Kommentar: Hätte hätte Champions League

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    Kommentar: Hätte hätte Champions League

    Der FCK verliert in Dresden mit 3:4 und steckt mitten im Abstiegskampf. Manche Ansätze machen dennoch Hoffnung. Ein Widerspruch? Nicht unbedingt. Ein Kommentar.


    Wer nichts erwartet, kann auch nicht enttäuscht werden. Nach diesem Motto gestalte ich meine Fußballwochenenden seit 2012. Der Betze spielt schlecht, die Bayern gewinnen. Und wenn letztere nicht gewinnen, verlieren alle anderen auch. Und an diesem Wochenende kam mal wieder alles knüppeldick. Denn wer denkt, der 1. FC Kaiserslautern wäre sich der Erwartungshaltung seiner leidgeprüften Fans nicht bewusst, der irrt gewaltig.

    Kurzes Recap

    Eine frühe und überraschende Führung der Lautrer Mannschaft im Auswärtsspiel gegen Dynamo Dresden wird von zwei Gegentoren gegen Ende der ersten Halbzeit torpediert. So weit, so normal für unseren geliebten Betze. Dass es die Mannschaft von FCK-Trainer Jeff Saibene allerdings schafft, das Spiel zu drehen und die Führung binnen weniger Minuten wieder zu erlangen, damit hat nun niemand gerechnet. Denn selbst wenn die Roten Teufel Spiele drehen, dann erst gegen Ende, was im Falle dieses Spiels vielleicht sogar besser gewesen wäre. Nach dem 3:2 wechselte Jeff Saibene die Niederlage förmlich ein. Er nahm den starken Jean Zimmer raus und brachte einen sehr überforderten Sickinger. Der FCK igelte sich ein und bekam prompt zwei Gegentore. Wer hat das kommen sehen? Naja. Ich. Und wenn wir ehrlich sind, jeder andere da draußen auch.


    Nichtsdestotrotz habe ich in diesem Spiel eine Verbesserung gesehen. Die rechte Seite funktioniert offensiv gegen einen mitspielenden Gegner hervorragend. Und die Flügelzange Redondo und Zimmer – ich sag es wirklich ungern, weil ich mir selbst keine Hoffnung machen möchte – gefällt mir ausgesprochen gut. Nur stelle ich mir persönlich dann die Frage, weshalb Stürmer oder generell offensiv agierende Spieler das Thema dieses Transferfensters waren, und noch immer sind. Zeigte die bisherige Saison nicht eigentlich, dass es den Pfälzern vor allem an fähigen Abwehrspielern mangelt. Der FCK schießt auswärts beim Tabellenführer* drei Tore und verliert trotzdem. Aufgrund einer miserablen Defensivleistung, die es den Dresdnern ermöglichte, selbst mit drei Mann Unterzahl im 16-Meter-Raum Torchancen und Tore zu kreieren.

    Wem die Schuld geben?

    Der FCK stünde wahrscheinlich 10 Plätze weiter vorne, wenn es die Abwehrmannschaft schaffen würde ihre individuellen Fehler abzustellen. Aber "hätte hätte Champions League". Jetzt geht es in der Rückrunde und den verbliebenen 18 Spielen um den Kampf gegen den Abstieg. Und in dem erwartet niemand Punkte gegen den Tabellenersten. Also, Zähne zusammenbeißen, nicht auf Internet-Trolle wie mich hören und gegen den nächsten Gegner so spielen wie gegen Dresden. Nur eben ohne Abwehrfehler. Wieso bin ich eigentlich nicht Bundestrainer?*

    Nochmal ernst!

    Diese Saison ist noch lange nicht vorbei und in den Niederungen der Drittliga-Tabelle ist noch alles eng beisammen. Jean Zimmer ist erst seit anderthalb Wochen in der Mannschaft und wirkt jetzt schon wie ein Führungsspieler, der das Team seit fünf Jahren anführt. Wenn bei Redondo der Knoten endlich geplatzt ist, kann diese Mannschaft noch einige Siege aus dieser Saison mitnehmen. Aktuell weiß ich selbst nicht woher ich diesen Optimismus herhole. Es ist derselbe Optimismus der dafür sorgt, dass ich mir die Spiele seit zehn Jahren anschaue. Es ist Hoffnung gemischt mit Zwangspessimismus und Galgenhumor, garniert mit einer unendlichen Freude, wenn man doch mal gewinnt. Und wenn wir bis hierher gelitten haben, dann können wir auch noch weiter leiden. Zumindest ein bißchen.


    Gezeichnet MittiLevel2 – Fußballmasochist.


    Quelle: Treffpunkt Betze


    * Der Autor ist sich bewusst, dass dieser Auswärtsfaktor in Zeiten von Covid-19 nicht den selben Stellungswert hat wie vorher

    * Der Autor ist sich den Gründen dafür mehr als bewusst