ZitatAlles anzeigenVernetzt sein. Ein Netzwerk aufbauen. Ein guter Netzwerker sein. Diese Modeausdrücke bezeichnen das gute alte „Ich kenn' do änner”, wie es der Pfälzer schlicht und ergreifend nennt. Es ist beliebig erweiterbar auf „Ich kenn' do änner, der änner kennt, der ...” Ein anderes Zauberwort, das in diese Richtung geht: die berühmte Kontaktpflege.
Die ist wie in jeder Hinsicht menschlichen Zusammenlebens und Zusammenwirkens auch im Profifußball-Geschäft ein Baustein für langfristigen Erfolg. Wie kann ich mich mit einem anderen zusammentun, damit beide was davon haben. Im Marketing- und Unternehmenberatungs-, Verzeihung: Consultant-Neudeutsch wird so was gerne auch etwas hochtrabend als strategische Partnerschaft bezeichnet.
Solche Netzwerke aufbauen, pflegen und nutzen - das ist eine der großen Stärken von Stefan Kuntz. Als der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig am 8. April 2008 Vorstandsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern wurde, hatte er schon damit begonnen, seine Verbindungen für die folgende, später preisgekrönte „Herzblut”-Kampagne zu nutzen.
Kuntz ließ alte Kontakte wieder aufleben, nutzte sie für den Patienten FCK und knüpfte neue Verbindungen - neudeutsch „Connections”. Im Fußballgeschäft haben Spieler und Klubverantwortliche durch vergleichsweise häufige Arbeitsort-, Arbeitgeberwechsel und allerlei Begegnungen sehr viele Kontakte zu Gleichgesinnten. Da kann vieles auf dem kurzen Dienstweg abgewickelt werden. Wenn man die Dinge entsprechend anschiebt und auf die Leute zugeht. Darin ist Kuntz mit seiner verbindlichen Art ein Meister, und das kam dem FCK in den vergangenen dreieinhalb Jahren sehr zugute.
Mit seinem Team lässt der FCK-Chef Drähte und Netze glühen. Nach dem Motto: Lieber einmal zu viel gefragt als einmal zu wenig. Das muss man Kuntz lassen: Er und seine Kollegen haben unzählige Partner aufgetan, überall: Sponsoren - saarländische und nicht-saarländische -, die Uni in Kaiserslautern ebenso wie die in Saarbrücken, die Schulen mit launigen Besuchen von FCK-Kinderklub-Maskottchen Betzi, andere Sportvereine wie jüngst die Fußballfrauen aus dem vorderpfälzischen Niederkirchen und, und, und.
Das „Die da oben auf dem Betzenberg” muss weg; das hat sich Kuntz bei seinem Amtsantritt vorgenommen, und der FCK schuftet dafür, auch die Spieler bei vielen Autogrammstunden.
Die große Gemeinde der US-Amerikaner in und um Kaiserslautern ist für den Klub kein Tabu - im Gegenteil. Seit Saisonbeginn gibt es vor allem für sie einen Extrateil im Stadionheft. Die Kooperation mit dem US-Fußballverband hat jetzt auch dazu geführt, dass ab sofort die beiden US-Nationalspieler Robby Rogers und Kyle Beckerman mit den FCK-Profis trainieren, um die lange Winterpause ihrer Klubs in der amerikanischen Liga zu überbrücken. Wieder „Connections”: diesmal vom neuen US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann zu Kuntz, dem Europameisterkollegen von 1996.
Und zum heutigen FCK-Gegner Leverkusen sind Kuntz' Kontakte auch bestens: Thanos Petsos und Lucas hat Bayer an den FCK ausgeliehen, komplett gewechselt sind Pierre De Wit, der heute grippekrank fehlt, und Richard Sukuta-Pasu. FCK-Scout Andreas Fehse war früher - klar, bei Leverkusen. Ziemlich vernetzt, der FCK. Auch mit Bayer 04.
DIE RHEINPFALZ
Pfälzische Volkszeitung