ZitatAlles anzeigenFCK-Boss Kuntz ruft im Endspurt zum kollektiven Schulterschluss auf – Trainer Foda findet im Schlager die richtige Mischung
Von Oliver Sperk & Horst Konzok
KAISERSLAUTERN - Es war eine verklausulierte Botschaft: FCK-Trainer Franco Foda lobte die Kölner Fans für ihre Unterstützung einer Mannschaft, die beim 0:3 (0:1) beim 1. FC Kaiserslautern hoffnungslos unterlegen war. Das Lob für den FC-Anhang ist durchaus als Bitte an die eigenen Fans zu verstehen, unabdingbar hinter den Roten Teufeln zu stehen, auch wenn es mal nicht läuft.
Am Freitag war alles gut im ausverkauften Haus auf dem Betzenberg. Die Lauterer traten auf, wie sich die FCK-Kundschaft die Mannschaft wünscht. Der Gegner wurde früh attackiert, fast pausenlos unter Druck gesetzt. Die Verteidigung begann im Sturm, die Mischung stimmte. Da sorgten vor allem Mimoun Azaouagh, Alexander Baumjohann und Kostas Fortounis für lange nicht erlebten spielerischen Glanz.
Dazwischen tat Ariel Borysiuk als couragierter Balleroberer Dienst, der auch versteht, geschickt die Flügel einzusetzen. Dort liefen die Außenverteidiger Florian Dick und Chris Löwe verheißungsvolle Angriffe mit. „Wir haben das mit Abstand beste Saisonspiel gemacht. Wir sind es super angegangen und haben auch später nicht nachgelassen“, frohlockte Baumjohann.
Nach einem tollen Fortounis-Pass und Dicks Maßflanke hatte Mo Idrissou das Führungstor auf dem Scheitel, der Kopfball des fleißigen Angreifers, der endlich wieder mit großem Behauptungswillen unterwegs war, verfehlte aber das Ziel (32.). Vier Minuten vor der Pause machte es Idrissou besser, nach Baumjohanns gescheitem Zuspiel überlistete der Angreifer den jungen Klassetorwart Timo Horn.
Ein Lauterer Manko im bisherigen Saisonverlauf war die Torflaute der Defensivleute. Am Freitag traf Jan Simunek per Kopf nach Baumjohann-Flanke und Azaouaghs schnell und blitzgescheit ausgeführtem Freistoß (50.). „Ich hab’ erst gedacht: O je, was soll ich machen? Das war ein super Gefühl, als der Ball im Tor war“, schilderte Simunek lachend sein erstes Tor in einer deutschen Profiliga.
„Mich haben drei Dinge beeindruckt“, bilanzierte FCK-Coach Foda: „Erstens das volle Stadion, zweitens wie meine Mannschaft Fußball gespielt hat, und drittens wie wir gegen den Ball gearbeitet haben.“ Das „Gegen den Ball arbeiten“ ist Trainerjargon für das Bekämpfen des ballführenden Spielers. Dafür war sich beim FCK kein Mitarbeiter zu schade, da verdienten sich vor allem Borysiuk, die diszipliniert fast ohne Foul auskommenden Dick, Simunek, Marc Torrejón und Löwe gute Noten.
Der Linksverteidiger, am Freitagabend einziger Winter-Neuzugang in der Startelf, ist ein „Handtuch“ mit Löwenmut. Er steht für ein gekonntes Umschaltspiel in beide Richtungen, er beflügelt seine Mannschaft und beseelt sie mit seiner Mentalität. Kölns sonst meist herausragenden Kunstschützen Christian Clemens stellte Löwe in den Schatten.
„Es hatte, glaube ich, auch mit der Kulisse zu tun, dass es diesmal so gut gelaufen ist. So ein großes ausverkauftes Stadion, das ist etwas ganz anderes“, schwärmte Löwe. Und trat aber auch auf die Euphoriebremse: „Jetzt haben wir zwei Punkte Vorsprung, aber man hat in den vergangenen Wochen gesehen, wie schnell man die wieder verspielen kann. Da ist volle Konzentration bis zum Schluss gefragt.“
Just als sich seine Mannschaft auf dem Rückzug zu befinden schien, die Geradlinigkeit verloren zu gehen drohte, sandte FCK-Trainer Foda das richtige Signal: Mitchell Weiser kam für den im Abschluss unglücklichen Bunjaku, der die Kapitänsbinde an Dick weiterreichte. Weiser, der Ex-Kölner, war sofort da, zog aus der Distanz gewaltig ab, packte die Trickkiste aus und sorgte für ganz großes Kino. Toll sein Solo an Kevin McKenna vorbei, präzise die Flanke, die Idrissou per Kopf zum 3:0 nutzte (79.).
„Das war jetzt optimal, aber gleichzeitig wissen wir, dass wir nächste Woche in Aue genauso auftreten müssen. Alle haben jetzt gezeigt, was sie können, jetzt müssen sie versuchen, in jedem Spiel bis zum Schluss da wieder ranzukommen“, resümierte Stefan Kuntz nach dem Sieg im Schlagerspiel.
„Die Initialzündung ging von der Mannschaft aus, dann war auch die Unterstützung von den Rängen da. Aber wir brauchen jetzt die komplette Unterstützung bis zum Schluss, nicht Pfiffe in der 60. Minute. Deswegen habe ich unter dem Motto ,Vereint bis zur letzten Minute’ an alle, an Verein, Mannschaft und Fans appelliert, gemeinsam alles zu geben. Nur so können wir etwas erreichen“, sagte Kuntz.
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AUF EINE TASSE KAFFEE
Noch in Winterlaune
Das Frostgefühl hat uns immer noch im Griff. Der lange Winter hat Spuren hinterlassen, im Gesicht der Stadt und im Gemüt der Menschen. So sehnsüchtig wie in diesem Jahr haben wir selten den Frühling erwartet. Scheint so.
Etwas gefrostet schien mir am Freitagabend beim Fußball-Schlager FCK gegen den 1. FC Köln auch noch die „Westkurve“ im Fritz-Walter-Stadion zu sein. So richtig Stimmung wollte da noch nicht aufkommen. Selbst nach dem Schlusspfiff und dem 3:0-Erfolg blieb der Jubel verhalten.
Die „Westkurve“ hinkte der eigenen Form hinterher wie auch der Form ihrer Mannschaft, die an diesem Abend wirklich begeisternden Fußball auf dem Platz zeigte.
Der sprichwörtliche „Zwölfte Mann“ präsentierte sich noch in Winterlaune. Woran lag’s? Daran, dass sich die Treuesten der treuen FCK-Fans in den zurückliegenden Wochen und Monaten zu kalte Füße geholt haben, im direkten wie im übertragenen Sinne?
Oder lag’s daran, dass der starke Auftritt ihrer Mannschaft gegen die Kölner auch für sie so überraschend daherkam, wie für andere auch?
Oder war’s einfach noch die normale Winterdepression, die die Westtribüne noch nicht so richtig in Schwung kommen ließ?
Die starke Kölner Fanequipe auf der Osttribüne schien da schon ein bisschen weiter in ihrer Entwicklung zu sein. In Köln war’s in letzter Zeit ja sportlich auch ganz schön warm geworden, und temperaturmäßig ist es in der Kölner Bucht immer auch ein bisschen angenehmer als hierzulande.
So bleibt für die „Westkurve“ auf dem Stimmungsbarometer noch gut Platz nach oben, wie für ihre Mannschaft nun die Verpflichtung, ihren Fans zu zeigen, dass das starke Spiel gegen Köln im Endspurt der Saison keine Eintagsfliege war.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau
Pfälzische Volkszeitung