ZitatAlles anzeigenWarum der FCK über die vom Stadtrat beschlossene Mietminderung nicht ganz so glücklich ist
Von Hans-Joachim Redzimski
„Mittelfristig hilft mir die Entscheidung nicht zu zwei lachenden Augen." Der FCK-Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz haderte gestern Abend im Pressezentrum mit der soeben getroffenen Entscheidung des Kaiserslauterer Stadtrats zur Minderung der Miete für die Nutzung des Fritz-Walter-Stadions für die kommenden zwei Spielzeiten.
Es fiel ihm deutlich schwer, damit zu leben, dass der Stadtrat zwar für die nächsten zwei Jahre eine Entlastung in Höhe von jeweils 1,8 Millionen Euro zugunsten seines Vereins gewährte und die jährliche Miete damit auf 1,4 Millionen Euro fiel, er aber akzeptieren muss, dass 600.000 Euro davon „nur" gestundet wurden. In der Praxis bedeutet dies, dass für diese Beträge nur das Fälligkeitsdatum hinausgeschoben worden ist, diese aber bilanziell den Verein weiter belasten. Kuntz machte klar, dass diese Lösung zwar kurzfristig die Liquidität des Vereins sichert, aber die bilanzielle Überschuldung des Vereins verstärkt und die Bewältigung der selbigen erschwert.
Kuntz hatte sich das anders vorgestellt. So wie in der von den Fraktionsspitzen von SPD, CDU und FDP vor Wochenfrist auf dem Betzenberg unterzeichneten Absichtserklärung, die komplett auf einen finanziellen Verzicht in der jetzt gewährten Höhe hinauslief. Von Stundung eines Teils war da noch keine Rede.
Das Thema Stundung erblickte erst gestern die Welt des Stadtrats. Oberbürgermeister Klaus Weichel hatte dieses eingebracht, um die finanzielle Belastung der Stadt, die das Los leerer Kassen derzeit mit vielen Kommunen in Deutschland teilt, durch die Hilfe für den FCK zu mindern. Deutlich machte er dabei, dass ihm das Wohl des FCK wie auch der Stadt am Herzen liegt.
Bei den gestundeten zwei Mal 600.000 Euro handelt es sich um den Ausgleich der Stadt für das vom Verein erwartete Mehr an Steuernachforderungen aus einer Betriebsprüfung für die Zeit 2000 bis 2003. Der FCK stellt sich auf einen Steuerbescheid von insgesamt 3,25 Millionen Euro ein.
Der FCK-Vorstandschef zeigte sich überrascht und enttäuscht darüber, dass der große Wurf zugunsten des FCK ausgeblieben ist. „Wenn ich an die Solidaritätsbekundungen gegenüber Opel, Pfaff, Coca-Cola denke", so sinnierte er am Abend, „dann hätte ich mir eine solche in abgeschwächter Form auch gewünscht."
Trost kann ihm nun allenfalls die Aussicht vermitteln, zum Ende dieser Saison ins Fußball-Oberhaus zurückzukehren. Dann wird er zwar nach dem Beschluss des Stadtrats im zweiten Erstligajahr nur einen Teil der besagten Entlastung erfahren, aber bessere Grundlagen für die Sanierung seines Vereins vorfinden ...
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Ausgewogene Lösung
Von den Fraktionsspitzen von FDP, CDU und SPD vergangene Woche an die Wand gedrückt, zeigte Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD) gestern in der Diskussion um die Mietminderung für das Fritz-Walter-Stadion erstaunliche Aufstehqualitäten. Er zeigte, wer Herr im Haus ist. Er überraschte mit einem Mischmodell aus Mietnachlass und Stundung - und einer Zusage des Landes für eine finanzielle Beteiligung daran.
Bedenkt man, dass beide Seiten - Stadt und FCK - große finanzielle Probleme drücken, so stellt der gefundene Kompromiss einen ausgewogenen, verantwortungsbewussten Weg dar, der sich an den Notwendigkeiten des Vereins und den Möglichkeiten der Stadt orientiert. Die Liquidität des FCK ist gesichert und die Stadt nicht noch weiter finanziell überfordert.
Bemerkenswert: Oberbürgermeister Weichel konnte auch CDU und FDP im Zaum halten. Das war nach dem Verlauf der vergangenen Woche nicht unbedingt zu erwarten. Sie willigten in die Beschlussvorlage Weichels ein, obwohl diese mit der Stundung gegenüber ihren Vorstellungen einen deutlichen Rückschritt getan hat.
Publikation: Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Weinstraße
Ausgabe: Nr.33
Datum: Dienstag, den 09. Februar 2010
Seite: Nr.8