ZitatAlles anzeigenFCK am Montag bei Union – Löwe im Training verletzt – Matmour noch nicht fit – Sippel gefordert
Drei Spiele, neun Punkte: So will Zweitligist 1. FC Kaiserslautern die letzte Chance nutzen, zumindest noch die Aufstiegsrelegation zu erreichen. Am Montag (20.15 Uhr) gastiert der Tabellenvierte bei Union Berlin, bevor es am 4. Mai gegen Dynamo Dresden und am 11. Mai (jeweils 15.30 Uhr) zu Fortuna Düsseldorf geht.
Was-wäre-wenn-Spielchen sind vor allem auf der Zielgeraden einer Saison eine nette Freizeitbeschäftigung für Fußballfans, insbesondere wenn ihre Lieblingsmannschaft noch ein großes Ziel vor Augen hat. Wenn die Überraschungsmannschaft aus Paderborn morgen gegen die Überraschungsmannschaft aus Sandhausen verliert und der FCK am Montag in Berlin gewinnt, sind die Lauterer wieder Tabellendritter. Fußballprofis wollen mit solchen rein theoretischen Spielereien nichts zu tun haben, und ihre Trainer wollen das noch weniger.
Zumindest möchten sie sich nicht zu öffentlichen Spekulationen verleiten lassen, frei nach Mephisto: „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie.“So betont auch FCK-Torwart Tobias Sippel, dass Theorie ohne Praxis zumindest im Fußball nicht viel wert ist. „Wir müssen am Montag drei Punkte holen. Wir müssen unsere Spiele gewinnen, damit in der Tabelle noch irgendwas nach oben passieren kann“, sagt Sippel: „Wir brauchen gar nicht auf die anderen zu schauen.“
Ohne die Glanzleistung des 26-Jährigen am Ostersonntag beim 3:2-Duselsieg gegen den FSV Frankfurt wären die Lauterer jedoch gar nicht mehr so dicht rangekommen an die Aufstiegszone. Sechsmal rettete der in dieser Saison auch häufiger kritisierte Sippel in höchster Not.
Das will der Torwart aber nicht überbewerten. „Das war mir in den letzten Tagen ein zu großer Hype. Den kann ich so nicht nachvollziehen. Die meisten Sachen, die ich gehalten hab’, waren ganz normale Bälle“, sagt Sippel und ergänzt: „Ich hab’ mich einfach gefreut, dass ich der Mannschaft helfen konnte und ein paar Bälle gehalten hab’. Ich hab’ ja in dieser Saison auch schon ein paar Fehler gemacht.“
Sippel, einer der Publikumslieblinge am „Betze“, sieht es als Ehre und Verpflichtung, das Trikot der Roten Teufel zu tragen. Diese feste Überzeugung, die man dem gebürtigen Bad Dürkheimer abnimmt, will FCK-Trainer Kosta Runjaic auf Sippels Kollegen übertragen wissen. So mag der Coach den 20 Jahre jungen Kevin Stöger nach dessen zwei wichtigen Vorlagen am Sonntag gegen den FSV auch nicht zu sehr loben. „Kevin Stöger hat ein ordentliches Spiel gemacht, aber er war nicht überragend“, sagt Runjaic, „wie bei vielen unserer Spieler fehlt noch ein bisschen was, er braucht noch Zeit.“
Runjaics eindringliche Mahnung besonders an die Adresse junger Profis: „Zuhören, arbeiten, zuhören, arbeiten.“ Stöger könnte am Montag in Berlin-Köpenick erneut in der Startelf stehen. Der zuletzt gesperrte offensive Außenbahnspieler Karim Matmour fehlt wegen muskulärer Probleme. Sehr fraglich ist auch das Mitwirken von Linksverteidiger Chris Löwe. Zwar hat er seine Wadenprobleme überstanden; gestern Nachmittag jedoch prallte er bei einem Trainingszweikampf unglücklich mit Willi Orban zusammen.
Die erste Untersuchung ergab eine Sprunggelenkverletzung. Jean Zimmer ist wie zuletzt die erste Alternative links in der Viererkette. Innen wird dort nach verbüßter Gelb-Rot-Sperre wieder Orban neben Marc Torrejón verteidigen.
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Zur Sache: Eisern Union kehrt mit eisernem Besen
Uwe Neuhaus war Abwehrspieler. Ein ziemlich guter. Davon zeugen 102 Bundesligaspiele im Trikot der SG Wattenscheid 09. Der 54-Jährige ist seit sieben Jahren Trainer von Union Berlin, führte Eisern Union 2008 in die Zweite Fußball-Bundesliga. Er ist der Trainer mit dem derzeit längsten Haltbarkeitsdatum im Bundesliga-Unterhaus. Neuhaus ist ein betont zurückhaltender Mensch. Öffentlichkeitsarbeit betreibt er in dem Stil, den er als Spieler bevorzugte: defensiv. Interviewanfragen blockt der Trainer wenn irgend möglich ab.
Ende des Jahres aber wurde Neuhaus verbal ungewohnt offensiv. Gerade hatte Neuhaus seinen Kontrakt verlängert, da proklamierte er den Aufstieg als Ziel von Eisern Union. Das Ziel hat der Verein aus Köpenick verfehlt, ein Leistungseinbruch in der Rückrunde ließ Union scheitern.
„So dürfen wir die Saison nicht beenden“, fordert Torsten Mattuschka. Der Kapitän, 33 Jahre alt, verkörpert Herz und Seele des Vereins, er ist der Liebling der Fans, die die Alte Försterei zu einem Hexenkessel, vergleichbar mit dem Millerntor in St. Pauli, machen. Mattuschka steht für gefährliche Eckbälle und Freistöße, er kam vor neun Jahren von Energie Cottbus und ist die Kultfigur.
Dank der Tatkraft und Spendenfreudigkeit der eigenen Anhänger wurde die Alte Försterei zu einem Schmuckkästchen ausgebaut.
Das Verfehlen des Aufstiegszieles aber sorgte für große Enttäuschung bei den Machern des Klubs aus dem Berliner Osten. Die interne Analyse hatte Folgen. So teilte der Klub Baris Özbek (27) und Adam Nemec (28 ) mit, dass sie trotz laufender Verträge keine Zukunft bei Union haben. Die auslaufenden Kontrakte von Patrick Kohlmann (31) und Marc Pfertzel (32) werden nicht verlängert. Pfertzel hat mit dem SV Sandhausen bereits einen neuen Arbeitgeber gefunden.
Die Rheinpfalz - Ludwigshafener Rundschau