Diskussionsthema zum Artikel: Auch neben dem Platz ein Heimsieg: Das "Dreckskaff" schlägt zurück [URL:http://treffpunkt-betze.de/article/721-auch-neben-dem-platz-ein-heimsieg-das-dreckskaff-schl%C3%A4gt-zur%C3%BCck/] Auch neben dem Platz ein Heimsieg: Das "Dreckskaff" schlägt zurück Viel wurde im Vorfeld des Duells zwischen dem FCK und Mainz 05 geredet. War sich in Kaiserslautern eigentlich jeder der Außenseiterrolle bewusst, nahm vor allem die Fanszene in Mainz den Mund sehr voll. „Wirwerden gemeinsam einlaufen in dieses Dreckskaff, dort ein wahnsinniges Festfeiern und einen unterdurchschnittlichen Drittligisten mit 4:0 in seine kackHölle schießen.“ Mitdiesen sehr geistreichen und gehaltvollen Worten beginnt ein Aufruf derUltraszene in Mainz, der die Fans mobilisieren sollte, „100 Prozent Einsatzgegen KL“ zu zeigen. Nun ja, daswas sich in Kaiserslautern die Hölle nennt, Mainz durfte es gestern tatsächlichwieder einmal kennen lernen. Über 7 Jahre nach dem letzten Aufeinandertreffenhatte der selbst ernannte Karnevalsverein da auch offenbar großen Bedarf. Über 40.000Zuschauer hatten sich eingefunden, um dem mittlerweile 'bittere-Realität-gewordenen' Drittliga-Alltag für 90 Minuten zu entfliehen. Und so war auch beiden Fans der Roten Teufel die Lust groß auf einen Fußballabend, der an bessereFußballtage erinnern sollte. An Zeiten, in denen ein Fritz-Walter-Stadion nahezuwöchentlich mit über 40.000 Fans gefüllt war. Und so hattees fast den Anschein, der ein oder andere Fangesang ertönte an diesem Tag einStück weit lauter, etwas befreiter oder einfach emotionaler. Die Elf von SaschaHildmann, sie schaffte es ein Spiel lang die Zeit zurück zu drehen. Zurück ineine Zeit, in der der Betze noch der Betze war und Mainz 05 allenfalls ein Synonymfür gepflegten Amateurfußball. Doch beinahewäre dieses Erstrundenspiel im DFB-Pokal so gelaufen wie es zumindest jederneutrale Beobachter auch erwartet hätte. Der FCK zeigte zu Beginn sehr viel Respekt vor dem Nachbarn aus der Landeshauptstadt, der sein Spiel zu einfach aufziehen konnte.Und so mussten die Heimfans froh sein, dass es nach 30 Minuten noch 0:0 stand. Respekt odergar Angst war auf der Tribüne dagegen von Beginn an nicht vorzufinden. Die „West“war stimmgewaltig wie eh und je. Die circa 6.000 Mainzer wiederum hatten sich im Stile vonSanitätern in Weiß gekleidet, sie konnten sich stimmungstechnisch allerdings kaum in Szenesetzen. Deutlich mehr Rampenlicht wiederum erhielt die Mainzer Blockfahne mit der Aufschrift "Q-Block Power", welche die Ultras großflächig vor dem Gästeblock aufgespannt haben. Sie sollte noch zum Bumerang für die Rheinhessenwerden, schlimmer noch, zum Sinnbild eines mehr als missglückten „Tourauftakts“.Doch dazu später mehr. Die Rückkehr des Selbstwertgefühls oder auch: Betze wie er leibt und lebt Als dieerste Halbzeit zu Ende ging war das Gefühl fast mit Händen zu greifen. In derWestkurve machte sich langsam aber sicher die Gewissheit breit, dass es hierund heute zumindest kein Schützenfest wie im letzten Jahr gegen Hoffenheimgeben wird. Die Mannschaft, sie fightete, sie kämpfte um jeden Ball, warf sich injeden Schuss und zeigte seinen Fans, dass sie die Bedeutung dieses Spiels sehrwohl verstanden hatte. Und so wurden die Gesänge intensiver, jede Ecke, jedergewonnene Zweikampf wurde gefeiert, als sei gerade ein Tor geschossen worden. Fastmachte es den Eindruck, dass all die Enttäuschungen der letzten Monate und all dietristen Spiele umgewandelt werden könnten in positive Energie, die sich jetztüber den Roten Teufeln entlud. Alles gepaart mit der Hoffnung, sich in einem Spielgegen einen Rivalen wieder etwas Selbstwertgefühl zurückzuholen. Dass Fans desFCK mittlerweile nämlich mehr Mitleid und gute Wünsche mit auf den Weg bekommenals Frotzeleien oder Häme, das tut dem Pfälzer fast genauso weh wie die Tatsache,dass der FCK nur noch in der 3. Liga spielt. Die Mainzerdagegen, für sie scheint der Betzenberg immer noch eine fast traumatischeWirkung auszulösen. Warum sonst sollte man gegen einen „unterdurchschnittlichenDrittligisten aus einem Dreckskaff“ ein solches Aufsehen machen? Je längerdas Spiel dauerte und der FCK mithalten konnte, desto verhaltener wurde dieStimmung und die Lautstärke im Gästeblock. Hier und da wurde Pyrotechnikgezündelt, ansonsten schien der „Schock“ noch tief zu sitzen, dass im Vorfelddes Spiels den Fans die Mitnahme einer Trompete untersagt worden war. Karneval isteben erst wieder nächstes Jahr, sorry! Und als inder 63. Minute auch noch der Fußballgott mit den Lautrern, statt mit denMainzern zu halten schien, und ein Elfmeter zur Abwechslung mal für ein LautrerTor sorgte, schien das Fest für die Karnevalisten aus Mainz in weite Ferne zurücken. DieBegeisterung in der Westkurve kannte da schon keine Grenzen mehr. Mittlerweilewar allerdings ein Gefühl der Angst dazu gekommen. Angst, weil man jetzt etwaszu verlieren hatte. Angst kurz vor Ende den Coup doch noch aus den Händen zugeben. Doch auch wenn Mainz anrannte, in der 90. Minute sorgte Florian Pick dannfür endgültige Ekstase. 2:0, Heimsieg! Die Nummer 1 im Land sind doch nochWIR! Dieses Gefühl, es war unbeschreiblich. Manch einer in der Kurve, er schiendas Feiern über solch einen Sieg fast schon verlernt zu haben. Zu lange sindsolche Erlebnisse her. Umso schöner und befreiender war es dann aber amSamstag. Mainzer "Europa-Tournee" scheitert schon im "Dreckskaff": Die Nummer 1 im Land sind wir! Und dieMainzer? Die schienen etwas die Fassung zu verlieren. Sie warfen Pyro inRichtung des Spielfelds, zeigten sich so als mehr als schlechte Verlierer. Dochdamit noch nicht genug, fing in ihrem Frust auch noch ihr eigenes „Q-BlockPower“-Banner Feuer, die Feuerwehr rückte an und musste den Mainzern zur Seitespringen. Die Power, sie reichte an diesem Tag nicht aus. Zumindest nicht fürdas „Dreckskaff“. Sie war wortwörtlich erloschen. Und glaubtman den Mainzer Ultras, dann kommt es so schnell nicht zu einer Möglichkeit sich zu revanchieren. Im Aufruf der Ultras, der zum „Einsatz gegen KL“ aufrief,hieß es nämlich weiter: „Eine Revanche wird es erst in einigen Jahren geben– wenn der FCK zum Heimspiel in Pirmasens Mainz 05 II empfängt, während wirdurch Europa touren…“. Man kanndavon ausgehen, dass diese Prophezeiung ähnlich enden wird wie das geplante „wahnsinnigeFest im Dreckskaff“. Denn wie jeder weiß: Die Ausflüge von Mainz 05 nachEuropa, sie sind so kurz wie ihr Trophäenschrank leer ist. Aber keine Sorge:Es wird sicher noch einmal Gelegenheit geben, die Hölle Betzenberg zu erleben. Denndas „Dreckskaff“ bekommt so schnell niemand klein. Man nennt es nämlich auch die 'Unzerstörbar'. Eine Antwort hatte die Lautrer Fanszene (die Westkurve zeigte in der ersten Halbzeit ein 3-teiliges Banner) dann aber doch noch parat: "Den Geltungsdrang zur Mission erkoren, jeden Bezug zur Realität verloren! Jahrelang über Verstorbene lachen, heute für jeden Toten ein Spruchband machen! Eure Mentalität nur Trug und Schein, ein ebenbürtiger Gegner werdet ihr niemals sein!" In diesem Sinne: Die Nummer 1 im Land sind wir! Quelle: Treffpunkt Betze Autor: Redaktion