Sers Heinz,
besten Dank für deinen langen und ausführlichen Beitrag. Ich hätte an manch einer Stelle sicherlich andere Worte gewählt, doch im Kern kann ich vieles nachvollziehen. Ich bin schon fast gewillt zu sagen: Lass mal auf 'ne Pilsette treffen.
Ich versuche trotzdem passend zum Thema auf einzelne Aspekte aus deinem Beitrag einzugehen. Natürlich reicht es, Leute die mit solchen Bannern agieren und öffentlich Gewalt androhen aus der Öffentlichkeit zu ziehen oder im Falle des Fußballs Stadionverbote zu erteilen. In diesem konkreten Beispiel geht es ja ganz offensichtlich um das Thema Rassismus und die Aktionen und Kampagnen, die DL im Namen des BVB initiiert. Es gibt bekannte und logische Hintergründe und Ursachen, wieso gerade jungen Menschen in solche Szenen abdriften und rechtes Gedankengut adaptieren. Auch aus meiner Sicht haben wir in Deutschland einen sehr kurzfristigen und nicht zu Ende gedachten Umgang damit. Beim Großteil sämtlicher Kampagnen geht es um eine Anti-Haltung und die Bekämpfung rechten Gedankenguts. Doch nur die wenigstens setzen sich mit Schritt 2, 3, und 4 auseinander. Welche Perspektiven werden für junge Menschen geschaffen, aus diesen Szenen aus zutreten und später wieder zu einem gleichwertigen Mitglied der Gesellschaft zu werden, hier geht es um psychologische Begleitung, um Jobs und Wohnungen, darum soziale Anschlüsse zu finden. All das wird kaum mitgedacht, und vor allem gibt es für diese Projekte so gut wie gar kein Geld. Solche Probleme sind hausgemacht und ein Resultat unserer Gesellschaft und des politischen und wirtschaftlichen Systems in dem wir uns bewegen. Ich habe gestern eine wirklich gute Reportage über den Alkoholismus in Deutschland gesehen, dabei wurde ein Arzt / Leiter einer Klinik in Ostdeutschland begleitet - interessanterweise hatte er einen schulmedizinischen Blick komplett abgelegt und sprach sehr gesamtgesellschaftlich über das Problem von alkoholkranken Menschen. Ein Beispiel, welches er aufführte: In Warstein, also in der Stadt in der das Bier Warsteiner produziert wird, gibt es auf der einen Seite eine Brauerei, und auf der anderen Seite der Stadt eine Entzugsklinik. Übersetzt heißt das: Wir schaffen uns also erst die Probleme, und nachher stecken wir Unsummen an Kohle wieder rein, um diese Probleme zu bekämpfen. Logik = Null. Prävention = Null.
2ter Aspekt, Medien: Es gibt gerade beim Thema Rassismus und Diskriminierung längst Überlegungen, sich medial rauszuhalten und nicht über jeden Furz zu berichten. Insbesondere die Aktionsformen rechter Gruppen sind auf die Wirkung im öffentlichen Raum ausgelegt. Leider sind unsere Medien zu einem Machtinstrument billigen Lobbyismus und schlechter Politik verkommen, dazu unfassbar sensationsgeil. Da mangelt es an Sensibilität im Umgang mit diesen Themen. Doch auch hier greift das selbe Prinzip, die Gruppe derer, die über bspw. Demos oder andere Aktionsformen bewusst nicht berichten (wollen), ist viel zu klein. Dieses Sprichwort "stell dir vor es ist Nazidemo und keiner geht hin" spricht irgendwie Bände.