Beiträge von Gonzo

    @Ronnie Wendt
    Ich kann das sogar sehr gut verstehen, was du beschreibst. Der Witz ist, dass man dafür nicht mal die "alten Zeiten" miterlebt haben muss, um einen stetigen Abgang zu erkennen. Meine erste "richtige" Saison mit mehr als ein paar Stadionbesuchen war 2003/2004. Meine erste Dauerkarte hatte ich in der Saison 2005/2006. Es war so ziemlich eine der beschissensten Saisons für eine erste Dauerkarte, man stieg ab. Bis auf das zwischenzeitlich Hoch unter Kuntz und Kurz mit dem Aufstieg ist der FCK für mich ein Zweitligaverein und stetig auf dem absteigenden Ast. Jedes Jahr werden Verluste gemacht, Gewinne nur unter besonderen Voraussetzungen, die Ergebnisse stagnieren seit Jahren oder werden schlechter.


    Für mich ist Bundesliga daher was sehr besonderes und sehe es auch, geschuldet den letzten beiden Jahrzehnte, als absolutes Privileg an, sollte der FCK es jemals nochmal schaffen aufzusteigen. Die Zeiten haben sich geändert. Andere Verein haben uns überholt, weil sie kreativer waren, mehr aus dem Verein geholt haben oder auch einfach mehr Geld hatten. So isses dann halt, neue Herausforderungen müssen angenommen werden und da haben andere bisher bessere Hausaufgaben gemacht. Für mich ist es aber unglaublich frustrierend, dass der FCK im Jahr 2016 einer von 36 Profivereinen ist und sich quasi durch nichts von anderen abhebt. Was haben wir, was andere nicht haben? In einem anderen Thread hat herby geschrieben, dass der Zusammenhalt den FCK ausgemacht hat. Da wurde auch darüber diskutiert, dass das heute Grundtugend in jedem Verein ist. Man hat es meiner Meinung nach einfach verpennt auf die Zeichen der Zeit zu reagieren, auf vielen Ebenen.

    Auch ich bin nach anfänglicher Euphorie zu Beginn der Saison wieder in die emotionale Bedeutungslosigkeit bezüglich des FCK gefallen. Gegen Dresden konnte ich das Spiel nicht sehen, war mir aber fast egal und hinterher hab ich mich natürlich trotzdem gefreut. Gegen Heidenheim konnte ich es wieder sehen, da war aber jede Hoffnung ja schon nach wenigen Minuten erschüttert und nach 20 Minuten beendet.


    Wenn ich von Euphorie spreche, dann meine ich nicht, dass ich glaubte, dass der FCK ne super Saison hinlegt und oben mitspielt. Ich hatte das Gefühl, dass man besonnen und überlegt arbeitet. Das Gefühl hab ich in den letzten Wochen verloren. Ein Verletzter nach dem anderen, in fast jedem Spiel eine neue Enttäuschung und insgesamt passt einfach vieles nicht zusammen. Ich bin enttäuscht von dem was ich sehe, nicht weil ich dachte wir rocken Sandhausen und Heidenheim weg, sondern weil ich erwartet habe, dass man dort zumindest auf Augenhöhe antritt: Körperlich, taktisch, fussballerisch, psychologisch.


    Dass so eine Unzufriedenheit rund um den FCK herrscht ist eine Wechselwirkung aus verschiedenen Dingen. Hauptursächlich dafür sind sicherlich die Spiele, die man bisher gesehen hat, gepaart mit der Ausbeute. Auch die Unruhe im Umfeld spielt da mit rein. Damit meine ich einerseits im Stadion, wobei es da nach meinem Empfinden noch im Rahmen ist, aber natürlich auch in persönlichen Gesprächen unter Fans. Wenn vielleicht auch der allerletzte FCK-Fan merkt, dass wir seit Jahren 2. Liga spielen und Niederlagen gegen Sandhausen und Heidenheim nicht schön, aber Realität sind, dann wird sich an dieser Front vielleicht etwas ändern.


    Statt der Frage "Was ist aus dem FCK geworden?", die man auch hier im Forum immer wieder liest, würde ich viel lieber hören "Was kann der FCK in Zukunft erreichen?". Ich persönlich hab da natürlich gut reden, ich war zu diesen Zeiten noch nicht geboren, hab erst ab den 2000ern so richtig aktiv und bewusst miterlebt was beim FCK passiert ist. Selbst 1998 kenne ich mehr aus dem Fernsehen als aus der Erinnerung, obwohl ich das zu dieser Zeit schon mitbekommen hatte. Vielleicht fällt mir es gerade deshalb so schwer zu verstehen, weshalb es so wichtig ist wen man früher besiegen und konnte und wen nicht. Dass Sandhausen und Heidenheim nicht zu den unbezwingbaren Gegnern gehörten weiß ich aber auch. Dass die zu den Zeiten als wir Deutscher Meister wurden noch im Amateurfussball unterwegs waren. Aber: Das ist Vergangenheit. In der Realität muss man sich mit neuen Gegnern, anderen Strukturen und letztlich anderen Problemen beschäftigen. Die Bezeichnung "Traditionsverein" darf niemals bedeuten, dass man sich neuen Wegen verschließt bevor man sie bewertet.