Beiträge von Matthias

    Diskussionsthema zum Artikel: Träumen erlaubt!


    Träumen erlaubt!

    Der FCK gewinnt und gewinnt und gewinnt. Der Durchmarsch wird von einer vagen Idee zu einem Licht am Horizont. Und nicht mal Andreas Luthe kann den Betze dabei aufhalten.


    Seit langer Zeit legt der 1. FC Kaiserslautern mal wieder ein Traumstart hin. Und wie seit neuestem mal wieder ein Torwartfehler. Aber da dieser, beziehungsweise auch der im Spiel gegen Hannover 96 ohne Folgen blieb, ist den Worten hiermit mehr als genüge getan. Der FCK gewinnt auch sein fünftes Spiel in Folge und bleibt damit dran an den Aufstiegsplätzen zur Bundesliga. Wie so oft waren der Schlüssel zum Erfolg eine geschlossene Mannschaftsleistung, eine taktische Umstellung zur Halbzeitpause und ein treffsicherer Terrence Boyd. Übrigens: Fünf Siege in Folge gab es in der Aufstiegssaison unter Marco Antwerpen kein einziges Mal. Der letzte Trainer, der dieses Kunststück vollbrachte, war Boris Schommers kurz vor der Corona-Pandemie.

    Die Dynastie der dritten Liga


    Und wo man bei Dingen ist, die es auf dem Betzenberg schon lange nicht mehr gab: Im Heimspiel gegen Holstein Kiel standen vier Spieler auf dem Platz, die für den 1. FC Kaiserslautern schon mehr als hundert Spiele bestritten haben. Jean Zimmer, Hendrick Zuck, Kevin Kraus und Phillip Hercher. Es ist noch ein wenig zu früh, um von einer Dynastie zu sprechen - aber welcher Anhänger der Roten Teufel hätte nach dem Abstieg in die dritte Liga und der Verpflichtung von Kevin Kraus und Hendrick Zuck gedacht, dass beide über 130 Spiele zusammen bestreiten werden. Letzterer übrigens schon mit der dritten Vorlage nach der XXL-Winterpause. Während also auf der einen Abwehrseite der erfahrene Zuck Stöße nach vorne wagt und seine Mitspieler bedient, wirbelt auf der anderen Seite Jean Zimmer, der seit seiner Rückkehr auf den Betzenberg des Öfteren herber Kritik ausgesetzt war. Doch der „Mentalitäts-Spieler“ Zimmer zahlt es Dirk Schuster und besonders den Fans des FCK mit jeder Grätsche und jedem Zweikampf zurück. Ja, seine Aktionen in der Offensive sind von Ungenauigkeiten und fehlendem Glück gekennzeichnet, doch in der Verteidigung zeigte Zimmer gegen Kiel mal wieder, dass er bereit ist, mit dem Kopf dahinzugehen, wo andere Spieler nicht mal mit dem Fuß hingehen würden.


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    Besonders gegen Ende der ersten Halbzeit, als der Traumstart der Pfälzer verflogen war, war das auch bitter nötig. Ein ständig die Seite wechselnder Fabian Reese wirbelte, sprintete und warf den Ball ein ums andere Mal Richtung Andreas Luthe. Zwar konnte die stabile Defensive und die - auf Größe gepolte - Doppelsechs, bestehend aus Boris Tomiak und Julian Niehues, in den ersten 20 Minuten jegliches Aufbauspiel im Keim ersticken, doch als der Druck der Kieler größer wurde, musste das Trainergespann wieder einmal umstellen. Ein neuer Mann im Mittelfeld und ein weitaus höheres Angriffspressing sorgten dann in der zweiten Halbzeit für eine dominante Vorstellung der Hausherren und endeten letztlich in einem weiteren Tor des Zyklopen.

    Auf alles vorbereitet


    Was den 1. FC Kaiserslautern in den letzten Viertel-Stunden eines Spiels so gefährlich macht, sind seine Unberechenbarkeit und Anpassungsfähigkeit. Hannover wird ausgekontert, Kiel unter Druck gesetzt. Der FCK scheint unter Schuster auf nahezu jede Mannschaft eine passende Lösung parat zu haben - und spielt gar nicht so, wie es Schuster gerne nachgesagt wird. Abgewartet wird nur in Halbzeit eins. Wenn überhaupt.


    Alles in allem scheint der Verlauf in dieser Saison immer besser zu werden und jeder, dem er mit den Roten Teufeln hält, kann Thomas „Masterclass“ Hengen nur danken, dass er im Winter so viele wichtige Spieler über 2023 hinaus vertraglich binden konnte. Mit jedem Sieg kommt der FCK einem unrealistischen, aber nicht unmöglichen Durchmarsch näher. Und mit jedem Punkt, den sich die Lautrer von den Abstiegsrängen entfernen, wird die Lust größer, es im nächsten Jahr mit aller Ernsthaftigkeit zu versuchen. Aber ob es dann leichter wird, wenn die Schwergewichte Hertha und Schalke runterkommen sollten, ist abzuwarten.

    Die Zukunft wird irreal


    Vielleicht ist es besser für alle, wenn der 1. FC Kaiserslautern einfach aufsteigt und mal wieder ganz Deutschland erschüttert. Und noch ein Schmankerl zum Schluss: Darmstadt hatte in seiner Durchmarschsaison zu diesem Zeitpunkt weniger Punkte gesammelt als der FCK. Insofern: Träumen erlaubt, die Realität verschieben wir ein weiteres Mal auf den nächsten Spieltag.


    Quelle: Treffpunkt Betze


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    Diskussionsthema zum Artikel: Die Zukunft ist Betze: Sechs steile Thesen zum Jahresauftakt


    Die Zukunft ist Betze: Sechs steile Thesen zum Jahresauftakt

    Der FCK steigt natürlich auf, Terrence Boyd bekommt eine Statue und Olaf Scholz lässt sich ein Betze-Tattoo stechen. Unsere 6 steilen Thesen rauben der Rückrunde jedwede Spannung.


    Bereits im ersten Teil unserer nicht ganz ernst gemeinten Saisonprognose lag Treffpunkt Betze Redakteur Mitti nur knapp und besonders unglücklich daneben. Da der Blick in die Glaskugel jedoch zu seiner geheimen Stärke gehört, ließ er es sich nicht nehmen, einen zweiten Versuch zu wagen. So viel sei gesagt: 2022 war schon ziemlich geil - 2023 wird alles noch viel besser. Hier kommen unsere sechs steilen Thesen als Rückrunden-Prognose zum Jahresauftakt. Yes, we can!

    These 1: Der Aufstieg ist eigentlich nur Formsache


    Was passiert, wenn eine Mannschaft in der ganzen Rückrunde kein einziges Spiel verliert? Richtig, sie steigt auf. Und zwar ungefährdet. Wo der 1. FC Kaiserslautern in der ersten Saisonhälfte viele Punkte allem Anschein recht glücklich holte, sind die Roten Teufel jetzt das dominanteste Team der Liga und pflügen von Sieg zu Sieg. Damit die Lautrer nicht den Boden unter den Füßen verlieren, ordnet Dirk Schuster in der Länderspielpause im März zwei Freundschaftspiele in Aue und Sandhausen mit dem Ziel an, auch mal wieder zu verlieren. Am Ende der Saison steigt der FCK mit 11 Punkten Vorsprung vor Darmstadt 98 auf. Der HSV wird Dritter, verliert in der Relegation aber gegen die, inzwischen von Felix Magath trainierten, Bremer.

    These 2: Boris Tomiak brilliert auf der Sechs


    Zum ersten Mal durfte sich der gelernte Innenverteidiger am 17. Spieltag gegen Düsseldorf auf der Sechs beweisen. Und zwar in genau der Halbzeit, in der der FCK die Fortunen geradezu an die Wand spielte und die anstehende Niederlage in einen Sieg verwandelte. In der Rückrunde wird Tomiak nun ausschließlich auf der Sechser-Position eingesetzt. Und das mit Erfolg. Als hätte er nie etwas anderes in seinem Leben gemacht, glänzt er als Abräumer, Aufbauspieler, Kopfballungeheuer und in der Rückwärtsbewegung irgendwie als beide Sechser gleichzeitig. Durch seinen Einsatz bekommt Marlon Ritter die Möglichkeit noch offensiver zu brillieren. Ohne Tomiak, der am Ende elf Saisontore erzielte, wäre die Zweitliga-Meisterschaft sicher spannender geworden. Nach dem verdienten Aufstieg steht steht Tomiak vor einen folgenschweren Entscheidung: Mit dem 1. FCK in die Bundesliga marschieren oder mit dem SC Freiburg Champions League spielen. Thomas Hengen hat sich in der Zwischenzeit den von Tomiak im Dezember unterschriebenen Vertrag bei Banf Werbung in A0 ausdrucken lassen und damit sein Schlafzimmer tapeziert.


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    These 3: Geldregen in Rheinland-Pfalz


    Im Sommer wird die Mannschaft der Roten Teufel auseinandergenommen. Im positiven Sinne. Hier ein Außenbahnspieler zum FC Porto, da ein Sechser zum AS Rom - und auch ein Innenverteidiger kehrt zurück zum SC Paderborn. Wo sich der FCK noch vor drei Jahren in Pirmasens nach neuen Spielern umschauen musste, kann Thomas Hengen nun in die höheren Regale Europas schauen. Natürlich alles aus dem Homeoffice heraus. Schließlich kann er den neuen Geldspeicher, in dem er jetzt lebt, nicht alleine lassen. Insgesamt verkauft der Club Spieler im Wert von 47 Mio. Euro und blickt mit etwas Bangen auf die bevorstehende Bundesliga-Saison 2023/24. Naja, immerhin wird man dann nicht gegen die von Michael Frontzeck trainierten Schalker spielen müssen.

    These 4: Die Statue des Terrence Boyd


    Zur WM in Katar hatte es im November nicht mehr gereicht, doch daran war – und das weiß jeder – einzig und allein die Verletzung von Terrence Boyd schuld. In der Rückrunde der Saison 22/23 zeigt Boyd jedenfalls jedem, dass er in diese Nationalmannschaft gehört. Deswegen ist der 27-Tore Mann (im Übrigens eines mehr als Robert Glatzel) auch nicht bei der 17:1 Niederlage gegen Aue in der Länderspielpause im März anwesend. Er vernichtet Honduras mit seinem ersten Länderspiel-Hattrick. Und als er zurück kommt, erwartet ihn vor dem ehrwürdigen Fritz-Walter-Stadion eine Statue seiner selbst. Gegossen aus Holz und Bronze, veredelt mit Lachs und Mett. Vier Meter hoch und glänzend bis nach Bad Dürkheim. Aber wieso? Auszug aus der Rheinpfalz vom 27. März 2023:


    Die 74-jährige Beate Beut staunte nicht schlecht, als sie vor einer Woche sah, wie sieben Männer eine gewaltige Büste in ihren Garten schleppten. Aufgetragen hatte sie beim Grabsteinhauer ihres Vertrauens eine „Büste, Terrakotta, Anton Beut, 40cm“. Aufgrund einer angeborenen Leseschwäche bekam die Rentnerin aus Idar-Oberstein jedoch eine nahezu vier Meter große Statur von Terrence Anthony Boyd in den Garten gestellt. Bezahlen musste sie die Büste nicht, da der 1. FC Kaiserslautern einsprang und sie erwarb. Das nennt man wohl Glück im Unglück. Nun wird im Stadtrat diskutiert, ob man den 11-Freunde-Kreisel um eine Attraktion erweitert oder die Statue umgehend einschmilzt, um die Stadionmiete zu bezahlen.

    These 5: Andreas Luthe erzielt zwei Tore in einem Spiel


    Das Spiel gegen den Hamburger Sportverein wird verspätet angepfiffen, da beide Fanlager den Betzenberg in blaue und rote Rauchschwarten hüllen. Vielleicht liegt es jedoch daran, dass in Minute 1. ein etwas zu weiter Abschlag von Torhüter-Routinier Andreas Luthe an der gegnerischen 16-Meter-Linie einmal auftrifft und über Matheo Raab ins gegnerische Tor fliegt. Schlechter könnte es für den HSV nicht laufen. Doch zwei Tore von Robert Glatzel in der 45. und in der 45.+4 Minute sorgen für etwas mehr Ruhe in den Reihen der Hamburger, die zu diesem Zeitpunkt auf Rang 6 abgerutscht sind. Am Ende dieses Spieltags wird es Rang 7. sein, denn in der 8. Minute der Nachspielzeit bekommt der FCK einen Eckball. Getreten von Phillip Klement wuchtet der nach vorne gestürmte Andreas Luthe die Murmel durch die Beine von Mattheo Raab - das Spiel endet 2:2. Noch nie hat ein Torhüter im deutschen Profifußball zwei Tore in einem Spiel erzielt. Luthe wird vom Kicker zum Spieler des Spieltags gewählt und in der Elf des Tages als Stürmer aufgeführt.

    These 6: Miroslav Klose ist kein Thema mehr


    Der 1. FC Kaiserslautern ist im Sommer 2023 in aller Munde. Der Aufstieg ist in der Tasche. Alle wichtigen Verträge wurden verlängert und alle anderen Spieler zu Geld gemacht. Wenn die Ampel-Regierung jetzt noch Kohle sucht, wird sie den Betzenberg umgraben müssen. Doch selbst das Betze-Tattoo, das sich Olaf Scholz hat stechen lassen, bringt nichts. Der Betze bleibt und Deutschland feiert in rot und weiß. Der FSV Mainz 05 ist nicht mehr der einzige Verein aus Rheinland-Pfalz, der in der Bundesliga kickt. Einziger Wermutstropfen bleibt, dass der FCK nun keine Lokalderbys gegen Saarbrücken und Elversberg bestreiten wird. Aber vielleicht gelingt denen ja auch der Durchmarsch. Selbst Miroslav Kloses Kinder, die inzwischen an der TU Kaiserslautern immatrikuliert sind, gehen in den Feierlichkeiten unter. „Miroslav wer?“, fragt ein Fan im Dirk-Schuster-Kostüm, als er am 01. Juni '23 in der Fußgängerzone angesprochen wird.


    Quelle: Treffpunkt Betze


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    Diskussionsthema zum Artikel: Auf ein neues Jahrzehnt!


    Auf ein neues Jahrzehnt!

    In den 2010er Jahren ging es für den 1. FC Kaiserslautern nur bergab. Doch in den 20ern soll alles anders werden. Auf in ein neues Jahrzehnt. Auf in die goldenen 20er des FCK.


    Abstieg, Pokalsieg, Aufstieg, Meisterschaft. Der 1. FC Kaiserslautern schaffte binnen zwei Jahren etwas, was andere Vereine nicht in zehn Jahren schaffen. Der FCK ist ein Verein der Extreme - fast schon eine Anomalie im deutschen Fußball. Hier in dieser kleinen vom Pfälzerwald umschlossenen Stadt, in der sich viele Dinge eigentlich nur langsam ändern, pflügt der Verein vom höchsten Fußballberg Deutschlands mal hierhin, mal dorthin. Das einzige, was konstant ist, ist die Inkonstanz. Bis zum Jahr 2012, als mit der Entlassung von Marco Kurz ein Kapitel des Erfolgs mal wieder zu Ende ging.

    Ein Verein der Extreme


    Doch so lange wie ab diesem Zeitpunkt mussten die Anhänger und Anhängerinnen der Roten Teufel noch nie auf einen weiteren Erfolg warten. Dem Abstieg in die zweite Liga folgten mehrere verpasste Wiederaufstiege. Danach kam der Absturz in die untere Tabellenhälfte und der daraus resultierende Abstieg in Liga 3. "Der FCK geht nicht runter. Wir nehmen Anlauf", hieß es. Doch schon nach einem halben Jahr in Deutschlands niedrigster Profi-Liga war der direkte Wiederaufstieg vom Tisch. Und als der Betze zwei Jahre später drauf und dran war, selbst diese niederste aller Profi-Ligen zu verlassen, stand das Herz eines jeden Pfälzers still. Dass auf Vereine wie den SC Verl, den FSV Zwickau oder Waldhof Mannheim Clubs wie die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz, die TSG Balingen oder der TSV Steinbach Haiger folgen sollen, war eigentlich unvorstellbar. Der vielleicht einzige Vorteil wäre gewesen, endlich Magenta Sport zu umgehen. Doch zu welchem Preis?

    Ein neues Jahrzehnt


    In dieser fast zehnjährigen Talfahrt war beim FCK längerfristiges Planen unmöglich geworden. Schadensbegrenzung folgte auf das Verkaufen des jährlichen Tafelsilbers. Gestandene Spieler wie Tobias Sippel oder Markus Karl wurden unnötigerweise abgegeben. Und auf einen unfähigen Trainer folgte der nächste. Man verstrickte sich in „was wäre wenns“ und schaute auf die Mannschaft von 2014, in der nahezu alle Spieler in ihrer späteren Karriere gestandene Bundesliga-Profis wurden. Häme machte sich breit, die Insolvenz kam immer näher und das Stadion wurde immer leerer. Auf den allerersten Abstieg 1998 folgte das größte Wunder der Bundesliga-Geschichte. Nach dem Abstieg 2006, dem Herzblutfinale 2008 und dem Wiederaufstieg 2010 hatte man wieder einmal alle Gefühle, die ein Fußballfan haben kann, in ein halbes Jahrzehnt komprimiert.


    Doch eine zehn Jahre lange Talfahrt? Ja, verhindern hätte man sie können, erahnen jedoch nicht. Aber wie schon mehrfach gefloskelt: Der FCK ist nun mal ein Verein der Extreme. Und so nahm auch diese Talfahrt ein extremes Ende. Natürlich musste auf den Beinahe-Abstieg in die Niederungen des Amateurfußballs der direkte Wiederaufstieg folgen. Natürlich auch über den dramatischsten aller Wege – der Relegation gegen Dresden. Und natürlich steht der FCK ein halbes Jahr später in Reichweite eines Aufstiegsplatzes in die Bundesliga. Wer diesen Verein kennt, der hätte genau damit rechnen müssen. Denn der Betze ist der unnormalste Verein von allen. Die Lautrer werden als Fahrstuhlmannschaft Meister. Der FCK kommt nach schlechten Saisons stärker zurück, als es alle Gegner für möglich halten. Und egal wo dieser Verein in den letzten zehn Jahren war: Er ist wieder da!

    Don Hengen und die Masterclass


    Und wie er wieder da ist und sich seit nunmehr anderthalb Jahren durch Derbysiege, Spitzentransfers und Vertragsverlängerungen auszeichnet. Es scheint, als könnte Thomas Hengen - den die Online-Community der Lautrer schon längst nur noch Don Hengen nennt - nichts falsch machen. Marlon Ritter, Boris Tomiak und Kenny Prince Redondo verlängerten ihre Verträge vorzeitig. Somit steht bereits im Januar ein Gerüst für die nächste Saison, auf dem sich aufbauen lässt. Wo der FCK einst seine talentiertesten Spieler weder behalten konnte noch es leistbar gewesen wäre, sie nicht zu Geld zu machen, verlängern im Jahr 2023 mal eben so drei Leistungsträger. Es ziehen seit wirklich langer Zeit mal wieder alle an einem Strang. Auf dem Platz ein Team aus erfahrenen Profis, jungen hungrigen Spielern und ehemaligen Bundesligisten, die noch etwas zu beweisen haben. Dazu ein Weltmeister, was soll da noch schiefgehen?


    Abseits vom Platz herrscht Ruhe wie schon lange nicht mehr. Keine unlauteren Gerüchte und keine Grabenkämpfe mehr. Und die Ränge des Fritz-Walter-Stadions sind wieder voll. Und werden immer voller. Es war seit 2011 nicht mehr so leicht ins Schwärmen zu geraten und zu träumen. Wo zu Saisonbeginn der Klassenerhalt mit 40 Punkten als festes Ziel ausgegeben wurde, reden Fans jetzt vom Durchmarsch. Unrealistisch? Ja! Möglich? Irgendwie auch ja! Dieser Mannschaft ist alles zuzutrauen. Dieser Trainer hat bereits gezeigt, dass es geht. Dieser Manager plant wahrscheinlich jetzt schon für die Euro League. Und diese Fans, die wissen, dass es beim FCK ganz schnell gehen kann. Anders eben, als in den letzten zehn Jahren, als es nur bergab ging. Der FCK ist wieder da. Und er brennt heißer als je zuvor. Auf das nächste Jahrzehnt: Möge es nur noch bergauf gehen.


    Quelle: Treffpunkt Betze


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    Diskussionsthema zum Artikel: Markus Karl: Das "Waldhof Verrecke"-Shirt kam nicht gut an


    Markus Karl: Das "Waldhof Verrecke"-Shirt kam nicht gut an

    Foto: Imago Images / Rene Schulz



    Da uns Kylian Mbappé im WM-Finale den Dreierpack kurzzeitig entrissen hat, machen wir bei Markus Karl zum Jahresabschluss einen Viererpack draus. Let's go!


    Als Spieler gehörte Markus Karl drei Jahre zum Stammpersonal der Roten Teufel und räumte im Mittelfeld ab, was es abzuräumen gab. Nach seiner Station beim 1. FC Kaiserslautern ging es für den heute 36-Jährigen, der einst für den Hamburger Sportverein 22 Minuten lang Bundesliga-Luft schnuppern durfte, zum SV Sandhausen. Gelebt hat er allerdings durchgehend in Kaiserslautern. Die Stadt, die zu seiner Wahlheimat wurde, liebt er noch immer. Und so schnell wird er sie auch nicht mehr verlassen.

    "Hab mich nie in den Vordergrund gedrängt"


    Treffpunkt Betze: Markus, wenn man deinen Namen auf Youtube sucht, erscheinen in der Auswahliste keine mit schlechter Techno-Mukke unterlegten Highlight-Videos. Völlig zurecht? Oder gab es Spiele in deiner Zeit beim FCK, die ein solches Best-Of-Video rechtfertigen würden?


    Markus Karl: Ja schon. Wobei, also als defensiver Mittelfeldspieler ist das aber auch gar nicht so leicht. Und ich hab mich auch nie in den Vordergrund gedrängt. Weder auf 'Social Media', noch innerhalb der Mannschaft. Wenn allerdings mal jemand eins schneiden will, ich würd's mir definitiv anschauen. Aus dem Spiel gegen 1860 München, dem 3:2 – wir lagen mit einem Mann weniger 2:0 zurück – und gewinnen das Ding noch. Da findet man bestimmt etwas. Ich erinnere mich auch noch sehr gerne an den DFB-Pokal-Viertelfinal-Sieg gegen Leverkusen. Wenn ich da noch nicht verliebt gewesen wäre, spätestens da hätte es mich erwischt. Was die 5.000 mitgereisten Lautrer da abgerissen haben, war einfach unfassbar. Gänsehaut pur. Und relativ gut gespielt hab ich da auch. Vielleicht könnte man ja einen Zusammenschnitt aus Grätschen und Fan-Choreos machen.

    In Sandhausen kam nicht alles gut an


    Treffpunkt Betze: Inzwischen stehst du selbst im Stadion und feuerst unsere Jungs an. Kannst du die Liebe zum FCK bis zu einem bestimmten Moment zurückverfolgen?


    Markus Karl: Tatsächlich bis in die Kindheit. Mein Bruder und ich waren zum Leidwesen unserer Bayern-Fan-Eltern aus Trotz 1860er geworden. Besagter Bruder hatte damals sogar ein Kaiserslautern-Trikot. Eines dieser ganz alten mit OKI-Sponsor. Und als der FCK dann 1998 auf Meisterschaftskurs war, waren wir natürlich Feuer und Flamme. Das hat meinen Eltern gar nicht gefallen. Ich erinnere mich noch an das Champions-League-Finale gegen Manchester United. Das 2:1 von Solskjaer hab ich gar nicht gesehen, weil ich von meiner Mutter vorher dezent aus dem Zimmer entfernt wurde. Ja und als Erwachsener: Wenn's nicht meine 100 Spiele für den FCK waren, dann doch mit Sicherheit das erste Derby in Liga drei gegen Waldhof Mannheim. Da war ich zusammen mit Denis Lindsmeyer vor Ort. Das fanden die Verantwortlichen bei Sandhausen zwar nicht so geil. Gab immer mal wieder „Huddel“, aber was ich nach dem Spiel mache, ist ja meine Sache. Ein Mal war ich sogar direkt, nachdem ich 90 Minuten für Sandhausen aufm Platz war, danach noch auf dem Betze. Schließlich ging's gegen Karlsruhe. Das mit dem „Waldhof Verrecke“-Shirt kam in Sandhausen auch gar nicht gut an, aber ich war erstens verletzt und habe zweitens kein Spiel mehr für Sandhausen gemacht. Letztlich also alles halb so wild.


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    „Die Wochenenden gehören der Familie. Und manchmal auch dem FCK“


    Treffpunkt Betze: Und wann wusstest du, dass du hier nicht mehr weg willst?


    Markus Karl: Relativ schnell tatsächlich. Ich hab mich früh in die Stadt und die Fans verliebt. Es ist einfach geil, nach dem dritten Sieg in Folge durch die Stadt zu gehen. Ebenso ungeil natürlich, wenn man drei Niederlagen in Folge einsteckt - aber damit muss man als Profi umgehen können. Und dass ich hier weggegangen bin, war damals nicht meine Entscheidung. Inzwischen wohne ich seit zehn Jahren in der Stadt. Die Familie ist glücklich hier. Wir versuchen jedes Heimspiel vom FCK mitzunehmen und inzwischen ist auch meine Tochter angefixt. Sie trägt immer meine alten Trikots, will ihre eigene Dauerkarte und ist der größte Fan vom Phillip Hercher. Das ist aber auch zusammen mit meinem Engagement beim SV Alsenborn der einzige Berührungspunkt, den ich noch mit dem Fußball habe. Trainerschein schön und gut, aber nochmal im Profifußball arbeiten? In nächster Zeit erstmal nicht. Die ganzen Wochenenden in der Ferne möchte ich meinen Mitmenschen nicht mehr antun. Inzwischen gehören die Wochenenden ganz der Familie. Und manchmal auch dem FCK.


    Treffpunkt Betze: Ehrliche Antwort Markus. Wie unfair ist es, dass du für Alsenborn in der A-Klasse aufläufst?


    Markus Karl: (lacht). Gar nicht. Denn die Jungs sind nicht nur körperlich fit, sondern können auch noch richtig gut Fußballspielen. So sehr überlegen war ich also gar nicht. Die haben mir letztlich alles abverlangt und holzen nicht mehr annähernd so stark, wie man es ihnen nachsagt. Und inzwischen lasse ich unserem Nachwuchs den Vortritt und spiele nur noch ganz selten. Auch aus Angst vor den Gegnern natürlich, ist ja klar.


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Dirk Schuster, mach’s nochmal!


    Dirk Schuster, mach’s nochmal!

    Der FCK zeigt der ganzen Liga, was Ergebnisfußball bedeutet. Und Dirk Schuster macht das, was er immer macht. Der letzte Spieltagskommentar vor der XXL-Winterpause.


    Das PONS-Wörterbuch der deutschen Sprache beschreibt „Ergebnisfußball“ als „Fußball, der nur am Spielergebnis, nicht an einer sportlich hochwertigen Spielkultur orientiert ist.“ Und dabei fallen einem viele Beispiele ein. Der zerstörerische Fußball Sepp Herbergers bei der WM 1954, der italienische Catenaccio oder die stehende Null von Huub Stevens. Doch wenn man in die jüngere Geschichte des Deutschen Fußballs schaut, ist das Wort Ergebnisfußball nicht vom Namen Dirk Schuster zu trennen.


    Als Schuster im Jahr 2016 vor Thomas Tuchel zum Trainer des Jahres gewählt wurde, war der Aufschrei in Fußballdeutschland groß. „Hässlicher, ekliger Fußball“, „ein limitiertes Team mit einem limitierten Trainer“. Ja, das Team (damals Darmstadt 98) von Dirk Schuster war limitiert. Und sein Fußball auf Zerstörung und Konter über Marcel Heller ausgelegt. Aber er zeigte Wirkung. Und zwar nicht nur in System und Taktik, sondern auch in der Strategie über die gesamte Saison hinweg. So war es bestimmt nur Zufall, dass gleich fünf Darmstädter Spieler beim Aufeinandertreffen mit dem FC Bayern München in dieser Saison gesperrt waren. Dirk Schuster ist eben am Ergebnis interessiert und nicht an dem, was Fans, Funktionäre oder eben Journalisten denken.

    Der FCK ist wieder da!


    Zurück ins Fußballjahr 2022, in dem der coronainsolvente 1. FC Kaiserslautern einen Punkt hinter dem Relegationsplatz steht. Und zwar nicht dem Relegationsplatz um den Wiederabstieg. Die Lautrer stehen auf Platz 4 in einer Liga mit dem HSV, Paderborn, Bielefeld, St. Pauli, Nürnberg, Hannover, Darmstadt und Fürth. Und zwar mit einem der niedrigsten Etats der Liga. Wie? Durch Ergebnisfußball.


    Die Pfälzer spielen nicht schön. Gut, wahrlich schöner als in den letzten vier Jahren, aber in die andere Richtung war auch nur noch wenig Spielraum. Der FCK spielt effizient und vor allem abwartend. Es ist kein Zufall, dass auf jede passive Halbzeit oder auf jeden Rückstand eine taktische Veränderung in Halbzeit zwei die Roten Teufel oft auf Augenhöhe mit seinem Gegner bringt. Das Gegentor in der 14. Minute durch Michal Karbownik war vermeidbar. Vier Spieler schauen zu, wie der Düsseldorfer zum Tempodribbling ansetzt und denken jeweils: „Nimm du ihn, wir haben ihn sicher.“ Ein Schuss, ein Tor, die Düsseldorfer. Doch was folgt ist das, was in dieser Saison schon so oft folgte. Der FCK wartet ab, verteidigt gut und schafft es sich nicht noch mehr Tore zu fangen, um dann in der zweiten Halbzeit sondergleichen aufzudrehen und mit einem frühen Tor zurückzukommen. Dass es dann einen Elfmeter in der 96. Minute gibt, ist glücklich, dem Spielverlauf nach aber nicht unverdient.

    Der Plan des Dirk Schusters


    Es scheint, als würden die Roten Teufel und Dirk Schuster die erste Halbzeit nutzen, um den Gegner zu analysieren, und um in der zweiten Halbzeit zurückzuschlagen. Zugegeben: Ingame-Coaching sieht anders aus, aber die Pläne und taktischen Änderungen von Dirk Schuster funktionieren immer wieder und bescheren den Lautrern eine perfekte englische Woche vor der XXL-Winterpause. Boris Tomiak eine Linie nach vorne zu ziehen, um den etwas glücklosen Hikmet Ciftci zu ersetzen und gleichzeitig Julian Niehues zu replizieren, war schlicht brillant. Tomiak, der ohnehin schon auf den Zetteln einiger Vereine steht, wird nach diesem Spiel wohl an noch mehr Whiteboards in deutschen Teammanager-Büros auftauchen.


    Doch auch die ersten Halbzeiten des Traditionsclubs aus der Pfalz werden nach und nach besser. Gegen Fürth und Karlsruhe hätte man gut und gerne 4:0 hinten liegen können. Und trotzdem gewann man die Spiele. Gegen Fortuna Düsseldorf zeigte der FCK hin und wieder, dass er wesentlich pressingresistenter ist als noch zu Beginn der Saison. Ja, Andreas Luthe hatte einmal Glück, dass sein völlig missglückter Pass in Minute '41 von Marcel Sobottka neben das Tor gesetzt wurde, aber das ein oder andere Mal fühlte man sich an den Walter-Ball vom Hamburger SV erinnert, wenn Marlon Ritter und Boris Tomiak sich mit kleinen Pässen aus dem gegnerischen Angriffspressing befreiten. Dies war auch der Tatsache geschuldet, dass Terrence Boyd, der entgegen allen Vermutungen leider nicht zur WM fährt, in der ersten Halbzeit keinen Stich gegen die Innenverteidigung der Fortuna gesehen hat.


    Apropos Innenverteidigung der Fortuna: Die spielte in der ersten Halbzeit weitgehend mit einem Dreieck bestehend aus Tim Oberdorf, Christoph Klarer und Torhüter Florian Kastenmeier. Eben letzter rückte mit einer Ruhe und Gelassenheit beinahe bis an die Mittellinie vor, wie man es sonst nur von Manuel Neuer kennt. Doch in Halbzeit zwei führte der 1. FC Kaiserslautern gerade diese Manier ad absurdum. Kastenmeier, der noch in Halbzeit eins fröhlich nach vorne schlenderte, fand sich in der zweiten Halbzeit teilweise vor seinen beiden Innenverteidigern wieder, ohne angelaufen zu werden. Ohne auch nur eine Passoption musste er seine Mannschaft immer wieder nach vorne dirigieren, was die partout nicht wollte. Gegner zustellen. Es steht 1:1. Wir wollen den Ball nicht. 'Dirk-Schuster-Fußball' durch und durch. Am Ende standen neun Schüssen des FCK, 19 der Fortuna gegenüber. Immerhin haben die Lautrer dieses Mal mit 37% Ballbesitz ganze sieben mehr als gegen Karlsruhe.

    Quo vadis FCK?


    Dass die Roten Teufel in dieser Saison nicht mehr in akute Abstiegsgefahr geraten werden, sollte allen klar sein. Demut schön und gut, aber wer immer auf die gleiche Art gewinnt, hat eben nicht nur Glück. Thomas Hengen wird in der Winterpause nicht den Aufstieg als Ziel setzen, doch wenn diese Mannschaft über die nächste Saison zusammengehalten werden kann, ist unter 'Dirk - Ergebnisfußball - Schuster' und 'Thomas - Masterclass - Hengen' wirklich alles möglich. Nun ist zu hoffen, dass die XXL-Winterpause gut genutzt wird und nicht das sorgfältig aufgebaute Momentum versaut.


    Apropos versauen: Wie geil ist es eigentlich, dass die Lautrer Fans alle zwei Wochen ein anderes Zweitliga-Stadion komplett vereinnahmen und sich sogar Spiele in Düsseldorf wie Heimspiele anhören? Sehr geil!


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Kein Rückstand kann uns stoppen


    Kein Rückstand kann uns stoppen

    Rückstand, schneller Ausgleich, Remis. Doch ein Sieg wäre auch mal wieder schön. Der Kommentar zum Heimspiel gegen Braunschweig, heute mit fußballphilosophischen Ansätzen.


    Über den deutschen Nationalspieler Günter Netzer schrieb einst der Literaturkritiker Karl-Heinz Bohrer, dass dessen Pässe den Geist der Utopie atmen würden. Die Pässe des 1. FC Kaiserslautern im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig erstickten hingegen in Dystopie. Denn mit dem Aufsteiger aus Niedersachsen war zum ersten Mal in dieser Zweitligasaison eine Mannschaft zu Gast, die den Roten Teufeln den Ball überließ. Und da der FCK damit nicht umgehen kann, gab es in feinster Netzer-Manier viele Pässe aus den Tiefen des Raumes, die leider jedoch meistens im Nichts des Raumes versandeten. Wenn bei einer solchen Regenpartie überhaupt noch von Sand gesprochen werden kann.

    Vom Regen in die Traufe


    Fünf Mal punkteten die Lautrer in dieser Saison bereits nach einem Rückstand. Ist es daher nicht ärgerlich, immer in Rückstand zu geraten? Geschäftsführer Thomas Hengen erklärte dazu im Sky-Interview schmunzelnd seinen Standpunkt: „Ja, aber dann wären wir ja eine Spitzenmannschaft.“ An diesem 10. Spieltag hat der FCK gezeigt, dass er definitiv keine Spitzenmannschaft ist, sich jedoch ernste Hoffnungen machen kann, eine Saison ohne das spürbare Abstiegsgespenst im Rücken zu spielen. Denn wenn eine Mannschaft nach sechs Rückständen noch mit Punkt(en) vom Platz gehen kann, gehört sie nicht in die Niederungen einer Zweitliga-Tabelle. Aber nun Spiel. Auf geht's.


    Auf dem Betzenberg, im Fritz-Walter-Stadion und bei Fritz-Walter-Wetter trafen sich im Aufsteigerduell zwei Mannschaften, die wenig Wert auf ballbesitzorientierten Fußball legen, zu einem romantischen Rendezvous. In der ersten Hälfte wusste niemand auf dem Platz recht genau, wie er den Ball am besten in die Füße des Gegners zu spielen hat - seien es lange Bälle auf Terrence Boyd, die von Jean Zimmer, Phillip Klement oder Marlon Ritter geschlagen wurden, oder Kurzpässe von Kenny Prince Redondo auf Hendrick Zuck und umgekehrt. Der FCK wie auch Eintracht Braunschweig waren bemüht, in Umschaltsituationen und Konter zu kommen. Um solche Szenen jedoch ausnutzen zu können, sollte wenn möglichst die gegnerische Mannschaft den Ball haben. Ein Trauerspiel für fußballerische Feingeister - und ein gewohnter Anblick, wenn man mit den Roten Teufeln durch vier Jahre Magenta Sport gegangen ist. Besonders Kapitän Jean Zimmer wirkte in Halbzeit eins was Ballannahmen und Pässe angeht, sehr unglücklich. Sein Einsatz in der Defensive gleicht das zwar über weite Strecken aus, doch besonders in der ersten Halbzeit spielten die Pfälzer fast ausschließlich über die linke Seite, die von Zuck und Redondo beackert wurde. Weltmeister Erik Durm und sein Frontmann Zimmer wurden dahingehend ignoriert.

    Fußballerischer Leckerbissen: Fehlanzeige


    Es folgten 45 Minuten Abwehrschlacht ohne Angriff. Wie sowas geht? Durch lange Bälle auf Terrence Boyd und Anthony Ujah, in der Hoffnung, dass einer der beiden einen Ball halten oder direkt weiterleiten kann. Selbst wenn sich eine der beiden Mannschaften in die Nähe des gegnerischen Sechzehners spielte, endete der Angriff meist in einem hohen Ball oder einer einer Ecke. Der bereits angesprochene Braunschweiger Stürmer Ujah köpfte in der ersten Hälfte übrigens einen sehenswerten Kopfball in den Winkel. Glücklicherweise wurde das Tor zurecht aberkannt. Wer so lange in der Luft stehen kann, muss eben einen Boris Tomiak als Leiter benutzt haben - und das ist Teufel sei Dank nicht zulässig.


    Nach der Halbzeit dann wieder der neu FCK 'Marke 22/23'. Zunächst ein Rückstand nach einer Standardsituation. In diesem Falle sorgte allerdings kein Eckball oder reingezirkelter Freistoß für das Gegentor. Ein Flachpass von der Mittellinie in den leeren Raum, der mit zwei leichten Ballkontakten zwischen Kevin Kraus und Boris Tomiak landete und letztendlich auch im Tor. Doch echte Lautrer Fans wissen: Rückstände auf dem Betzenberg sind in diesem Jahr nur temporär. Und so stellte Tomiak das Spiel eine Minute später wieder auf null, beziehungsweise auf 1:1 Unentschieden. Dass das Spiel dann auch 1:1 endete, lag an einem unglücklichen Terrence Boyd, einem glänzend parierenden Jasmin Fejzic und einem Gegner, der dem FCK in der letzten halben Stunde den Ball vollständig überließ.


    Ein Spiel ohne Rückstand wäre doch ganz schön


    Was also mitnehmen aus diesem fünften Unentschieden in Folge? Die Roten Teufel schaffen es zwar, besseren Teams zwei Punkte vorzuenthalten, kommen gegen schlechtere Mannschaften jedoch nicht in die Position, ein Spiel zu dominieren und ruhig nach Hause zu bringen. Zum ersten Mal in dieser Saison gelang es der Mannschaft von Cheftrainer Dirk Schuster, eine gegnerische Mannschaft im eigenen Sechzehner einzuschnüren. Doch ohne Erfolg. Spieler wie Redondo oder Hercher brauchen Platz, um ihre Stärken ausspielen zu können. Im besten Fall spielen sie dabei keine Bälle aus der 'Tiefe des Raumes', sondern starten ihre Sprints aus eben jener Tiefe. Wo Netzers Pässe Utopie atmeten, ist es beim FCK derzeit das Spektakel, die Konter, die wahnsinnigen Fans, die diesen Verein und seine Spielweise ausmachen. Nur zwei andere Zweitligisten in Europa haben einen höheren Zuschauerschnitt als die frisch aus Liga drei angereisten Lautrer.


    Und die haben seit fünf Spielen zwar nicht mehr gewonnen, aber auch seit sechs Spielen nicht mehr verloren. Von daher mag man zwar von zwei verlorenen Punkte gegen Braunschweig sprechen, doch insgesamt spielt der 1. FC Kaiserslautern eine fantastische Aufstiegssaison. Diese könnte nur noch besser laufen, wenn gegnerische Mannschaften aufhören würden, den Pfälzern den Ball zuzuspielen. Dank diesem ballbesitzfernen Fußball werden die Feingeister und Rasen-Philosophen mit dem FCK wahrscheinlich nicht mehr warm. Doch wenn man ehrlich ist, waren sie das noch nie. Wobei schon Jean-Paul Satre, der größte aller fußballerischen Feingeister, das heutige Spiel in seiner Kritik der dialektischen Vernunft überraschend gut beschrieb: "Beim Fußball kompliziert sich alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft." Wie wahr. Wie wahr.

    Betze Inside: Datenanalyse zu #FCKEBS


    Statistisch betrachtet haben die Roten Teufel im Heimspiel gegen Braunschweig eher zwei Punkte verloren als einen gewonnen. Der FCK dominierte die Gäste aus Niedersachsen weitgehend und ließ bis auf das Gegentor kaum Chancen zu. Hinzu kamen eigene hochkarätige Großchancen (v.a. durch Boyd) und zwei Abschlüsse, die auf der Linie geklärt wurden. Der xG-Plot (Abb. 2, 3) zeigt, dass die Lautrer über die gesamte Spieldauer hinweg deutlich mehr Chancen zu verzeichnen hatten und bereits zur Pause hätten führen müssen. Allerdings blieb eine große Schlussoffensive aus, sodass der Sieg nicht erzwungen werden konnte.




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    DANKE! Der FCK ist wieder da!

    Der FCK dreht gegen Magdeburg einen 1:3 Rückstand und rettet damit ein schon verloren geglaubtes 6-Punkte-Spiel. Senf und ein riesengroßes Dankeschön dazu gibt es von unserem Redakteur Mitti.


    Hätte man vor genau einem Jahr gesagt, der 1. FC Kaiserslautern stünde in 365 Tagen zwei Punkte hinter dem Tabellenführer der zweiten Bundesliga, hätten die meisten ungläubig mit dem Kopf geschüttelt. Hätte man gesagt, dass es Thomas Hengen, Marco Antwerpen und letztlich auch Dirk Schuster gelingt, aus einer Drittliga-Mannschaft in akuter Abstiegsnot ein Team zu formen, das es - zumindest die Ergebnisse betreffend - mit den Etats des HSV, Hannover oder Nürnberg aufnehmen kann, ja - man hätte diejenigen für mehr als verrückt gehalten. In den ersten fünf Saisonspielen standen in der ersten Elf neun Spieler auf dem Platz, die bereits zum letztjährigen Drittligakader gehörten. Neun Spieler, denen vor einem Jahr der Aufstieg nicht zugetraut wurde, ringen nun Hannover, St. Pauli und den ehemaligen Bundesligisten Fürth nieder. Die Verwunderung darüber, was seit rund anderthalb Jahren auf dem Betzenberg geschieht, müsste eigentlich langsam an ihre Grenzen stoßen, doch die Mannschaft überrascht jedes Wochenende aufs Neue. Sie hätte sogar beinahe den Europa-League-Teilnehmer SC Freiburg aus dem DFB-Pokal geschossen. Und auch wenn sie es nicht schafft zu gewinnen, sie kämpft bis zum bitteren Ende und liefert - wie an diesem 6. Spieltag gegen Magdeburg - zumindest ein Spektakel.

    Das Sechs-Punkte-Spiel


    Der FCK hat den Nichtabstieg als Ziel weiterhin fest im Blick. Trotz der Erfolge der ersten sechs Spieltage muss sich der Verein stets nach unten orientieren. Und da davon ausgegangen werden kann, dass Fürth und Bielefeld nicht in die dritte Liga durchgereicht und die Abstiegsränge womöglich bald verlassen werden, müssen Vereine her, die die Roten Teufel hinter sich lassen können. Allen voran wären da die beiden Mitaufsteiger Braunschweig und Magdeburg. Womit ein jedes Spiel gegen diese beiden Gegner durchaus als ein 'Sechs-Punkte-Spiel' bezeichnet werden kann. Und zwar unabhängig davon, wie weit die Lautrer von den anderen beiden entfernt sind.


    Die Vorzeichen vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg standen also auf “wichtig” - jeder freute sich auf einen FCK, der in den letzten 45 Minuten gegen Fürth genau das gezeigt hat, was ihn schon immer ausgemacht hat. Viel Kampf, viel Ehrgeiz und eklig zu bespielen. Nur leider scheint es sich die aktuelle Mannschaft zur Aufgabe gemacht haben, erst in der zweiten Halbzeit aufzuwachen. Zwar gingen die Hausherren gegen den FCM mit einem Tor von Terrence Boyd in Führung, ließen sich anschließend jedoch in elf Minuten drei Tore einschenken. Kevin Kraus und Boris Tomiak zeigten in der ersten Halbzeit, dass sie nicht annähernd gut genug sind für diese Liga, sofern sie in einer Viererkette auflaufen. In der zweiten Halbzeit präsentierte sich die Mannschaft dann glücklicherweise wie zuletzt beim 3:1 Auswärtssieg bei der Spielvereinigung.

    Taktikfuchs Dirk Schuster


    Wie schon in der vergangenen Woche gegen Fürth schien Dirk Schuster die Mannschaft in der Halbzeitpause tief getroffen zu haben. In beiden Fällen mit einer positiven Bilanz. Gegen alle Vermutungen brachte der Cheftrainer den ehemaligen Paderborner Robin 'Franz' Bormuth nicht für Kevin Kraus, sondern für Kenny Prince Redondo. Der taktische Wechsel hin zu einer Dreierkette und die Umstellung von horizontalen Pässen hinter die Reihen der Magdeburger (1. Halbzeit) auf vertikale Bälle auf Terrence Boyd oder die drei Außenspieler Erik Durm, Jean Zimmer und Phillip Hercher taten ihr übriges. Wie gegen Fürth belohnte sich Hercher kurz nach der Halbzeit und glich zum 3:3 aus. Von der Dreier- beziehungsweise Fünferkette profitierte vor allem die rechte Abwehrseite, die mit Magdeburgs Ito in der ersten Halbzeit einige Probleme hatte. Dirk Schuster - dem man nachsagt, er würde nur selten die Formation wechseln - hat bewiesen, dass er die Mannschaft in der Kabine eben nicht nur zu Höchstleistungen antreiben, sondern auch einen taktischen Überlebensplan vermitteln kann.

    Der Betze erhebt sich


    Am Ende sorgte ein strittiges Eigentor vom Pechvogel Tomiak für das 4:4 Unentschieden. Es war allerdings eine Punkteteilung gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf - und dazu noch eine sehr spektakuläre. Die Roten Teufel stehen aktuell wie seit langem nicht mehr sehr geschlossen da. Die neuen Spieler Robin Bormuth und Phillip Klement konnten direkt überzeugen. Und wenn die Mannschaft mal nicht weiter kommt, steht die Westkurve und das ganze Stadion hinter ihr. Jean Zimmer, der für Grätschen gefeiert wurde wie für Tore, rettete die Partie mit einer unglaublichen Rettungstat auf der eigenen Torlinie. Beim Stand von 1:3 in der 30. Minute erhob sich das ganze Stadion bei einer Ecke. Egal wie tief diese Mannschaft fällt, sie fällt in die Arme der Fans. Und wenn der Wind günstig steht, die Halbzeitansprache von Schuster sitzt und alle zusammenhalten, kann dieses Team jeden Rückstand gegen jeden Gegner aufholen.


    Danke, dass ihr dem FCK etwas zurückgegeben habt, was er seit Jahren nicht hatte.


    Andreas, Julian, Avdo, Jonas, Boris, Kevin, Maximilian, Dominik, Lars, Philipp, Robin, Erik, Hikmet, Marlon, Jean, Philipp, Julian, René, Hendrick, Kenny, Mike, Anas, Muhammed, Terrence, Daniel, Lex Tyger, Ben, Matheo, Alexander, Marvin, Felix, Nicolas, Marius, Elias, Dirk, Thomas und Marco.

    Betze Inside: Datenanalyse zu #FCKFCM


    Auch die Statistiken belegen ein weitestgehend leistungsgerechtes Remis im Aufsteigerduell. Einzig bei den 'Expected Goals', die bei den Roten Teufeln durch den Foulelfmeter stark nach oben gezogen wurden, lag der FCK vorne - und das selbst beim 1:3 Rückstand, da der FC Magdeburg seine wenigen Chancen äußerst effizient zu nutzen wusste.


       


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    Diskussionsthema zum Artikel: „So muss es im Kolosseum gewesen sein“


    „So muss es im Kolosseum gewesen sein“



    Brians Video über den FCK wurde 50.000 Mal geklickt. Im heutigen Dreierpack erzählt der US-Amerikaner, wie er zum Fan wurde und was der Betze mit Gladiatorenkämpfen zu tun hat.


    Brian Herrmann ist ein Amerikaner in Kaiserslautern. Und eigentlich nur einer von vielen. Denn durch die Air Force Base in Ramstein und den Stützpunkt in Kaiserslautern leben viele Amerikaner in der Region rund um den Betzenberg. In eben dieser Stadt unterrichtet Brian am Hohenstaufen Gymnasium. Für Sport hat er sich Zeit seines Lebens nicht wirklich interessiert. Er reist gerne und hält seine kleinen Abenteuer in Video-Tagebüchern auf Youtube fest. Dort erläutert er die Unterschiede der zwei Kulturen und filmt, was ihm vor die Linse kommt. In der Regel haben seine Videos nicht mehr als 300 bis 400 Aufrufe. Brians Internet-Karriere wäre vermutlich weiter so unspektakulär verlaufen, wäre der 1. FC Kaiserslautern nicht am 24. Mai aufgestiegen. Denn daraufhin drehte Brian, der sich ja nie für Sport interessierte, ein Video, welches mehr als das Hundertfache seiner üblichen Reichweite erreichte.

    "Die Luft wurde dicker"


    Treffpunkt Betze: Brian, am 19. Juni hast du das Video „Living In Germany Turned Me Into A Soccer Fan“ hochgeladen und bis heute hat es 50.000 Aufrufe. Wie fühlt sich das an, ein kleiner Teil der Aufstiegseuphorie gewesen zu sein?


    Brian Herrmann: Total verrückt, aber nicht zwingend verrückter als das, was Kaiserslautern jetzt schon seit über drei Monaten abzieht. Ich wollte mit meinem Video eigentlich nur zeigen, wie herzerwärmend und emotional die ganze Stadt mit ihrem Fußballverein mitfiebert. Und ich wollte zeigen, wie sie mich binnen weniger Stunden total vereinnahmt hat. Nach meinem ersten Spiel auf dem Betzenberg gegen Havelse – es war mein erster Stadionbesuch in Deutschland – hab ich mir auch nichts weiter gedacht. Ein Freund hatte mich mitgenommen und ich hab mich natürlich mit ihm gefreut, weil der FCK gewonnen hatte. Aber als „wir“ dann Woche für Woche gewannen, änderte sich etwas in der Stadt. Die Luft wurde dicker, die Spannung stieg und als es sich in der Nacht des Aufstiegs entlud, war ich zufälligerweise mittendrin.

    "Als würden wir in einen Kampf ziehen"


    Treffpunkt Betze: In deinem Video erwähnst du mehrfach, dass du nie wirklich Interesse an Sport hattest. Und das hat sich jetzt binnen einer Party-Nacht geändert?


    Brian Herrmann: Nicht binnen einer Nacht. Es lag mehr an meinem zweiten Stadionbesuch. Mein zweites Spiel auf dem Betzenberg war das erste Relegationsspiel gegen Dresden. In den USA habe ich schon einige Spiele der Philadelphia Union im Stadion gesehen, aber das war mehr wie ein Familienausflug. Man traf sich, lief über den Parkplatz zum Stadion. Wir aßen Hot-Dogs und Chips und gingen wieder nach Hause. Gegen Dresden war allein der Weg zum Stadion ein einschneidendes Ereignis. Ich will nicht übertreiben, aber das war, als würden wir alle gemeinsam in einen Kampf ziehen. Ein Meer aus rot gekleideten Fans, die durch rote Rauchschwaden ihren Betzenberg hochpilgerten. Das war epochal. So etwas gibt es in Amerika nicht. Im Stadion dann eine großartige Stimmung, obwohl das Spiel sehr arm an Ereignissen war. Alle hielten ihre roten Fahnen für die Choreo hoch - in diesem Moment dachte ich, so muss es im Kolosseum gewesen sein. Ich wusste seit meiner ersten Woche in Kaiserslautern, dass der FCK hier eine große Nummer ist, aber als ich in der vollen Westkurve stand, wusste ich erst wie groß.

    "Hab' mich vom FCK anstecken lassen"


    Treffpunkt Betze: Nach Dresden fahren war allerdings keine Option für dich?


    Brian Herrmann: Wir haben es tatsächlich in Erwägung gezogen, aber da ich am nächsten Tag arbeiten musste, wollte ich mir die sechs Stunden Fahrt ersparen. Stattdessen schauten wir es in einer Kneipe in der Innenstadt und obwohl ich ein paar Tage vorher im Stadion war, hatte ich nicht ansatzweise damit gerechnet, dass die Stadt im Falle eines Sieges die ganze Nacht brennen würde. Positiv gemeint natürlich. Am nächsten Tag wurde in der Schule jede Stunde durch die Lautsprecher das Betze-Lied angestimmt. Irgendwann wurden die Schülerinenn und Schüler sogar nach draußen gelassen, um Energie zu entladen. Ich habe mich anstecken lassen und war mittendrin. Hab' mich vom FCK anstecken lassen. Und obwohl ich demnächst nach Norddeutschland ziehe, denke ich nicht, dass ich den je wieder loswerde.


    Quelle: Treffpunkt Betze


    [Anm. d. R.: Der 'Dreierpack' erscheint ab sofort im Zwei-Wochen-Rhythmus, der nächste am 26. August.]



    Diskussionsthema zum Artikel: "Der FCK gehört in die Bundesliga": Das Leben als Exil-Pfälzer


    "Der FCK gehört in die Bundesliga": Das Leben als Exil-Pfälzer

    Im Exil lebende Lautrer haben es nicht immer so einfach. Trotzdem ist die bundesweite Wertschätzung für den FCK noch immer unheimlich groß. Davon erzählt diese Geschichte.


    Unser Autor Matthias lebt seit fast zehn Jahren nicht mehr in der Pfalz und hat den Niedergang des 1. FC Kaiserslautern in die dritte Liga nur aus der Ferne beobachten können. Im Exil hat er zudem gelernt, welche Rolle der FCK noch immer in anderen Fanlagern spielt. Eine persönliche Geschichte.


    Am 24. Mai 2022 saß ich mit zwei St. Paulianern in einer kleinen Zwei-Zimmerwohnung in Hamburg und verfolgte das Relegations-Rückspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen Dynamo Dresden. Drei Menschen auf einer Couch und nur einer, nämlich ich, mit einem Puls von über 120. Den anderen beiden war es schlichtweg egal, ob sie in der kommenden Saison gegen die West- oder gegen die Ost-Deutschen ran müssen. Und sie ließen sich auch nicht von meinem Jubel zum 1:0 und später zum 2:0 anstecken. Sie erfreuten sich zwar an wütend randalierenden Dresdnern, aber wer tut das nicht. Als sich kurz nach dem Spiel sogar ein Nachbar aufgrund der zu hohen Lautstärke beschwerte, entgegnete der Gastgeber nur ganz trocken: „Oh Scheiße, am Ende denken die jetzt, ich wär Lautern-Fan.“

    Auszug aus der Pfalz

    Ich lebe seit dem Jahr 2013 nicht mehr in der Pfalz und habe in diesen fast zehn Jahren aus anderen Fanlagern noch kein einziges schlechtes Wort über meinen FCK gehört. Ganz im Gegenteil. Würde ich sprichwörtlich einen Euro bekommen, für jedes Mal, dass mir ein Anhänger aus Bielefeld, Dortmund oder Hamburg versichert, die Roten Teufel gehören in die Bundesliga - ich müsste nie wieder arbeiten.


    - „Auf den Betze bin ich immer gern gegangen. Geiles Stadion.“

    - „1998 war einfach geil, wie die Bayern geflennt haben.“

    - „Nein, selbst zweite Liga ist für euch zu wenig.“

    - Und der Klassiker schlechthin: „Der FCK gehört einfach in die Bundesliga.“


    Aktuell arbeite ich in einer Brauerei ganz in der Nähe des Volkspark-Stadions, in der Exil-Fanclubs einkehren, wann immer ihre Mannschaft gegen den Hamburger Sportverein spielt. Man kommt mit all den Menschen und Fans ins Gespräch, und Bekundungen ob der großen Verdienste des pfälzischen Traditionsvereins in den 90er Jahren hören nie auf. Sie gipfelten eines Tages gar in einem Besuch eines in Hamburg ansässigen Waldhof-Mannheim-Fanclubs. Auf ein Trikot zeigend sagte ich: „Ihr wisst schon, dass das hier eine Betze-Kneipe ist, oder?“ Worauf der etwas zu dicke Mann mit dem schütteren Haar lachte und mir in seinem breitesten Kurpfälzisch versicherte, dass wir so weit weg von zuhause doch alle Freunde wären. Der Waldhof-Mannheim-Fanclub hat unsere Brauerei letztlich nicht zerlegt, wie ich zuerst befürchtete. Doch das Highlight folgte noch: Drei der Mitglieder haben mir prognostiziert, der FCK würde demnächst wieder aufsteigen. Sie gönnen es uns zwar nicht, aber wir gehören schließlich in die Bundesliga. Mehr als Plastik-Vereine wie Wolfsburg, Hoffenheim oder Leipzig.

    Noch einmal zurück

    In den ersten Jahren meines Exils spielte der 1. FC Kaiserslautern im vorderen Drittel der zweiten Bundesliga und verpasste den Aufstieg vier Mal hintereinander haarscharf. Zu diesem Zeitpunkt nahm ich jedes „ihr gehört in die Bundesliga“ auf und gab es doppelt so laut zurück. Ja, wir gehören in die Bundesliga. Wir sind schließlich der Verein von Fritz Walter. Der Verein, der in der zweiten Liga im Europapokal spielte, aufstieg und direkt Meister wurde. Paul Breitner wollte nicht mehr auf den Betzenberg und uns die Punkte direkt per Post schicken. Wir sind der FCK, verdammt nochmal. Wieso verlieren wir dann ständig in Aue und Sandhausen?


    Ich wünschte, ich hätte damals schon gewusst, wie arrogant, lächerlich und überheblich sich das angehört haben muss. Aus den Niederlagen in Aue und Sandhausen wurden schnell Niederlagen in Großaspach und Münster, später dann Lübeck und Meppen. Der FCK hatte die Bühne des Profifußballs verlassen, auch wenn er formal noch dazugehörte. Und den Bekundungen, „ihr gehört doch in die Bundesliga“, folgte immer öfter ein „ihr spielt dritte Liga, oder? Vierte?“ Und anstatt meiner Brandrede über unseren Verein, musste ich die Menschen fortan berichtigen, dass es sich hierbei um 1860 München handelt. Wir, also die Jungs aus Lautern, sind zwar auch abgestiegen und insolvent, aber die Roten und sind nun mal nicht die Hellblauen.


    Welch ein Glück, dass ich in einer Stadt lebte und immer noch lebe, deren größter Verein aktuell denselben Weg zu gehen scheint wie mein geliebter FCK. Es ist nicht verwunderlich, dass es das Wort „Schadenfreude“ eben doch nur in der deutschen Sprache gibt. Wir 'schadenfreuen' uns eben viel zu gern. Vielleicht ist geteiltes Leid aber auch einfach nur halbes Leid.

    Dritte Liga Mittelmaß


    In den darauf folgenden Jahren folgten zwielichtige Investoren aus Luxemburg, Cornflakes zählende Sechser mit Hang zum Nudismus und eine hoffnungsvolle Trainer-Verpflichtung nach der anderen. All das geschah bis zu einem Zeitpunkt, an dem ein glatzköpfiger Motivator übernahm und mit Hilfe eines gewissen Thomas „Masterclass“ Hengen eine Mannschaft formte, die tatsächlich völlig überraschend in die zweite Liga aufgestiegen ist.


    Zurück zum 24. Mai: Die Wohnung der beiden St. Paulianer verlassend, blickte ich auf mein Handy und sah darauf 14 eingegangene Nachrichten. Auf dem Weg nach Hause bekam ich zudem vier Anrufe, die mir allesamt zum Aufstieg gratulierten. Mir! Wieso in aller Welt mir? Ja okay, die hatten wahrscheinlich nicht die Nummer von René Klingenburg, aber wieso gratuliert man mir stellvertretend für einen Verein, von dem viele meiner Freunde dachten, er wäre inzwischen in den Niederungen der Regionalliga angekommen. Weil der FCK eben doch immer noch groß ist.


    Auf diesem besagten Weg nach Hause begann er schließlich wieder. Der Größenwahn. Aber auch das Bewusstsein darüber: "Wir sind wieder da!". Ach was, wir waren nie weg, wir haben nur Anlauf genommen. Wir sind schließlich der Verein von Fritz Walter. Der Verein, der in der zweiten Liga im Europapokal spielte, aufstieg und direkt Meister wurde. Paul Breitner wollte nicht mehr auf den Betzenberg und uns die Punkte direkt per Post schicken. Wir sind der FCK, verdammt nochmal. Und wenn das der Preis für großartige Spiele gegen St. Pauli, den HSV oder Karlsruhe ist, dann verliere ich auch gerne mal in Sandhausen.


    Quelle: Treffpunkt Betze


    [Anm. d. Aut.: Am zweiten Oktober-Wochenende spielt der 1. FC Kaiserlautern in Hamburg gegen den HSV. Jeder Leser und jede Leserin, jeder Fan ist dann herzlich eingeladen, vor oder nach dem Spiel in der Landgang Brauerei – ganz in der Nähe des Volksparkstadions – vorbeizuschauen. Wer weiß, vielleicht ist der FCK dann schon auf dem Weg in die Bundesliga.]

    Diskussionsthema zum Artikel: Warum ich keinen Bock auf Relegation habe!


    Warum ich keinen Bock auf Relegation habe!

    Stand jetzt muss der FCK in der Relegation zwei Mal gegen Dresden spielen. Unser Redakteur Mitti erinnert sich mit einem weinenden Auge an das letzte Mal. Ein Kommentar der besonderen Art.


    Als der 1. FC Kaiserslautern das letzte Mal ein Relegationsspiel bestritt, feierte ich meinen Geburtstag. Dieser 27. Mai 2013 war trotz meiner Feier ein bedrückender Tag. Denn mir war bereits vorher klar, dass der FCK in diesem besagten Jahr nicht in die Bundesliga aufsteigen würde. Ich wusste es seit der fünften Minute, als beim Stand von 0:0 Mohamadou Idrissou im Kopfballduell an David Abraham abprallte, als wäre er ein E-Jugend-Spieler, der versucht eine Mercedes E-Klasse mit dem Gesicht aufzuhalten. David Abraham, Kevin Volland, Sejad Salihovic, Roberto Firminho. Das waren nur einige der Namen, gegen die die Roten Teufel in diesen beiden Finalspielen um den Aufstieg bestehen mussten. Ein ungleiches Duell also! Ein unfaires Duell? Nun ja, mit diesem einen Kopfballduell zwischen Idrissou und Abraham fing er jedenfalls an: Mein Hass auf die Relegation.

    Kleine Geschichtsstunde


    Vor dem Mai 2013 habe ich mich recht wenig mit der Relegation beschäftigt. Ja, ich hatte mitbekommen, dass einige Jahre zuvor der 1. FC Nürnberg Energie Cottbus - womöglich für immer - aus der Bundesliga prügelte. 5:0 lautete das Ergebnis, so hoch hat nie wieder ein Zweitligist die Relegation gewonnen. Aber wirklich beschäftigt habe ich mich mit dem 'Miniturnier' nie. So wusste ich damals nicht, dass das Konzept nicht neu war und dass es in den 80ern und sehr frühen 90ern schon einmal die Chance gab, in eine Relegation zu rutschen. Wie heute gewann auch damals in der Regel die höher klassierte Mannschaft. Aus zehn Relegationen gingen nur drei Zweitligisten siegreich hervor. Bayer 05 Uerdingen, der 1. FC Saarbrücken und spektakulär in einem Spiel drei – da noch kein Elfmeterschießen vorgesehen war – die Stuttgarter Kickers. Das höchste Ergebnis erzielten übrigens die Dortmunder, die in drei Spielen gegen Fortuna Köln elf Tore schossen. Dabei allein acht in Spiel drei.


    In der aktuellen Zeit sieht es für die Zweitligisten sogar noch düsterer aus. Nur drei Mal konnte der Drittplatzierte der zweiten Bundesliga aufsteigen. Zehn Mal durfte der Drittletzte der ersten Liga oben bleiben. Wieso ich diese Statistiken breit trete? Weil es in der allgemeinen Wahrnehmung Fußball-Deutschlands angesichts der Relegation so ist, dass die Mannschaft aus der unteren Liga meist chancenlos ist. Das stimmt auch, bis man die Relegationsduelle zwischen der zweiten und dritten Liga betrachtet. Denn auch hier gab es bisher 13 Duelle, bei denen sich jedoch neun Mal der Drittligist durchsetzen konnte. Neuneinhalb Mal, wenn man das unglaubliche Finish der Nürnberger vor zwei Jahren in Betracht zieht.

    Es sprach der Zweckpessimist


    In der Relegation hat der FCK also eigentlich gute Chancen, oder? „Es sei denn, es gibt ein frühes Gegentor wie gegen Wiesbaden und Dortmund“, sagt eine Stimme in meinem Kopf. „Dann Unruhe, gepaart mit fehlender Erfahrung. Und eine Niederlage im Hinspiel." Aber was, wenn es der ach so ruhmreiche pfälzische Traditionsverein gar nicht auf Platz drei schafft? Ja, das ist durchaus noch eine Möglichkeit. Eine weitere Niederlage im verfrühten Saisonfinale gegen Köln und zwei Siege der Münchner reichen, um dieses Szenario wahr werden zu lassen. „Dann dürfen die sich eben in Ostdeutschland prügeln." Dem FCK wiederum bliebe die Chance verwehrt, um in die zweite Liga aufzusteigen. Ein weiteres Jahr dritte Liga wäre uns weit vor meinem Geburtstag demnach gewiss.


    Saisons, die auf dem vierten Platz endeten, kennen Lautrer Anhänge zu Genüge. Hatten wir genug. Und die Tatsache, dass wir im nächsten Jahr obgleich unserer Verbandspokal-Schmach so oder so wieder im DFB-Pokal antreten können, wäre nur ein schwacher Trost. Der Zweckpessimist – und der ist verdammt groß – sieht eine Mannschaft, die wieder einmal zerbricht. Einen Kader, der wieder einmal einen Umbruch erlebt. Und eine Fangemeinde, die Ende Juli wieder total gehyped ist, egal was im Sommer passiert. Seit meinem Geburtstag 2013 wurde ich durchgehend enttäuscht. Wieso sollte es jetzt anders kommen? „Weil auf der anderen Seite eben nicht David Abraham, Kevin Volland und Roberto Firminho stehen“, sagt diesmal eine andere Stimme in meinem Kopf.

    Wie Villareal gegen die Bayern


    Sollte den Roten Teufeln der Einzug in die Relegation gelingen, wären sie nicht so chancenlos wie vor rund einem Jahrzehnt gegen Hoffenheim. Der FCK müsste es diesmal nicht mit späteren Pokalsiegern, Nationalspielern und Champions-League-Gewinnern aufnehmen. Dem FCK stünden Chris Löwe, Patrick Weihrauch und Tim Knipping gegenüber. Namen, vor denen man sich selbst unter den schlechtesten Umständen nicht fürchten müsste. Hinzu kommt, das die Dresdener seit dem 12. Dezember 2021 kein Zweitliga-Spiel mehr gewinnen konnten. Und letztlich sind sie nur dank einer relativ soliden Hinrunde und absolut unfähigen Kellermannschaften auf dem Relegationsplatz gelandet. Dem gegenüber steht ein 1. FC Kaiserslautern, der mit der besten Defensive der dritten Liga anreisen wird, begleitet von - in meinem Kopf - 20.000 Fans.


    Meine Prognose? Gegen Dresden würden wir zuhause gewinnen. In Dresden dürften die Lautrer nur nicht hoch verlieren. Unser wahres Endspiel haben wir allerdings in Köln. Und danach haben wir über zwei Wochen Zeit, um uns intensiv vorzubereiten. Marlon Ritter wird sich alle Dresden-Spiele in voller Länge reinziehen. Terrence Boyd wird mehr Mettbrötchen essen als je zuvor. Und Phillip Herrcher? Der muss eigentlich nichts machen, schließlich muss er nur gegen Chris Löwe ran, der immerhin schon einmal in der Relegation verlor.


    Quelle: Treffpunkt Betze