ZitatAlles anzeigenMeinung am Montag: „Teuflische Verse" heißt ein neuer Band mit Gedichten, die dem Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern gewidmet sind. Gestern wurde er in Ludwigshafen vorgestellt. Herausgeber sind die FCK-Fans Thomas Sester (44, Kaiserslautern) und Helmut Marnet (49, Freinsheim). Mit Marnet, Chef der Agentur für Arbeit in Frankenthal, hat Stephan Pieroth gesprochen.
Kreative Kooperation: Helmut Marnet hat Gedichte über den 1. FC Kaiserslautern geschrieben und gesammelt, Uschi Freymeyer hat den Buch-Umschlag gestaltet.
Herr Marnet, Sie haben für Ihr Buch zwei Spitzenpolitiker zum Mitdichten bewegen können: SPD-Ministerpräsident Kurt Beck und den CDU-Landesvorsitzenden Christian Baldauf. Wie haben Sie das geschafft?
Baldauf hatte von unserem Projekt gehört und gefragt, ob er mitmachen könnte. Das war natürlich eine Überraschung. Wir haben gesagt, okay - wenn"s gut ist, nehmen wir"s. Und sein Gedicht ist gut, finde ich. Da haben wir uns gesagt: Dann schreiben wir den Kurt Beck auch noch an.
Bei Baldauf fällt auf, was er am FCK besonders rühmt: den Mannschaftsgeist, der es ermöglicht, „durch dick und dünn zusammenzustehen". Da hatte er wahrscheinlich seine Landes-CDU im Blick ...
Ja, da mag man durchaus Parallelen ziehen. Diese Einigkeit hätte man sicher gerne auch in der Politik.
Sie sind dann auf Ministerpräsident Beck zugegangen?
Ja. Wir haben das Anschreiben als Gedicht nach Mainz geschickt. Es kam auch umgehend Antwort per E-Mail, mit einem Gedicht. Er war begeistert von der Idee, so ein Buch zu machen. Es war für uns ein gutes Zeichen, dass beide Politiker ihre Namen für das Projekt hergegeben haben.
Das Gedicht des Ministerpräsidenten lässt eine Vermutung zu: Er hat auf dem Betze entschieden mehr Spaß als auf dem Nürburgring.
Mit Sicherheit (lacht). Mehr denn je.
Sie selbst sind bei elf von mehr als 30 Gedichten entweder als Autor beteiligt oder haben sie allein geschrieben. Woher kommt diese Leidenschaft fürs Schreiben?
Seit 1996 habe ich im Dürkheimer Stadtteil Trift bei der Kerweredd mitgeschrieben. Ich bin jetzt umgezogen nach Freinsheim, habe aber 14 Jahre bei der Trifter Kerwe mitgewirkt. Vor zwei Jahren dann, als der FCK fast aus der Zweiten Liga abgestiegen wäre, habe ich mir den Frust von der Seele geschrieben - mit dem Gedicht „Höllenfahrt". Das Ende wurde verfasst am letzten Spieltag, als sich die Mannschaft unverhofft noch gerettet hat. Das habe ich im Internet veröffentlicht, im Fan-Forum des FCK. Das wurde in kurzer Zeit rund 4000 Mal angeklickt, und es gab etwa 60 Kommentare, die alle richtig gut waren. Das hat mich ermutigt, auf dem Weg weiterzumachen.
Würde sich ein Literaturprofessor dieses Büchlein ansehen, dann würde er bei manchen Gedichten wohl sagen: „Beim Versmaß rumpelt"s ganz gewaltig." Aber für solche Kreise ist das Werk sicher nicht gedacht.
Es ist weniger als Lehrbuch für die Uni gedacht, das stimmt. Sondern für den Fan, der sich wiedererkennt in den Geschichten und in der Leidenschaft, die vermittelt werden soll. Wir wollten letzten Ende das Buch innerlich und äußerlich so machen, wie wir den FCK sehen: unverwechselbar.
Sie verbinden mit der Veröffentlichung einen guten Zweck. Genauer gesagt, sogar zwei.
Wir wollen den Reinerlös nach Abzug der Unkosten für zwei Initiativen spenden. Zum einen für die Aktion „arm - alt - allein" in Kaiserslautern; da ist Norbert Thines, der frühere FCK-Präsident, Vorsitzender. Die betreuen rund 200 alte Menschen, die in Altersarmut leben. Und wir spenden für die Aktion „Papa/Mama hat Krebs", für die sich zwei Spieler des FCK, Martin Amedick und Srdjan Lakic, in ihrer Freizeit engagieren. Die veranstalten Freizeiten für Kinder, bei denen zumindest ein Elternteil an Krebs erkrankt ist.
Was machen Sie, wenn der FCK Meister wird?
Dann kommt Band 2. Definitiv.
Noch Fragen?
Thomas Sester, Helmut Marnet: Teuflische Verse. Fans des 1. FC Kaiserslautern schreiben Gedichte für einen guten Zweck. Herausgegeben im Eigenverlag 2010. 92 Seiten, 9,90 Euro.
Zu kaufen gibt es „Teuflische Verse" in den Buchhandlungen Thalia, Frankenthal, und Buch-Markt, Bad Dürkheim. Beim Stadionfest des 1. FCK am 31. Juli gibt es einen Verkaufsstand in der Westkurve.
Zur Sache
Kurt Becks FCK-Gedicht „Der Berg!"
Hoch über Stadt und Land liegt"s da/ Gar malerisch von fern und nah
Vieltausend geh"n jahraus, jahrein / Ins Stadion auf den Berg hinein
Denn lange schon wird auf dem Berg / Das Leder kreisrund hochverehrt / Ein Kult ist"s, ja, das ist das Wort / Ein Mythos, gar ein Zauberhort?
Vielleicht! Denn jeder, der ihn kennt
/ Den Berg, weiß, wie"s ist, wenn er brennt / Wie"s ist, wenn"s regnet wie bei Fritz / Eins, zwei, drei, Hacke, Tunnel, Spitz
Wie"s ist, wenn wie in früh"rer Zeit /
Der Gegner rennt, der Trainer schreit / Wie"s ist, wenn er hoch oben droht / Den Spielern mit den Fans in Rot.
Doch nennt man Fritz nicht einfach so / In Lautern da gibt"s Tradition /
Ob Klein, ob Groß, in jedem Alter / Sind ein Begriff die Brüder Walter
Fritz und Ottmar, so die Namen /
Pflanzten bei den Fans den Samen
/ Der aufging, blühte, und noch immer / Die Gegner mürbe macht und schlimmer
Drum wird auch in Erstligazeiten /
Herum sind Gott sei Dank die alten / Gelacht, gesungen und gewonnen / Da sind wir wieder. Nur besonnen.
Aus: „Teuflische Verse"
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau