Offener Brief an Dietmar Hopp

  • Sehr geehrter Herr Hopp,


    gerne möchten wir auf Ihre Aussagen eingehen, die sie direkt nach der Zweitligapartie des 10. Spieltags zwischen der TSG Hoffenheim und dem 1.FC Kaiserslautern tätigten:


    "Was sich gegen Lautern abgespielt hat, war beispiellos. Es ist kein Zufall, dass diese Dinge nach den Heidel-Aussagen eskaliert sind" und „Herr Heidel erntet nun das, was er gesät hat. Und wir müssen es ausstehen."


    Eines vorweg: Dieser offene Brief soll weder eine Entschuldigung noch eine Rechtfertigung für die Schmähgesänge und den Protest gegen Ihr “Modell Hoffenheim“ sein. Ihre Äußerungen lassen uns vermuten, dass Sie, Herr Hopp, nur geringe Kenntnisse von der Fußballszene und ihren Werten und Idealen haben. Daher möchten wir Ihnen und allen Interessierten die Gedanken der Fußballszene näher bringen und verständlich machen.


    Und, sehr geehrter Herr Hopp, wenn einem vermeintliches Unrecht widerfährt, ist es immer am einfachsten, den Grund bei anderen zu suchen. Wenn Sie, Herr Hopp, sich nun hinstellen und den Medienvertretern in die Notizblöcke diktieren, dass Herr Heidel der Verursacher jenes Aufschreis an Protest und Ablehnung sei, den Sie letzten Freitag erfahren haben, dann entspricht dies jedoch keinesfalls der Realität.
    Sicherlich hat Herr Heidel vollkommen recht, wenn er sagt, es sei schade, dass ein künstlich aufgeblasenes Egoprodukt wie ihr „Modell Hoffenheim“ einen der 36 Plätze im deutschen Profi-Fußball einnimmt. Nicht richtig ist jedoch die Annahme, dass die Proteste durch die Aussagen von Herrn Heidel bedingt waren.


    Diese Proteste entstammten viel eher der Seele all jener, für die Fußball eine Leidenschaft und eine Liebe ist. All jene, die Woche für Woche, Jahr für Jahr weite Strecken für ihren Verein auf sich nehmen, um ihre Passion auszuleben und dem Fußball, wie wir ihn bislang kannten, zu huldigen. Für diese Menschen ist Fußball Leidenschaft, Emotion und oftmals auch ein fester Bestandteil des Lebens.
    Der Fußball erfüllt auch in der heutigen Gesellschaft eine wichtige soziale Funktion und er darf unserer Meinung nach niemals zu einem Spielball von Geld und Prestige mutieren. Er darf nicht zu einer Geldmaschinerie umfunktioniert werden und denen geraubt werden, die ihn zu dem gemacht haben, was er heute ist!
    Über mehr als ein Jahrhundert hat der Fußball Geschichten geschrieben, Legenden hervorgebracht und Generationen in seinen Bann gezogen. Über Jahre und Jahrzehnte haben sich einzigartige Vereine im deutschen Fußball entwickelt. Vereine standen im ehrlichen Wettkampf miteinander und Vereinsmitglieder steckten viel Herzblut in ihre jeweiligen Vereine und Fanszenen entwickelten sich.


    Und wie sieht der Fußball heute im Jahr 2007 hinter den Kulissen aus?
    Der Fußball hat sich gewandelt. Das TV schließt über Zwischenhändler Milliardenverträge mit der Liga ab, die Preise der Eintrittskarten steigen signifikant. Spiele werden fernseh- statt fangerecht angesetzt. Stehplätze weichen Sitzplätzen. Traditionelle Stadien machen Platz für sterile 08/15-Arenen. Fans werden mehr und mehr überwacht, werden als Sicherheitsrisiko angesehen und kritische Äußerungen an den allgemeinen Entwicklungen sind unerwünscht. Freie Meinungsäußerung ist oftmals nicht mehr möglich. Der Fan in der Kurve zählt nicht mehr - wird höchstens noch als stimmungsvolles Beiwerk zum Gesamtevent geduldet. Geschäftsleute und VIPs bringen mehr Geld in die Vereinskassen, der Ausgang des Spiels ist ihnen meist vollkommen egal. Traditionelle Stadiennamen werden verkauft und weichen den Namen von großen und v.a. finanzstarken Konzernen. Ölmilliardär Abramowitsch bestimmt die Geschicke bei Chelsea London und Energygetränkehersteller Mateschitz ändert nach seinem Einstieg in Salzburg gleich mal Vereinsfarben und –namen. Die traditionelle Fanszene wird dort nicht mehr gewünscht.
    Diese Entwicklungen schmerzen den Fußballfans auf der ganzen Welt im Herzen und in der Seele.


    Aber dennoch ist all dies nicht vergleichbar mit dem was Sie, Herr Hopp, machen!


    Das „Modell Hoffenheim“ ist ein künstliches Produkt aus Kommerz und Event! Während große deutsche Traditionsvereine finanziell und sportlich einen Überlebenskampf führen, beruht der sportliche Erfolg Ihres Heimatvereins einzig und alleine auf Ihren finanziellen Launen.
    Ihr Verein, Herr Hopp, hat alle Evolutionsstufen eines Traditionsvereins ausgelassen, kann keine Wurzeln im Fußballsport vorweisen und tritt alle Werte, die Millionen Fußballanhänger im tiefsten Herzen tragen, mit Füßen. Nicht harte Arbeit hat Ihren Verein nach oben gebracht. Nein, einzig und allein das Geld.
    In Hoffenheim existiert keine Fanszene. Zuschauer kommen angezogen vom erkauften sportlichen Erfolg. Wenn das Vereinskürzel „TSG“ für einen Zweitligisten nicht mehr aussagekräftig genug zu sein scheint, wird es halt schnell in 1899 umgeändert. Vier Ziffern klingen nach außen schließlich traditionsreicher und besser als drei Buchstaben.
    Gäbe es in Deutschland noch mehr Gönner wie Sie, erfüllt von der gleichen Wahnsinnsidee, aus dem heimatlichen Dorfverein einen großen Fußballverein zu machen, würden innerhalb von wenigen Jahren nicht mehr viele Traditionsvereine übrig bleiben und der Reiz und die Faszination des Fußballs würden untergehen!


    Auch wir Fans wissen um die finanziellen Notwendigkeiten im Fußball und den geringen Stellenwert, den wir als Fans aus der Kurve noch einnehmen. Dennoch kämpfen wir weiter für einen Fußball, in dem Platz ist für Tradition, Emotionen und Leidenschaft. Die Leute, die heute Ihr Stadion in Hoffenheim bevölkern, sind Kunden, die von einer Fanszene, von Traditionen im Fußball und Werten genauso wenig Ahnung haben wie Sie. Leute, die aber auch genauso schnell wieder „satt“ sein können, wenn der FC Bayern zweimal in der Ersten Liga bei ihnen gastiert hat.


    Die Proteste vom Freitag beruhen nicht auf den Aussagen eines Herrn Heidels. Die Proteststürme vom vergangenen Freitag haben andere, weit tiefere Ursachen. Die Übernahme Salzburgs durch Red Bull wurde in Stadien auf der ganzen Welt in Spruchbändern und kreativen Fanaktionen verurteilt. Genauso verurteilen alle Fanszenen der deutschen Traditionsvereine Ihr Engagement und Ihr „Modell Hoffenheim“. Sie selbst haben mit Ihrer wahnwitzigen Idee, aus einem Dorfclub einen Weltverein zu machen, gesät, was Sie jetzt langsam ernten. Aber auch Sie, Herr Hopp, werden begreifen müssen, dass man vielleicht Erfolg und Zuschauer kaufen kann – Tradition, Fans, Leidenschaft, Hingabe, Liebe und Emotionen aber nicht käuflich bleiben. Und ohne Emotionen wird wahrer Fußball zur Ware Fußball.


    In Zeiten, in denen Werte in der Gesellschaft immer mehr hinter Geld und Kommerz verkommen, wo alles käuflich ist, werden wir auch weiterhin versuchen, unseren Fußball zu leben und unseren Verein immer und überall zu unterstützen und gegen die Perversionen des modernen Fußball zu kämpfen. Dabei darf Ihre Fußballwelt niemals siegen, solange der Fußballsport ein solcher bleiben will.




    Generation Luzifer Kaiserslautern
    Pfalz Inferno
    Devil Corps
    Frenetic Youth
    Boys Diabolo
    Online-Fanzine der-betze-brennt.de
    Sektion West
    Fraktion Rot Weiß

  • Dem Betrag kann ich einfach nichts mehr hinzufügen er sagt alles aus was ich in den letzten monaten über Hopp's Verein gedacht hab.


    Was er da macht ist ein Tritt in den Allerwertesten aller Fans, die jedes we mit ihrem Verein mitfiebern und im Stadion alles geben um ihren Club nach vorne zu peitschen.

  • Ich bewundere den Schreiber von diesem Brief, meine Hochachtung ist untertrieben.



    Allen den Brief schicken!!! Anderen Vereinen, andere Fanclubs, allen!!!
    Das wäre zu schade wenn es nicht jeder lesen würde.
    Da rücken Fußballfans wieder zusammen.


    Befürworter dürften jetzt mal die Augen aufgerissen bekommen haben und endlich verstummen.


    GEGEN DEN MODERNEN FUßBALL- GEGEN DEN COMMERZ-GEGEN HOPP!

    Einmal editiert, zuletzt von joxxx20 ()

  • Ihr habt es auf den Punkt gebracht starker Brief.Habt ihr den Brief auch an Hopp persönlich geschickt.Würde mich echt interessieren.


    :respekt:

  • meint ihr wirklich dass dieser Herr Hopp das liest,glaube nicht dass er sich auf so ein Affengejaule herab läßt....... ihr geilt euch an einer Sache auf die es nicht wert ist da weiter drauf einzugehen.


    Was wäre wenn dieser Hopp statt TSG den FCK gesponzert hätte,würdet ihr sogenannten negativ Fan's
    dann auch so ein Geschrei loslegen wie in Hoffenheim..........glaube nicht :undwech:

  • Zitat

    Original von nordpfaelzer
    meint ihr wirklich dass dieser Herr Hopp das liest,glaube nicht dass er sich auf so ein Affengejaule herab läßt....... ihr geilt euch an einer Sache auf die es nicht wert ist da weiter drauf einzugehen.


    Was wäre wenn dieser Hopp statt TSG den FCK gesponzert hätte,würdet ihr sogenannten negativ Fan's
    dann auch so ein Geschrei loslegen wie in Hoffenheim..........glaube nicht :undwech:


    falscher platz
    du musst zu deinen freunden nach hoffenheim ins forum, da bist du willkommen


    so was als affengejaule zu deuten...du hast kein wort verstanden von dem was drinn steht!!!
    würde mich nicht wundern, wenn du es gar nicht gelesen hast

  • Zitat

    Original von Stine
    Ihr habt es auf den Punkt gebracht starker Brief.Habt ihr den Brief auch an Hopp persönlich geschickt.Würde mich echt interessieren.


    :respekt:


    U.a. auch an ihn persönlich, ja!

  • sehr guter brief und sehr gut geschrieben, viel leidenschaft und gefühl.


    aber auch ich muss fragen, was würden die lauterer fans jetzt sagen ,wenn der hopp den fck mit einem millionen betrag sponsern würde und uns dadurch wieder bessere sportliche perspektiven ermöglicht werden?

  • Gibts auf der Hoppenheim Seite kein Forum?


    Dieser Text würde sich dort gut machen.


    Genial geschrieben, absolut treffend.


    @nordpfälzer: Edit und an xderbriegelx:
    Wenn ein vergleichbarer Sponsor in ähnlicher Weiße unseren Verein unterstützen würde, wäre dies eine völlig andere Basis!


    Hoffenheim ist ein Retortenverein, der durch Millionen SAP-Kohle mit aller Gewalt in die Bundesliga will.
    Der FCK ist Kult, hat Tradition, ist LEBEN!


    2 völlig verschiedene Grundlagen!

    2 Mal editiert, zuletzt von Currywurst ()


  • natürlich sind das zwei andere grundlagen, aber es wird oben auch chelsea genannt und das vereine spielbälle werden.
    deswegen würde mich nur der standpuntk anderer fans interessieren.
    ich würde mich auch freuen,wenn eine finanzspritze kommen würde,jedoch müsste sich dies in grenzen halten und der verein weiterhin das volle sagen haben!!