Bührer: Das hat sich damals hochgeschaukelt


  • Quelle: Mannheimer Morgen
    Verlag: Mannheimer Morgen Verlag
    Publikation: Bergsträßer Anzeiger
    Ausgabe: Nr.205
    Datum: Freitag, den 04. September 2009
    Seite: Nr.22


    So was Lächerliches. Damals hatte keiner das Gefühl, die brechen in "unser" Revier ein. Die haben uns auch keine Fans streitig gemacht, wer zum Waldhof ging, ging da auch schon vorher hin und auch schon vorher NICHT nach Lautern.


    Von seinem Stinkefinger wird da auch nichts erklärt....


    Die Rivalität ist entstanden, weil man eben Nachbarn in einer Liga war. Und keiner, wirklich keiner der damaligen Waldhöfer (egal welche Tribüne) eine Gelegenheit ausließ, sich übelster verbaler Attacken gegen Lautrer zu erledigen. Dazu kam, das die damalige "Rotfront" und die "Hells Devils" eine gut gepflegte Hassbeziehung zu Waldhöfer Fankreisen pflegten, aus denen 1985 die City Boys entstanden, da waren böse Buben drunter..., einer davon war ein gewisser Michael Jäger. Die damalige "Szene" war vor den Spielen immer in der Fabrikstraße zu finden, das ist die Verlängerung der Kantstraße in Richtung Stadtmitte. Die eine Kneipe nannte sich ganz lapidar "Pilsstube"......


    Der Hass ist eventuell damit zu erklären, das in der Mitte der Achtziger Jahre ein Lautrer auf der Heimreise eines Spiels von City-Boys über die Gleise gejagt wurde und sich dabei schwer verletzt hat. Man nannte ihn damals "Seemann", persönlich gekannt hatte ich ihn nicht. Allerdings war ich da gerade mal 14 oder 15, und die Erinnerung kann mich da auch täuschen. Wer Details weiß, oder mehr als ich: Hier bitte posten. Damals gingen vor dem Heimspiel Flugblätter durch die West "RACHE FÜR SEEMANN", und damals war auch in meiner subjektiven Wahrnehmung eine deutliche Steigerung der Animosität zu spüren, ich glaube sogar, der "Hass" entstand damals.


    Der Begriff "Barackler" ist im übrigen entstanden, weil um das Stadion am Waldhof einige alte Schlichtwohnungen standen oder immer noch stehen. Die etwas besser situierten Mannheimer gingen zum Traditionsclub VFR Mannheim, der immerhin mal deutscher Meister war. Die, sagen wir mal, prekär aufgestellten Mannheimer gingen zum SV W.....



    Ich hoffe, ich hab alles aus der Erinnerung richtig widergegeben, es hatten mich einige nach der Entstehung gefragt...

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  • So was Lächerliches. Damals hatte keiner das Gefühl, die brechen in "unser" Revier ein. Die haben uns auch keine Fans streitig gemacht, wer zum Waldhof ging, ging da auch schon vorher hin und auch schon vorher NICHT nach Lautern.

    Hallo WKV.



    Da irrst du dich ein wenig. Unser damaliger Vize- dann Präsident der ev. Kirchenrat Udo Sopp hatte damals einen Einspruch eingelegt um zu verhindern das der SVW im Südweststadion spielt. Der war unsinnig und hatte Null Chance auf Erfolg. Das führte dann sogar (Ha, das ist ne Parallele zur “Vater unserer” Debatte) auf Waldhofseite zu einigen Kirchenaustritten. Was aber zu verkraften war weil die eh keine Kirchensteuer bezahlten.


    Dem normalen FCK-Fan war das eigentlich piepegal. Da wurde kein Gedanken daran verschwendet dass jemand ins Waldhoflager wechseln könnte. Die linksrheinische Waldhofszene rekrutierte sich zum Hauptteil mit Leuten aus sozialen Brennpunkten in LU, Worms und Frankenthal. Die hatten vorher mit Fußball nicht viel am Hut. Die einte nur dass sie sich ewig benachteiligt fühlten. Was auch die rechtsradikalen Tendenzen großer Teile der Waldhoffans erklärt.

  • ehrlich ? daran kann ich mich nicht erinnern.....Sopp....evangelischer Pfarrer....
    aber der Rest deckt sich ja....

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  • ehrlich ? daran kann ich mich nicht erinnern.....Sopp....evangelischer Pfarrer....
    aber der Rest deckt sich ja....

    Das mit dem Einspruch sorgte ja auch nur in Mannheim für Wirbel. Dem Rest der Welt war das egal.

  • Hallo WKV
    hallo sinistrus


    Eure Beiträge und der Artikel im Mannheimer Morgen haben mir endlich mal die Erklärung für den unseligen Hass zwischen den beiden Vereinen geliefert. :gutgemacht:
    Obwohl Mannheimer war mir die Entstehung der Rivalität nicht so klar, wie sie jetzt ist.
    Jetzt kann ich also mitreden.... :)

    :schild: Eigentlich ist alles gesagt...nur noch nicht von jedem :teufel:

  • Ich hoffe, ein paar der jüngeren finden den Weg hierher auch ...

  • Wie war das damals mit Randale etc.? Vergleichbar mit dem was am Mittwoch passiert ist oder war das ganze damals noch schlimmer? Als jüngerer FCK-Fan kann man sich das irgendwie nicht wirklich vorstellen wie das damals ausgesehn hat.

  • Randale hat es immer schon gegeben. Nur haben die weitestgehend außerhalb des Stadions stattgefunden. Einmal gab es in Lu'hafen mal einen Zwischenfall, bei dem unsere "Problemfans" ein wenig zu sehr präsent waren am Zaun, die Polizei hat sie dann mehr oder weniger aus dem Block gedroschen. Einmal war ich Zeuge von einer schweren Schlägerei am Bahnhof, als die Lautrer von vorne in den Tunnel sind und die Waldhöfer von der Zollamtstraße.
    Die Polizei hat sie dann jeweils von hinten abgegriffen.....


    Und die Spieler waren aggressiver, Ehrmann und Bührer sind da ein gutes Beispiel. Wäre Dusek nicht dazwischen gegangen, hätte Ehrmann das Knäblein wohl mit einem Faustschlag gehimmelt....


    Aber IM STADION waren die Ausschreitungen nie so schlimm wie am Mittwoch. Mit Stadion abreißen und Sitze abfackeln.....


    Man legte damals halt nicht diesen Focus auf visuelle Präsenz und Auffälligkeit. Choreos wurden als Kinderkram belächelt, und alles andere, was heute so "Ultra" ist auch. Einen Megaphonmann hätte die Kurve niemals akzeptiert.


    Heute macht die Ultrakultur ein Happening für sich und andere dieser "Glaubensrichtung" draus. DIE sind die wahren Eventfans. Denn sie wollen eines daraus machen. Sich selbst präsentieren, den Focus vom Spiel auf sich lenken.