ZitatAlles anzeigenDer 1. FC Kaiserslautern hat mit dem 2:0-Sieg gegen den FC St. Pauli sein 40-Punkte-Ziel erreicht. „Wir sind aber noch nicht durch”, mahnt Trainer Marco Kurz mit Blick auf die Tabelle. Am Samstag gastiert der FCK in Wolfsburg. Srdjan Lakic wird gegen seinen künftigen Arbeitgeber spielen, kündigt Kurz an.
Von Oliver Sperk und Horst Konzok
Gemeinsam haben die Spieler des 1. FC Kaiserslautern am Freitagabend kurz vor halb elf das Transparent entrollt und es den Zuschauern im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion präsentiert: „Lauter Abstiegskampf - gemeinsam unzerstörbar”. Mit einer gemeinsamen, von großem Willen geprägten Kraftanstrengung haben sie zuvor mit dem 2:0 (1:0)-Sieg gegen den FC St. Pauli auch den wohl am Ende entscheidenden Schritt Richtung Bundesliga-Verbleib getan.
Nur noch rein theoretisch könnten die Lauterer als derzeitiger Tabellen-Elfter auf Relegationsplatz 16 zurückfallen. Weil rechnerisch aber noch vieles möglich ist, will Trainer Kurz, von den Fans nach dem Freitagskrimi lautstark gefeiert, noch keine Glückwünsche zum Klassenverbleib annehmen. „Ich bin immer noch Schwabe”, meinte der Coach, der zwei Tage nach dem Saisonfinale gegen Werder Bremen 42 Jahre alt wird. Soll heißen: Schwaben rechnen nur mit unumstößlichen Fakten.
„Man sieht angesichts der anderen Ergebnisse, wie wichtig es war, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben”, sagte der Coach. Zwei freie Tage hat er seinen Spielern gegeben. Morgen beginnt die Vorbereitung auf die Partie in Wolfsburg.
Während die Saison für Mitaufsteiger St. Pauli ein „Ende mit Schrecken” nimmt, wie Helmut Schulte, der Sportdirektor der Hamburger, später feststellte, haben die Lauterer ihr selbstgestecktes Punkte-Ziel vorzeitig erreicht. „Wir haben kein überragendes Spiel gemacht, aber einen wichtigen Sieg geschafft. Jetzt haben wir 40 Punkte, das ist sehr, sehr wichtig”, meinte FCK-Kapitän Lakic, „jetzt wollen wir aus den letzten zwei Spielen noch das Maximum rausholen.”
Am Samstag (15.30 Uhr) spielen die Roten Teufel bei Lakics künftigem Arbeitgeber VfL Wolfsburg, bevor sie eine Woche später auf dem mit 49.780 Besuchern erneut ausverkauften Betzenberg Werder Bremen empfangen. Allen Gesetzmäßigkeiten der Wahrscheinlichkeit nach dürfte der FCK schon an diesem Samstag auch theoretisch gerettet sein. Gleichwie: Lakic will punkten. „Ich mag es lieber, selber für mein Schicksal zu sorgen und alles klarzumachen”, betonte der 27-Jährige, der sich auch vor der brisanten Begegnung in der Volkswagen-Arena hoch motiviert gibt: „Es ist ein besonderes Spiel für mich, aber natürlich will ich es gewinnen.” Die Wolfsburger sind mit 35 Punkten akut abstiegsgefährdet und stehen unter Siegzwang.
Marco Kurz stellt Lakic ohne Wenn und Aber auf. „Für mich ist es keine Überlegung wert, auf ,Laki' zu verzichten. Er wird spielen”, versicherte der Trainer gestern. „Srdjan Lakic ist Profi durch und durch, absolut ehrgeizig”, verdeutlicht der Coach sein grenzenloses Vertrauen.
Freudenhaus Betzenberg - 49.780 Zuschauer sahen den Zittersieg des FCK gegen den FC St. Pauli. Die FCK-Fans feierten euphorisiert (oben). Torhüter Kevin Trapp (Bild unten) war der Mann des Abends.
Ein Sonderlob des Trainers und der Kollegen erntete der am Freitag überragende Torwart Kevin Trapp. Der 20-Jährige begründete seine Erfolg bringende Abgeklärtheit gegen die gefährlichen Versuche der Paulianer schlicht mit „Training”. Trapp: „Unser Torwarttrainer Gerry Ehrmann sagt immer, wir sollen bei Duellen eins gegen eins so lange stehen bleiben wie möglich. Als Torwart hast du in solchen Situationen gegen die Angreifer nichts zu verlieren.”
Kapitän Lakic zog nach 32 Spieltagen und der voraussichtlichen Rettung ein positives Fazit der Darbietungen der Lauterer Aufsteiger-Mannschaft: „Wir haben Großes geschafft. Es war nicht alles überragend, aber wir haben eine Saison lang alles gegeben. Und das ist eine junge Mannschaft, in der noch viel Entwicklungspotenzial steckt.”
Er selbst würde für diese beherzte Mannschaft - auch bei diesem für ihn ganz speziellen Spiel in Wolfsburg - seinen bisher 14 Treffern gerne noch welche hinzufügen.
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Gast-Kommentar
Respekt vor Ehrmanns toller Torwartschule
Das Spiel zwischen dem 1. FCK und St. Pauli habe ich bei mir zu Hause am Fernseher gesehen. Für so ein Abstiegsspiel war es überraschend fair, es gab nur eine Gelbe Karte. St. Pauli hat gut mitgespielt, aber seine Chancen nicht genutzt, zweimal hinten gepennt und drei Punkte verschenkt.
Der FCK hat verdient gewonnen, weil er aus wenigen Chancen zwei Tore gemacht hat, vor allem aber, weil er im direkten Vergleich die besseren Einzelspieler hat. Vor der Torwartschule von Gerald Ehrmann muss man den Hut ziehen.
St. Pauli hat keine Qualität für die Erste Liga! Sie sind mit einer guten Zweitliga-Mannschaft aufgestiegen und haben in der Winterpause personell nicht nachgelegt. Das war ein Fehler. Sie sind jetzt so gut wie abgestiegen, der direkte Wiederaufstieg wird nicht wie bei Hertha BSC ein Selbstläufer. Das große Plus bei St. Pauli sind die Fans, das Stadion, die Begeisterung. Allerdings werden sie sich erstmal sammeln müssen. In Hamburg munkelt man, dass der neue Trainer Marcel Koller heißt.
Der FCK steigt nicht ab, das freut mich. Vor Ostern hat mich der Ex-FCK'ler Joschi Groh besucht. Und mein alter Verein Arminia Ludwigshafen steigt in die Oberliga auf. Das finde ich stark. Zum St.-Pauli-Heimspiel gegen die Bayern kommt eine 18 Mann starke Arminia-Delegation.
Der Autor
Walter Frosch (60) stammt aus Ludwigshafen, begann seine Fußballerkarriere bei Arminia Rheingönheim, spielte für SV Alsenborn, 1. FC Kaiserslautern, FC St. Pauli und Altona 93. Für den FCK und St. Pauli bestritt der knallharte Verteidiger 61 Erst-Bundesliga-Spiele (drei Tore). Lebt seit 1976 in Hamburg, wo er Kultstatus genießt. (bsi) (Foto: Lühn)
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau