ZitatAlles anzeigenDer 1. FC Kaiserslautern ist eine Institution in der Bundesliga. Das war schon immer so. Möchte man jedenfalls meinen. Wenn der FCK denn da noch kicken würde. Das Problem ist: Die Pfälzer sind zweitklassig. Sie tummeln sich im Unterhaus des deutschen Fußballs irgendwo zwischen Bielefeld und Ingolstadt.
Ein Lautern-Fan hat es eben nicht leicht in diesen Tagen. Ein solcher Betze-Bub ist unser Kolumnist Stefan Himmer. Er begleitet den 1. FC Kaiserslautern in unserer Kolumne ab sofort auf Fussball-pur.de durch die Saison: Die Roten Teufel „Zwischen Himmer und Hölle“.
Der neue Trainer-Besen des 1. FC Kaiserslautern kehrt sehr gut, obwohl (fast) die gleichen Spieler auf dem Platz stehen. Kosta Runjaic ist schuld. Doch warum? Ein Erklärungsversuch mithilfe von Pep Guardiola, Werbeslogans und einer natürlichen Droge.
Vier Dinge, die Runjaic zum 1. FC Kaiserslautern mitbringt
Kosta Runjaic hat in der Kabine des 1. FC Kaiserslautern die Taktik-Tafel wieder aufgehängt. Wie sonst lässt sich dieser Wandel vom Sorgenkind zum Wunderkind umschreiben? Coach Kosta kommt, Coach Kosta nimmt personell zwei Veränderungen vor – und Coach Kosta hat Erfolg! Nach langem Grübeln bin ich dem Geheimnis des neuen Trainers auf die Schliche gekommen. Es hat gleich vier Facetten.
Erste Maßnahme: Lass dir einen prägnanten Spitznamen geben! Wie Willi „Ente“ Lippens schon sagte: „Jeder, der einen Spitznamen hat, hat auch irgendwas Besonderes geleistet.“ Sehr richtig, Ente. „Coach Kosta“ klingt prägnant und könnte auch ein als Wundermittel in der Werbung fungieren. Welches Produkt? Egal, ein Allheilmittel womöglich. „Coach Kosta räumt den Laden auf“, „Coach Kosta – mit dem Mann pagge mers“ oder „Coach Kosta – nehmen und gut“. Geht ins Ohr und bleibt.
Zweite Maßnahme: Ich schnappe mir einen Spieler, von dem ich direkt überzeugt bin und ernenne ihn zum Kapitän. In diesem Falle war Marc Torrejon der Auserwählte. Ich tippe auf die hervorragende taktische Ausbildung Torrejons, der in Spanien Tiki-Taka-Luft geschnuppert hat, als einen der Gründe. Dadurch ist er so etwas wie Runjaics Bruder im Geiste auf dem Platz. Die Abwehr des 1. FC Kaiserslautern steht felsenfest, weil Torrejon und Jan Simunek wieder fit sind und ihre Erfahrung nun voll ausspielen. Dumm für unser beiden Youngster Heintz und Orban, gut für den FCK.
Diese Maßnahme verleiht dem Team eine solide Grundordnung, weil Torrejon ein Spieler ist, auf den sich der Trainer verlassen kann. Wenn Bayern einen Pep Guardiola hat, haben wir nun unseren Pfalz-Guardiola: Kosta Runjaic in Verbindung mit Marc Torrejon, eine spanisch-, österreichisch-deutsche Erfolgsgeschichte.
Dritte Maßnahme: Sei charismatisch und verbreite dein Fachwissen mit Charme und einer Selbstverständlichkeit, dass Zweifel an deinem Können verpuffen. Coach Kosta tut genau dies. Er reibt die Spieler mit Allgäuer Latschenkiefer ein (der Sponsor durfte nach dieser Aussage jubiliert haben), und er bündelt sein Fachwissen derart, dass er wohl selbst einer Kreisklasse-Mannschaft innerhalb von einer Woche die Viererkette beibringen könnte.
Nichts gegen die Kreisklassen, auch dort wird bereits des Öfteren mit Viererkette gespielt, aber die Profis trainieren in der Jugend die Viererkette hoch und runter. Coach Kosta hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, aus der vogelwilden FCK-Truppe eine Mannschaft zu formen, die genau weiß, was sie tun muss und auch noch Tore schießt.
Gebündelter Charme trifft Fachwissen beim FCK
Abgesehen von der Abwehr hat sich personell nichts verändert. Außer dass Simon Zoller immer noch auf der Bank schmort. Kommt er rein, ist er sofort zur Stelle und markiert seine Tore. Ich erinnere mich noch an den Beginn der Saison, als Zoller nach starken Leistungen von Franco Foda auf die Bank gesetzt wurde. Nun läuft es ohne einen Stammspieler Zoller und keiner beschwert sich. So ist das mit dem Erfolg. Coach Costa macht’s.
Und zu guter letzt die vierte Maßnahme: Spaß. Problemkinder wie Karim Matmour oder Konstantinos Fortounis blühen auf. Als ich vor der Saison hörte, dass der 1. FC Kaiserslautern Matmour verpflichtet hat, schwante mir Böses. Ob bei Freiburg, Frankfurt oder Gladbach – nie war ich mir sicher, welche Position dieser Typ eigentlich spielt. Rechts vorne, im Sturm oder doch eher defensiv?
Nach dem Ausfall von Florian Dick spielte Matmour kurzeitig auf der rechten Verteidigerposition und machte das hervorragend. Endlich hat der Franko-Algerier seine Position gefunden, dachte ich. Doch dann kommt Coach Kosta – und Karim Matmour spielt wie von einem anderen Stern. Trickreich, schussstark und torgefährlich. In dieser Form ist der Neuzugang einer der besten Spieler der zweiten Liga. Auf welcher Position auch immer ...
