ZitatAlles anzeigenHintergrund: Der Höhenflug des 1. FC Kaiserslautern basiert auf der gelungenen Personalpolitik. Trainer Marco Kurz scheint auf gutem Weg von einer Verlegenheitslösung zur großen Lösung. Die junge Mannschaft hat in den ersten sieben Spielen der Zweitliga-Saison oft erstklassig Fußball gespielt.
Von Horst Konzok
KAISERSLAUTERN. Sieben Spiele, fünf Siege, zwei Unentschieden: 17 Punkte, 12:4-Tore - punktgleich mit dem forschen Aufsteiger Union Berlin führt der 1. FC Kaiserslautern die Tabelle der Zweiten Fußball-Bundesliga an. „Ein schönes Bild, aber es sind erst sieben Spiele", relativiert Marco Kurz, der Trainer. Eindrucksvoll die Art und Weise, mit der seine Mannschaft, die jüngste der Liga, gepunktet hat: Im 4-4-2 strukturiert, versucht der FCK mit Direktpass-Spiel über zwei Flügelflitzer, Chancen zu kreieren. Der Kurzpass ist ein wirkungsstarkes Mittel geworden.
„Fast jeder unserer Spieler hat einen Schritt nach vorn getan, die neuen Spieler verstärken unsere Mannschaft, und Marco Kurz ist es in kurzer Zeit gelungen, seine Spielphilosophie durchzusetzen", analysiert FCK-Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz die frühe Erfolgsgeschichte. Von der Bundesliga träumen ist erlaubt, konkret darüber reden noch viel zu früh. „Nach sieben Spielen ist noch keiner aufgestiegen", hat Verteidiger Dick des Trainers Sprachgebrauch übernommen. Und lässt Taten sprechen!
Fußball ist ein von der Tagesform bestimmtes Tagesgeschäft. „Wir müssen immer ein bisschen geiler auf den Erfolg sein als der Gegner", fordert der Trainer, der ruhig und bestimmt auftritt, sehr gut analysiert und mit klarer Ansprache überzeugt.
Kurz setzt auswärts wie daheim auf seine 4-4-2-Taktik. In sechs der sieben Punktspiele nominierte er die gleiche Startformation. Nur beim tollen 2:1-Sieg am Hamburger Millerntor gegen den FC St. Pauli kam Dragan Paljic für den erkrankten Erik Jendrisek im Sturm zum Zug.
Der FCK hat sieben Spieler verpflichtet: Fünf (Rodnei, Georges Mandjeck, Bastian Schulz, Ivo Ilicevic und Adam Nemec) zählten bisher immer zur Startformation. Daniel Pavlovic wurde fünfmal eingewechselt, Christoph Buchner, der in der Ausbildung zum Bankkaufmann steht, spielt in der Regionalliga-Elf.
„Wir dürfen uns, wenn wir mit unseren Mitteln eine Rolle spielen wollen, keine großen Fehler bei den Einkäufen leisten", sagt Stefan Kuntz. Er darf sich über den - mit Vorkaufsrecht - von Hertha BSC Berlin ausgeliehenen Brasilianer Rodnei (24) freuen. Der 1,90 Meter lange Innenverteidiger bildet mit Martin Amedick ein Abwehr-Bollwerk. Schon zwei Tore und eine Torvorlage stehen auf Rodneis Arbeitsnachweis. Im zentralen Mittelfeld bilden Georges Mandjeck (20), Leihgabe vom VfB Stuttgart, und Bastian Schulz (24, zuvor Hannover 96) ein schnelles, harmonierendes Duo. Balleroberung, Raumverengung und das Ankurbeln des Offensivspiels gehören zum Arbeitsauftrag der laufstarken Akteure. Schulz (ein Tor) zeigt sich mehr und mehr auch als Stratege, Mandjeck beweist sich auch mit fast perfekter Technik und großem Sprungvermögen. „Ich will und werde auch Tore schießen", verspricht der Mann aus Kamerun.
Vom VfL Bochum ausgeliehen wurde Ivo Ilicevic (22; eine Vorlage, zwei Tore). Ein trickreicher Dribbler, der das Spiel schnell zu machen versteht, mit Kollege Sam oft die Seiten tauscht und nicht selten für Verwirrung in Gegners Deckung sorgt. Noch mangelt es dem selbstbewussten Ilicevic an Konstanz.
Adam Nemec (24; zuvor RC Genk, zwei Tore, eine Vorlage) vertritt den verletzten Srdjan Lakic. Nemec ist ein Arbeitstier, ein guter, kopfballstarker Fußballer, der sich tüchtig für die Mannschaft reinhaut, auch vor dem eigenen Tor mitarbeitet.
„Wir haben sechsmal mit der gleichen Startelf gespielt, das gibt Sicherheit", bemerkt Alexander Bugera. Der 31-Jährige gehört - wie Sidney Sam (zwei Vorlagen, einTor) und Florian Dick (zwei Vorlagen) zu den Gewinnern der Saison. Bugera (ein Tor, vier Vorlagen) ist links in der Abwehrkette gesetzt, durch seine Standards geschätzt. Dick gibt seit Wochen einen modern und effektiv spielenden Offensivverteidiger, hat seine Fehler stark reduziert. Dribbler Sam, auch defensiv bemüht, beweist sich mit Tordrang. Fast fehlerfrei: Torhüter Tobias Sippel. „Er hat die Nummer 1 angenommen", lobt Vereinschef Stefan Kuntz den Reifeprozess. Es gab in dieser Runde nur ein Manko bei der Kurz-Elf: Die junge Mannschaft lässt zu viele Chancen aus.
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau
Ausgabe: Nr.226
Datum: Dienstag, den 29. September 2009
Seite: Nr.9