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Offener Brief zu den Vorfällen am 18. Mai 2008
Nach dem Spiel des 1. FC Kaiserslautern und dem 1. FC Köln am 18.05.2008 kam es zu Ausschreitungen auf dem Rasen des Fritz-Walter-Stadions. Von "offiziellen" Seiten, unter anderem der Presse und der Polizei, werden wir dafür verantwortlich gemacht.
Dies entspricht definitiv und absolut nicht der Wahrheit und wir wehren uns mit diesem offenen Brief dagegen! Wir sehen uns in allererster Linie als FCK-Fans, die ihren Verein bedingungslos und robust zuhause und auswärts unterstützen.
Ja, wir wissen, dass wir in der Vergangenheit oft durch Krawalle und Ausschreitungen auf uns aufmerksam gemacht haben. Einige von uns haben empfindliche Strafen kassiert und teilweise lange Stadionverbote bundesweit erhalten. Wir wissen, dass wir einen schlechten Ruf haben und als Problemfans gelten.
Als Norbert Thines vor Jahren (damals noch als Geschäftsführer) einige von uns bösen Buben (O-Ton Thines) einlud, um die Gewalt im Stadion zu beenden, haben wir mit ihm die Abmachung getroffen, uns im Stadion dementsprechend zu verhalten. Norbert Thines hob damals die bestehenden Stadionverbote auf und auch wir haben uns an diese Abmachung
gehalten.
Am 18.05.2008 hätten wir das auch getan, wenn wir das Gefühl gehabt hätten, die zur Sicherheit der Zuschauer eingesetzten Kräfte hätten die Lage im Griff. Dies war für alle im Stadion und nach Studium der diversen Videobeiträge auf Youtube und Co. offensichtlich nicht der Fall.
Zur Vorgeschichte dieses Tages:
Wir, die ehemaligen Hoolifans des 1.FC Kaiserslautern, feierten an diesem Tag ein Gedenktreffen für die in den letzten 25 Jahre verstorbenen Freunde und Kameraden vor unserem ehemaligen Treffpunkt, der Kneipe "First Class". Dieses Gedenktreffen war bei der Stadt Kaiserslautern auch dank der Unterstützung der szenekundigen Beamten der Polizei Kaiserslautern angemeldet und die Polizei war von Anfang an informiert und involviert. Auch der Bannermarsch unserer Truppe war angekündigt.
Die Gruppierung First Class Crew ist keine feste Organisation oder ein Fan-Club, sondern ein für diesen Tag (18.05.2008) entstandener loser Zusammenschluss von Alt-Hools und Fans des 1.FCK, von denen ein großer Teil bereits seit Jahren keine Hooligan-Interessen mehr hat, sei es aus familiären Gründen oder weil sie es einfach kapiert haben, dass dies unseren Sport zerstört.
Bereits im Vorfeld des Gedenktreffens wurde von uns klargestellt, dass wir uns friedlich verhalten wollen und in erster Linie den 1.FCK in diesem wichtigen Spiel unterstützen wollen. Wir geben zu, dass wir ein robusteres Auftreten an den Tag legen als der normale Fußball-Fan, aber an diesem Tag gab es nur ein Ziel: Klassenerhalt des 1.FC Kaiserslautern mit möglichst lauten und anpeitschenden Mitteln. Auch wir waren uns klar, dass Gewalt an diesem Tag fehl am Platz ist.
Die Wiese vor unserer ehemaligen Kneipe wurde als Treffpunkt zum Feiern eingerichtet. Bierstände, Wurstbuden, ein Zelt und das dazugehörige Mobiliar luden zu gemütlichem Miteinander ein. Als Beginn der Veranstaltung war 10.00 Uhr vormittags angesetzt. Ja, wir haben Alkohol getrunken, das haben zig-tausend an diesem Morgen auch auf dem Weg zum Stadion.
Im Verlauf des Morgens kamen immer mehr ehemalige Freunde zusammen, teilweise hatten sich die Menschen mehr als 15 Jahre nicht mehr gesehen. Kinder sprangen umher, Partner wurden vorgestellt. Eine ausgelassene Stimmung in Vorfreude auf das große und wichtige Spiel unseres Vereins. Friedliche Stimmung, die anwesende Polizei im Hintergrund, die szenekundigen Beamten unter uns.
Rechtzeitig formierte sich der Bannermarsch zum Stadion. Ja, wir haben Böllerschüsse abgegeben, ja, wir waren laut und kraftvoll. Wir waren ein guter Mob, wie wir sagen. Aber wir waren friedlich. Die Polizei sollte das dem interessierten Fragesteller bestätigen können. An der Stadionstrasse traten wir stimmgewaltig auf und wurden von Normalfans mit Beifall und Zustimmung begrüsst. Wir sangen FCK-Lieder und die Menge rechts und links der Strasse sang mit. Auch das ist auf den Videos z.B. bei Youtube zu sehen. Von uns ging zu keinem Zeitpunkt Gewalt aus. Wären wir angegriffen worden, hätten wir uns natürlich gewehrt.
Im Stadion angekommen, nahmen wir kurz vor Spielbeginn unsere Plätze in Block 5.3 der Westkurve ein und gaben von der ersten bis zur letzten Minute unsere Stimme der Unterstützung der Spieler. Die Umstehenden Normal-Fans in den angrenzenden Blocks werden bestätigen können, dass wir auch hier laut, aber friedlich waren. Wir waren es auch, die nachdem die ersten schwarzen Wolken über der Nordtribüne zu sehen waren, das Lied anstimmten: "Fritz-Walter-Wetter, wir haben Fritz-Walter-Wetter!"
Das Spiel und das für unseren FCK tolle 3:0 ließ uns mit über 40.000 anderen Fans feiern. Als im Stadion das Lied "Viva Colonia" eingespielt wurde, haben auch wir mitgesungen, denn wir waren in Feierlaune und glücklich über den Sieg des 1.FCK und den Klassenerhalt. Wir waren nicht beim Platzsturm dabei, wir blieben in unserem Block, lagen uns in den Armen und feierten.
Als wir sahen, dass Kölner "Was-auch-immer-Deppen" einen Keil in friedlich feiernde FCK-Fans trieben und mit Latten und anderen Dingen auf "unsere" Fans einschlugen, weit und breit keine Polizei zu sehen war, weil die völlig unverständlich für jeden sich nicht im Innenraum und rund um den Kölner Block aufhielt, und die Fans auf dem Platz in Panik versuchten, in die Blöcke zurückzustürmen, hat sich ein Teil von uns spontan entschlossen, unseren Leuten, Frauen und Kindern, zu helfen, schlimme Verletzungen durch eine Panik zu verhindern und die Kölner des Rasens zu verweisen. Wir betrachten unseren Rasen und unser Stadion als unser Zuhause, und wer unsere Leute angreift, greift uns an.
Hätten wir gesehen, dass die Polizei die Szene in den Griff bekommt, wären wir nicht eingeschritten, betonen wir an dieser Stelle nochmals. Da dies aber anscheinend nicht der Fall war, schritten wir ein.
Auch wenn das viele Menschen nicht verstehen können: Für uns ist das Ehrensache, unseren Grund und unsere Leute zu schützen! Zuhause wie auswärts!
Wir wussten, wenn die Kölner merken, wer sich ihnen entgegenstellt, werden sie wahrscheinlich aufgrund unserer Masse und unseres entschlossenen und robusten Auftretens den Rückzug antreten und die Party kann weitergehen - auch unsere!
Viele Reaktionen in verschiedenen Internet-Foren sagen uns Danke für unser Eingreifen, die "offiziellen Stellen" stellen uns als alkoholisierte Randalierer, die den Anlass der Toröffnung in den Innenraum für ihr Geschäft nutzen wollten.
Wir wiederholen: WIR WOLLTEN den 1.FCK FEIERN UND UNSERER VERSTORBENEN GEDENKEN!
Wir wollen keinen Dank, wir wollen keinen Heiligenschein, wir wollen auch keine Sonderbehandlung, wir wollen nur unsere Sicht der Dinge klarstellen. Wir haben zusammen mit anderen beherzten Fans des FCK die provozierenden, unseren Platz stürmenden Kölner verjagt, um Schlimmeres zu verhindern. Wir wissen, was passieren kann und wünschen dies niemand, schon gar nicht friedlich feiernden Fans unseres Vereins 1.FC Kaiserslautern.
Zu den anderen Vorkommnissen nach dem Spiel auf der Barbarossastrasse und vorm First Class können wir nur vermuten:
Wenn drei Kölner Busse unmittelbar am Ort unseres Gedenktreffens von einem Polizeiwagen begleitet werden, dort anhalten können, seelenruhig aussteigen und in Richtung unserer Kneipe in eindeutiger Absicht laufen können, dann riecht das sehr nach einem Plan, Gründe zu finden, unser Gedenktreffen frühzeitig aufzulösen. Ebenso die Tatsache, dass Eingreiftrupps der Polizei wegen drei Personen, die der Polizei alle bekannt sind, eine Massenschlägerei inszenieren, lässt uns vermuten, dass hier Erfahrungen sammeln für ein junges Eingreifkorps der Polizei an erster Stelle stand. Auch hier mit völlig überzogenen Mitteln und Waffen (Reizgas) gegen Kinder und Frauen, natürlich erfolgte eine Reaktion unsererseits.
Schade um das frühe Ende unseres Treffens, aber trotz allem ein Tag, der uns allen unvergesslich bleiben wird! Danke!
Wir wünschen unserem Verein nur das Beste und freuen uns auf die nächste Saison!
Quelle :http://www.der-betze-brennt.de…espiegel.php?artikel=3695