ZitatAlles anzeigenHeute FCK gegen HSV - Krassimir Balakov hofft auf das Ende der Lauterer Kopf-Blockade
Die Hoffnung mit Leben erfüllen! Das ist der Auftrag, den Trainer Krassimir Balakov der Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern heute (15.30 Uhr) mit auf den Weg ins Heimspiel gegen den Hamburger SV gibt. Schlusslicht gegen Drittletzter - es ist ein Krisengipfel auf der Intensivstation der Liga. 44.600 Karten sind verkauft, die Tageskassen öffnen drei Stunden vor dem Spiel.
17 Spiele - eine komplette Halbserie - ohne Sieg. Da ist das Selbstvertrauen nicht turmhoch. Da ist der Berg längst keine Festung mehr. Das weiß auch der neue Trainer. So bemüht sich Krassimir Balakov, die Seele seiner Spieler zu erreichen.
„Irgendwann muss es doch mal klappen, so kann es ja nicht weiter- gehen”, orakelt Balakov nach dem Abschlusstraining. Als er beim Kreisspiel eingreift, sieht man, wie gut der einstige Ballzauberer das Spielgerät noch immer zu behandeln weiß.
Es gibt viel Beifall der Kiebitze, als es seine Jungs beim Torschusstraining ungewohnt oft krachen lassen. Einfach klasse, wie Christian Tiffert einen Seitfallzieher ins Netz hämmert. Prima, wie Ariel Borysiuk eine Direktabnahme in die Maschen nagelt. Hoffnungsfunken. „Morgen zählt's”, weiß Balakov, der die letzte Einheit mit dem 18-Mann-Kader absolviert, der's heute richten soll. Willi Orban, Dominique Heintz, Steven Zellner, Andrew Wooten und Jakub Swierczok spielen heute (14 Uhr) in zweiten Mannschaft beim VfL Bochum II um Regionalligapunkte.
Sandro Wagner ist zurück im Bundesliga-Kader. Er sollte zum Problemlöser werden, als ihn Stefan Kuntz im Januar bei Werder Bremen auslöste. Doch die Leihgabe aus Bremen wurde selbst zum Problemfall. Gegen Schalke wirkte der Lange beim Kopfball, als habe er Pattex am Stiefel. Nach Achillessehnenproblemen ist er wieder fit. Befreit will ihn der Trainer sehen. Mutig. Aggressiv. Vor allem schnell soll es nach vorne gehen. Das Ende der schablonenhaften Angriffe ist angesagt. Das ist die Theorie. Heute ist die Praxis gefragt.
„Im Unterschied zu den zwei Tagen vor dem Freiburg-Spiel war die Stimmung diese Woche doch lockerer, es wurde auch mal gesprochen, gelacht”, hofft Balakov, die Köpfe frei zu bekommen.
Vor dem HSV bekundet Balakov Respekt - aber keine Ehrfurcht. „Das sind alles hervorragende Fußballer. Aber sie haben auch Probleme - wir wissen, wo die liegen.” Theorie und Praxis ...
Die Torwartfrage ist bis auf weiteres beantwortet - mit Tobias Sippel. Auf ein ständiges Wechseln zwischen den Pfosten mag sich Balakov nicht einlassen. „Wir haben zwei hervorragende Torhüter”, lobt der Coach mit Blick auf Sippel (24) und auf Kevin Trapp (21). Sippel hat seine Chance nach Trapps Verletzung genutzt, wenngleich er gegen Schalke (1:4) nicht glücklich aussah und beim zweiten Treffer beim 0:2 in Freiburg schwer patzte. Kevin Trapp liegt ein Vertrag zur Verlängerung über 2013 hinaus vor. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.
So spielen sie
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Abel (Yahia), Rodnei, Bugera - Borysiuk - Sahan, De Wit, Tiffert, Derstroff - Wagner - Ersatz: Trapp, Jessen, Kirch, Petsos, Sukuta-Pasu, Fortounis - Es fehlen: Kouemaha (Achillessehnenriss), Shechter (Oberschenkelzerrung), Simunek (Achillessehnenreizung)
Hamburger SV: Drobny - Diekmeier, Mancienne, Westermann, Aogo - Jarolim, Kacar - Ilicevic, Jansen - Petric, Berg - Es fehlen: Guerrero (Rot-Sperre), Mickel (Handbruch)
Schiedsrichter: Kinhöfer (Herne)
Hinspiel: 1:1.
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Betze-Geflüster
Spaß- Fußball
Es wird wieder gelacht auf Trainingsplatz vier. Und mittendrin der Neue. Der, von dem die Autogramme am begehrtesten sind, Krassimir Balakov. Er tanzt mit seinen Jungs zwischen den Hütchen, spielt drei gegen sieben, ruft Kommandos über den Platz. „Schneller”, „ruhig”, und ärgert sich, weil der Ball verloren gegangen ist. Schnell und direkt spielen ist angesagt, und es klappt ganz gut. Tobi Sippel zählt mit. Der Rekord liegt bei 33. Wer einen Fehlpass schlägt, muss sich ein blaues Lätzchen umhängen und so lange dem Ball hinterherjagen, bis er sich selbst erlösen kann.
Balakov spielt einen scharfen Ball, doch Adressat Oliver Kirch schläft, die Kugel landet beim „Gegner”. Der Trainer verordnet Kirch das Leibchen, verliert den Ball kurz darauf selbst, hängt sich das Lätzchen um und geht auf Jagd. Eine halbe Stunde dauert das Spaß-Spiel, dann sind ein paar Sprints angesagt, um die Stangen, nach links oder rechts, je nachdem, auf welcher Seite Co-Trainer Ilia Gruev ein Leibchen auf den Rasen fallen lässt.
Dann kommt der Härtetest: Torschusstraining. Mit Fitnesstrainer Oliver Schäfer und Co-Trainer Gruev als Abwehrspieler. Die Flankengeber flanken, die Stürmer stürmen - und treffen. Wenn Trapp oder Sippel nicht gerade eine Glanzparade hinlegen oder der Ball über den Zaun segelt. 22 von 35 Torschüssen landen im Netz. Und es gibt Szenenapplaus für harte Schüsse von Christian Tiffert, bei denen der Torwart machtlos ist, für Kopfbälle von Sandro Wagner...
Bis Balakov alle wieder zusammenruft, noch schnell einen Ball von der Mittellinie aus ins Tor hämmert und mal wieder mit seinen Spielern redet. Viel sprechen, das ist sein Rezept, das er mitgebracht hat und das die Spieler aufbauen soll. „Psychologie ist ein wichtiger Faktor”, sagt er. Und denkt dabei auch oder gerade an die jungen Spieler, die Führung brauchen. Er will, dass seine Jungs befreit auf dem Platz stehen und konzentriert sind. Und lebt ihnen vor, was er damit meint.
Es sieht aus, als würden die Spieler ihm das abnehmen, vielleicht auch, weil sie Respekt vor seinem großen Namen haben, vor seinen Leistungen früher auf dem Platz. Und vielleicht auch, weil er ihnen das Gefühl vermittelt, einer von ihnen zu sein, der mit ihnen kicken und lachen, aber auch Erfolg haben will.
Die Fans auf den Stufen von Trainingsplatz vier sind jedenfalls beeindruckt vom Neuen. Sie haben auch akzeptiert, dass er vor den Übungen erstmal keine Autogramme gegeben und sie mit den Worten „erst die Arbeit” zurückgewiesen hat. Dafür nimmt er sich jetzt Zeit, unterschreibt geduldig auf Karten, Büchern, Trikots. Stellt sich neben unzählige Menschen und lächelt in unzählige Kameras. Er hat Spaß.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau
Pfälzische Volkszeitung