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Torwart des 1. FC Kaiserslautern überragt beim 0:0 gegen VfB Stuttgart - Elftes Unentschieden
Der 1. FC Kaiserslautern verdankt seinen 20. Punkt in dieser Saison, verdankt das fast sensationelle 0:0 bei der Torfabrik des VfB Stuttgart seinem alle überragenden Torhüter Tobias Sippel. Das elfte Unentschieden dieser Saison war für den FCK wie ein Sieg.
„Wir standen hinten gut, haben kein Tor zugelassen. Jetzt müssen wir nur in den nächsten Spielen vorne treffen”, sagte Sippel. Dieser Punkt festigt die Moral einer Mannschaft, die sich als toll kämpfende Einheit präsentierte und von rund 5000 FCK-Fans unter den 50.100 Zuschauern wie nach einem Sieg gefeiert wurde. FCK-Trainer Marco Kurz hielt trotz einer wenig berauschenden Darbietung, die Richard Sukuta-Pasu vor einer Woche gegen Wolfsburg abgeliefert hatte, an dem wuchtigen Flügelspieler fest. Er vermochte das Vertrauen einmal mehr nicht zu rechtfertigen, verkörperte in der Defensive ein Sicherheitsrisiko, in der Offensive geriet ihm alles daneben. Zehn Minuten vor dem Pausenpfiff erlöste Kurz den Unglücksraben und ersetzte ihn durch Olcay Sahan.
Ohne eine eigene Torchance zu kreieren, gingen die Roten Teufel in die Pause. Das 0:0 war das Produkt einer kompakten Innenverteidigung und eines vorzüglichen Torhüters: Bei den sieben Eckbällen der Schwaben bewies sich Tobias Sippel als sicherer Rückhalt, die drei Chancen des VfB vereitelte der 23-Jährige in der Manier eines klasse Torhüters. In der 10. Minute hielt der Lauterer Schlussmann Martin Harniks ersten Versuch sehr sicher, in der 22. Minute packte Sippel einen Scharfschuss Ibisevics im Nachfassen, in der 31. Minute parierte der Keeper einen spektakulären Fallrückzieher von Harnik mit einem tollen Reflex.
Die Lauterer Mannschaft hatte Probleme, bei Ballbesitz Kontermöglichkeiten auszuspielen, den letzten, den entscheidenden, den finalen Pass zu spielen. Aber der Wille war groß, mit Disziplin und großer Einsatzfreude verteidigten Tiffert und Co. den Ball oft sehr geschickt aus der Gefahrenzone. In der 58. Minute die erste Lauterer Chance. Nach einem Angriffszug über Sahan und Sandro Wagner aber traf Christian Tiffert nur das Außennetz. Wie groß die Angst vor der eigenen Courage ist, wie sehr die Ladehemmung an den Nerven zehrt, verdeutlichte die 74. Minute, als Tiffert Wagner in Schussposition brachte, doch der fürs Toreschießen aus Bremen geholte Sturmtank trat 16 Meter vor Ulreichs Tor über den Ball.
VfB-Trainer Bruno Labbadia hatte in der Offensivabteilung zweimal gewechselt, als er spürte, dass gegen die engagierten Kilometerfresser vom Betzenberg ein Stillstand einzutreten drohte. Cacau löste Hajnal ab, Julian Schieber kam für Harnik.
Die Lauterer verstanden es lange, die Stuttgarter Torfabrikanten von Sippels Gehäuse fernzuhalten. Einer wurde richtig unangenehm: Cacau aber fand gleich dreimal in Sippel seinen Meister. In der 60., 81. und 86. Minute parierte der Teufelskerl erstklassig. In der 90. hielt er auch einen Schuss von Ibisevic, der ansonsten im Fangschatten von Jan Simunek und Matthias Abel unterging.
So spielten sie
VfB Stuttgart: Ulreich - Boulahrouz, Tasci, Niedermeier, Sakai - Kvist, Kuzmanovic - Harnik (68. Schieber), Hajnal (60. Cacau), Okazaki (82. Gebhart) - Ibisevic
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Simunek, Abel, Jessen - Borysiuk, De Wit - Derstroff (86. Shechter), Tiffert, Sukuta-Pasu (35. Sahan) - Wagner
Beste Spieler: Cacau, Tasci, Niedermeier - Sippel, De Wit, Tiffert - Zuschauer: 50.100 - Schiedsrichter: Brych (München).
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Kommentar
Kollektiv mit Herz
Der 1. FC Kaiserslautern hat das Prinzip Hoffnung mit einem 0:0 beim VfB Stuttgart genährt. Der Held heißt Tobias Sippel.
Der 1. FC Kaiserslautern hat wohl wieder nicht gewonnen, der 1. FC Kaiserslautern bleibt Schlusslicht in der Fußball-Bundesliga. Aber die Mannschaft stemmt sich mit aller Energie, mit Entschlossenheit und großem Willen gegen den drohenden Abstieg. 8:3 Ecken und 8:2 Chancen erarbeitete der VfB Stuttgart gegen das Schlusslicht, das sich als Kollektiv mit Herz und Leidenschaft präsentierte. Wenn es eines Beweises bedurft hat, dass die Chemie zwischen Trainer und Mannschaft noch stimmt, dass Trainer Marco Kurz Tiffert und Kollegen noch immer erreicht, dann lieferte der Abend in der Mercedes-Benz-Arena den Beweis dafür. Diese Mannschaft lebt, das kollektive Versagen von Mainz darf als Eintagsfliege eingeordnet werden. Die leidige Diskussion um den Trainer, die Spekulation um den Verbleib von Marco Kurz, sollte neun Spieltage vor dem Ende der Saison ein Ende haben. Der Vertrag des Trainers läuft bis 30. Juni 2013 - jetzt geht es darum, alle Kräfte für ein großes Ziel zu bündeln: den Klassenerhalt.
Eine wunderbare Geschichte erlebt Torhüter Tobias Sippel. Vor einem Jahr hatte er krankheitsbedingt seinen Stammplatz an seinen Kollegen und Rivalen Kevin Trapp verloren, im letzten Sommer schrieb Sippel skandalöse Schlagzeilen nach einer Nachtschicht und einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss. Der Torwart aber hat sich besonnen, der Torwart hat gearbeitet, der Torwart hat geschuftet und seine Chance genutzt, als sie plötzlich und unerwartet durch Trapps Verletzung bekommen ist. Sippel hielt vor einer Woche gegen Wolfsburg sein Tor sauber und ließ dem überzeugenden Comeback gestern Abend eine Glanzleistung folgen.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau