ZitatAlles anzeigenChristoph Schneller ist seit 2009 Fan-Beauftragter beim FCK – Schnittstelle zwischen Verein und Fans
Von Oliver Sperk
KAISERSLAUTERN. Christoph Schneller hat viel Arbeit. Das liegt nicht nur am jüngsten Heimspiel des Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern gegen Dynamo Dresden mit den Angriffen von brutalen Schlägern auf die mit verängstigten Stadionbesuchern gefüllten Pendelbusse. Seit Oktober 2009 ist der studierte Geograf hauptberuflicher Fan-Beauftragter und Angestellter des FCK.
In diesen fast dreieinhalb Jahren ist viel passiert im Profifußball und um ihn herum. Pyrotechnik-Diskussion, Stimmungsboykott, Debatten um die Sicherheit im Stadion: Das Geschehen auf den Rängen findet nicht erst seit den schlimmen Vorfällen beim Dresden-Spiel öffentlich so viel Beachtung wie nie zuvor. So ist Christoph Schneller, der schon im Frühjahr 2009 noch als Student bei seinem nun als Pressereferent beim FCK tätigen Vorgänger Stefan Roßkopf ein Praktikum absolvierte, ein gefragter Mann.
„Das Aufgabengebiet ist in den vergangenen dreieinhalb Jahren extrem gewachsen“, meint Schneller, „der Stellenwert ist größer geworden, weil das Thema Fans medial viel stärker beleuchtet wird als früher.“ So seien die Anforderungen auch an die Fan-Betreuung gestiegen, betont der 29-Jährige. Kommunikation in allen Bereichen steht für ihn und seine Kollegen bei den anderen Profiklubs auch bei den regelmäßigen Schulungen durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) im Vordergrund.
Rund um die Spiele gehören für den 29-Jährigen vereinsinterne Vorbesprechungen ebenso zum Job wie Absprachen mit der Polizei und den Fanbetreuern der Gegner. So bedurfte die strikte Trennung der Fans im Stadion zuletzt beim Risikospiel gegen Dresden vieler Absprachen.
Die brutalen Attacken auf die Busse nach Spielschluss in der Kantstraße bedauert auch Schneller sehr. Er selbst war zu dieser Zeit noch im Stadion. „Mit den Angriffen auf die Busse hat niemand rechnen können“, sagt er. Die Gespräche darüber, wie so etwas künftig verhindert werden kann, laufen.
Schneller ist rund um Heim- und Auswärtsspiele ein wichtiger Ansprechpartner für Sicherheitskräfte und Fans. „Ich bin sozusagen die Schnittstelle zwischen Verein und Fans“, meint der aus Wittlich/Mosel-eifel stammende Fußballfreund. „Am Spieltag rufen mich manchmal schon morgens um acht Fans an und fragen, wo es noch Tickets gibt oder wo sie parken können“, erzählt Schneller, der sich auch um die Organisation von Fan-Sonderzügen kümmert.
Das Thema Pyrotechnik mit der Diskussion um bengalische Feuer im Stadion ist ein heißes. Bei diesem Aspekt sieht er seine „Übersetzungstätigkeit“ besonders herausgestellt. „Der Verein, bei dem ich angestellt bin, bekommt eine Strafe, weil Pyrotechnik im Stadion verboten ist. Auf der anderen Seite gibt es Fangruppen, die ihre Aktionen trotzdem fortsetzen, weil es aus ihrer Sicht zur Fankultur gehört“, skizziert Schneller seine schwierige Rolle. „Manchmal prallen da Welten aufeinander.“
Seit Montag wird Schneller bei der Büroarbeit von Sabrina Tröller in Teilzeit unterstützt. Timo Schneble hilft als Honorarkraft an Spieltagen und bei der Organisation der Sonderzüge.
Sehr viel Spaß macht Schneller die Arbeit mit den weltweit rund 400 FCK-Fanklubs. Rund um das Spiel am Montag bei Hertha BSC feiert die „Berliner Bagaasch“ 15-jähriges Bestehen. „Unser ältester Fanklub Nomborn wird 44 Jahre alt“, sagt Schneller, „der Fanklub in Tarnovo in Bulgarien wird 2014 schon 20.“ Mittendrin und stets dabei: Schneller, der Diplomat.
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Neuanfang bei Lauterer Fanprojekt
Beim Fußball-Fanprojekt Kaiserslautern der Arbeiterwohlfahrt gibt es einen Neuanfang. Die nach der Reduzierung der Mittel seitens der Stadt Kaiserslautern wackelnde Finanzierung des sozialen Projekts (wir informierten) ist nach Awo-Angaben nun bis Ende 2013 gesichert.
Allerdings scheidet Diplom-Sozialarbeiter Erwin Ress wegen gesundheitlicher Probleme als Projektleiter aus. Ress bleibe jedoch Angestellter der Arbeiterwohlfahrt, betont Jörg Rodenbüsch, Koordinator der Awo-Fanprojekte. Die Lauterer Projektleiter-Stelle ist neu ausgeschrieben worden, zunächst bis Ende 2013 befristet.
Zudem sucht das Fanprojekt, das auf Jugend-Sozialarbeit und Hilfe bei Alltagsproblemen setzt, neue Räume. Sie sollen die von der Stadt gestellten in der Pariser Straße ersetzen. Das Fanprojekt, das mit dem 1. FC Kaiserslautern und dessen Fan-Beauftragtem Christoph Schneller zusammenarbeitet, aber unabhängig vom Verein ist, besteht seit November 2007.
Es wurde bis vergangenes Jahr von der Deutschen Fußball-Liga, dem Land Rheinland-Pfalz und der Stadt mit je 30.000 Euro jährlich finanziert. Gespräche über die künftige Ausstattung laufen.
2012 wurde das Projekt mit dem Julius-Hirsch-Preis des Deutschen Fußball-Bundes für Aktionen gegen Antisemitismus ausgezeichnet. Die FCK-Ultra-Fangruppen Frenetic Youth, Generation Luzifer und Pfalz-Inferno wollen nach zuletzt massiver Kritik an der Arbeit des Projekts den Neustart unterstützen.
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Fussball in Kürze
Sippel soll heute einsteigen
Torwart Tobias Sippel vom Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern hat auch gestern wegen eines grippalen Infekts nicht trainieren können.
Er soll heute wieder einsteigen. Wegen muskulärer Probleme setzte gestern auch Benjamin Köhler aus, Enis Hajri laboriert an einer Bauchmuskelzerrung.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau
Pfälzische Volkszeitung