ZitatAlles anzeigenBeim 1:1 gegen den Hamburger SV erlebt der FCK-Torjäger Srdjan Lakic einen Spießrutenlauf. Die eigenen Fans pfeifen ihn aus und skandieren „Lakic raus”. Dem 1. FC Kaiserslautern hilft das im Abstiegskampf nicht weiter. Trainer Marco Kurz nimmt den Stürmer in Schutz und appelliert an die Einheit.
Von Horst Konzok
Am Ende des Kampfspiels brach selbst HSV-Trainer Armin Veh eine Lanze für Srdjan Lakic. Der engagiert, aber unglücklich spielende Torjäger wurde beim 1:1 (1:0) des 1. FC Kaiserslautern mit bösen Pfiffen bedacht und entnervt. So stürmte FCK-Trainer Marco Kurz nach dem Abpfiff in die Fan-Kurve um dem selbstzerstörerischen Treiben Einhalt zu gebieten. „Wenn wir es schaffen, dann nur als Kollektiv”, mahnte Kurz energisch die Einheit zwischen Mannschaft und Fans an.
„Es ist nicht schön, wenn der Respekt fehlt”, grämte sich Lakic. Christian Tiffert, nach starker erster Halbzeit nicht mehr so dominant, zeigte sich entsetzt vom Fan-Verhalten: „Und das bei einem Spieler wie ,Laki’, der uns mit seinen Toren über Wasser gehalten hat. Damit haben uns die Fans keinen Gefallen getan!”
Ivo Ilicevic, der Tempo-Dribbler, muss eine Innenbanddehnung auskurieren. Dafür war Clemens Walch auf dem Rest von Wiese, die einmal Rasen war, unterwegs. Das war die Personalie mit Ansage. Geheime Kommandosache aber der Stabwechsel in der Vierer-Abwehrkette: Martin Amedick, Abwehrchef und Kapitän, musste seinen Platz für den von einem Fehlpass abgesehen guten Mathias Abel räumen. Dass der 29-Jährige, mit dem der FCK in acht Spielen ohne Rodnei in der Hinrunde 14 Punkte hamsterte, zum Einsatz kam, war nicht die wirkliche Überraschung. Statt Amedick wurde aber eher Fehlerteufel Rodnei auf der Bank erwartet. „Ich hätte mir das leichter machen können, aber ich muss es so machen, wenn ich glaube, dass es der Mannschaft hilft. ,Matze’ hat hervorragend trainiert. Es ist hart für Martin, ändert aber nichts an seinem Stellenwert”, sagte Kurz.
Mit Konsequenz im Zweikampf erarbeitete sich der FCK gestern Respekt. Dazu trugen der großartige Kämpfer Florian Dick und der rustikal-resolute Jiri Bilek bei. Der Tscheche, der mit englischer Härte Fersengeld gibt, keinen Meter scheut, keinem Zweikampf aus dem Weg geht, imponierte. „Jiri hatte Fieber, er gab das Zeichen, dass er rauswollte”, begründete Kurz den Austausch (63.). Thanos Petsos kam in einer Phase, als der HSV am Drücker schien. Seine beiden kernigen Distanzschüsse entschärfte der fehlerfreie HSV-Torhüter Frank Rost (64., 72.).
Srdjan Lakic trug statt Amedick die Spielführerbinde, war eifrig bemüht, aber glücklos. In der 22. Minute setzte er einen Kopfball nach feinem Flankenlauf Leon Jessens knapp vorbei. Beim Abschluss fehlte Lakic mehrfach die Entschlossenheit. Kläglich, wie er nach tollem Walch-Solo ein Schüsschen absetzte (49.).
Für die verdiente Pausenführung hatte Adam Hlousek gesorgt, den der spielintelligente Jan Moravek nach Westermann-Fehler eingesetzt hatte (18.). Nach Hlousek-Fehler sorgte Zé Roberto für den Musterpass, den Marcell Jansen zum Ausgleich nutzte (54.). Erkennbar, dass der HSV nach Vehs Pausenpredigt mehr tat. Fantastisch der Reflex, mit dem Tobias Sippel Westermanns Führung verhinderte (82.). Mladen Petric traf den Pfosten (85.), ehe Stiven Rivic auf der Gegenseite nach Moravek-Zuspiel das Siegtor verschenkte (88.).

Sonntag, 27. Februar: "Liebesentzug schockt rote Teufel" (Die Rheinpfalz)
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Die Bilder wurden gestern Abend quer durch Deutschland gesendet. Tenor: Selbstzerfleischung beim FCK mit seinem Torjäger als Sündenbock für die Fans.
Von Oliver Sperk
Es war ein schlimmer Tag für die beiden Kapitäne des 1. FC Kaiserslautern: Innenverteidiger Martin Amedick musste sich gestern erstmals unter Trainer Marco Kurz in einem Pflichtspiel auf die Ersatzbank setzen; von dort sah der 28-Jährige das gerechte 1:1 (1:0) gegen den Hamburger SV. Und musste zudem miterleben, wie sein Kapitänskollege Lakic – dem gestern nichts gelang – in der zweiten Halbzeit und nach dem Schlusspfiff von den eigenen Fans verbal massiv angegangen wurde. „Lakic raus”, rief die eine Hälfte der Westkurve, teils mit „Schaum vor dem Mund”. Die Rufe übertönten die „Lakic, Lakic”-Anfeuerungen, die es auch gab. Der im Sommer zum VfL Wolfsburg wechselnde Angreifer, der in der Hinrunde elf Tore erzielte, musste als Sündenbock herhalten und wurde zum Ziel des Frustabbaus vieler Fans, denen ein Punkt angesichts der prekären Lage des FCK zu wenig war.
„Ich will nicht von der Gesamtheit der Fans sprechen”, betonte FCK-Trainer Marco Kurz sehr aufgewühlt, bewegt, mit Zorn in der Stimme, „es ist eine Gruppierung, die das forciert hat. Später habe ich auch einen Selbstreinigungsprozess unter den Fans festgestellt. Wenn wir jetzt die Nerven verlieren, die Mannschaft und die Fans, sind wir verloren. Wir müssen die Kräfte bündeln.”
Lakic stellte sich den Fans nach der Partie am Westtribünen-Zaun, erntete aber wütende Drohungen und böse Pfiffe. Einige Minuten später rang er im Kabinengang um Fassung und konnte sich die Tränen nur gerade so verkneifen. „Ich finde es schade, und es ist enttäuschend für mich, ich habe mich nie versteckt”, sagte Lakic mit brüchiger Stimme mit Blick auf das Bekanntwerden seines Wechsels vor einem Monat und das unglückliche Foto im „Wölfe”-
Trikot, „auch wenn ich die Unzufriedenheit der Fans verstehe. Ich finde, dass wir das nur alle gemeinsam schaffen können.”
FCK-Trainer Kurz versuchte mit Lakics Mitspielern am Westtribünen-Zaun, die Wogen zu glätten. Später sagte er mit einigem Nachdruck in der Stimme: „Ich habe so etwas in Kaiserslautern noch nie erlebt, auch nicht zu meiner Zeit als aktiver Spieler. Für mich ist relevant, dass der Junge arbeitet wie ein Verrückter, auch wenn er im Moment in einem Loch ist, sein Aufwand ist bestechend. Von seinen Leistungen im Aufstiegsjahr und in der Hinrunde gar nicht zu reden.”
Negative Energie von den Rängen statt positiver Anfeuerung, als sie nötig gewesen wäre: ein fatales Signal an eine sehr bemühte, aber in ihren Mitteln beschränkte Mannschaft, die ihr Bestes versuchte. „Solche Reaktionen sind ein Wahnsinn auch für die Mannschaft, die mit Unterstützung ihrer Fans kämpfen will”, betonte Kurz. „Wer ,Laki’ kennt, weiß, dass er sich zerreißt. Er ist wichtig für uns, wir brauchen ihn”, unterstrich Rechtsverteidiger Florian Dick.
Zur Versetzung von Abwehrkapitän Amedick nach zuvor 14 Rückrunden-Gegentoren auf die Bank sagte Kurz: „Ich fand, dass wir in der Rückserie hinten nicht kompakt standen, und ,Matze’ hat hervorragend trainiert. Dann muss man auch unpopuläre Entscheidungen treffen, wenn man als Trainer von ihnen überzeugt ist, um die Ausrichtung zu ändern.”
Gesprächsthema des Abends aber war das Drama um den anderen Kapitän und die von einigen Fans angestoßene Selbstzerfleischung auf dem einst eher von den Gegnern gefürchteten „Betze”.
Quelle: Die Rheinpfalz -
„Jiri hatte Fieber, er gab das Zeichen, dass er rauswollte”
Sinnige Erklärung für einen wechsel den einige schon als kopflos bezeichnet hatten.