ZitatAlles anzeigenBei den „Roten Teufeln" wird nichts dem Zufall überlassen. Drei Experten kümmern sich um die richtige Ernährung der Fußball-Profis. Von Oliver Sperk
Ein paar rohe Eier im Glas - und fertig ist das Sportlerfrühstück. Wie es uns Sylvester Stallone als trainingsbesessener Boxer in den frühen Rocky-Filmen vorgemacht hat, so ist es natürlich längst nicht. „Naturbelassene Vollkornprodukte, zum Beispiel Dinkel-Vollkornbrot, Haferflocken und Müsli, gerne auch mal mit etwas Orangensaft oder Reismilch angemacht, wenn man Milch nicht verträgt", sagt Ralf Meyer, Heilpraktiker und Ernährungsberater, auf die Frage nach dem „perfekten Frühstück", das durch etwas Obst ergänzt werde.
Meyer hat die Fußballer des 1. FC Kaiserslautern ins Trainingslager auf Zypern begleitet und zu Beginn der Hinrunde mit Teilen des Kaders einen freiwilligen Nahrungsverträglichkeitstest vorgenommen. Der 44-Jährige komplettiert das Team hinter dem Team, das sich um die Gesundheit der Spieler kümmert. Die richtige Ernährung ist vor allem im Profisport zu einem wichtigen Mosaikstein geworden.
„Wir reden zwar von nur vielleicht fünf Prozent der Gesamtleistung", betont FCK-Mannschaftsarzt Ulrich Schmieden (50), „aber die wollen wir mit der bestmöglichen Ernährung rauskitzeln, weil sie mitentscheidend dafür sein können, ob du gegen Freiburg am Ende noch zwei Tore schießt oder nicht." Müsli, Reis- oder Haferflocken lägen nicht schwer im Magen, lieferten aber genügend Energie für die Arbeit auf dem Platz, sorgten für einen langsamen Anstieg und später einen langsamen Abfall des Blutzuckerspiegels, sagt Meyer.
„Frische und Qualität sind das A und O. Die vorbereiteten Zutaten gleich verwenden, weil sich der Vitamingehalt alle halbe Stunde halbiert. Dann schonend kochen und garen", betont Andreas Kramer (39), seit November Küchenchef der FCK-Gastronomie und nach Zypern nachgereist, weil Trainer Milan Sasic - ein Perfektionist - auf die bestmögliche Versorgung seiner Spieler Wert legt. „Das Gemüse al dente", verdeutlicht Schmieden, also „bissfest" und nicht weichgekocht.
Ein Mittagsbuffet für die FCK-Profis auf Zypern bestand zum Beispiel aus Lauchsuppe, Gemüsereis, ohne Fett und ohne Wasser im Ofen gegarten Kartoffeln, nicht abgeschreckter Pasta, gegrillten Lachssteaks und nicht ganz durchgebratenem Rindfleisch. „Rindfleisch enthält viel Eisen. Das ist wichtig für die Bildung der roten Blutkörperchen, die den so wichtigen Sauerstoff transportieren", betont Schmieden. Die hoch konzentrierten Eiweiße in Fleisch und Fisch seien wichtig für die Neubildung von beim Sport verletzten Muskelzellen und Körperzellen allgemein. „Keine Sahne, kein Schweinefleisch, am besten gar keine tierischen Fette; das heißt: keine Butter und kein Schweineschmalz", sagt Kramer, der bei einem Augsburger Sternekoch in die Lehre gegangen ist und Bayerischer Koch-Meister war.
„Wichtig sind hoch ungesättigte Fettsäuren. Sie sind in hochwertigen Oliven- und Keimölen enthalten", betont Kramer. „Tierisches Fett blockiert den Stoffwechsel, die Fließgeschwindigkeit des Blutes und damit die Nährstoffzufuhr", ergänzt Schmieden, „durch ungesättigte Fettsäuren gibt es weniger Zellschädigungen, und die Muskelentzündungen bei den Spielern haben erheblich nachgelassen." Meyer sagt: „Wichtig ist es bei der Ernährung, das breite Spektrum des täglichen Bedarfs komplett abzudecken."
Stilles Wasser vor und während der Belastung und später Elektrolytgetränke, aber diese auch nicht in zu großen Mengen, empfiehlt Schmieden Sportlern. „Schorlen aus roten Fruchtsäften dürfen es auch mal sein, in Kaiserslautern steht oft ungezuckerter roter Traubensaft auf dem Tisch", ergänzt Koch Kramer.
Zum Abendbuffet auf Zypern gab es für die FCK-Profis beispielsweise eisenhaltigen Spinat-Salat, in Olivenöl angemachten griechischen Salat mit Gurken und Paprika, Hühnchen-Piccata ohne Käse, gegrillte Seezunge, grünen Spargel, Kartoffeln, Reis und Nudeln. Und als Nachtisch Bananen, Äpfel und Ananas, die „Zauberfrucht" - „sehr enzymhaltig, entzündungshemmend, durchblutungsfördernd, sie verbessert die Fließeigenschaften des Blutes", sagt Meyer, der warnt: „Zucker ist ein Vitamin- und Mineralstoffräuber."
Ein Stück Schokoladen- oder Obstkuchen jedoch gibt es für die Lauterer Fußball-Profis nach einem anstrengenden Tag auch mal, sagt der Koch: „Als Seelenstreichler. Aber nur ein Häppchen."
Quelle : Die Rheinpfalz