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Ein Mann, der was zu sagen hat: FCK-Trainer Marco Kurz, gestern Gast der RHEINPFALZ-Sportredaktion in Ludwigshafen.
Ein FCK-Trikot für seinen Betze-begeisterten Sohn nahm RHEINPFALZ-Chefredakteur Michael Garthe von Marco Kurz freudig in Empfang.
ZU GAST IN DER RHEINPFALZ-REDAKTION: Marco Kurz (41), der Trainer des 1. FC Kaiserslautern, bilanziert ein erfolgreiches erstes Jahr in der Fußball-Bundesliga. Bei der Suche nach einem Nachfolger für Torjäger Srdjan Lakic muss der Klub Geld in die Hand nehmen, sagt der Coach. Er ruft einen offenen Konkurrenzkampf zwischen Kevin Trapp und Tobias Sippel um den Platz im Tor der Lauterer aus.
Herr Kurz, Ihr Besuch war schon lange für den Fall des Klassenverbleibs vereinbart. Sie waren sicher, dass Sie kommen würden, weil Sie von der Qualität Ihrer Mannschaft sehr überzeugt sind. Haben Sie gedacht, dass Ihr Team schon einen Spieltag vor Schluss 43 Punkte haben würde?
Es ist immer schwer zu sagen, wie viele Punkte man braucht, um nicht abzusteigen. Das kann von Jahr zu Jahr extrem unterschiedlich sein. Jetzt können wir sogar noch Siebter werden, wenn die Konkurrenz mitspielt und wir am Samstag gegen Bremen gewinnen. Und wir wollen diese Saison nun unbedingt auch mit einem Heimsieg beenden!
Sie sind seit zwei Jahren in der Pfalz. Wie war diese Zeit für Sie? Haben Sie, ein Schwabe, Pfälzisch gelernt?
Ich versteh' die Pfälzer, wenn ich mich konzentrier'. Nur am Anfang bei einem Fanspiel in Dahn hatte ich echt Probleme. Aber ich fühle mich hier schon immer gut aufgehoben. Es waren zwei sehr intensive Jahre mit dem Aufstieg und mit dem für mich als Trainer und für viele Spieler ersten Bundesliga-Jahr. Diese Woche war die erste entspannte Trainingswoche, seit ich hier bin.
Ihrem künftigen Assistenzcoach Günther Gorenzel, einem Österreicher, können Sie jetzt Pfälzisch beibringen. Was spricht für ihn als Co-Trainer?
Vor zwei Jahren hat Roger Lutz mir und dem FCK zuliebe den Co-Trainerjob übernommen, jetzt kehrt er auf seine Position als Teammanager zurück. Mit Günther habe ich schon bei 1860 München sehr gut zusammengearbeitet. Dazu hat er zuletzt bei Rubin Kasan internationale Erfahrung bei einem Champions-League-Teilnehmer gesammelt. Es ist gut, dass jemand wie er den FCK unvoreingenommen von außen beleuchten kann. Das hilft uns allen. Aber ihm Pfälzisch beibringen - das schaffe ich nicht. (Lacht.)
Der erste Neuzugang steht in Mittelfeldspieler Olcay Sahan schon fest, Torjäger Srdjan Lakic geht. Wie weit sind Sie mit den Personalplanungen für die neue Saison?
Es wird sich alles in den nächsten Wochen entscheiden. Es wird auch interne Gespräche mit Spielern geben, mit denen wir nicht zufrieden sind. Schwerpunkt wird natürlich sein, Ersatz für Laki zu finden. Jeder weiß, dass der FCK nicht mit schweren Taschen unterwegs sein kann. Aber um den Weggang Lakis zu kompensieren, müssen wir schon ein bisschen Geld in die Hand nehmen. Auch als Persönlichkeit wird er schwer zu ersetzen sein.
Man sagt, das zweite Jahr für einen Aufsteiger ist schwerer als das erste ...
Wir werden wieder das gleiche Ziel haben: den Klassenverbleib. Nächste Saison wird knüppelhart. Wir müssen unsere mit viel Aufwand erarbeitete Leistung bestätigen. Das wird schwer genug, zumal wir in Hertha BSC und dem FC Augsburg auch von der Finanzkraft her zwei potente Aufsteiger haben.
Sie stehen im Kapuzenpulli oder im T-Shirt an der Linie. Was halten Sie von der Kleiderordnung mit Anzugspflicht in der Champions League?
Ich finde, zur Arbeit an der Seitenlinie gehört die Sportkleidung. Wenn wir vielleicht irgendwann in ferner Zukunft mal so erfolgreich gearbeitet haben, dass wir international spielen, ziehe ich gerne einen Anzug an. Auch so etwas steht mir. (Lacht.)
Zurück zu dieser Saison: Was waren für Sie die schwierigsten Situationen?
Fakt ist, dass die Mannschaft eine Entwicklung nehmen musste und genommen hat. Obwohl einige Ergebnisse nicht gestimmt haben, war die Leistung über den gesamten Saisonverlauf da. Die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind, hat mir keinen Anlass gegeben, an der Mannschaft zu zweifeln. Ein Musterbeispiel dafür war das Spiel in der Hinrunde beim Hamburger SV. Dort sind wir dominant aufgetreten, haben geführt, gut gespielt, aber durch kapitale eigene Fehler noch verloren. An so etwas muss man wachsen - und das ist uns ganz gut gelungen.
Was waren für Sie die härtesten Entscheidungen?
Ich habe einige schwere Entscheidungen treffen müssen. Zum Beispiel in der Torhüterfrage zwischen Tobias Sippel und Kevin Trapp. Wenn ich das Gefühl habe, dass es in dem Moment für die Mannschaft besser ist, muss ich es so machen, auch wenn die Entscheidung unpopulär ist.
Sie sind mit Sippel und Trapp in Gesprächen. Geht der FCK mit beiden in die neue Saison und mit Kevin Trapp als Nummer 1?
Aktuell gehe ich davon aus, dass beide dabei sind. Ich vergesse nicht, dass Tobi maßgeblich dazu beigetragen hat, dass wir in der Bundesliga spielen. Mit Blick auf die neue Runde ist das Rennen offen. Ich sage nie, dass eine Position vergeben ist. Man weiß nie, wie die Vorbereitung läuft.
Zuletzt gab es vier Auswärtssiege in Serie, sieben insgesamt. In der Auswärtstabelle ist der FCK Sechster, in der Heimtabelle nur 14. - warum?
Wir haben auch zu Hause große Siege gefeiert wie in der Hinrunde gegen Bayern München, gegen Schalke 04, haben gegen Dortmund 1:1 gespielt. Es ist ein wahnsinnig wertvolles Gut, vor diesem Publikum zu spielen. Aber punktemäßig müssen wir uns verbessern.
In dieser Bundesliga-Saison haben die Fans einiger Vereine für negative Schlagzeilen gesorgt, sei es mit Becherwürfen, Schneebällen oder mit schlimmen Ausschreitungen. Ist das Ihrer Meinung nach ein Trend?
Unsere tollen Fans geben uns auch auswärts eine wahnsinnige Rückmeldung. Aber auch sie müssen - wie die Mannschaft und der Trainer - lernen, mit bestimmten Situationen cleverer umzugehen. Das Verhalten gegenüber Laki zum Beispiel war nicht in Ordnung, aber das haben wir in Gesprächen geklärt. Vieles kam auch aus der Abstiegsangst heraus. Allgemein muss man in der Liga aufpassen, dass die Dinge nicht in die falsche Richtung laufen, manches hat mit Fankultur nichts mehr zu tun.
Wie sehen Sie die Entwicklung im Nachwuchsbereich?
Insgesamt profitiert die Liga von der guten Arbeit in den Nachwuchsleistungszentren. Bei uns ist die U19 Tabellenführer, die U23 spielt eine sehr gute Saison. Da wollen wir nächste Saison zwei, drei, vier Spieler dauerhaft in den Profibereich hochziehen.
Wie schalten Sie optimal ab? Wann geht's nach dem Urlaub weiter?
Ich kann am besten abschalten, wenn ich meine Töchter sehe. Für die Spieler ist der 17. Mai der erste Urlaubstag, am 20. Juni ist Trainingsauftakt. Ich habe noch mit der Nachbereitung der alten und der Vorbereitung der neuen Saison zu tun. Wann und wo ich dann Urlaub mache, weiß ich noch nicht. Aufgezeichnet von Oliver Sperk
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Zitiert
Marco Kurz:
Entweder - oder ...?
Weißbier oder Weißwein?
Weißbier.
Noch ein Blauer oder schon ein Roter?
Ich werde die Blauen, den TSV 1860 München, mein Leben lang spüren, für 1860 hab' ich als Verteidiger viele Knochen gelassen. Doch jetzt bin ich mit Herzblut ein Roter Teufel - aber kein Roter ...
Berge oder Meer?
Berge. Aber so richtig hohe hat ja die Pfalz leider nicht.
Schwäbische, bayerische oder Pfälzer Küche?
Bayerische.
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Fussball in Kürze
FCK im neuen Dress. [/b]
Ohne Ivo Ilicevic bestreitet Fußball-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern sein letztes Saisonspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen Werder Bremen. „Ivo hat am Mittwoch mit der Mannschaft trainiert, aber er war seit sechs Wochen nicht dabei”, sagte Trainer Marco Kurz gestern, der aber Mathias Abel wieder einsatzfähig sieht. Der FCK präsentiert sich gegen Werder im Trikot, das der neue Ausstatter Uhlsport für die Saison 2011/2012 kreiert hat, sagte FCK-Chef Stefan Kuntz.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau