Horst Schömbs: „Das war eine Explosion der Gefühle“

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    Horst Schömbs: „Das war eine Explosion der Gefühle“

    Freude, Leid und Emotionen: Im Interview mit Treffpunkt Betze spricht Horst Schömbs über all das, was er in 28 Jahren als Lauterns Stadionsprecher erlebt hat.


    Hier ist Kaiserslautern, hier ist der Betzenberg.“ Wer diese Zeilen hört, bekommt nicht nur Gänsehaut, sondern befindet sich uffm Betze und wartet gespannt und voller Vorfreude auf den Anpfiff. Der Mann, der diese Zeilen alle zwei Wochen ausspricht, ist Horst Schömbs und seit 1994 auf Deutschlands höchstem Fußballberg als Stadionsprecher tätig. In seiner Zeit beim FCK erlebte er Champions League Auftritte, Meisterschaften und Abstiege. Er weiß, wie es ist, als Fan zu jubeln oder zu leiden wie ein Hund. Im Interview mit Treffpunkt Betze spricht er über besondere Erinnerungen, bleibende Verbindungen und über die Herausforderungen als Stadionsprecher.


    Treffpunkt Betze: Du bist seit 1994 als Stadionsprecher auf dem Betzenberg aktiv und damit ein echtes Urgestein der Roten Teufel. Wie wird man eigentlich zum Stadionsprecher? Bist Du von Natur aus ein extrovertierter Mensch, der gerne die Massen bewegt oder entwickelt sich eine solche Vorliebe nach und nach?


    Horst Schömbs: Ich habe natürlich wie viele andere auch klein angefangen. Meine Fußballkarriere war allerdings mit 22 Jahren beendet, weil ich körperlich einen Schuss machte und es dann einfach nicht mehr auf den Rasen bringen konnte. Ich habe damals bei meinem Heimatverein SpVgg Ingelheim aber auch im Vorstand mitgearbeitet, war zuständig für die Pressearbeit und zudem als Stadionsprecher aktiv - wenn man das überhaupt so sagen kann. Schon damals war im ‚Stadion Blumengarten‘ eine gute Anlage vorhanden, sodass gut hörbar war, wie jemand etwas rüberbringt. Und irgendwie hat das scheinbar ganz gut funktioniert. Zwei oder drei Jahre später bot mir Heinz Hinkel, der in seinen früheren Jahren im Nachwuchsbereich des FCK gearbeitet hat, die Moderation eines großen A-Jugend-Turniers in Gau-Odernheim an, an dem auch Nachwuchsteams aus der Bundesliga teilnahmen. Das war für mich damals ein sehr schönes Erfolgserlebnis und auch ein kleiner Ritterschlag. Ich habe das Angebot natürlich angenommen und dieses Turnier dann über viele Jahre hinweg als Sprecher begleitet.

    „Der Verein meines Vaters, mein Verein, wollte mich haben“


    Treffpunkt Betze: Und wie hast Du letztlich den Weg nach Kaiserslautern gefunden?


    Horst Schömbs: Einer der Vorstände der SpVgg Ingelheim wechselte 1989 zum SV Wiesbaden und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte mitzukommen. Ich habe mich dann nach etwa zehn Jahren in Ingelheim dazu entschieden, diese Aufgabe anzunehmen. Wiesbaden spielte damals in der Oberliga Hessen vor durchschnittlich etwa 400 Zuschauern. 1991 kam dann die Anfrage von Mainz 05, die in der zweiten Liga spielten. Dort blieb ich wiederum drei Jahre, bevor sich mein Traum verwirklichen sollte. Da mir die Liebe zum FCK eigentlich schon von meinem Vater vererbt wurde, hatte ich den FCK immer im Hinterkopf. Karl Schmidt, damaliger Schatzmeister des DFB und ehemaliger Nationalspieler des FCK, hatte den Lautrern damals den Tipp gegeben, dass „da jemand ist, denn sie vielleicht gebrauchen könnten.“ Norbert Thines lud mich daraufhin eine Woche vor Karneval im Jahr 1994 zu einer Gesprächsrunde ein. Die Möglichkeit zum FCK zu gehen war natürlich etwas ganz Besonderes. Der Verein meines Vaters, mein Verein, wollte mich haben. Die Mainzer verhielten sich mir gegenüber sehr fair und ließen mich ziehen. Ich war den Mainzern auch über Jahre hinweg noch freundschaftlich verbunden. Eine Rivalität zwischen Kaiserslautern und Mainz gab es damals nicht. Wenn ich ein Ergebnis von Mainz in Kaiserslautern durchsagte, und die Mainzer hatten gewonnen, hat das Stadion gejubelt. Der ursprüngliche Plan war, dass ich zur Saison 1994/95 beginnen sollte. Da mein Vorgänger aber schon früher als gedacht nicht mehr zur Verfügung stand, gab ich bereits am 12. März 1994 meinen Einstand auf dem Betzenberg.


    Treffpunkt Betze: Welche Erinnerungen hast du noch an diesen ersten Auftritt als neuer Stadionsprecher in Kaiserslautern?


    Horst Schömbs: Ich habe gute und schlechte Erinnerungen daran. Die Freude, das machen zu dürfen, war natürlich extrem groß. Aber es war auch eine riesige Herausforderung. Gemeinsam mit Udo Schuff sollte ich ein Sprecher-Duo bilden und die Spiele auf dem Betzenberg moderieren. Die Vorgabe war rauszugehen, nichts Spektakuläres zu tun und sich ganz langsam an das Publikum heranzutasten, das ja noch völlig überrascht davon war, dass Udo Scholz nach all den Jahren nicht mehr da war. Das ist uns nur bedingt gelungen und die Westkurve empfing uns nicht gerade mit offenen Armen. Wie sich herausstellen sollte, ließ sich die Idee vom Sprecher-Duo auch nicht wie angedacht verwirklichen. Die Aufgabenbereiche von Udo und mir wurden später getrennt. Udo Schuff war als DJ für die Stadionmusik verantwortlich, ich für die Moderation. Eine Konstellation, die deutlich besser funktionierte und letztlich auch Anklang beim Publikum finden konnte.

    „Ich leide wie alle Fans, weil auch ich Fan bin“


    Treffpunkt Betze: Nun gehst Du in Dein 29. Jahr als Stadionsprecher. Du hast alle Höhen und Tiefen des Vereins hautnah erlebt. Von Champions League bis Abstiegskampf in der dritten Liga war alles dabei. Mit welchen Gefühlen schaust du auf Deine bisherige Zeit beim FCK zurück?


    Horst Schömbs: Mit ganz vielen Gefühlen eigentlich. Aber immer mit dem ganz besonderen Gefühl, dass es für mich der größte Verein ist, für den ich etwas moderieren kann. Ich leide wie alle Fans, weil auch ich letztlich Fan bin. Ich bin durch alle Höhen mit den Fans gegangen, habe gejubelt und gefeiert. Ich habe in vielen Situationen aber auch gelitten wie ein Hund. Aber es ist immer dieses besondere Gefühl geblieben, es ist immer ein besonderer Verein geblieben. Und das trotz aller Schwierigkeiten, die es in all den Jahren gab. Nach dem Abstieg 1996 ging es nur bergauf, dann ging es lange nur bergab. Dann kam Stefan Kuntz, mit ihm ging es wieder bergauf und dann ging es wieder bergab. Letzte Saison ging es dann fast ganz bergab. Und jetzt haben wir alle wieder Hoffnung, dass es in eine gute Richtung geht. Es ist ein Wechselbad der Gefühle. Das ist bei vielen Traditionsvereinen so gewesen, bei uns vielleicht aber ganz besonders extrem.


    Treffpunkt Betze: Gibt es im Rückblick dieser 28 Jahre Ereignisse oder Spiele, die für Dich in besonderer Erinnerung geblieben sind?


    Horst Schömbs: Ja, das Abstiegsfinale gegen den 1. FC Köln im Jahr 2008. Wir hatten wochenlang um diese Chance gekämpft und waren eigentlich schon abgeschlagen. Wenn Stefan Kuntz damals nicht zum FCK gekommen wäre und nicht mit seiner Herzblut-Kampagne für eine Aufbruchstimmung gesorgt und der Mannschaft durch seine Persönlichkeit Kraft und Halt gegeben hätte, hätten wir es nicht geschafft. Aber wir hatten dieses Finale und ich habe zwei Tage vorher schon nicht mehr schlafen können. Im Stadion war es relativ ruhig. Ich werde nie die 69. Minute vergessen, in der Patrick Helmes den Innenpfosten traf, der Ball knapp an der Torlinie vorbei trudelte und nicht rein ging. Im Gegenzug schoss Josh Simpson das 1:0. Das war eine Explosion der Gefühle, ich kann das überhaupt nicht beschreiben. Keine Meisterschaft war intensiver für mich. Selbst die Weltmeisterschaft, die ich moderieren durfte, war nicht so intensiv. Es ist dieser eine Moment, den ich nie vergessen werde. Marcel Ziemer hat dann noch zwei Tore geschossen und wir haben die Klasse gehalten. Wir sind im Anschluss mit dem Bus ins Krankenhaus gefahren, haben Josh Simpson abgeholt, der sich im Spiel noch schlimm verletzt hatte. Wir sind in die Stadt runtergefahren und du hast nur Menschen gesehen. Überall jubelnde Menschen – und das beim Klassenerhalt in der zweiten Liga. Wer es bis dahin noch nicht wusste, dem war ab dem Moment klar, was dieser Verein für eine Kraft hat, was dieser Verein für eine Mentalität hat, wie viele Menschen diesen Verein lieben und alles bereit sind zu tun. Man dachte, wir wären gerade Deutscher Meister geworden. Das sind Momente, da bekomme ich jetzt noch eine Gänsehaut.


    Treffpunkt Betze: Das verdeutlicht einmal mehr, wie groß die Fanbase ist, die hinter diesem Verein steckt.


    Horst Schömbs: Absolut. Die Fans sind das große Kapital dieses Vereins. Ohne sie wäre der FCK bei weitem nicht das, was er ist.

    „Das klassische Lampenfieber habe ich nicht mehr“


    Treffpunkt Betze: Hast Du eine ungefähre Vorstellung, wie viele Spieler und Trainer in Deiner Zeit als Stadionsprecher gekommen und gegangen sind?


    Horst Schömbs: Wenn ich ehrlich bin, habe ich das nie nachgerechnet. Ihr etwa?


    Treffpunkt Betze: Tatsächlich ja. Es waren 417 Neuzugänge, 421 Abgänge und 26 verschiedene Trainer, wobei die Interimslösungen nicht mitgezählt sind. Haben sich da auch Freundschaften oder andere bleibende Verbindungen gebildet?


    Horst Schömbs: Oh ja, absolut. Es gibt sehr viele Kontakte, die noch bestehen. Ich habe beispielsweise immer noch regen Kontakt zu Hany Ramzy, zu Erik Jendrisek, zu Martin Wagner, zu Andy Buck oder auch zu Miro Klose. Auch zu aktuellen Spielern wie Timmy Thiele oder Alex Winkler habe ich einen sehr guten Draht. Ein ganz enges Verhältnis pflege ich auch mit Dominique Heintz, der ein guter Freund von mir ist. Man lernt ganz viele Menschen kennen und oft sind diese Bekanntschaften von sehr viel gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Wertschätzung geprägt.


    Treffpunkt Betze: Bist Du denn nach all den Jahren noch nervös, bevor es an einem Spieltag losgeht?


    Horst Schömbs: Das klassische Lampenfieber habe ich nicht mehr. Aber in Phasen wie jetzt ist die Nervosität aus sportlicher Sicht maximal. Ich bin immer froh, wenn ein Spieltag vorbei ist, wir gewonnen haben und ich eine Woche Zeit habe. So wie jeder andere Fan wahrscheinlich auch.


    Treffpunkt Betze Redakteur Dirk gemeinsam mit Horst Schömbs in seiner privaten "Bar des Teufels" Treffpunkt Betze Redakteur Dirk gemeinsam mit Horst Schömbs in seiner privaten "Bar des Teufels"


    Treffpunkt Betze: Du bist nicht nur seit 28 Jahren Stadionsprecher, du hörst auch seit 28 Jahren das "Betzelied". Langweilt Dich das nicht allmählich?


    Horst Schömbs: Nein, überhaupt nicht. Es ist einfach unser Lied. Egal ob es in der heutigen Zeit etwas altmodisch klingt, wobei altmodisch ja auch nichts Negatives sein muss. Wenn heute einer sagen würde, wir haben da was Besseres, einen echten Knaller, das würde keiner wollen. Die Leute wollen das Betzelied und das ist auch gut so.

    Maximales Engagement, maximale Emotionen


    Treffpunkt Betze: Was sind die besonderen Herausforderungen als Stadionsprecher? Oder anders gefragt: Was versuchst du, in dem was du tust, zu bewirken?


    Horst Schömbs: Ich versuche immer maximale Emotion rüberzubringen. Ich versuche aber auch, und das ist für mich die oberste Maxime, Gäste immer wie Gäste zu behandeln. Für mich gibt es keine Gegner. Ich glaube, dass das ganz wichtig ist. Im Sport sind viele Dinge verloren gegangen, aber wir müssen Respekt voreinander haben. Egal, welche Mannschaft spielt, ob ich sie mag oder nicht mag, ich versuche immer den nötigen Respekt entgegenzubringen. Aber natürlich muss auch Emotion ins Stadion gebracht werden. Jeder muss spüren, dass er in Kaiserslautern ist. Jeder muss spüren, dass das keine normale Moderation ist. Und jeder muss spüren, dass da ein Stadionsprecher steht, der alles raushaut, was er raushauen kann. Wenn ich mit mittlerweile 65 Jahren nach einem Spiel nach Hause fahre, ist der Abend gelaufen. Die Kraft ist dann weg. So wie alle von der Mannschaft das maximale Engagement erwarten, können die Fans und der Verein auch erwarten, dass ich maximales Engagement zeige. Das ist für mich die oberste Maxime.


    Treffpunkt Betze: Zuletzt gab es immer wieder Schweigeminuten und damit verbunden auch besondere Ansprachen. Wie schaffst Du es, permanent diese Souveränität in der Stimme zu behalten? Diese Momente dürften doch besonders schwierig sein?


    Horst Schömbs: Das ist es auf jeden Fall. Gerade bei Horst Eckel oder Ronnie Hellström, zu denen ich ein ganz enges Verhältnis hatte und deren Tod mich sehr getroffen hat, fiel mir das schwer. Aber in diesen Momenten muss ich Profi sein. Es geht dann darum, die Person zu würdigen, da kann ich nicht mit meiner Stimme zucken. Auch wenn es bestimmt nicht immer leicht ist. Manchmal kann man es nicht zu einhundert Prozent beeinflussen, aber ich versuche es so gut wie möglich hinzubekommen.


    Treffpunkt Betze: Der DFB hat zur Saison 2012/2013 ein „Handbuch für Stadionsprecher & Platzansager“ herausgebracht. Neben diversen Hinweisen zu Sicherheitsvorgaben sind auch Mustertexte zum Umgang mit Szenarien verschiedener Art enthalten. Greifst Du als „alter Hase“ manchmal auf diese Formulierungsbeispiele zurück oder hast Du jederzeit die richtigen Ansagen parat?


    Horst Schömbs: Ihr seid gut informiert, das muss ich sagen. Dieses Handbuch habe ich mitentworfen. Es ging hierbei allerdings mehr darum, Platzansager und Stadionsprecher in den unteren Ligen einen gewissen Leitfaden an die Hand zu geben. Die meisten regeln das zwar mit ihren eigenen Worten, aber so eine gewisse Orientierung, wie man in verschiedenen Situationen reagieren soll, ist sicher nicht schlecht. Bei einem Bombenalarm im Stadion beispielsweise, muss ich wissen, dass ich die Menschen ruhig und sachlich informieren muss. Ich muss versuchen den Druck rauszunehmen und die Menschen durch die Situation zu begleiten, wenn sie einen Block oder das Stadion verlassen müssen. Wir wollten ein paar Tipps geben, wie man mit solchen Situationen umgehen kann und haben auch ein paar Texte entworfen, um den Leuten, die damit normalerweise nichts zu tun haben, eine kleine Hilfestellung zu geben. Das Handbuch soll zwar unterstützen, aber es ist natürlich kein Allheilmittel. Ich muss wissen, dass ich als Sprecher die Verantwortung für die Großveranstaltung trage. Das heißt, ich muss Acht geben, was ich sage. Ich kann Emotionen rüberbringen, das ist wichtig, aber ich muss auch eine Sensibilität für alles haben, was in einem Stadion passiert. Ich versuche nie, Fans zu belehren. Wenn beispielsweise Bengalos abgebrannt werden, versuche ich die Dinge mit möglichst wenig Emotion, aber eben auch mit einer gewissen Klarheit zu regeln. Das kann zum Beispiel der ganz einfache Hinweis sein, dass mit dem Verhalten nur dem eigenen Verein geschadet wird. Aber eben nicht mit erhobenem Zeigefinger, nicht belehrend. Das sind solche Dinge, die wir mit dem Handbuch vermitteln wollten.

    „Es bringt nichts, Schuldige zu suchen“

    Treffpunkt Betze: Der Betzenberg hat sich spätestens mit dem Umbau zum WM-Stadion im Vergleich zu den 90er Jahren massiv verändert. Wie viel von der alten Betze-Atmosphäre, dem Gefühl von damals, steckt eigentlich noch im heutigen Stadion? Denn von außen betrachtet könnte man sagen, dass alles viel größer geworden ist und dadurch auch Atmosphäre und Strahlkraft verloren gegangen sind.


    Horst Schömbs: Im Nachhinein ist man immer schlauer. Diese Weltmeisterschaft wollten damals alle. Das Land, die Stadt, der Verein, die Fans, alle! Dass das Vorhaben letztlich viel teurer geworden ist als geplant, ist natürlich schlecht. Dass das Stadion für die Verhältnisse in Kaiserslautern vielleicht auch überdimensioniert ist, wenn man nicht in der ersten Liga spielt, ist auch klar. Aber jeder wollte die WM und es ist jetzt auch nicht gut, Schuldige zu suchen. Wir müssen mit der Situation umgehen, wie sie ist. Im Nachhinein betrachtet war die Entscheidung falsch. Aber man trifft eine Entscheidung zu einem Zeitpunkt, wo man die Entscheidung treffen muss. Und zu dem damaligen Zeitpunkt wollten alle die Entscheidung pro WM. Wenn wir heute 35.000 Zuschauer im Stadion haben und die Leute sehen, da unten wird gefightet, dann hast du natürlich eine Atmosphäre, die mega ist. Ich würde nicht sagen, wir hatten früher eine bessere Atmosphäre, aber in dem kleineren und kompakteren Stadion war es eine andere. Aber wenn man schaut, was gegen Havelse mit 20.000 Zuschauern für eine Stimmung war, dann ist das großes Kino. Dann weißt du auch, welche Kraft dieser Verein besitzt.


    Treffpunkt Betze: Co-Trainer Frank Döpper sagte vor wenigen Tagen, er habe in einer Mannschaft noch nie eine solche Kameradschaft erlebt. Wie nimmst Du die Mannschaft in dieser Saison wahr?


    Horst Schömbs: Ich nehme es genauso wahr wie Frank Döpper. Wir unterhalten uns oft vor dem Spiel im Raum des Zeugwarts. Meistens sind wir zu dritt, Frank raucht eine Zigarette - Wolle Wittich und ich rauchen keine. Und man unterhält sich so, auch über die Mannschaft. Am letzten Spieltag gegen Havelse war es lustig. Frank fragte mich, wen ich nach dem Spiel im Interview habe (Anm. d. R.: Nach den Heimspielen findet in der VIP-Lounge ein Spieler-Interview statt)? Beim letzten Mal war es Alex Winkler. Dann hat Döpper gesagt: „Du Horst, ich kann dir nur sagen, der Spieler ist eigentlich der Profi schlechthin für mich. Der ist ein absoluter Vorzeigeprofi. Charakterlich einwandfrei, unheimlich engagiert, gibt alles.“ Fand ich ganz toll und es freut mich besonders für ihn, weil er ein super Typ ist, der immer alles gibt und der um die Chance beim FCK zu spielen, gekämpft hat. Bei ihm ist im letzten Jahr sicherlich nicht alles so gut gelaufen wie bei vielen anderen. Dass er jetzt so eine Saison spielt, das gönne ich ihm von Herzen.


    Treffpunkt Betze: Während Marco Antwerpen von Spiel zu Spiel denkt, wird der mögliche Aufstieg dennoch immer greifbarer. Wie blickst du als Fan aber auch als Stadionsprecher auf den Aufstiegskampf und die letzten Partien in dieser Saison?


    Horst Schömbs: Ich bin unheimlich nervös. Ich bin immer froh, wenn ein Spiel vorbei ist und wir gewonnen haben. Ich bin halt auch Fan und ich will, dass dieser Verein mindestens zweite Liga spielt. Und ich will, dass die Fans, die in den letzten Jahren so für den Verein gekämpft haben, ein Erfolgserlebnis haben. Natürlich hat man im Hinterkopf, dass das Saisonende naht und die Chance da ist. Aber ich finde die Herangehensweise von Marco Antwerpen völlig richtig. Wir müssen von Spiel zu Spiel denken und dann schauen, wo wir landen.


    Treffpunkt Betze: Hast Du schon über Dein „Karriereende“ nachgedacht? Oder bleibst Du so lange dabei, bis der FCK wieder da ist, wo er 1994 war – in der Bundesliga und im Europa-Cup?


    Horst Schömbs: Das ist eine gute Frage. Ich bin jetzt 28 Jahre dabei, bin 65 Jahre alt. Ich möchte nicht irgendwann aus dem Stadion herausgehen und die Leute sagen: „Gott sei Dank ist er jetzt endlich weg.“ Aber ich sage es mal so: Wenn ich gesund bleibe, mach ich die 30 Jahre voll und dann muss ich sehen, ob es das dann war oder ob ich noch ein Jahr dranhänge. Aber es ist überschaubar.


    Treffpunkt Betze: Wir danken Dir für das Gespräch und wünschen Dir weiterhin viele besondere und prägende Momente mit dem FCK.


    Quelle: Treffpunkt Betze