Flavio Becca unterstützt den deutschen Drittligisten Kaiserslautern finanziell. Der Investor erklärt im Interview, warum kein Luxemburger Spieler auf dem Betzenberg aufläuft.
Interview: Joe Turmes
Investor Flavio Becca hatte in den vergangenen Tagen allen Grund zur Freude: F91 qualifizierte sich am Donnerstag sensationell zum zweiten Mal in Folge für die Gruppenphase der Europa League, während Hesperingen in der Ehrenpromotion einen 6:1-Kantersieg gegen Mamer feierte. Der belgische Zweitligist Virton siegte mit 1:0 gegen das bislang ungeschlagene Westerlo. In Kaiserslautern läuft es dagegen noch nicht nach Plan. Der deutsche Drittligist hinkt den eigenen Ansprüchen hinterher. Becca gibt sich allerdings geduldig.
Flavio Becca, ist Kaiserslautern Ihr wichtigstes Projekt?
Ich denke, dass man die vier Projekte nicht miteinander vergleichen kann. Es gibt große Differenzen zwischen ihnen. Kaiserslautern ist leider ein schlafender Riese. Virton ist ein Club, der in den vergangenen Jahren viele Höhen und Tiefen erlebte. Ich will versuchen, diesen Verein zu stabilisieren. Aber eine Garantie gibt es dafür nicht. In Düdelingen braucht man nichts mehr zu beweisen. Während Jahren wurden große Erfolge gefeiert. In Hesperingen muss dagegen erst unter Beweis gestellt werden, dass auch dort Erfolge möglich sind.
Wie schwierig ist es, sich in einem großen Verein wie Kaiserslautern Gehör zu verschaffen? Die Entscheidungswege sind in Düdelingen bestimmt kürzer.
Das würde ich nicht so sagen. Es ist wichtig, dass man mit den Gremien in Kaiserslautern gut zusammenarbeitet. Die Voraussetzung für meine Investitionen war ein Mitspracherecht, vor allem im sportlichen Bereich. Ich will keinen Blankoscheck ausstellen und mich dann aus allem raushalten. Dann kommen die Turbulenzen der vergangenen Jahre dabei heraus.
In Deutschland rufen Ihre Aussagen in Interviews regelmäßig ein großes Medienecho hervor. Müssen Sie diplomatischer werden?
Ich bin der Meinung, dass man immer die Wahrheit sagen und Klartext reden soll. Ansonsten kommt man nicht voran. Es macht keinen Sinn, um den heißen Brei herumzureden.
Sie haben den Aufstieg in die 2. Bundesliga als Ziel von Kaiserslautern in dieser Saison definiert. Wie schwierig wird dies angesichts des holprigen Saisonstarts?
Ich würde gerne so schnell wie möglich aufsteigen. Man muss allerdings auch schauen, wie viel Zeit benötigt wird, damit das Team dieses Ziel erreicht. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. In Virton ging es schneller als gedacht. Der Verein sollte stabilisiert werden. Im Endeffekt ist er aufgestiegen. Nun gilt es, erst einmal den Klassenerhalt in der zweithöchsten Klasse zu schaffen.
"Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut."
Sie haben Kaiserslautern in einer ersten Phase 2,6 Millionen Euro zur Verfügung gestellt und die Wechsel von Janick Bachmann und Lucas Röser mitfinanziert. Müssen Sie noch stärker investieren, damit der Verein aufsteigen kann?
Die Mannschaft ist relativ jung. Sie könnte eine tolle Saison spielen. Es reicht nicht aus, nur Geld in einen Verein zu pumpen. Wichtig ist, dass man sich überlegt, wie man am besten vorgeht.
In Kaiserslautern spielt zurzeit kein Luxemburger. Wollen Sie dies mittelfristig ändern?
Viele Luxemburger Spieler sind zu verwöhnt. Sie haben eine sehr hohe Meinung von sich. Dies stellt das große Problem dar. Sie spielen lieber in der höchsten Klasse eines Landes, das im Fußball keine führende Rolle spielt, als vor mehr als 30.000 Zuschauern auf dem Betzenberg. Einige Spieler sind auch schlecht beraten.
Maurice Deville hat früher in Kaiserslautern gespielt. Bedauern Sie es, dass er nicht mehr für den FCK aufläuft?
Es bringt nichts, sich zu stark mit der Vergangenheit zu beschäftigen und sich zu überlegen, welche anderen Szenarien möglich gewesen wären. Nun spielt er mit Mannheim gegen uns und damit müssen wir leben.
Düdelingen spielt zum zweiten Mal in Serie in der Gruppenphase der Europa League. Könnte Sie dieser historische Erfolg von Ihrem geplanten Rückzug abhalten?
Nein. Ich habe gesagt, dass ich den Verein noch in dieser Saison unterstütze, damit das Kapitel nicht zu abrupt endet. Meine Entscheidung steht fest. Der Umstand, dass die Renovierung der Umkleidekabinen im Stade Jos Nosbaum noch immer nicht abgeschlossen ist, zeigt mir, dass sich in puncto Unterstützung der Gemeinde wenig geändert hat. Warum wurden diese Arbeiten nicht in der langen Winterpause durchgeführt?