ZitatAlles anzeigenFCK-Legende Ronnie Hellström trifft Torwart-Erbe Tobias Sippel
Wenn auf dem Betzenberg handgeschriebene Verträge verschenkt und Riesenpokale entstaubt werden, wenn Norbert Thines im Teufels-Overall von der Leinwand flimmert – dann ist Geschichtsstunde in der Osttribüne. Angekündigt war für Sonntag ein „bunter Erzählabend mit Ronnie Hellström und Tobias Sippel“ – vor allem war’s eine Zeitreise in die goldene Ära von schier unendlicher Vereinstreue und tiefer Männerfreundschaft.
Draußen senkte sich die Sonne, drinnen wurde es den gut 300 FCK-Freunden mit jeder Minute wärmer ums Herz. Moderator Stefan Roßkopf wusste, was die Fans in der Fritz-Walter-Museumsebene wollten: Nicht über den jüngsten Grottenkick quatschen – lieber mit „Rooonnnie“ in die seligen Siebziger und Achtziger Jahre abtauchen.
In 266 Spielen stand der dreifache WM-Teilnehmer zwischen 1974 und 1984 im FCK-Tor.FCK-Präsident Willi Müller habe die Bande gen Norden geknüpft, gleich mal einen Vorvertrag gefertigt und die junge Beziehung zum blonden Keeper auch vehement gegen die Avancen des Kölner Kollegen Karl-Heinz Thielen verteidigt. Am 20. Mai 1974 schließlich wurde in Stockholm der (Haupt-)Vertrag nicht nur unter-, sondern überhaupt erst geschrieben: mit Müllers eigener Handschrift.
Hellström hatte das Schriftstück gerahmt mitgebracht und dem FCK-Museum verehrt. Jeder darf alles lesen: Für Hammarby IF eine Ablösesumme von 220.000 D-Mark, für den Keeper 2.200 D-Mark Monatsgehalt, mit Prämien 50.400 – pro Jahr. Tobi Sippel staunte nicht schlecht und durchaus ausdauernd. Ob er, fragte Moderator Roßkopf, auch so einen handgeschriebenen Vertrag habe? „Nur einen Handyvertrag!“
In Sachen Trainer waren sich die beiden FCK-Keeper näher. „Erich Ribbeck hat die Mannschaft aufgebaut, auch Kalli Feldkamp hat es richtig gut gemacht“, erinnerte sich Hellström, der den späteren Meistercoach bisweilen in Spanien trifft. Und Manfred Krafft habe begonnen mit den Worten „Meine Herren, ich bin ein sehr harter Trainer!“
Sippel hatte in dieser Hinsicht Milan Sasic, der dessen Spielfähigkeit einst in der Pause per Liegestütz testete – weil Sippel mit Armbruch unterwegs war, ging's dann doch nicht weiter. Auch Hellström hat in Lautern so einiges mitgemacht.
Sei es die gefilmte Musikeinlage mit Handharmonika sowie Thines und Benny Wendt an der Seite („Wir hatten lange nicht verloren, da hat Kalli das erlaubt“), sei es er der Unternehmer-Versuch als Hosen-Fabrikant („Das ging nicht so gut aus, aber die Jeans laufen immer noch rum“) – oder sei es das so famos von Thines organisierte Abschiedsspiel am 24. April 1984.
„Das waren 24 Stunden, die ich nie vergessen werde! 35.000, die nur auf dich schauen – danach war ich einfach nur k.o.“, erinnerte sich der rundum natürlich gebliebene Schwede, der statt Ruhm immer nur Zuneigung wollte – und gab.
So war's am Sonntag noch ein langes Fabulieren, Fotografieren und Signieren. „Ich komme wieder“, versprach der nächstes Jahr in Rente gehende Hellström – dann will er „zur Weinlese ein Zimmer mieten. Macht automatisch sechs FCK-Spiele ...“
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau