage wollen die Jungs hoch pressen. Das ist eine andere Generation, die wollen angreifen. Dann hast du die Situation, was machst du mit einem hohem Ballgewinn oder wie schnell schaltest du in den vorderen Bereich um. Wir wollen einen Fußball spielen, mit dem sich die Fans identifizieren können.


    ... seinen Co-Trainer Carsten Rump: Er hat mir einmal richtig wehgetan, als wir damals in Bielefeld gespielt und richtig einen auf den Keks bekommen haben. Er hat auch die viral gegangene Kabinenansprache gehalten. Und irgendwann habe ich gesagt, den muss ich mal zu mir holen, nicht, dass mir das nochmal passiert. Er ist ein sehr engagierter Co-Trainer. Jemand, der die Spieler gut catchen kann. Er ist ein total offener Mensch mit guten Inhalten, der auch ohne weiteres alleine Einheiten durchführen kann. Und er ist auf jeden Fall ein Teamplayer, so wie alle, die ich heute kennengelernt haben.

    Marcel Klos über ...


    ... die Analyse nach dem Spiel in Braunschweig: Die Tage waren natürlich lang. Es war nicht nur der Sonntag, an dem dann analysiert wurde, sondern eigentlich direkt nach Abpfiff, beziehungsweise auch schon, als ich auf der Bank saß. Da gehen einem natürlich schon die ersten Gedanken durch den Kopf, das ist ja klar. Man ist auch erstmal frustriert, auch beim Spielen ist man emotional. Und für mich ist es immer wichtig, dass ich dann eine gewisse Rationalität bekomme, deswegen schlafe ich immer gerne eine Nacht drüber und gebe mir einfach die Zeit - man muss ein bisschen Abstand zu der Sache bekommen. Natürlich habe ich über den Sonntag auch viele Gespräche mit Thomas Hengen geführt. Wir tauschen uns ja auch jeden Tag ganz normal und transparent aus und haben dann einfach für uns am Sonntag vieles auf den Tisch gelegt, hin und her analysiert - die Gesamtsituation, in der wir uns befinden, analysiert. Wie viele Spiele haben wir noch? Und dann hat sich das auch immer mehr gefestigt, dass wir etwas verändern wollen.


    ... die Gründe für die Entlassung von Markus Anfang: Also erstmal bin ich natürlich auch hier, um Entscheidungen zu treffen und dazu stehe ich auch zu 100 Prozent. Das ist so im Fußball, man muss harte Entscheidungen treffen. Und es war auch unter anderem ein schleichender Prozess, was ich auch vor allem in den letzten fünf Spielen beobachtet habe. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass wir an unsere Leistungsgrenze gehen, dass wir 100 Prozent geben, dass wir auch mal über die Schwelle hinausgehen, dass wir alles dafür tun. Und ich sehe einfach viel mehr Potenzial in unserer Mannschaft und viel mehr Qualität. Das war unter anderem mit ausschlaggebend. Wir sind beim FCK, das ist ein großer Traditionsklub - wir haben Investoren, wir haben einen Beirat, das ist ja auch völlig normal, bevor wir Entscheidungen treffen, mit allen sprechen müssen.


    ... die Entscheidung, Lieberknecht als Trainer zu holen: Wenn ich die Ausrichtung sehe für die letzten vier Spiele - aber natürlich auch darüber hinaus, habe ich natürlich meine Analyse zu Torsten Lieberknecht gemacht. Ich bin immer vorbereitet auf mögliche Trainerkandidaten, genauso wie es auch in meinen Bereichen ist, versuche mich dort immer professionell aufzustellen. Natürlich haben wir uns auch für Torsten entschieden, weil es ein extrem energiereicher Trainer ist, ein extrem erfahrener Trainer, der führen kann, der leiten kann, der wirklich Energie geben kann. Nicht nur in der Mannschaft, auch im gesamten Staff, im gesamten Verein. Er kommt hier aus der Ecke, da waren einfach viele Faktoren, die passen, die auch kurzfristig passen. Da haben wir dann die Entscheidung getroffen, das mit Torsten umzusetzen.


    ... die Kommunikation mit Markus Anfang zu seiner Entlassung: Die Kommunikation mit Markus Anfang war professionell. Es war ein schnelles Gespräch, beide Seiten waren klar. Wir haben uns heute nochmal verabschiedet. Er hat sich auch bei der Mannschaft verabschiedet. Es war auch sein Wunsch und wir haben ihn natürlich erfüllt. Markus ist am Ende lange genug im Geschäft dabei, von daher lief alles professionell, wir haben uns in die Augen geschaut. Und das ist die Situation.


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Treffpunkt Betze Redaktion