Das Ziel der 50+1-Regel soll ja sein,
denn großen Kommerz aus dem deutschen Profifußball herauszuhalten. Das Problem ist nur:
Diese Regel erreicht das gewünschte Ziel nicht.
Denn: Verbaut man dem Kapital den Zugang zu einer Organisation oder Sache - wie im Falle des Fußballs durch die 50+1-Regel -, sucht es sich neue Wege, um dies zu erreichen und findet auch solche.
Im Profifußball dadurch, dass die Investoren sich Strohvereine aufbauen und diese dann in den Profifußball hochfinanzieren.
Zwar haben in solchen Vereinen Investoren auch oft nur einen Anteil unter 50 % der Club-Anteile und damit nicht die Mehrheit der Anteile (Hoffenheim, RB Leipzig), dadurch, dass der Verein aber keine eigene historische Verankerung im Profifußball hat, sind diese Vereine dennoch faktisch komplett in der Hand des jeweiligen Investors.
Und so lange sich die sogenannten normalen Vereine nicht soweit öffnen, dass sie einem Investor eine Mehrheit der Club-Anteile anbieten, werden weiter und weiter Retortenclubs entstehen undTraditionsvereine verdrängen:
Bayer hat in Köln, Düsseldorf oder Mönchengladbach nicht einsteigen können und dafür mit Leverkusen die unternehmenseigene Betriebsmannschaft in den Profifußball hochfinanziert und damit Köln, Düsseldorf und Mönchengladbach in die 2. Liga oder ins
Bundesliga-Mittelmaß verdrängt.
VW konnte in Hannover und Braunschweig nicht einsteigen und pusht dafür massiv den VfL Wolfsburg, wodurch dieser Hannover
und Braunschweig verdrängt hat.
Dietmar Hopp konnte bei Waldhof Mannheim und beim FCK nicht einsteigen und hat daher Hoffenheim auserkoren, welches sowohl
Waldhof als auch FCK verdrängt hat.
Und RB konnte bei Lok Leipzig und bei Sachsen Leipzig nicht einsteigen und hat daher RB Leipzig gegründet; während RB Leipzig stramm in Richtung Bundesliga unterwegs ist, kickt Lok in Liga 4 gegen den Abstieg und Sachsen Leipzig hat sich aufgelöst.
Und in weiteren Fußballmärkten Deutschlands wird dieses Spielchen weitergehen, solange 50+1 bestehen bleibt und dadurch das Kapital keinen Zugang zu den normalen Vereinen hat.
Sprich: Die Bundesliga wird also in 15 oder 20 Jahren großteils aus sogenannten Retortenclubs bestehen.
Wer dieses Szenario nicht haben möchte, sollte sich schleunigst
um die Aufhebung der 50+1-Regel kümmern und den Investoren so Zugang zu den
Anteilen der Clubs gewähren.
Denn: Verhindern kann man den Kauf von Fußballclubs durch Investoren nämlich nicht, wenn man es doch versucht wie z. B. durch 50+1, führt das wie gesagt dazu, dass die Investoren ihre Strohvereine in den Profifußball führen und dadurch mehr und mehr sogenannte Traditionsvereine absteigen, dadurch in der Versenkung verschwinden und irgendwann aussterben.
Wenn Vereinsvertreter und Fans wollen, dass der Einfluss von Investoren im Profifußball maßvoll bleibt, müssen sie die Übergabe der Clubs in die Hände von Investoren bewusst gestalten, sprich man muss investorenfeindliche Regeln wie vor allem die 50+1-Regel außer Kraft setzen und dann muss man sich mit dem Investor an einen Tisch setzen und gemeinsam eine Lösung finden, die für beide Seiten akzeptabel ist: Auf der einen Seite muss der Investor genügend Einfluss bekommen, auf der anderen Seite darf der Club nicht komplett dem Investor ausgeliefert sein.
Denn in den Profifußball kommen Investoren wie bereits beschrieben so oder so und die Vereinsvertreter und Fans haben es in der Hand, wie es läuft: Entweder die totale Blockade in Form von z. B. 50+1 und die meisten Traditionsvereine verschwinden über kurz oder lang aus dem Profifußball zugunsten von extremst profitorientierten Retortenclubs oder die Traditionsvereine und ihre Fans öffnen sich den Investoren und schaffen es durch konstruktive Zusammenarbeit mit diesen, dass die meisten Traditionsvereine im Profifußball bleiben und die Kommerzialisierung moderat verläuft.
Momentan spricht sehr viel für Variante 1, aber noch ist es möglich, das Ruder herumzureißen. Vereinsvertreter und Fans sollten diese Chance nutzen. Zum Wohle des Fußballs.