ZitatAlles anzeigenIm hohen Norden und auf Fuerteventura wird die große Fußball-Liebe mit treuer Leidenschaft gepflegt. Dass der 1. FC Kaiserslautern Fans weit über die Pfalz hinaus besitzt, ist nicht neu. Dennoch überrascht ein gestochen scharfes teuflisches Angesicht auf der Wade eines Tennislehrers auf der Kanareninsel Fuerteventura. Umso mehr, als die Kommandos aus dem Trainermund deutlich norddeutsch gefärbt klingen. Und tatsächlich, der Filzball-Artist, der da neben Miloslav Mecir, der „die Katze” genannten Ex-Weltranglisten-Nummer 4 aus der Slowakei, Urlaubern Aufschlag und Volley beibringt, kommt aus Heiligenhafen an der Ostsee. Dennis Roloks ist 32 Jahre alt und mit Herz und Haut FCK-Fan. Neben dem Tattoo auf dem rechten Unterschenkel ziert ein Teufel seinen rechten Oberarm. Gestochen 1996 – am unvergessenen Tag des erstmaligen Abstiegs aus der Bundesliga.
„Frauen kommen und gehen, Dein Verein, der bleibt bestehen’ lautet eine Lebensweisheit des Mannes, der im Hauptberuf als Steuerfachangestellter und daneben als Tennislehrer sein Geld verdient. Seit 18 Jahren spielt Dennis Tennis, seit 28 Jahren Fußball – bis zur A-Jugend Mittelstürmer, seit 1990 ist er selbst „Teufel”.
Den FCK-Bazillus hat er in Berlin aufgeschnappt. Für den Gewinn der Fußball-Kreismeisterschaft gab es damals eine Reise zum DFB-Pokalfinale ins Olympiastadion Werder Bremen – FCK, das Resultat 2:3.
Seitdem besucht Dennis Spiele seines FCK – vor allem in Norddeutschland, aber auch im Ausland – in Tottenham, Glasgow, Teplice, Eindhoven, Metz war Dennis dabei – und natürlich auf dem Betzenberg. Bei einem Fan namens Joachim Springer hat Dennis bei seinem ersten Besuch hier übernachtet. Der kam aus der Nähe von Ludwigshafen und hatte sogar „Bölkstoff” besorgt. Mehr weiß Dennis nicht mehr. „Das ist immer eine Weltreise auf den Betze, aber es ist das beste Stadion der Liga. Du siehst von allen Plätzen aus, die Stimmung ist perfekt, da spürst Du die ganze Pfalz hinter dem Verein’, schwärmt er unter kanarischer Sonne. Die Rostwurst im Stadion sei „sensationell”. Karlsberg von Bischoff kann der Tresenteufel aus jahrelanger Erfahrung gut unterscheiden. Dennis versteht sich als „Groundhopper” – „aber nur Stadien mit Rang und Namen”. Die Stadien der Zweiten Liga kennt er alle, in Liga eins fehlt ihm nur Hoffenheim.
Der fanatische Fußballfan ist gierig auf die Aktivitäten der Ultra-Fan-Szenen, liebt und verfolgt die Choreografien der Fans, hat mit Hooligans überhaupt nichts am Hut, sondern will Fußball sehen. „Wir supporten den Verein, wollen uns aber nicht in Gefahr begeben.’ Inzwischen kaufen Dennis und seine Teufel eher Sitzplatzkarten. „Man wird älter und ruhiger.’ Doch auch die Gangart der Ordnungskräfte gegen auswärtige Fans werde härter. „Du wirst traktiert, riskierst Stadionverbot, obwohl Du nichts gemacht hast”, weiß er.
2008 haben sich die FCK-Anhänger aus dem hohen Norden zu einem Fanclub zusammengeschlossen: Nordische Tresenteufel. „Wir sind bestimmt der nördlichst gelegene Fanclub des FCK in Deutschland’, ist Dennis überzeugt. Er hatte die Idee für den Namen. Die rund 25 Tresenteufel kommen aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg. Präsidentin ist Anna Eyler aus Rostock. Wegen der „arbeitnehmerfreundlichen” Anstoßzeiten” bleiben oft nur Fernsehen und Internet zum Verfolgen der Spiele. In der vorigen Saison hat die Zeit nur zu rund zehn Live-Spielbesuchen gereicht. Verpasst wird dennoch keines. Auch auf Fuerteventura weiß Dennis als Erster, dass sein FCK bei Energie Cottbus 2:1 gewonnen hat. In dieser Saison macht der FCK die Tresenteufel bisher nur glücklich. Marco Kurz ist nun der richtige Trainer, lobt der Fan.
„Es gibt spielerisch wieder was zu sehen.’ Lange kam nur Freude auf bei der Erinnerung an alte Recken: Stefan Kuntz, Gerald Ehrmann, Miro Kadlec, Mario Basler heißen die Legenden, die Dennis” FCK-Herz höher schlagen lassen. Seine Helden im aktuellen Kader? Sidney Sam, Ivo Ilicevic, Tobias Sippel. Und wo endet es in dieser Saison? „Tja, ich bete um den Aufstieg.’ Vor allem nach dem 0:2 gegen Fortuna Düsseldorf.
Seine Eintrittskarten – zuletzt vom 0:3 verlorenen Pokalspiel bei Werder Bremen – sammelt er ebenso wie FCK-Trikots. Was ihm noch fehlt ist das mit Campari-Aufdruck in rot. Und zwei FCK-Träume neben dem Aufstieg träumt Dennis: Gerry Ehrmann endlich mal persönlich kennenlernen und mit Mario Basler einen trinken gehen. Weizenbier schmeckt dem teuflischen Norddeutschen durchaus. „Ich glaube, ich kann auch mehr als eins davon vertragen.’ Spricht”s, grinst teuflisch und haut ein As übers Netz, das sich sehen lassen kann.
Quelle: Die Rheinpfalz