#FSVFCK: Bitte kein Unentschieden!

Von Wolfram Wuttke


Eine einzige amüsante Situation hatte das Derby gegen den KSC dann doch: Als sich Florian Pick für seine Einwechslung bereit macht, kommt Hendrik Zuck pflichtbewusst zur Außenlinie getrabt um vom Feld zu gehen, getreu dem Motto „die Auswechslungen sind bei uns immer gleich, also muss ich wohl runter“. Allerdings kommt Pick für den verletzten Spalvis. Der verdutzte Zuck geht zurück auf seine Position um weiterzuspielen - genau zwei Minuten lang- ehe Biada für ihn kommt, wodurch die beiden Wechsel in der Summe doch wieder absolut positionsgetreu sind. Das entkräftet nicht wirklich den Vorwurf, bei Frontzeck seien Aufstellung, Wechsel, Spielsystem immer gleich und damit nicht zuletzt für den Gegner komplett vorhersehbar. Fairerweise muss man dem Trainer allerdings zugestehen gegen Karlsruhe doch ein paar -durchaus positive- Änderungen herbeigeführt zu haben.

Und er bewegt sich doch

Das gilt zum einen für Jan Löhmannsröben, der an Stelle von Fechner die Sechserposition sehr spielstark, selbstbewusst und kompromisslos im Zweikampf interpretiert. Nicht zuletzt seiner Ballsicherheit ist es wohl zu verdanken, dass Frontzeck erstmals in dieser Saison eine taktische Änderung während eines Spiels(!) vornimmt, indem Albaek eine Reihe nach vorne auf die Acht rückt und anschließend, so oft wie noch nie in dieser Spielzeit, im und am gegnerischen Strafraum auftaucht. Beide Maßnahmen sind gleichermaßen sinnvoll wie auch überfällig. Eine weitere Saisonpremiere gibt es im Spiel gegen den KSC: Zum ersten Mal wird die Anfangsviertelstunde nicht dem Gegner überlassen. Die Roten Teufel versuchen das Spiel zu bestimmen – was beinahe durch einen Konter bestraft wird, den der herauseilende (und herausragende) Sievers nicht nur unterbindet, sondern auch hellwach gleich den Gegenangriff einleitet. Das soll aber die „neue Flexibilität“ des Coaches erstmal nicht in Frage stellen.

Und täglich grüßt das Murmeltier

Soweit die Änderungen. Gleich (schlecht) geblieben ist auch dieses Mal das defensive Umschaltspiel: Bei einem Konter des KSC orientieren sich beispielsweise sechs Defensivakteure in rot auf die Höhe des Elfmeterpunktes (wo sie gegen drei Gegner stehen), während ein Karlsruher zwanzig Meter vor dem Tor völlig ungedeckt den Rückpass annehmen und abschließen kann. Solange das Team die Koordination in der Rückwärtsbewegung nicht im Griff hat, werden wir weiterhin kaum Spiele gewinnen.


Auch die Standards sind weiterhin nicht zwingend genug. Von Dicks Ecken und Freistößen sind nur ca. ein Drittel wirklich gut geschossen – das ist deutlich zu wenig in einem Sport, indem selbst auf höchstem Niveau die meisten Spiele auf diese Weise entschieden werden. Jetzt war der Kapitän noch nie ein Freistoßspezialist. Warum tritt er dann so oft die ruhenden Bälle? Sollten Albaek, Biada, Löhmannsröben oder Sternberg das nicht mindestens genauso gut können? Ich hoffe weiterhin, dass Theodor Bergmann sein Können in dieser Disziplin möglichst bald zeigen darf.


In der Vorwärtsbewegung sind wir immer noch sehr leicht zu verteidigen. Im Angriffsspiel kommt nach wie vor kaum etwas über die Flügel. Pro Spiel gibt es i.d.R. 1-2 erfolgreiche Dribblings von Hemlein, aus denen eine Torchance resultiert. Darüber hinaus landen zu wenige Flanken oder Pässe nach Dribblings im Strafraum. Von Zuck kommt weiterhin so gut wie gar nichts. Ein schneller Dribbler tut hier Not – wobei wir ihn bereits längst haben. Florian Pick hat bei seinen Auftritten bisher gezeigt was ihn auszeichnet: Hohes Tempo, starkes Dribbling, Zug zum Tor. Was ihm noch fehlt wurde allerdings auch deutlich sichtbar: Ruhe am Ball, der „letzte Schritt“ um einen Zweikampf zu gewinnen. Er wirkt meist übermotiviert und nervös, aber daran kann man arbeiten. In den Fan-Foren hingegen wurde er nach seinem Auftritt in Halle mitunter zerrissen, als sei er der Hauptschuldige an der Misere. Es ist wirklich an der Zeit, Pick eine weitere Chance von Anfang an zu geben (auch von Seiten der Fans), er hat nämlich das Tempo, was uns in fast allen Mannschaftsteilen fehlt.


Ich bleibe dabei: Spalvis und Thiele sind absolute Ausnahmestürmer für diese Liga. Leider sind sie fast völlig verschenkt, wenn sie nur mit (meist hohen) Bällen durch die Mitte gefüttert werden, die der eine von beiden auf den anderen abzulegen versucht – i.d.R. umringt von einem Heer gegnerischer Verteidiger. Unsere Stürmer bekommen kaum verwertbare Anspiele. Und wenn es schon kaum brauchbare Flanken, Ecken und Freistöße gibt, brauchen Spalle und Thiele eben Torschussvorlagen auf spielerische Art und Weise. Der Einzige, der das bisher bewiesen hat, Julius Biada, wird in letzter Zeit leider nur noch eingewechselt - und zwar für einen der Jungs, die er eigentlich mit Pässen bedienen soll. Den Mut einen Sechser oder Innenverteidiger für Biada zu opfern hat Frontzeck unverständlicherweise weiterhin selbst bei Rückstand nicht. Am Sonntag fällt Spalvis verletzt aus und Biada oder Huth werden von Anfang an spielen. Spielt Huth, fehlen weiterhin die Pässe aus dem Mittelfeld; spielt Biada ist genau ein Abnehmer für Biadas Pässe auf dem Platz.


Egal wer aufläuft: Frontzeck muss von den vier o.g. Kritikpunkten schleunigst mindestens zwei abstellen, sonst wird er die Kurve nicht mehr kriegen.

Was sagt der Chef?

Nach außen vermittelt Sportvorstand Martin Bader den Eindruck, dass der Trainer nicht zur Disposition steht, alles andere wäre auch kontraproduktiv. Allerdings ist Bader in einer verzwickten Situation. Er war es, der Frontzeck, mit dem er bereits bei Hannover 96 zusammenarbeitete, zum FCK holte. Seit seiner Unterschrift in der Pfalz wurde Baders Arbeit stets geschätzt, nun ist er schwer unter Druck: Entlässt er Frontzeck, bestätigt er damit seine eigene Fehleinschätzung, ihn zum zweiten Mal erfolglos mit dem Aufbau einer Mannschaft betraut zu haben. Andererseits muss er bald reagieren, wenn die Ergebnisse nicht schnellstens besser werden, ansonsten ist er selber in der Schusslinie. In Halle attestierte er dem Team bereits im Pauseninterview eine "Grottenleistung" und auch beim KSC-Spiel nannte er korrekterweise als Hauptproblem der Mannschaft die großen Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen. Man hat den Eindruck, er schätzt die Situation völlig richtig ein und wird reagieren, sollte in Zwickau verloren werden.

Pfälzer Pressearbeit

Die Zeit der positiven Stimmung rund um den Betzenberg hielt leider nicht sehr lange. Zuletzt gab sich Frontzeck bei Pressekonferenzen vor dem Spiel zunehmend dünnhäutiger, regierte oft mit Gegenfragen, welche er zumeist trotzdem selber beantwortete, mit zum Teil abenteuerlichen Statements u.a. zum Thema Taktik:


Seiner unsachlichen Schelte gegenüber dem Kicker-Schreiber Carsten Schröter, der angeblich noch kein FCK-Spiel oder Training vor Ort gesehen haben soll, folgte am Montag Schröters Konter in der Montagsausgabe des Fachmagazins: Eine beinahe vernichtende, aber trotzdem jederzeit sachliche Analyse von Frontzecks Arbeit. Spätestens jetzt sprangen auch Medien, die nur nebensächlich über den FCK oder die 3. Liga schreiben, dankbar auf den Zug auf und hatten schnell wieder ihre Story über den „tiefen Fall des FCK“ - wie eigentlich jede Saison in den letzten Jahren. Der Druck auf Frontzeck und damit auch auf Bader nimmt auch von außerhalb des Vereins zu.

Der Gegner

Zwickau musste am vergangenen Montag erst die einzige Saisonniederlage einstecken und das auch noch höchst unglücklich. Bis dahin hatte noch kein Gegner es geschafft, mehr als ein Tor gegen die Sachsen zu erziehlen – so wie der FCK bisher in keinem Spiel mehr als einmal traf. Ein Aufbaugegner sieht wahrlich anders aus.

Wunschergebnis für das Spiel in Zwickau?

Vielfach war bereits vor dem KSC-Spiel der - eigentlich unglaubliche - Satz zu hören „Vielleicht besser, wenn wir verlieren, dann wird der Trainer endlich entlassen!“ Natürlich wünscht man seinem Club immer einen Sieg, andererseits scheint die Aussicht auf einen raschen Trainerwechsel derzeit bei vielen Fans derzeit der einzige Hoffnungsschimmer. Tatsächlich kenne ich momentan niemanden, der Frontzeck noch zutraut, wieder auf die Erfolgsspur zurückzukehren.


Spielt das Team besser als gegen den KSC und punktet in Zwickau hat Frontzeck weiterhin seine Chance verdient. Auch wenn wir in Zwickau nach schlechter Leistung glücklich gewinnen oder mit durchschnittlicher Performance einen Punkt holen hat Bader erst mal keinen zwingenden Grund den Coach zu entlassen. Dann dümpelt der Verein wohl weiter vor sich hin. Allerdings ist nächste Woche Länderspielpause, d.h. der „ideale Zeitpunkt“ für einen Wechsel des Übungsleiters. Ein neuer Coach hätte dann - wenn er denn bereits zur Verfügung stünde - knapp zwei Wochen Zeit mit dem Team zu arbeiten.


Das Wunschergebnis für Zwickau ist -natürlich!- ein überzeugender Auswärtssieg, allerdings wäre ein Unentschieden wahrscheinlich die Schlechteste aller Varianten.


Voraussichtliche Aufstellung:

Sievers - Dick, Kraus, Özdemir, Sternberg - Löhmannsröben, Fechner, Hemlein, Zuck - Biada, Thiele


Es fehlen: Esmel (Kreuzbandriss), Spalvis (Muskelverletzung), Hainault (Schulterverletzung), Albaek (Knieprellung)


Quelle: Treffpunkt Betze

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