ZitatAlles anzeigenMainz 05 gegen den 1. FC Kaiserslautern - das ist das Bundesliga-Spitzenspiel. DIE TRAINER: Marco Kurz und Thomas Tuchel halten den Ball flach. Doch die Fans sollen feiern.DER TIPP: Der Ministerpräsident verkneift sich eine Prognose -damit der FCK nicht verliert. Alles zum rheinland-pfälzischen Derby.
Am 3. Spieltag der Fußball-Bundesliga erwartet der FSV Mainz 05 heute (15.30 Uhr) den 1. FC Kaiserslautern. Ein Spiel mit Brisanz - für die Fans. Die beiden Trainer, hier Thomas Tuchel, da Marco Kurz, sehen weniger das Prestige als die drei Punkte. Offen, wer beim FCK den gesperrten Ivo Ilicevic ersetzt. Beide Trainer haben die Qual der Wahl. Die Nullfünfer gehen, auch dank ihrer Erstliga-Erfahrung, als Favorit in die Partie gegen die Roten Teufel. Von Christian Schreider und Horst Konzok
Die beiden Trainer gelten als Fleißarbeiter - Familienmenschen wohl, aber auch irgendwie mit dem Fußball verheiratet. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Sie machen aus dem Fußball wohl keine Wissenschaft - aber sie wissen (fast) alles vom Gegner. Sie leben, sie denken, sie arbeiten und sie genießen Fußball: Das verbindet Thomas Tuchel, den Trainer des FSV Mainz 05, und Marco Kurz, den Coach des 1. FC Kaiserslautern. Heute sind sie Gegner, zwei Schwaben als Rivalen im Rheinland-Pfalz-Derby.
Beide wissen um die Brisanz, die vor allem die Fans beider Vereine umtreibt. Für die Trainer ist es vor allem ein Spiel um drei Bundesliga-Punkte. „Für die Fans ist das sicher ein besonderes Spiel. Aber nicht in meinem Verständnis, wo ich doch auch erst seit drei Jahren hier bin", sagt der 37 Jahre alte Tuchel.
Ähnlich äußert sich der vier Jahre ältere FCK-Trainer Marco Kurz: „Für die Menschen in der Region ist es ein besonderer Tag. Für mich ist es ein Bundesligaspiel, das ich gewinnen möchte." Alles wie immer - und doch anders ...
05-Manager Christian Heidel kann die Wallungen der Anhänger „sicher etwas besser nachvollziehen" als sein Trainer: „Ich hab" das totale Verständnis, dass das kein normales Spiel für die Fans ist. Man muss sich ja nur die Historie anschauen: Uns gab"s ja früher praktisch nicht, und dann überholen wir Lautern ..."
Erstmals begegnet FCK-Torhüter Tobias Sippel den Mainzern in der Bundesliga - und freut sich riesig auf das Derby. „Das wird sicher ein super Spiel gegen eine großartigen Gegner", mutmaßt der 22-Jährige, der mit seiner Top-Leistung ein Garant des 2:0-Coups gegen Bayern München gewesen ist.
„Der Sieg im Pokalspiel in Osnabrück war wichtig. Natürlich auch, dass wir das Spiel in Köln noch drehen konnten. Und dann unter Flutlicht an einem Freitagabend gegen die Bayern - 50.000 im Stadion und viele Millionen vor dem Fernseher - das geht einem dann schon vor dem Anpfiff durch den Kopf. Aber jetzt sind wir in der Bundesliga angekommen", schwärmt der sehr begabte Torwart.
„Natürlich ist das ein besonderes Spiel für mich und den Verein, aber wir werden versuchen, in der heißen Atmosphäre kühlen Kopf zu bewahren. Ich hatte in der Jugend mal Kontakt zum FCK, aber Mainz 05 war dann der perfekte Verein für mich. Ich komme zwar aus Ludwigshafen, aber nach der langen Zeit fühle ich mich auch als Rheinhesse", erklärte André Schürrle seine Derby-Gefühle.
Roger Lutz, Co-Trainer und Teammanager der Lauterer, erlebte die Aufholjagd der Nullfünfer vor zwei Wochen in Wolfsburg mit. „Auch nach dem 3:0 der Wolfsburger hatte ich den Eindruck, dass Mainz das Spiel noch gewinnen kann", erinnert sich Lutz, der „eine sehr kampfstarke, sehr aggressive Mainzer Mannschaft" imponieren sah, die ihre Systeme sehr diszipliniert beherrsche.
Aus den „Spionagereisen" die richtigen Erkenntnisse ziehen, die die Mannschaft dann versuchen muss erfolgreich auf dem Rasen in die Tat umzusetzen - darum ging es gestern und darum geht es heute, wenn nach Videostudium und taktischen Besprechungen die Start-Formation festgeschrieben wird. „Wir arbeiten als Team. Dazu gehören auch Gerry Ehrmann und Oliver Schäfer. Marco Kurz sah Mainz gegen den VfB Stuttgart, jetzt tauschen wir uns aus", beschreibt Lutz den betriebsinternen Gedankenaustausch.
Die Abwehr vor Torwart Sippel steht, zumal Rodnei, der gestern seinen 25. Geburtstag feierte, wieder fit ist. So muss sich Jan Simunek weiter gedulden. Links hat derzeit Leon Jessen im Duell mit Routinier Alexander Bugera die Nase vorn. Das Leistungsprinzip ... Offen, wem Kurz auf der linken Außenbahn Vertrauen schenkt. Die Arbeitsstelle ist durch die Gelb-Rot-Sperre von Ivo Ilicevic, der überdies krank ist, frei geworden. Stiven Rivic und der aus Mainz gekommene Chadli Amri sind die ersten Bewerber. Aber auch Clemens Walch steht auf dem Sprung. „Enorme Schnelligkeit und technisch sehr stark", lobt Kurz vor dem Gastspiel am Bruchweg. Gegen die Bayern gefiel er als Joker. „Walch hatte eine hervorragende Trainingswoche. Dafür wurde er belohnt. Es geht nicht um Namen, nur um Leistung."
„Mainz hat viele junge Leute, schnelle Spieler, die den direkten Weg zum Tor suchen, von daher ein Pflaster, das schwer zu bespielen ist", sagt der Lauterer Trainer mit Respekt. Bei der Besetzung der Offensive wird er wohl zwischen Adam Nemec und Erwin Hoffer entscheiden.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau