ZitatAlles anzeigenDer 1. FC Kaiserslautern hat mit dem überzeugenden 3:0-Sieg im Topduell gegen den FC St. Pauli im Aufstiegsrennen mächtig vorgelegt. Die erstaunlich abgeklärte junge Mannschaft könnte im Erfolgsfall die finanziellen Sorgen des Klubs deutlich lindern.
VON OLIVER SPERK
Das war souverän. Das war taktisch hervorragend. Das war meisterlich. Als „ein Zeichen an die Liga" wertete Alexander Bugera, der Standardspezialist des Fußball-Zweitliga-Tabellenführers 1. FC Kaiserslautern, den Klasse-Auftritt der Roten Teufel beim 3:0 (1:0)-Heimsieg über Verfolger FC St. Pauli am Montagabend.
Die jüngste Mannschaft hat sich wieder einmal selbst übertroffen mit einer ungeahnten Cleverness und großer taktischer Disziplin. Der Spaß am Fußball kam dabei keineswegs zu kurz. So sagte der überragende Sidney Sam, Schütze des für die Gastgeber vor 43.687 Zuschauern beruhigenden 1:0-Führungstreffers (20.): „Ich will immer noch ein bisschen mehr, probiere immer, ob es noch ein bisschen besser geht."
Das Laufpensum des 22-Jährigen war wie das seiner Kollegen enorm. Dennoch hatte der gebürtige Kieler, in der Form seines Lebens, immer wieder die Kraft zu gefährlichen Soli. „Ich hab" immer viel Spaß am Fußballspielen, hat man das gemerkt?", sagte der U21-Nationalspieler schelmisch. Noch während der gefragteste Mann des Abends Interviews gab, nahm er die Glückwünsche zu seiner außergewöhnlichen Leistung und zu seinem rasanten fußballerischen Reifeprozess in den vergangenen Monaten von Auswahlcoach Rainer Adrion entgegen. „Er hat sich gut entwickelt", attestierte der U21-Nationaltrainer seinem Schützling.
Auf die seit Wochen immer wieder gestellte Frage nach seiner sportlichen Zukunft antwortete Sam, die Leihgabe des Hamburger SV, auch am späten Montagabend geduldig: „Die Entscheidung liegt allein beim HSV." Dort besitzt das Riesentalent einen Vertrag bis 2011. Leistungen wie die beim bundesweit viel beachteten Spitzenspiel am Montag machen FCK-Chef Stefan Kuntz die Gespräche mit den Hamburgern über eine Weiterverpflichtung des Fußballjuwels nicht leichter. Sams Wert steigt mit jedem Tor und jeder Gala.
Spiele wie das heiße Spitzenduell am Montag dagegen erleichtern Kuntz und Kollegen die zuletzt wieder deutlich schwerer gewordene Arbeit an der Gesundung des finanzschwachen FCK. Die unerwartete Steuernachforderung für die von Kuntz" Vorgängern verantworteten Geschäftsjahre 2000 bis 2003 in Höhe von 3,2 Millionen Euro macht dem Klub schwer zu schaffen. Den erhofften höheren Mietnachlass fürs Stadion stoppte der Stadtrat.
Wirkliche Besserung der Finanzlage versprechen neben einer Sponsorengelder bringenden, aber bei Fans umstrittenen Variation des Namens Fritz-Walter-Stadion nur die um - vorsichtig veranschlagt - ohnehin mindestens sechs Millionen Euro höheren Einnahmen im Falle eines Bundesliga-Aufstiegs. Der rückt mit Fußballfesten wie dem gegen St. Pauli näher, auch wenn heuer ungewöhnlich viele Punkte dafür nötig scheinen. Zudem verringern überdurchschnittliche Zuschauerzahlen wie die 43.687 am Montag die Geldsorgen. Die FCK-Fans inszenierten nach dem wichtigen Sieg so etwas wie eine vorgezogene Aufstiegsfeier. „Nie mehr Zweite Liga" wurde zum Lieblingssong des Abends. „Wenn wir immer so spielen, hält uns keiner auf", versicherte Sam.
Bugera aber mahnte elf Spieltage vor Schluss bei sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang und zwei scharfen Verfolgern trotz aller Freude über den Moment weiter zur Bodenhaftung: „Mit 50 Punkten ist noch keine Mannschaft aufgestiegen. Wir können uns kurz freuen, müssen uns dann aber voll auf das nächste Spiel am Sonntag in Karlsruhe konzentrieren." Kapitän Amedick, Chef einer erneut glänzend funktionierenden FCK-Defensive, reichte das Lob für das Team an Coach Marco Kurz weiter: „Der Trainer hat uns sehr gut vorbereitet. Jeder wusste genau, was er zu tun hat." Amedick sprach aber zugleich deutlich die Defizite seines Teams an. Er meinte die oft haarsträubenden Fehlpässe vor allem der zentralen Mittelfeldspieler, zumeist von Georges Mandjeck fabriziert, aber auch von Jiri Bilek.
St.-Pauli-Sportchef Helmut Schulte lobte das „Bollwerk": „Ein verdienter FCK-Sieg. Wir waren unerklärlich nervös, haben sehr viele Fehlpässe gespielt, auch verursacht durch die gute Defensivarbeit des FCK."
Bevor Kaiserslauterns hocherfreuter Trainer Kurz seine Mannschaft gestern Morgen zum Überraschungs-Dankes-Frühstück einlud, schwärmte er: „Das war ein toller Abend für die ganze Region."
Publikation: Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Weinstraße
Ausgabe: Nr.46
Datum: Mittwoch, den 24. Februar 2010
Seite: Nr.11