ZitatAlles anzeigen... dass der deutsche Fußball im Aufwind ist.
Weltfußballer Lionel Messi hat im Trikot des FC Barcelona im Champions-League-Achtelfinale gegen den VfB Stuttgart mal wieder einen Gala-Auftritt hingelegt. Im Dress des Titelverteidigers zeigt Messi bewundernswert häufig das, was sich die Argentinier von ihrem stillen Star auch in der Nationalelf wünschen: Fußball vom anderen Stern. Bei der WM im Sommer soll das endlich klappen. Nationaltrainer Diego Maradona, der WM-Held 1986, setzt darauf, dass Messi nun der Maradona des Jahres 2010 wird.
Am Mittwoch in Barcelona wurde Messi zu Stuttgarts Albtraum. Beim 0:4 waren die Schwaben völlig chancenlos. Dennoch holen die deutschen Vereinsmannschaften in der europäischen Fünf-Jahres-Wertung auf. Der wichtige dritte Rang, der einen dritten direkten Champions-League-Platz bringt, könnte schon bald erreicht sein. Die Viertelfinal-Teilnahmen des FC Bayern in der Champions League und des Hamburger SV sowie des VfL Wolfsburg in der Europa League verbessern den deutschen Punktestand weiter - trotz der nun schweren Aufgaben: Manchester United für den FC Bayern und FC Fulham für Wolfsburg. Dass die Bayern mit Juventus Turin und dem AC Florenz zwei italienische Klubs aus dem Wettbewerb geworfen haben, hilft, Italien von Platz drei zu verdrängen. England und Spanien allerdings dürften vorerst unerreicht bleiben. An der guten Bilanz der Spanier haben der FC Barcelona und der FC Valencia mit dem knappen Weiterkommen im Krimi bei Werder Bremen ihren Anteil. In einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte stehen in Europa nur die Spanier Real Madrid (401 Millionen Euro) und FC Barcelona (366 Millionen Euro) sowie Manchester United (327 Millionen) aus der englischen Premier League beim Umsatz 2008/2009 vor dem FC Bayern (290 Millionen). Erst auf Platz acht kommt der erste italienische Klub, Juventus Turin, mit 203 Millionen Euro. Der französische Top-Klub Olympique Lyon ist 13. (140 Millionen Euro).
Deutsche Profis sind im Ausland wieder gefragt: Mesut Özil und Jéräme Boateng etwa sind sehr begehrt. Andererseits ist der FC Bayern anscheinend gewillt und in der Lage, im Vertragspoker mit Franck Ribéry, der wie Arjen Robben ein Glücksfall für die Bundesliga ist, die Zehn-Millionen-Euro-Schallmauer beim Jahresgehalt zu durchbrechen. Die kontinuierliche wirtschaftliche Vernunft der Münchner macht"s möglich. Das strenge deutsche Lizenzierungsverfahren ist für manche Klubs eine Quälerei. Aber es hilft, eklatante Fälle von Verschuldung zu verhindern - langfristig ein klarer Vorteil für den deutschen Fußball. Die meisten Profiklubs hierzulande sind finanziell gesund, während bei den sportlich starken Spaniern mit Real Mallorca, Atlético Madrid und Espanyol Barcelona zurzeit drei Erstligisten ums wirtschaftliche Überleben kämpfen. Das Spiel mit dem Feuer hat seinen Preis.
Deutsche Vereine können wegen des strengen DFL-Lizenzierungsverfahrens kein finanzielles Harakiri begehen - ein Vorbild für die Uefa, die künftig die in europäischen Wettbewerben spielenden Klubs wirtschaftlich stärker reglementiert. Das belohnt finanzielles Augenmaß und fördert die Chancengleichheit. Zudem zahlt sich das zuweilen als bieder erachtete Investieren in die Infrastruktur der Stadien für die deutschen Klubs langfristig aus: Der Zuschauerboom in der Bundesliga hält an, während der Zuspruch in fast allen anderen Ligen stagniert oder zurückgeht. Und die Zweite Liga ist sportartenübergreifend die besucherstärkste zweithöchste Spielklasse in Europa. Die englische Presse schwärmt von der „rockenden Bundesliga", auch die Zweite Liga wird international bewundert. Dort ist der 1. FC Kaiserslautern Tabellenführer und beim Zuschauerschnitt Spitzenklasse: mehr als 32.000 - in einer Zweiten Liga !
Oliver Sperk
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau