ZitatAlles anzeigen„Seit wann hängt denn da ein Netz?” Julian Derstroff, der frisch gebackene Junioren-Nationalspieler, schlendert nach dem Training über den Rasen des Fritz-Walter-Stadions und will nicht glauben, was er da sieht. Ein Netz, das vom Boden bis zur Decke reicht. „Hängt das schon immer da?”, will er wissen. „Du kriegst aber auch gar nichts mit”, foppt ihn der Pressesprecher, der weiß, dass die Meldung, dass der FCK damit Auflagen der DFL, des DFB und der Stadionbetreibergesellschaft erfüllt, durch die Medien gegangen ist.
Unter den Fans wird längst eifrig diskutiert, ob die Maschen die Sicht behindern, ein solcher Schutz nötig ist, das Netz tatsächlich vom Boden bis zum Dach reichen muss. Auch wenn es in Lautern bei Eckbällen nicht gerade Feuerzeuge regnet, das Netz nicht vor Laserpointern schützt, die im Stadion sogar beim Regionalligaspiel auf Torwart Marius Müller gerichtet wurden. Wie es aussieht, führt kein Weg am Netz vorbei.
Derstroff blickt auf die gegenüberliegende Seite. „Da ist aber noch keins”, meint er. Und will nicht glauben, dass das engmaschige Flechtwerk auch dort hängt und nur nicht zu sehen ist, weil es schwarz ist und keine Werbung mehr aufgedruckt ist. Kopfschüttelnd trabt Derstroff weiter, als ein Golfwägelchen durch das Tor auf den Rasen schießt. Beladen mit Bällen, Hütchen, Hürden. Auf der Motorhaube liegt Albert Bunjaku quer, winkt und lacht. Mit Chauffeur vom Trainingsplatz zur Dusche. Nicht schlecht.
Die Sonne scheint, die Stimmung in der Truppe ist so gut wie lange nicht mehr. Auch ein Touristenbus hat auf dem Parkplatz vor dem Trainingsplatz einen Stopp eingelegt. Zehn Minuten durfte eine Busladung Senioren gratis Fußballgucken, dann ging's weiter.
Es passt fast alles, nur eins ist den Kiebitzen negativ aufgefallen: Das nach ihnen benannte Häuschen ist zu. Genauer gesagt die Gaststätte, die eigentlich schon längst geschlossen ist, deren Toiletten aber während des Trainings für sie geöffnet wurden. Die Erklärung des FCK ist einfach: Der Platzwart, der sich darum gekümmert hat und sich auch nicht zu schade war, das stille Örtchen nach der Sonderöffnung zu putzen, hat einen neuen Job, und es wurde noch niemand gefunden, der so flexibel ist wie er und die Trainingszeiten.
Die Lage ist also ernst, aber nicht hoffnungslos. Hoffnungsvoll sind dagegen die FCK-Spieler und der Trainer, was den Sonntag anbelangt. Sie versichern, dass sie alles dafür tun werden, um die drei Punkte auf dem Betzenberg zu behalten.
Ja, die Stimmung ist gut, sagt Alexander Baumjohann in der Pressekonferenz. Und liefert gleich einen Beweis: Als ein Journalist etwas von ihm wissen will, knüpft er das Ganze kurzerhand an eine Bedingung: „Sie dürfen die Frage nur stellen, wenn ich mal eine Runde mit Ihrem Auto fahren darf.” Er hatte nämlich vorher auf dem Parkplatz dessen Porsche-Oldtimer erspäht.
Auch Trainer Franco Foda saß gestern der Schalk im Nacken. Als er gefragt wurde, ob öffentlichkeitswirksame Aktionen wie Hendrick Zuck mit Miriam Welte auf der Radrennbahn oder Enis Alushi beim Fallschirmsprung für die Mannschaft förderlich sind, witzelte er: „Ich bin froh, dass Alushi mit Fallschirm gesprungen ist.” Und auf die Frage, wie viele Schorle die Spieler auf dem Wurstmarkt trinken dürfen: „Das hängt mit dem Spiel am Sonntag zusammen.” Das kann ja heiter werden. Maria Huber
DIE RHEINPFALZ
Pfälzische Volkszeitung