ZitatAlles anzeigen50 Jahre Bundesliga (7): Stefan Kuntz: Vom Torjäger zum Lauterer Vorstandschef – Titel und Erfolge belohnen seinen eisernen Willen
Von Horst Konzok
Kaiserslautern - Dass sich ein Bundesligaspieler beim Aussteigen aus dem Mannschaftsbus einen Bänderriss zuzieht – eine kuriose Geschichte, für die einst Stefan Kuntz sorgte. Als Stürmer, Manager und Vorstandsvorsitzender hat Kuntz Bundesligageschichte geschrieben.
16 Jahre Profi, 15 davon in der Bundesliga, 1995/96 das Gastspiel bei Besiktas Istanbul. 449 Bundesligaspiele, 179 Tore, Deutscher Meister 1991, DFB-Pokalsieger 1990, 25 Länderspiele, sechs Tore, Europameister 1996: Stefan Kuntz, in Neunkirchen geboren und groß geworden, wusste sich für den Erfolg zu quälen. „Andere wären mit meinem Knie und einem Knorpelschaden schon fünf Jahre Sportinvalide“, sagte Kuntz, als er mit knapp 37 1999 aufhörte. Das letzte Jahr der Karriere – sein Tiefpunkt. „Heute würde man sagen: Burn out.“VfL Bochum, Bayer Uerdingen, 1. FC Kaiserslautern, nach einem Jahr in der Türkei Arminia Bielefeld und dann noch einmal VfL Bochum – das waren Kuntz’ Profi-Adressen. Der Mann mit dem ausgeprägten Siegeswillen wurde 1986 im Dress der Bochumer und 1994 als FCK-Stürmer Bundesliga-Torschützenkönig. Das zeugte von seiner großen Klasse.
Kuntz, der Sohn des ehemaligen Neunkircher Bundesliga-Profis Günther Kuntz, begann bei Borussia Neunkirchen mit dem Fußball. 1983 traf er in der Oberliga Südwest fast nach Belieben. Kuntz heuerte beim VfL Bochum an. ,,Auch, weil ich meine Ausbildung als Polizist dort zu Ende machen konnte“, erinnerte Kuntz. Er hatte zwei Reviere: die Wache und den Strafraum. Rolf Schafstall war damals Trainer beim VfL. Für Kuntz war er eine Vaterfigur. Gegen Kickers Offenbach lief der damals knapp 21-Jährige erstmals in der Bundesliga auf und traf. „Mein erstes Spiel, gleich ein Tor, das Siegtor!“ Schöne Erinnerungen an den Beginn der Erfolgsgeschichte. „Heute im Rückblick kann ich sagen, es war geil, Bundesliga gespielt zu haben, das Hobby zum Beruf gemacht zu haben“, bilanziert Kuntz. Er war nicht der filigrane Techniker, nicht der Dribbelkünstler, Kuntz – das war der Willensstürmer, das war gelebte Energie. Er war einer, der antrat, lostrommelte, sich reinwuchtete. Ein Reißertyp. Ein mitreißender Typ.
Stefan Kuntz erlebte im FCK-Dress seine besten Jahre. Im Meisterjahr war er Kopf und Herz der Mannschaft. Er riss Spiele aus dem Feuer, er opferte sich, spielte nach dem Ausfall von Miro Kadlec gar Libero. Als Trainer sah er sich ungeeignet, als Manager in Koblenz und als Sportvorstand in Bochum startete er seine zweite Karriere. Am 8. April 2008 machte er wahr, was er beim Abschied 1995 versprochen hatte. Er kehrte heim. „Der FCK ist mein Verein, Kaiserslautern meine Stadt“, schwelgt Kuntz. Als Vorstandsvorsitzender steht er für die Rettung 2008, den Aufstieg 2010. Er übernahm die Verantwortung für den Abstieg 2012. Heute wird Kuntz 50. Seinen 51. will er als Bundesliga-Boss feiern. Mit dem FCK, seiner großen Liebe. Der Liebe auf den zweiten Blick.
Stationen einer stolzen Karriere - Stefan Kuntz (oben links bei der Europameisterschaft 1996 mit Jürgen Klinsmann). Daneben: Kuntz als FCK-Vorstandsvorsitzender. Ein großer Moment – die Begegnung mit der Queen vor dem EM-Finale im Wembley-Stadion. Oben rechts: Das Abschiedsspiel nach dem Karriereende am 21. Juli 2000 auf dem „Betze“. Daneben: Kuntz mit Frau und Tochter. Unten links: Umarmung mit dem Freund und Vorbild Fritz Walter 1995 in Bern. Daneben: Kuntz trifft im Elfmeterschießen gegen England im EM-Halbfinale 1996. Daneben eine Szene aus dem gewonnenen EM-Finale gegen Tschechien. Ganz rechts: Karriereende im Dress des VfL Bochum 1999. Links davon: KSC-Trainer Stefan Kuntz und Torjäger Bruno Labbadia, der gerade Rot gesehen hat. Mitte von rechts: Kuntz und Weltmeister Horst Eckel, mit Klinsmann beim EM-Triumph, das Meisterstück mit dem FCK 1991, daneben Kuntz und Rudi Völler bei der WM 1994.Fotos: Kunz
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau