ZitatAlles anzeigenDFB-Präsident Wolfgang Niersbach erinnert in seiner Würdigung Ottmar Walters an das Verdienst um das am Boden liegende Nachkriegs-Deutschland. Gemeinsam mit den anderen Spielern habe der Stürmer mit dem Sieg im WM-Finale von Bern 1954 dem ganzen Land ein neues Wir-Gefühl gegeben, so der DFB-Boss bei der Trauerfeier für den verstorbenen Kaiserslauterer.
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bei seiner Würdigung.
Er war einer der großen Helden seiner Kindheit: Als Präsident des Deutschen Fußballbunds (DFB) hat sich Wolfgang Niersbach gestern bei der öffentlichen Trauerfeier im Fritz-Walter-Stadion von Kaiserslautern vor dem am vergangenen Sonntag verstorbenen Ottmar Walter verneigt: „Er war, ist und bleibt ein Vorbild.“„Wir werden ihn nie vergessen“, sagte Niersbach, der erzählte, dass er das Buch Fritz Walters mit dem Titel „3:2“ als Kind fast auswendig konnte. Beiden Walter-Brüdern später als Besucher von Spielen des FCK auf dem Betzenberg begegnet zu sein, war für den DFB-Boss ein Ereignis. „Ich habe es als Ritterschlag empfunden, dass ich Fritz Walter und alle anderen Weltmeister kennenlernen durfte“, bekannte Niersbach, der es als einen besonderen Freundschaftsbeweis ansah, dass Jenö Buzansky, einer der ungarischen Gegner im WM-Endspiel von 1954 in Bern, auch gekommen war, um Ottmar Walter das letzte Geleit zu geben.
Der Trauerfeier beigewohnt haben auch die beiden noch lebenden 54er-Weltmeister, Horst Eckel (81) aus dem westpfälzischen Vogelbach und Hans Schäfer (85). Einen Weltmeister von 1954 zu treffen, das war für Niersbach mehr als eine Ehre. Die Nähe, wenn man die Helden von Bern auf dem Betzenberg traf, die habe er erst einmal verkraften müssen. Der Verband, dessen Präsident er ist, sei zwar 1900 gegründet worden. Emotional sei der Grundstein für ihn aber 1954 gelegt worden. Oder vielleicht sogar 1950, als „die Schweiz als erstes Land es überhaupt wagte“, ein offizielles Länderspiel gegen eine deutsche Elf zu bestreiten.
Und bei dieser Begegnung war am 22. November 1950 in Stuttgart natürlich Ottmar Walter dabei, nach dem nun eine Straße in seiner Heimatstadt benannt werden soll. Ja, und dann, dann habe es eben dieses eine Spiel am 4. Juli 1954 gegeben, als das Land, das am Boden lag, plötzlich in einer Disziplin wieder die Nummer eins war: auf dem Fußballfeld. Der sportliche Erfolg habe ein Wir-Gefühl entfacht. Und das sei diesen „elf Männern und ihrem genialen Trainer“ zu verdanken gewesen. „Der Abpfiff von Bern war der Anpfiff für Deutschland“, erklärte Ministerpräsidentin Malu Dreyer in ihrer Würdigung.
Stefan Kuntz hat Fritz und Ottmar Walter als junger Spieler kennengelernt. „Das Erste, was auffiel, waren die Werte, die sie leben. Der Umgang miteinander war voller Respekt“, sagte Anfang der Woche der FCK-Boss, den immer die große Bescheidenheit und Demut der Walter-Brüder beeindruckt haben, wie auch ihre Vereinstreue und die Achtung vor Gegnern. „Das kommt meinem Ideal von Fußballprofi am nächsten“, erklärte der Vereinschef. Fritz und Ottmar Walter hätten natürlich in einer ganz anderen, durch den Krieg auch von Entbehrungen gezeichneten Zeit gelebt. Und trotzdem, „würde ich mir das Überdauern von Werten wünschen“, so Kuntz.
Ottmar Walter ist als Letzter der vier 54er-Weltmeister, die in Kaiserslautern geboren wurden, gestorben. Der am 19. April 1924 geborene Werner Kohlmeyer ist am 26. März 1974 in Mainz gestorben, der am 18. Januar 1927 geborene Werner Liebrich starb am 20. März 1995 in Kaiserslautern und Fritz Walter, der am 31. Oktober 1920 geboren wurde, starb am 17. Juni 2002 in Enkenbach-Alsenborn.
Die FCK-Profis tragen sich in die ausliegenden Kondolenzlisten ein.
Musikalisch umrahmt wurden die Würdigungen vom Ensemble „LJO-Brass“, das zum Landesjugend-Orchester gehört.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau
Pfälzische Volkszeitung