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REINGERUTSCHT - Alexander Bugeras (ganz hinten) Freistoß fliegt ins Tor. Oliver Kirch (Mitte) hilft mit. (foto: kunz)
Der 1. FC Kaiserslautern ist seit 19 Spielen ohne Sieg. Beim 1:2 gegen 1899 Hoffenheim patzen Rodnei und De Wit. Der Anschlusstreffer von Alexander Bugera ist nur noch späte Ergebniskosmetik.
Überfordert in der Offensive, naiv bei den beiden Gegentoren, ohne Selbstvertrauen vor Gegners Tor - die Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern ist nach dem 1:2 (0:1) gegen 1899 Hoffenheim dem Abstieg geweiht. „Ein verdienter Sieg, wir haben es nach dem 2:0 versäumt, alles klar zu machen”, sagte 1899-Coach Markus Babbel, der konditionelle Defizite bei seiner Mannschaft ausmachte.
„Wir nehmen uns immer so viel vor, wollten die Wende in den zwei Heimspielen schaffen, dann machen wir immer die gleichen Fehler und stehen dann mit leeren Händen hier”, haderte der bei den Gegentreffern machtlose Torhüter Tobias Sippel. Aufgeben mag er nicht - auf ein Wunder wie 2008 hoffen will er. Was soll er auch sagen? Das Unfähigkeitszeugnis stellt sich die Mannschaft seit Wochen selbst aus.
Das Spiel - ein Spiegelbild der Rückrunde: Der FCK stümpert im Spielaufbau, die leicht durchschaubaren Offensivbemühungen führen in die Sackgasse - und von dort schnurstracks in die Zweite Liga. Da ist fast kein Durchkommen für die jungen Außen Julian Derstroff und Konstantinos Fortounis.
Als vorderste Spitze versucht sich Richard Sukuta-Pasu. Ihm gelingt nicht viel, ist er mal an einem vorbei, rutscht er aus. Tapsig, ohne Selbstvertrauen und ohne Unterstützung aus dem Mittelfeld, in dem Pierre De Wit keinen Zugriff findet und Kapitän Tiffert nach einem Scharmützel mit Salihovic mehr oder minder unter Deck ist. Dahinter agiert Ariel Borysiuk, der Gefahr läuft, sich dem Dürftigniveau der Mannschaft anzupassen. Nach 45 Minuten muss er mit einer Muskelverletzung passen, wird durch Oliver Kirch ersetzt.
Bezeichnend, dass Derstroff die einzige Chance der Lauterer in den ersten 45 Minuten erarbeitet. Seinen strammen 20-Meter-Schuss pariert der chronisch unterbeschäftigte Tom Starke mit einer Faustabwehr.
Hoffenheim tat, was nötig schien, die drei Punkte im Selbstbedienungsladen auf dem Betzenberg einzusacken. Da versuchte Sven Schipplock, sich als Torjäger zu positionieren, vergab seine drei Chancen. So musste es Sejad Salihovic richten, der in der 25. Minute einen von Rodnei an Roberto Firmino verursachten Foul-Elfmeter nutzte. „Unnötig” nannte FCK-Coach Krassimir Balakov den Fehltritt des indisponierten Innenverteidigers. Er ist - wie fast die komplette Mannschaft - als Schatten seiner selbst unterwegs.
Nach 63 Minuten brachte Balakov Regionalliga-Torjäger Andrew Wooten als zweite Spitze. Fortan kam der FCK etwas auf, im Strafraum loderte so etwas wie Gefahr. Dann aber patzte Pierre De Wit, schenkte den Ball her, Boris Vukcevic sorgte für das 2:0 der Hoffenheimer. „Wieder ein individueller Fehler”, grollte Krassimir Balakov, der in seinem dritten Spiel als FCK-Trainer die dritte Niederlage kassierte. Späte Ergebniskosmetik, als Alexander Bugeras Freistoß unter Oliver Kirchs Mithilfe zum 1:2 ins Netz rutschte. „Von einem Erfolgserlebnis möchte ich in unserer Situation wirklich nicht sprechen. Wir sind da unten in der Tabelle festgefahren. Immer wieder bringen wir uns durch individuelle Fehler selbst ins Hintertreffen”, haderte Kirch, der eine ordentliche Leistung bei seinem ersten Einsatz seit dem 0:1 gegen Köln bot. „Es geht nicht um mich, es geht um den Verein”, sagte Kirch.
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Kein Vergnügen
Aufsichtsratschef Rombach hat für voraussichtlich 9. Mai eine außerordentliche Mitgliederversammlung des FCK angekündigt. Dort sollen Fehler analysiert und die Pläne für den Wiederaufstieg vorgestellt werden.
Dass „am Dienstag 17.000 Briefe rausgehen”, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende des Bundesliga-Schlusslichts 1. FC Kaiserslautern, Dieter Rombach, gestern Abend, stand schon vor der erneut ganz tristen 1:2 (0:1)-Heimniederlage gegen die TSG 1899 Hoffenheim fest. Die FCK-Führung will auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 9. Mai den Vereinsmitgliedern nach dem nun fast sicheren Abstieg Rede und Antwort stehen. Der mutmaßlich vorerst letzte Bundesliga-Auftritt der Lauterer ist am 5. Mai bei Hannover 96.
„Wir wollen mit den Fans und Mitgliedern besprechen, was dieses Jahr schiefgelaufen ist”, betonte Rombach, „und den Plan vorstellen, wie es nächste Saison weitergehen soll. Wir wollen unsere Pläne offen auf den Tisch legen. Dann können die Mitglieder darüber abstimmen.”
Es gehe darum, alle Fakten offenzulegen, um auf deren Basis dann einen gemeinsamen Weg in die Zukunft zu finden. „Im Moment gibt es das Problem, dass auf der Grundlage unvollständiger Informationen diskutiert wird”, sagte Rombach. Im berühmt-berüchtigten und so schwer zu greifenden „Umfeld” steht auch der Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz unter Beschuss. „Wer Kaiserslautern kennt, weiß: Es gibt immer eine Opposition”, sagte Rombach. Auf einem riesigen Fan-Transparent vor Block 7 der Westkurve war während der Partie gestern zu lesen: „L' état, c'est moi (der Staat bin ich; die Red.). Sonnenkönig Stefan Kuntz.”
Zugleich beleidigte ein kleiner - aber immer noch viel zu großer - Teil der FCK-Fans wieder einmal Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp.
Zum heutigen vierten Jahrestag des Amtsantritts von FCK-Chef Kuntz, der den Verein aus dem Gröbsten herausholte und erst wieder salonfähig machte, meinte Rombach: „Wir haben drei Jahre tolle Verpflichtungspolitik gemacht. Dieses Jahr ist es voll danebengegangen. Das alles gilt es, mit unseren Mitgliedern zu besprechen.”
Bis dahin hat der FCK noch fünf Spiele, um sich aus der Bundesliga zu verabschieden. Rechtsverteidiger Florian Dick fordert ein letztes Aufbäumen: „Wenn wir untergehen, dann als Team, dann als Männer.”
NERVENSPIEL - Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz (rechts) und Finanz-Vorstand Fritz Grünewalt auf der Tribüne. (foto: kunz)
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau