Kommentar: Eine Saison zum Vergessen

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    Kommentar: Eine Saison zum Vergessen

    Die Drittliga-Saison wurde unter Corona-Bedingungen im Eiltempo zu Ende gespielt. Für den FCK war es in allen Belangen eine enttäuschende Spielzeit, die aber wieder einmal Raum für Hoffnung lässt. Ein Kommentar.


    Kurz nach 16 Uhr, Kaiserslautern, Fritz-Walter-Stadion, Betzenberg. Rund 20 Männer in roten Aufstiegsshirts jubeln, begießen sich mit Wasser und warten bis ihnen die Trophäe für den Drittliga-Meister der Saison 2019/2020 übergeben wird. In der Mitte steht ihr heutiger Gegner Spalier und applaudiert, beweist seinen fairen Sportsgeist. So weit so gut.


    Spieltagsbilder: 1. FC Kaiserslautern - FC Bayern München II (1:0)


    Hätte man diese Zeilen vor der Saison gelesen, die Hoffnung - vielleicht auch eher der Wunsch - wäre groß gewesen, bei den „Feierbiestern“ handele es sich um Rote Teufel, die im zweiten Anlauf endlich die Rückkehr in die 2. Bundesliga geschafft hätten. Hier und heute war aber alles anders. Feiern tat die zweite Mannschaft des FC Bayern München, die nach einer sensationellen Rückrunde von Platz 15 auf Platz 1 geklettert war. Und der FCK stieg nicht auf, er besiegte zwar den neuen Meister aus München an diesem Tag hochverdient mit 1:0, beendete die Spielzeit mit 55 Punkten am Ende aber auf einem enttäuschenden 10. Tabellenplatz.


    Doch am einschneidendsten war etwas anderes: Das Stadion war leer. Die zweite Mannschaft des deutschen Rekordmeisters feierte auf dem Lautrer Betzenberg mit sich selbst. Es war genau der passende Abschluss für eine Saison, die nichts anderes verdient hatte. Nach Wochen der Ungewissheit wegen einer gefährlichen Pandemie, nachdem ein ums andere europäische Land den Spielbetrieb eingestellt hatte, nach einer langen Corona-Zwangspause, in der sich der DFB und die 3. Liga Vereine öffentlich zerfleischt hatten, nach 11 trostlosen Geisterspielen ohne Fans, Zuschauer und Emotionen. Doch der Reihe nach.

    Aufstiegsträume werden früh begraben: Schommers folgt auf Hildmann

    Der 1. FC Kaiserslautern startete wieder einmal mit großer Hoffnung in die Saison 2019/2020. Weil die Vereinsführung bis zur letzten Minute um die Lizenz bangen musste und die Mannschaft unter anderem noch ein „Retter-Spiel“ gegen die Profis des FC Bayern München bestritt, war die Sommerpause fast schon rekordverdächtig kurz. Und weil die Geräusche neben dem Platz wieder einmal einnehmender waren, als das Sportliche auf dem Platz, war eine gewisse Müdigkeit und Erschöpfung rund um den Betzenberg zu spüren, für die die rund sechswöchige Fußballpause eigentlich viel zu kurz war.


    Doch die Fans des FCK wären nicht die Fans des FCK, wenn sie nicht trotzdem eine Grundeuphorie verspürt und versprüht hätten. Dank einer Crowdlending-Aktion über die Onlineplattform Kapilendo, die nun, nicht einmal ein Jahr später zur traurigen Insolvenzmasse gehört, trugen die Fans der Roten Teufel einen erheblichen Teil dazu bei, nicht nur die Lizenz zu erhalten, sondern sorgten auch dafür, dass der Verein junge Talente wie Christian Kühlwetter, Carlo Sickinger oder Florian Pick halten konnte. Hinzu kam, dass Trainer Sascha Hildmann Einfluss auf die Kaderplanung nehmen konnte und die Mannschaft vermeintlich sukzessive verstärkt wurde.


    Der FCK sollte defensiv stabiler werden, aber vor allem konstanter und heimstärker. Mit dieser Hoffnung startete die Hildmann-Elf gegen ebenfalls ambitionierte Unterhachinger in die Saison. Und was die Fans zu sehen bekamen, gefiel zunächst: Der FCK zeigte sich spielerisch verbessert, führte durch ein Tor von Florian Pick früh mit 1:0, der schon im ersten Spiel anklingen ließ, wie wichtig er in dieser Spielzeit werden würde. Jedoch wurde eben auch deutlich, woran es weiter mangelte: Der FCK schaffte es schon im ersten Spiel nicht, eine Heimführung auszubauen oder wenigstens über die Zeit zu retten. Am Ende stand ein 1:1 Unentschieden. Kein Fehlstart, aber die Stimmung im und um den Kader war mäßig bis schlecht. Oft hatte man das Gefühl, es habe auch im Kopf keine richtige Sommerpause stattgefunden. Wo sonst ein Strich unter eine abgelaufene Saison gemacht werden konnte und die Mannschaft bei null begann, schleppten die Akteure gefühlt den Ballast der alten Saison noch mit sich. Das sollte schnell zum Problem werden.

    Von "Festung Betzenberg" zunächst keine Spur: Der FCK bleibt unkonstant

    Der FCK spielte zwar besser, aber das große Problem war geblieben: Er war konstant unkonstant. Im Heimspiel gegen Ingolstadt machte der FCK sein bis dato bestes 3. Liga Spiel, belohnte sich aber erneut nicht mit einem Sieg. Und in Münster kehrte auch die alte Schludrigkeit wieder zurück: Der FCK vergab bei einer Führung von 1:0 einen Elfmeter und kassierte im direkten Gegenzug den 1:1 Ausgleich. Am Ende verloren die Roten Teufel die Partie durch ein Eigentor von Lennart Grill mit 2:3. Der FCK verschenkte auch in dieser Saison Punkte en masse, kassierte zu oft in den letzten Minuten noch einen Ausgleich oder münzte seine Überlegenheit nicht in Siege um. 13 Unentschieden sprechen eine klare Sprache.


    Als der FCK am 8. Spieltag mit 1:6 in Meppen unterging, musste Trainer Sascha Hildmann gehen. Kein Jahr nach der 0:5 Pleite gegen Unterhaching, die Michael Frontzeck ebenfalls den Job kostete. Auch auf dieser Position blieben die Lautrer einfach zu unkonstant. Das war schade, denn Hildmann lebte den Verein wie vielleicht kein Trainer vor ihm. Er war hoch sympathisch, aber am Ende darf das natürlich kein Argument für einen Trainer sein. Die Neuverpflichtungen griffen nicht wie erwünscht, die Stürmer Bjarnason und Röser zeigten sich zunächst als Totalausfall. Insbesondere Bjarnason leidet bis heute unter seiner Verletzungsanfälligkeit und konnte noch nicht im Ansatz überzeugen. In der Abwehr startete Joe Matuwila stark, um anschließend jedoch noch stärker nachzulassen. Er wurde kurz vor Transferschluss direkt wieder zum Regionalligisten Rot-Weiß Essen ausgeliehen. Aber auch spielerisch und taktisch machte der FCK nicht den Sprung nach vorne, den man erwarten musste, um die Saisonziele zu erreichen.


    Hildmanns Nachfolger wurde Boris Schommers, der zuvor Erfahrung als Nachwuchstrainer und Interimscoach des 1. FC Nürnberg gesammelt hatte. Zwar gelang es Schommers die Defensive der Roten Teufel zunächst zu stabilisieren, aber schlechte und inkonstante Ergebnisse blieben. Nach sechs Schommers-Spielen stand der FCK am 14. Spieltag sogar auf dem drittletzten Tabellenplatz, und rund um den Betzenberg wurde schon wieder über eine Ablösung im Winter diskutiert. Mittlerweile war nämlich die FCK-Führung zurückgetreten, oder hatte dies für das Jahresende zumindest angekündigt. Das Chaos hatte Deutschlands höchsten Fußballberg weiter fest im Griff und die Intrigen und Grabenkämpfe anfangs des Jahres dominierten noch immer den Alltag des Fußballklubs. Wie soll eine Mannschaft unter solchen Bedingungen erfolgreichen Fußball spielen?


    So lange das Fundament, auf dem ein Verein steht so vergiftet und bis in die Wurzel mit Zwietracht verseucht ist, kann darauf kein sportlicher Erfolg wachsen. Bestes Beispiel außerhalb der Pfalz ist hierfür der Hamburger Sportverein, der in den letzten zehn Jahren nahezu jede Führungs- oder Spielerposition im Verein neu besetzt hat und trotzdem nicht zur Ruhe kommt, weil alte Seilschaften und Grabenkämpfe im Verborgenen unentwegt weiter toben. Ein Zustand, der auch den FCK leider bis zum heutigen Tag bestimmt, und seine Anhänger in den Wahnsinn treibt.


    Doch es war eben auch nicht alles schlecht in dieser Spielzeit. Inmitten völliger Tristesse und Unzufriedenheit, startete der FCK pünktlich zum Jahresende eine völlig unerwartete Siegesserie von fünf Spielen, so viele wie seit dem Aufstiegsjahr 2010 nicht mehr. Mit dem 1:1 zum Rückrundenstart im Dezember in Unterhaching konnte man ebenfalls leben.


    Auf der Jahreshauptversammlung hielt Trainer Boris Schommers eine Rede an die Mitglieder, die mitriss, und die ihm erstmals in seiner Amtszeit einen Kredit verschaffte. Möglicherweise hätte er sogar ohne diese Rede gewisse Vorgänge in den nächsten Monaten sportlich nicht überlebt. In die FCK-Gremien wurde das sogenannte „Team Merk“ um den Lautrer und ehemaligen Weltschiedsrichter Dr. Markus Merk gewählt, dem es zunächst gelang, den tief gespaltenen Verein scheinbar zu einen und den Deckel auf alte Feindseligkeiten zu machen. Mit Soeren Oliver Voigt wurde ein qualitativ hochwertiger und angesehener Nachfolger für die abgetretenen Martin Bader und Michael Klatt gefunden. Und Dank der Siegesserie zu Jahresende, sprach der ein oder andere Fan sogar schon wieder vom Aufstiegskampf. Verständlich bei nur noch vier Punkten Rückstand. Es zeigt aber eben auch: Es gibt bei Traditionsvereinen wie dem FCK nur Hop oder Top. Das ist Fluch und Segen zugleich.

    Hoffnung in der Rückrunde, Ehrmann-Rauswurf und Insolvenz-Antrag: Das bewegte FCK-Jahr

    Am Ende konnte die Mannschaft diesen Erwartungen nicht gerecht werden. Die Schommers-Elf spielte zeitweise zwar sehr überzeugend, lieferte aber keine Ergebnisse. Gegen die späteren Absteiger Großaspach und Preußen Münster, die mittlerweile Ex-Trainer Sascha Hildmann trainierte, gelangen dem FCK vor heimischer Kulisse nur magere Unentschieden. In Ingolstadt verlor man durch eine Standardsituation unglücklich in der Nachspielzeit, und nahezu alle Partien, die nochmal zum Schnuppern an den Aufstiegsrängen berechtigt hätten, wurden nicht gewonnen. Trauriger Tiefpunkt: Am 27. Spieltag reichte selbst eine 3:1 Führung zu Hause gegen Meppen den Pfälzern nicht zum Sieg, in der Nachspielzeit glichen die Emsländer noch zum 3:3 aus. Gerade einmal drei von 13 Heimspielen hatte der FCK zu diesem Zeitpunkt gewinnen können, ganze acht Partie endeten nur Remis. Das Ziel, den FCK wieder zur Heimmacht zu formen, wie es Sascha Hildmann vor der Saison formuliert hatte, war zu diesem Zeitpunkt krachend verfehlt. Die Stimmung war wieder am Boden.


    Und als ob das nicht schon gereicht hätte, sorgte der Verein nur wenige Tage vor dem Derby bei Waldhof Mannheim auch wieder für Schlagzeilen neben dem Platz: Gerry Ehrmann, Torwartlegende, und über dreißig Jahre beim FCK in verschiedenen Funktionen tätig, wurde wegen „massiven, substanziellen Beleidigungen, Arbeitsverweigerungen und Drohungen“ freigestellt, fristlos gekündigt. Was daraufhin losbrach war ein Sturm der Entrüstung. „Fans“, die Schommers auf der Jahreshauptversammlung noch bejubelt hatten, beschimpften ihn beim ersten öffentlichen Training jetzt weit unter der Gürtellinie. Auch homophobe und andere widerwärtige Ausdrücke fielen. Natürlich war das nicht die Mehrheitsmeinung, aber es war erschreckend wie unreflektiert manch einer ohne jedes Hintergrundwissen in der Causa Ehrmann Position bezog. Nichtsdestotrotz war es natürlich unglaublich schade, dass es mit einer Persönlichkeit, die so viele Verdienste am FCK vollbracht hatte, so weit hatte kommen müssen. Die Entscheidung war trotzdem unvermeidbar.


    Dann kam Corona. Die weltweite Pandemie rückte schon seit Wochen näher und näher und erreichte schließlich auch Fußballdeutschland. Binnen weniger Tage wurden zunächst Geisterspiele beschlossen, bevor die Partie des FCK in Magdeburg komplett abgesagt wurde. Die erste und zweite Liga, die 3. Liga, alle Profi- und Amateurligen in Europa standen plötzlich still. Fußball wurde angesichts der schrecklichen Bilder von gestapelten Särgen, die die Welt aus Italien, Frankreich und den USA erreichten, zur Nebensache. Es wurden Hygienekonzepte entwickelt, Fans und Zuschauer waren aber natürlich inmitten einer Pandemie in Fußballstadien undenkbar. Und so starteten die erste und zweite Liga Mitte Mai wieder mit Geisterspielen, die dritte Liga folgte Ende des Monats, nachdem die Vereine und der zuständige DFB zuvor ein beschämendes öffentliches Bild abgaben, sich nahezu täglich mit offenen Briefen angingen und einander mit rechtlichen Schritten drohten.


    Der FCK stand zu diesem Zeitpunkt nur noch zwei Punkte vor einem Abstiegsplatz, der Gegner aus Magdeburg noch einen Zähler schlechter. Der FCM hatte vor der Partie aufgrund der Corona Auflagen in Sachsen-Anhalt so gut wie gar nicht trainieren können, und so war die Partie ein Stück weit eine Wundertüte. Die Schommers-Elf machte ein wirklich schlechtes Spiel, gewann am Ende aber mit 1:0 und verschaffte sich so Luft im Abstiegskampf. Überhaupt kehrten die Pfälzer das bisherige Bild nach dem Re-Start etwas um: Der FCK spielte oft nicht wirklich überzeugend, fuhr aber endlich die notwendigen Resultate ein. Nach Corona holte der FCK in elf Spielen sechs Siege, spielte drei Mal Unentschieden und verlor nur noch zwei Partien. Und auch die Heimbilanz polierte die Schommers-Elf auf: Die Roten Teufel gewannen ihre vier letzten Heimspiele allesamt, schossen dabei zehn Tore und blieben komplett ohne Gegentreffer. Das ist in der Corona-Tabelle die Bilanz eines Aufsteigers. Das ist beileibe nicht selbstverständlich, andere Vereine wie Duisburg oder Unterhaching, die vor Corona noch zu Top-Teams zählten, kamen nach der Pause überhaupt nicht mehr zurecht.

    Horrorszenario Insolvenz als Chance? Nicht mit dieser Außendarstellung

    Doch auch wenn es auf dem Platz nun besser lief, neben dem Platz ereignete sich etwas, was lange Zeit als DAS Horrorszenario für jeden Fan des 1. FC Kaiserslautern galt. Am 15. Juni 2020 beantragte der stolze und traditionsreiche 1. FC Kaiserslautern Insolvenz in Eigenverwaltung. Schon vor Corona drückte den Verein der Schuldenberg schwer, Gespräche mit Investoren waren wegen der alten Verbindlichkeiten schon immer schwierig. Doch durch die Corona-Pause und fehlende Zuschauereinnahmen brach der Krug nun endgültig. Durch die Corona-Pandemie beschlossen DFL und DFB allerdings, für beantragte Insolvenzverfahren nicht die obligatorischen neun Punkte abzuziehen, auch die Lizenzenzierungsverfahren für die kommende Saison wurden quasi ausgesetzt. Ist es nicht ein Treppenwitz der Geschichte, dass sich ausgerechnet eine Jahrhundert-Pandemie wie Corona ereignen muss, um dem Verein die Chance zu bieten, durch eine Insolvenz einen Neuanfang zu starten? Doch Moment, wir reden immerhin von Kaiserslautern.


    Und dort gehen Funktionäre mit solchen Chancen allzuoft mindestens genauso fahrlässig um, wie ihre Stürmer mit Torchancen auf dem Feld. Am 21. Juni gibt der Aufsichtsratsvorsitzende der FCK GmbH & Co KGaA, Jörg E. Wilhelm in SWR Sport bekannt, dass es einen Investor gäbe, der bereit wäre in den FCK zu investieren. Der Auftritt löst Begeisterung unter FCK Fans aus, war in den FCK-Gremien aber nicht abgesprochen. In den folgenden Tagen macht Wilhelm, der auf Twitter gerne in Gedichtform interagiert, dubiose Andeutungen, die auf Unstimmigkeiten im Team Merk hindeuten. Am 3. Juli dann der Höhepunkt: Im Internet kursiert ein Dokument, dass Details des Investorenangebots beinhaltet und das Zögern von Geschäftsführung, Gremienmitgliedern und Sachwalter des FCK beklagt. Ein paar Stunden später dementiert der FCK dies auf seine offiziellen Vereinskanälen vehement, Wilhelm wiederum veröffentlicht auf Twitter ein vierseitiges Dokument, worin er mehrmals mit rechtlichen Schritten droht, Vereinsgremien angreift und dem Statement des Vereins widerspricht. Darauf wiederum antwortet – ebenfalls auf Twitter – Patrick Gregorius, als Berater von Flavio Becca Mitglied im Aufsichtsrat der FCK Kapitalgesellschaft, und bezichtigt Wilhelm der Lüge.


    Vom „Team Merk“ ist nicht mehr viel zu spüren, die Außendarstellung wieder einmal ein Desaster. Chaoslautern at its best. Welcher Investor, welchen Spieler lockt so etwas an? Es schreckt ihn ab. Das weiß auch Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt, der die Wogen glätten muss, und aktuell nicht zu beneiden ist.

    Re-Start Bilanz und Talente machen Hoffnung: Das Sportliche muss wieder in den Vordergrund rücken

    Wo steht der 1. FC Kaiserslautern also nach seiner zweiten Saison in der Drittklassigkeit? Wieder einmal gibt der sportliche Saisonschlussspurt Grund zur Hoffnung. Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie erfolgreich Fußball spielen kann. Spieler wie Kühlwetter, Sickinger oder Pick haben eigentlich Zweitliga-Format. Sie zu halten wird allerdings eine Mammut-Aufgabe, insbesondere unter dem Gesichtspunkt anhaltender Vereins-Querelen und der Insolvenz. Junge Talente wie Anas Bakhat oder Mohamed Morabet machen außerdem Freude, ihnen gehört die Zukunft. Trainer Boris Schommers, oft kritisiert, beweist zumindest in Ansätzen, dass er eine Mannschaft spielerisch und taktisch weiterentwickeln kann. Auch Schommers kann jetzt im Sommer, wie ein Jahr zuvor Sascha Hildmann, Einfluss auf den neuen Kader nehmen. Mit Alexander Winkler kommt ein vielversprechender Innenverteidiger auf den Betzenberg, Sebastian Mai aus Halle könnte folgen. Damit wäre eine der größten Baustellen der letzten Jahre geschlossen. Spielstarke, schnelle Innenverteidiger, mit Qualitäten in der Spieleröffnung waren in den letzten Jahren rar beim FCK.


    Doch nur wenn die Pfälzer die Brände außerhalb des Platzes löschen, die Insolvenz zu einem guten Ende führen, einen Investor zum Einsteigen bewegen und somit auch die finanzielle Power haben, weitere Schwachstellen im Kader auszumerzen, kann eine erfolgreichere Saison gelingen. Die Vielzahl an verspielten Punkten und die Schwäche bei Standardsituationen sind auch ein Zeichen fehlender Qualität. Ohne Leistungsträger wie Florian Pick, den es wahrscheinlich zum 1. FC Heidenheim ziehen wird, wäre der Klassenerhalt vielleicht sogar in Gefahr geraten. Das ist zu wenig für einen 1. FC Kaiserslautern, der auch vor dieser Saison einer der Top 5 Etats verbuchen konnte. Zudem leidet der FCK unter einer gewissen „Schwiegersohn-Mentalität“, es fehlen Führungsspieler, die auch in schwierigen Saisonphasen einmal vorneweg gehen. Mai oder Winkler könnten solche Spieler sein.


    Und so war es am Ende wieder eine Saison zum Vergessen, die aber wie so oft in der langen und glorreichen Geschichte des 1. FC Kaiserslautern Raum für Hoffnung auf eine erfolgreichere Spielzeit 2020/2021 lässt. Und vielleicht jubeln dann ja die richtigen „Männer in Rot“ auf dem Betze über eine gewonnene Meisterschaft. In ihrem Stadion. Mit ihren Fans. Denn ohne Fans, ist Fußball Nichts!


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Bild: ms-sportfoto.de