ZitatAlles anzeigenZweitliga-Mitfavorit 1. FC Kaiserslautern gelingt mit dem 2:1 beim kessen Aufsteiger VfR Aalen der erste Saisonsieg. Nach dem Schlusspfiff atmen die am Ende nachlassenden Roten Teufel erst einmal tief durch.
Von Oliver Sperk
Aalen - Franco Fodas Fazit fiel zunächst betont knapp aus. „Wir sind sehr froh, dass wir dieses Spiel gewonnen haben”, resümierte der Trainer des Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern im kleinen, aber topmodernen Pressekonferenzraum der Aalener Scholz-Arena. Mehr sagte der 46-Jährige erst mal nicht nach dem 2:1 (2:1)-Arbeitssieg des Bundesliga-Absteigers beim couragierten Aufsteiger.
Am Ende mussten die mehr als 2500 FCK-Fans unter den 12.038 Besuchern im fast ausverkauften, stimmungsvollen Stadion auf der Ostalb zittern. Die Aalener, mit einem spektakulären 4:1 beim MSV Duisburg in ihr Zweitliga-Abenteuer gestartet, rannten mit viel Schwung und noch mehr Herz an, versuchten alles, um gegen den „großen” FCK noch zum 2:2 zu kommen.
Als der starke Kaiserslauterer Torwart Tobias Sippel schließlich das letzte Duell der Partie in der Nachspielzeit gegen den eingewechselten Marco Haller gewann, war der erste Saisonsieg der Roten Teufel perfekt. Aber auch die energisch-frech aufspielenden Aalener waren nicht unzufrieden. „Ich denke, man hat gesehen, dass wir in dieser Liga mithalten können. Wir haben jetzt als Außenseiter zwei sehr gute Spiele gemacht, das stimmt uns zuversichtlich”, sagte Robert Lechleiter, mit Kevin Kampl und Martin Dausch der größte Unruheherd im VfR-Spiel.
Über die Außenbahnen wurden die vom euphorisierten Publikum nach vorne gepeitschten Aalener immer wieder gefährlich. So hatte FCK-Linksverteidiger Alexander Bugera mit Lechleiter ebenso Probleme wie auf der rechten Seite Florian Dick mit dem quirligen Kampl. Der 21-jährige slowenische U21-Nationalspieler ist in Solingen geboren, bei Bayer Leverkusen ausgebildet worden und kam über Greuther Fürth und den VfL Osnabrück nach Aalen.
„Die Flanken haben sie gut reingebracht”, sagte FCK-Innenverteidiger Mathias Abel, „das hat uns Probleme bereitet.” Wie in der 25. Minute: Im Luftduell mit Angreifer Marcel Reichwein hatte Abels Abwehrkollege Jan Simunek beim Hochspringen die Arme über dem Kopf - und touchierte den Ball leicht mit der Hand: Elfmeter. „Jan hat gesagt, es war keine Absicht. Aber die Hände haben da oben nichts zu suchen”, sagte Abel später.
DANKESCHÖN - Mohamadou Idrissou und die anderen FCK-Spieler bedankensich nach dem Spiel bei den über 2500 mitgereisten Fans. (foto: kunz-moray)
Martin Dausch verwandelte den Strafstoß zum 1:1 (25.). Zuvor hatte FCK-Kapitän Albert Bunjaku, der im Strafraum zu Fall gebracht worden war, das 1:0 erzielt - ebenfalls per Elfmeter (17.). Weil Kampl und Lechleiter so viel Dampf machten, stellte FCK-Trainer Foda Mitte der ersten Hälfte vom 4-4-2-System auf 4-2-3-1 um, Hendrick Zuck unterstützte rechts Dick und Bunjaku links Bugera. Der FCK zeigte sich in der Spielgestaltung gegenüber dem Auftakt-3:3 gegen Union Berlin verbessert.
Aber trotz der optischen Überlegenheit und 62:38 Prozent Ballbesitz kam Aalen zu 9:2 Ecken und war dem Favoriten in puncto Torschuss-Anzahl ebenbürtig. Die Lauterer aber hatten die klareren Chancen, waren effizienter. Auch dank Mohamadou Idrissou - in der Zweiten Liga ein Topstürmer. So eroberte der 32 Jahre alte Kameruner kurz vor der Pause mit viel Körpereinsatz den Ball und bediente mit einem maßgerechten Steilpass Bunjaku, der den 2:1-Siegtreffer erzielte (44.). „Wie gegen Berlin war eine Halbzeit gut von uns, diesmal war's die erste”, meinte der Doppeltorschütze, „jetzt müssen wir das über komplette 90 Minuten hinkriegen.”
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In der Zange
Die Absteiger Hertha BSC, 1. FC Köln und der FCK brauchen Zeit zum Neuaufbau in Liga zwei.
Von Horst Konzok
Die Bundesliga-Absteiger Hertha BSC Berlin, 1. FC Köln und der 1. FC Kaiserslautern sind von den Experten als Aufstiegsfavoriten ausgerufen worden. Doch sie tun sich alle drei erwartungsgemäß schwer im Bundesliga-Unterhaus. Der Aufbau einer neuen Mannschaft braucht Zeit. In Köln versucht's der neue Trainer Holger Stanislawski ob der Schwindsucht in der Kasse mit dem Jugend-forsch-Projekt, FCK-Trainer Franco Foda und Herthas als Aufstiegstrainer bewährter Jos Luhukay suchen die gesunde Mischung.
Toni Schumacher, in Folge des Chaos, das die FC-Ikone Wolfgang Overath nach seiner Demission als Vereinschef hinterlassen hat, Vize-Präsident, mochte am Freitag nicht mehr hinsehen, als Sandhausens Joker Regis Dorn mit einem sensationellen Glücksschuss das 1:1 des Neulings im Kölner Fußball-Tempel sicherte. FCK-Boss Stefan Kuntz atmete erst einmal tief durch, als der am Ende glückliche 2:1-Arbeitssieg beim selbstbewussten Aufsteiger VfR Aalen unter Dach und Fach war. Aber der FCK hat immerhin schon vier Punkte, Köln erst einen. Und Hertha muss heute in der Frankfurter Volksbank-Arena als Gast des FSV Frankfurt schauen, dass das Konto nicht überzogen wird.
„Es gibt noch viel zu tun. Wir müssen noch viel arbeiten auf dem weiten Weg zurück in die Bundesliga”, sagte Franco Foda, nachdem seine Mannschaft den Sieg ins Ziel gezittert hatte. Aber sie hat, trotz der Anfälligkeit für Konter, einen Schritt voran getan. Jan Simunek tut dem Team auch in der Spielentwicklung gut. Enis Alushi, viel besser als beim Auftaktspiel, und vor allem Ariel Borysiuk kamen im 4-2-3-1 besser zurecht als im 4-4-2. Nach der Pause aber hatte der FCK nur noch eine Chance, weil der letzte Pass zu oft nicht kam. Dabei war Mo Idrissou wieder gut unterwegs.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau